ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Der Tal Blitz-Cup
Von Misha Savinov
Der Tal Blitz-Cup 2006 ist mit Abstand das eindrucksvollste Blitzturnier nicht
nur des Jahres, sondern auch des Jahrhunderts. Eine Reihe von Weltklassespielern
schied bereits während des Qualifikationsturniers aus. Meiner Ansicht nach wäre
Rustam Kasimdzhanov eine gute Ergänzung der Finalteilnehmer gewesen, aber er
verlor ein Mini-Match gegen Bologan, wonach er nicht mehr zu den besten sechs
gehörte. Alexey Dreev führte nach Tag 1, aber die Blitzstärke wechselt von Tag
zu Tag und Dreev bildete in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Sergey Karjakin
startete hingegen langsam und hatte nach acht Runden nur bescheidene 50% auf
dem Konto, aber legte dafür an Tag 2 gewaltig zu.
Die selbstbewussteste Vorstellung lieferte Baadur Jobava ab. Der Georgier erzählte
mir vor Beginn des Turniers, dass er nur wenig Blitzerfahrung hat und machte
sich Sorgen, dass ihm besondere Blitzfähigkeiten fehlen. Nun gut, er versuchte
das zu kompensieren, indem er extrem schnell zog und so schnell wie möglich
auf die Uhr hämmerte, weshalb es kein ungewöhnlicher Anblick war, wenn Jobava
nicht nur Zeitvorteil, sondern auch bessere Stellungen hatte…
Der Elo-Favorit des Qualifikationsturniers, Teimour Radjabov, wirkte ein wenig
unsicher. Er war den meisten seiner Gegner deutlich voraus, sowohl an schachlichem
Können als auch an Blitzerfahrung, aber seine Nervosität war offensichtlich.
Zum Glück für den Großmeister aus Aserbaidschan behielt er während der kritischen
Momente des Kampfes seine Nerven im Griff und schaffte es schließlich ins Finale.
Keiner der drei anderen drei qualifizierten Spieler stellte eine besonders eindrucksvolle
Kraft im Blitzen dar. Natürlich sind Bologan, Jakovenko und Timofeev sehr starke
Spieler, aber ihr Erfolg im Blitzschach kam etwas überraschend. Wahrscheinlich
lag die Zeitkontrolle mit dem Zuschlag von zwei Sekunden pro Zug Schachspielern
mehr als den Blitzhaien. Ich sollte hier enttäuscht ergänzen, dass sich Jakovenko
qualifiziert hat, indem er in den letzten vier Runden vier vorher vereinbarte
Remis spielte. Stolz teile ich meine Enttäuschung mit Vishy Anand, der im Spielsaal
vorbeischaute, weil er ein paar wirkliche Kämpfe in den Schlussrunden erwartete.
Doch wer sich die begehrten Plätze ohne Kampf sichern konnte, dachte nicht zwei
Mal darüber nach.
Hier nun ein paar Beobachtungen, die während der zwei Tage des Qualifikationsturniers
entstanden sind.
Karjakin und Sutovsky treffen in der ersten Runde aufeinander. Ihnen erging
es im Turnier gänzlich unterschiedlich: Ersterer wurde geteilter Erster, Letzterer
geteilter Letzter.
Rustam Kasimdzhanov spielte den Großteil des Turniers an den Spitzenbrettern,
aber… (beim Spiel gegen Korotylev)
Max Dlugy und Kiril Georgiev - unter den Besten im ICC zu sein ist nicht genug
Ich war überrascht zu sehen, dass Teimour Radjabov während seiner Blitzpartien
bis zu 10 Sekunden über einen Zug nachdachte!
Potkin gegen Eljanov - dieses Foto muss mit einer Geschichte ergänzt werden!
Auf dem Foto sehen wir die Stellung, in der in ihrer ersten Partie Remis vereinbart
wurde. Potkin, Freund und Sekundant von Aronian, prüfte Eljanov, den Sohn des
Verlegers der Bücher von Mark Dvoretsky, in einer Standardstellung Turm + Bauer
gegen Turm, die ein paar Tage zuvor in der Partie Aronian-Carlsen auf dem Brett
gestanden hatte. Eljanov verteidigte sich natürlich leicht. Dann brachten die
Spieler die Figuren wieder in die Grundstellung und wechselten die Plätze. Potkin
stellte den weißen König nach d1 und die weiße Dame nach e1 und spielte mit
Schwarz. Es ist schwer zu sagen, ob das mit Absicht geschah, aber die Eröffnung,
die er wählte, war definitiv darauf ausgerichtet, diese ungewöhnliche Aufstellung
der Figuren auszunutzen. Nach …cxd4 berührte Eljanov seine Figur auf d1 und
- 'König muss ziehen!' Der Ukrainer musste Kc2 spielen und sein Springer auf
c3 fiel. Die Partie war vorbei. Danach erinnerte der Schiedsrichter die Spieler
stets daran, die Ausgangsstellung zu prüfen, bevor sie die Uhr in Gang setzten.
Joel Lautier ist nach Moskau gezogen, um für ein französisches Unternehmen zu
arbeiten und hat Schach eigentlich aufgegeben - aber nicht Blitz! Bis zur allerletzten
Minute der letzten Runde war er dabei …
Vlad Tkachievs Form war nicht die allerbeste
Bologan und Volkov machen von ihren Königen regen Gebrauch
Bu erreichte eine theoretisch gewonnene Stellung in einem Endspiel T+L gegen
T, aber verbrauchte dafür zu viel Zeit und Radjabovs Remisreklamation wurde
angenommen
Anand ist über Jakovenkos Einstellung überrascht
Schließlich noch ein Fall, wo alle sich wie Gentlemen verhielten - niemand reklamierte
unmöglichen Zug, als die mysteriöse Figur von c8 nach g4 zog
Diese Jungs haben etwas zu besprechen - Dlugy, Karjakin, Anand
Ein wilde Mischung aus Ex-Weltmeistern, Großmeistern, Trainern, Amateurzuschauern
und sogar Polizisten
Karjakin schlägt Lautier, weil er es muss, um sich zu qualifizieren
Der Tal Blitz Cup war ein beeindruckendes 34-rundiges Jeder-gegen-Jeden Turnier.
Der Elo-Durchschnitt dieses Turniers nach Berücksichtung der qualifizierten
Spieler betrug 2708! Vishy Anand und Judit Polgar waren die am wenigsten erschöpften
der Teilnehmer. Natürlich erhielt auch Anatoly Karpov eine Einladung, aber heutzutage
ist sein Tagesplan extrem straff organisiert, so dass er sich weder vorbereiten
noch ausruhen konnte. Die anderen 15 Spieler hatten entweder am Gedenkturnier
teilgenommen, sich qualifiziert oder waren ziemlich erschöpft.
Shakriyar Mamedyarov, der im Tal Memorial 9 Remis gemacht hatte, war zum Auftakt
nicht zu stoppen. Acht Siege in Folge, darunter ein sehr leichter gegen Anand
- das war schon etwas! In der zweiten Hälfte ging Shakh jedoch die Puste aus
und er trudelte zu unserer großen Überraschung in der Tabelle immer weiter nach
unten.
Ein relativ schlechter Start von of Judit Polgar, Alexander Morozevich und Anatoly
Karpov warf sie aus dem Rennen. Bald bildete sich eine Favoritengruppe: Anand,
Mamedyarov und Aronian lagen vorne, Svidler und Radjabov folgten mit etwas Abstand.
Magnus Carlsen und Sergey Karjakin hatten ebenfalls einen guten Start.
Die Fortschrittstabelle Tag 1:
Mamedyarov, S | 2728 | 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 8.0 8.5 9.5 9.5 9.5 10.5 10.5 11.5 12.0 |
Karjakin, Sergey | 2672 | 1.0 1.0 1.0 1.0 2.0 2.5 2.5 3.0 4.0 5.0 6.0 6.0 7.0 8.0 8.5 9.0 10.0 |
Morozevich, Alexander | 2747 | 1.0 1.0 1.0 2.0 2.0 2.0 2.5 2.5 3.5 4.5 5.0 5.0 5.0 6.0 6.0 6.5 7.0 |
Aronian, Levon | 2741 | 1.0 2.0 3.0 3.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 9.5 10.0 10.5 10.5 11.5 12.0 |
Grischuk, Alexander | 2710 | 1.0 1.5 2.0 3.0 3.0 3.5 4.0 4.0 5.0 5.0 6.0 7.0 8.0 8.0 8.0 8.0 8.0 |
Bologan, Viktor | 2659 | 0.0 0.0 0.0 0.0 0.0 0.0 1.0 2.0 2.0 3.0 3.5 4.0 4.5 5.0 5.5 6.0 6.5 |
Ponomariov, Ruslan | 2703 | 0.5 0.5 1.5 2.0 2.0 3.0 3.0 3.5 3.5 3.5 3.5 4.0 5.0 5.5 6.5 7.5 7.5 |
Timofeev, Artyom | 2662 | 0.0 0.5 1.5 1.5 2.0 2.0 2.5 2.5 2.5 2.5 2.5 2.5 3.0 3.5 3.5 3.5 4.0 |
Svidler, Peter | 2750 | 0.5 0.5 1.5 2.0 2.5 3.5 4.5 5.5 6.5 6.5 7.0 7.5 7.5 8.0 8.0 9.0 9.5 |
Carlsen, Magnus | 2698 | 0.5 1.0 1.5 1.5 2.0 3.0 4.0 4.5 5.5 6.0 6.0 7.0 7.5 8.5 9.0 9.0 9.5 |
Anand, Viswanathan | 2779 | 1.0 2.0 2.5 3.0 4.0 5.0 6.0 6.5 7.0 8.0 8.0 9.0 10.0 10.5 11.5 12.0 13.0 |
Karpov, Anatoly | 2668 | 0.5 1.0 1.0 2.0 2.0 2.0 2.5 2.5 3.0 3.0 3.5 4.5 4.5 4.5 5.5 6.5 7.0 |
Leko, Peter | 2741 | 1.0 2.0 2.0 2.5 3.0 3.0 3.5 3.5 4.0 5.0 5.5 5.5 6.5 6.5 7.5 7.5 8.5 |
Polgar, Judit | 2710 | 0.0 1.0 1.0 2.0 2.5 2.5 2.5 3.5 4.0 4.0 4.0 5.0 5.0 5.0 5.5 6.0 6.5 |
Jakovenko, Dmitry | 2671 | 0.0 0.5 1.5 2.0 2.5 2.5 2.5 3.0 3.5 3.5 4.5 4.5 4.5 5.5 6.5 7.0 7.5 |
Gelfand, Boris | 2733 | 0.0 0.0 0.5 1.5 2.5 3.5 3.5 4.0 4.5 5.5 6.0 6.0 7.0 7.5 8.5 8.5 8.5 |
Jobava, Baadur | 2650 | 0.0 1.0 1.0 1.0 2.0 2.0 2.5 2.5 2.5 2.5 3.0 4.0 5.0 5.0 5.0 5.0 5.5 |
Radjabov, Teimour | 2729 | 0.0 0.5 1.5 2.0 3.0 4.0 4.0 5.0 5.0 6.0 6.5 7.5 7.5 8.0 9.0 10.0 10.5 |
Am zweiten Tag baute Vishy seine Führung in Ruhe aus, während
Levon sich abmühte, um das Tempo des Inders halten zu können. Shakhriyar fiel
hoffnungslos zurück. Der Endstand kristallisierte sich schon ein paar Runden
vor Schluss heraus. Anand hätte den Sieg schon eher sicherstellen können, wenn
er gegen Karjakin nicht die Dame eingestellt hätte. Peter Svidler hätte den
dritten Platz nicht mit Teimour Radjabov teilen müssen, aber war der Leidtragende
eines "Berührt-Geführt" Vorfalls gegen Ponomariov. Der Ukrainer nahm einen seiner
Züge zurück und Peter beschwerte sich vergeblich. Tatsächlich wurde die Partie
von einer Webcam aufgezeichnet, aber Svidler war so enttäuscht, dass er die
Möglichkeit eines offiziellen Protests ausschloss.
Ich muss zugeben, dass es unmöglich ist, die Spannung zu vermitteln, die man
als Zuschauer eines solch hochkarätigen Blitzturniers miterlebt. Jeder von Ihnen,
für den sich Schach nicht nur auf die subtile Analyse und andere Formen der
Nalimov Tablebases beschränkt, versteht, was es heißt, zwischen, sagen wir,
Anand-Svidler und Morozevich-Grischuk wählen zu müssen, von Karjakin-Karpov
am nächsten Tisch gar nicht zu reden. Spieler mit außerirdischen Fähigkeiten
stellen ihre Figuren ein, teilen hübsche taktische Schläge aus, zeigen ausgezeichnetes
technisches Können und wenden ein paar Washington Square-Zockertricks an. Zum
Beispiel zog Grischuk in seiner Partie gegen Radjabov seine Dame nach d5, bot
dort Damentausch an, doch ohne dass er sie aus der Hand gelassen hätte, landete
sie auf h6, wo sie einzügig Matt drohte! Ich habe versucht, ein paar Partien
mit meiner Kamera aufzunehmen und werde sie irgendwann irgendwo veröffentlichen,
wahrscheinlich auf der Webseite des Russischen Schachverbands (oder auf YouTube).
Diese wackligen Amateuraufnahmen können einen vagen Eindruck davon vermitteln,
was im Zentralen Schachklub während des Tal Blitz Cups geschah. Allerdings ist
das selbst für mich nur ein schwacher Trost. Solche Turniere müssen professionell
aufgenommen werden. Wenn wir die Spannung zeigen wollen, die Schach erzeugen
kann, dann müssen wir einen professionellen Regisseur anstellen und daraus einen
Film machen. Ich kann Ihnen versichern, dass dies die Mühe wert ist.
Anatoly Karpov war vor der Auslosung angespannt, aber nachdem er seine Lieblingszahl
12 zog, entspannte er sich
Vishy wird hier noch viele 'Einser' mehr haben…
Das Duell der Aserbaidschaner in der ersten Runde endete zugunsten Mamedyarovs
Der sanfte Händedruck und die eiserne Faust von Peter Svidler
Routine-Blitz, nichts Besonderes
Anand und Aronian waren die konstantesten Spieler
Mamedyarovs Stärke ist die Fähigkeit, Komplikationen herbeizuführen
Das Treffen der Generationen
Trockener Ponomariov
Gelfands Einstellung im Blitz war die gleiche wie im klassischen Schach - die
Suche nach dem besten Zug!
Mann, war das ein Durcheinander!
In der zweiten Hälfte fing Mamedyarov an, taktische Tricks zu übersehen
Beobachter sind überrascht, den Vize-Premierminister in der zweiten Reihe zu
sehen
Anatoly Karpov wirkte am Ende des Turniers beinahe erschöpft
Eine kaukasische Ecke
Die Mädchen drückten Judit die Daumen und fragten sie nach einem Autogramm
Peter Svidler tut nichts, was seinem Karma schaden könnte
Vishy Anand mit dem ersten Preis
Und es ist klar, welche Gesellschaft er am liebsten mag!