St. Pauli Open: Ein Zwischenbericht
Text und Fotos: Andreas Albers
In Sachen Turnierorganisation ist St. Pauli immer noch erstklassig!
Schlange stehen vor dem Turnierauftakt…., nein, zeitgleich ist Saisonauftakt
und Autogrammstunde der Profifussballer
Irgendwie lockt Fußball mehr Zuschauer an
Mit einer ganzen Reihe von Überraschungen ist das 2. FC St Pauli Open am Wochenende
gestartet. Turnierfavorit GM Thomas Luther musste gleich in der ersten Runde
eine Niederlage hinnehmen. Gegen den Polen Damian Balinsky tat der ehemalige
deutsche Meister sich lange schwer und musste dann nach einem Fingerfehler im
Endspiel aufgeben.
D. Balinsky - T. Luther, Stellung nach dem 55. Zug von Weiß
55...Tb7? Nach 55...Kd7 hat Schwarz nichts zu befürchten. Nach dem
Textzug kann Weiß jedoch in ein gewonnenes Bauernendspiel abwickeln.
56.d6
b5 57.Kc5 b4 58.Te8+ Kd7 59.Te7+ Kc8 60.Txb7 Kxb7 61.Kxb4 Kc6 62.Ka5 Kxd6 63.Ka6
Ke5 64.Kxa7 Kxf5 65.Kb6 Kf4 66.a4 Kxf3 67.a5 h4 68.a6 Kg2 69.a7 Kxh2 70.a8D
Kg3 71.Db8+ Kg4 72.Kc5 f5 73.Dh2 g5 74.Kd4 Kf3 75.Dh3+ 1-0
Thomas Luther hat sich wieder gefangen und hat nun 4 aus 5. Hier spielt
er gegen den Hamburger Stefan Gottuk.
Der zweite Großmeister im Feld macht es zu Beginn besser, Dorian Rogozenco,
der für den Hamburger SK in der Bundesliga spielt gewann seine erste Partie,
musste allerdings in den folgenden Runden zwei Remisen abgeben.
GM Dorian Rogozenco
Die Gunst der Stunde nutzten die Lokalmatadoren, allen voran der Paulianer Patrick
Stenner, der in Runde 3 gegen IM Jens Ove Fries-Nielsen gewinnen konnte. Jens
Ove war mehr als geknickt: "Ich habe schon viele Partien unglücklich verloren,
aber diese gehört in meine persönlichen Top 5! Aber so ist Schach, herzlichen
Glückwunsch an Patrick!" gratulierte der sympathische Däne, der immer wieder
ein gern gesehener Gast in Hamburg ist.
P. Stenner - J.O. Fries Nielsen
St. Pauli Open Hamburg, 11.07.2011
1.e4 d6 2.d4 Sf6 3.Sc3 a6 4.g3 b5 5.Lg2 Lb7 6.Sge2 e6 7.a3 Sbd7 8.0-0 c5
9.d5 e5 10.h3 h5 11.f4 b4 12.Sb1 a5 13.f5 La6 14.Le3 Le7 15.Sd2 Sh7 16.Sf3 Tg8
17.Kh2 g5 18.Sd2 g4 19.f6 Lxf6 20.Tf5 gxh3 21.Lxh3 Lg5 22.Sf4 Sdf6 23.Sf3 exf4
24.gxf4 Lh4 25.Se5 Lg3+ 26.Kh1 Sg4 27.c4
Weiß hat die ganze Partie hindurch nicht auf strategisches, sondern auf
verwickeltes Spiel gesetzt. Spielt Schwarz hier 27...Tg7 (um den Punkt f7 zu
decken und mit dem König fliehen zu können) oder sogar 27...dxe5,
dann hat Weiß kaum genügend Kompensation. Stattdessen geschah
27...Dh4??
und jetzt wird Schwarz nach
28.Da4+ Matt gesetzt.
Stenner lag nach einem weiteren Remis gegen FM Hauke Reddmann mit 3,5/4 in der
Spitzengruppe und erzeugte ein eher exotisches Gefühl beim FC St. Pauli: "Spitzenreiter,
Spitzenreiter, hoi, hoi, hoi!"
Brett 1 in der 5. Runde: Patrick Stenner - IM Tobias Jugelt)
Zweiter "Held" der ersten Runden ist sicher Bernhard Jürgens vom Hamburger SK,
der mit 3,5 aus 4 ebenfalls zur Spitze gehörte und gegen FM Markus Lindinger
und GM Dorian Rogozenco 1,5 Punkte holte.
Bernhard Jürgens wird bald einen Sponsorvertrag unterschreiben können!
216 Spieler, aufgeteilt in A-(ab Elo 1800) und B-Turnier (bis Elo1900), duellieren
sich noch bis zum kommenden Sonntag.
Blick aus dem Spielsaal, direkt auf das Stadion.
Nach der zweiten Runde wurde ein stark besetztes Blitzturnier ausgerichtet,
dass trotz einer Niederlage in Runde zwei vom großen Favoriten GM Jan Gustafsson
mit 12/13 gewonnen wurde. Auf den Medaillenplätzen IM Jens Ove Fries-Nielsen
und Aljoscha Feuerstack (SK Norderstedt).
Jan Gustafsson beim Blitzturnier
Jens Ove im skandinavischen Duell mit FM Petter Stigar aus Norwegen in Runde
5.
Neben dem Schachturnier wird gerade für das größte Hamburger Volksfest aufgebaut,
der Hamburger DOM.
Was wird das wohl, wenn es fertig ist?
Ein Teilnehmer, der nach dem Motto "Mit Hut wird alles gut" durchs
Leben zu gehen scheint.
Und er ist nicht allein: