Fotos: Lennart Ootes, Austin Fuller, Spectrum Studios
In der gestrigen 3. Runde des Sinquefield Cups in St. Louis gab es zum ersten Mal im Turnier keinen Sieger: Alle fünf Partien endeten remis. Ungeachtet des Ausgangs der Partien boten die Spieler aber praktisch an allen Brettern unterhaltsames und interessantes Schach.
Levon Aronian brachte in der Italienischen Partie ein Figurenopfer auf f2, wie man es aus einer Variante des Offenen Spaniers kennt. So war überrascht, organisierte aber genügend Gegenspiel.
Wesley So
Levon Aronian
So-Aronian
Veselin Topalov und Maxime Vachier-Lagrave lieferten sich eine Theorieduell in einem langen Abspiel der Najdorf-Variante. Erst im 26. Zug wurden die letzten Vorbilder verlassen. Einen Zug später stellte Topalov einen Bauern ein, hatte aber das Glück, dass der Franzose später die allerbeste Fortsetzung verpasste.
Maxime Vachier-Lagrave
Topalov-Vachier Lagrave
Auch Anand und Nakamura lieferten sich ein Theorieduell. Der US-Amerikaner bereicherte ein Abspiel im verzögerten Keres-Angriff der Najdorfvariante (6.h3) mit einer neuen Idee.
Hikaru Nakamura
Anand-Nakamura
Anish Giri spielte gegen Ding Liren
Ergebnisse der 3. Runde
Name
|
Rtg
|
Res.
|
Name
|
Rtg
|
Wesley So |
2771
|
½-½
|
Levon Aronian |
2784
|
Anish Giri |
2769
|
½-½
|
Ding Liren |
2755
|
Viswanathan Anand |
2770
|
½-½
|
Hikaru Nakamura |
2791
|
Veselin Topalov |
2761
|
½-½
|
M. Vachier-Lagrave |
2819
|
Peter Svidler |
2751
|
½-½
|
Fabiano Caruana |
2807
|
Partien von Runde 1 bis 10
Nach der Runde befragte Yasser Seirawan Anand über die Entwicklung des Schachs in den letzten Jahren:
Yasser Seirawan: Im Laufe deiner Karriere, die mehrere Generationen überbrückt, hast du klassisches Schach und modernes Schach erlebt. Kannst du den Zuschauern etwas darüber berichten. Sind die heutigen Spieler dadurch, dass Schach dynamischer geworden ist, gezwungen, mehr zu rechnen? Früher sagte man einfach: Ah, ein Isolani, und wusste, was zu tun ist.
Vishy Anand: Ja, viele Dinge haben sich weiter entwickelt. Heutzutage ist alles so... taktisch. Entweder etwas funktioniert oder eben nicht. Das ist vielleicht der größte Unterschied, an den man sich gewöhnen muss. Das musste ich auch lernen. Züge, die hässlich aussehen, sind vielleicht in Wirklichkeit sehr stark und andere, die stark aussehen, sind es nicht. ich würde nicht sagen, dass wir alle klassischen Prinzipien über Bord geworfen haben, aber es gibt unglaublich viele Nuancen im Schach. Diese alle zu kennen, ist eine große Aufgabe. Ich frage mich, wie ich mich zum Beispiel mit Polugajewsky über Schach unterhalten würde.
YS: Genau!
VA: Wenn wir jemals zusammen säßen und uns unterhalten würden, das wäre wahrscheinlich ziemlich verwirrend.
YS: (Lacht)
Maurice Ashley: Besonders für ihn.
VA: Für ihn, ja. Wir haben uns früher gefragt, wie Morphy wohl das Schach der 1960er Jahre gesehen hätte, aber der Unterschied des heutigen Schachs zu den 1960er Jahren ist viel größer. Am Ende haben wir heute fünf Remis in fünf Partien, aber wenn man genauer hinsieht, gab es keinen Mangel an Kampfgeist, höchstens einen Mangel an Fehlern, die das Boot hätten kentern lassen können.
Giri analysiert am Bildschirm mit Ding Liren und Tatev Abrahamyan
Stand nach 3 Runden
Bedenkzeitregelung:
2 Stunden für 40 Züge, 30 min für den Rest der Partie. Ab Zug 41 gibt es zusätzlich 30 Sekunden für jeden Zug.
Preisfonds:
300.000 US-Dollar
Turnierseite
Internetpräsenz der Grand Chess Tour