Senioren-Weltmeisterschaften
"Die Welt schaut nach Bukarest"
Geld verändert die Welt. Das ist nicht mehr als eine Platitüde, deren universeller Wahrheitsgehalt allerdings außer Frage stehen dürfte. Der neuen Führung des Weltschachbundes FIDE ist es gelungen, ein wichtiges Turnier im eigenen Turnierkalender aufzuwerten. Die Senioren-Weltmeisterschaft.
Das Turnier findet vom 11. bis zum 24. November in Rumäniens Hauptstadt Bukarest statt. Der Turnierplan sieht keine Doppelrunde und einen freien Tag vor. Zudem ist keine Runde in den frühen Morgenstunden geplant. Auch das dürften viele Spieler als angenehm empfinden.
Im Vorjahr spielten die Senioren noch an einem historischen Ort: in Bled. Allerdings waren die Kosten für das Turnier vielen Senioren zu teuer. Sogar die Veranstalter vor Ort übten bei der Siegerehrung offene Kritik am Weltschachbund, der die Kosten des Turniers künstlich aufgeblasen haben soll. Die neue Führung der FIDE unter Präsident Arkady Dvorkovich versprach bei der Siegerehrung Besserung und lieferte bereits im ersten Amtsjahr. Nicht nur der altersunabhängige WM-Zyklus für Männer- und Frauen erscheint preislich attraktiver, gleiches gilt ab sofort für die Senioren. Der Weltschachbund verzichtete im Vorfeld bereits auf das zusätzliche Startgeld von 70 Euro pro Person. Zudem wurde der Preisfonds vom Weltschachbund für die vier Altersklassen insgesamt um 30.000 Euro auf 46.000 Euro (zehn Preise ab 4.000 Euro in den Openklassen und fünf Preise ab 2.000 Euro bei den Frauen) angehoben. Zum Vergleich: Am Tegernsee schütteten die Organisatoren kürzlich 16.000 Euro aus.
Das diesjährige Turnier findet zeitlich im Anschluss an die Grand Chess Tour ebenfalls in Bukarest statt. Alle Teilnehmer sollen im gleichen Hotel unterkommen. Rumänien ist zumindest aus deutscher Perspektive ein günstiges Pflaster und so ist ein Einzelzimmer mit 69 Euro mit Vollpension preislich attraktiv zu nennen.
Gespielt wird wie in den Vorjahren in zwei Altersklassen. Die Frauen spielen ihre Weltmeisterinnen ebenfalls aus. In der jüngeren Klasse im Open (Ü50) meldeten sich bei 139 Teilnehmern 22 Großmeister und 17 Internationale Meister. Bei den älteren Senioren (Ü65) sind 190 Teilnehmer am Start. Die Zahl der Titelträger ist mit neun Großmeistern und 34 Internationalen Meistern ebenfalls überzeugend. Kein anderes Turnier im Seniorenzyklus bietet derartig gute Chancen auf das Erzielen von Titelnormen im Seniorenbereich. Der Sieger in einer offenen Klasse erhält automatisch den Großmeistertitel, natürlich sofern er nicht bereits einer ist. Der Zweit- und Drittplatzierte wird im besten Fall zum Internationalen Meister ernannt. Bei den Frauen treten 21 jüngere und 15 ältere Frauen an.
Für Statistikfreunde noch einige Zahlen: Die meisten Teilnehmer von den 365 gemeldeten Teilnehmern kommen laut Meldeliste mit 57 Teilnehmern naturgemäß aus dem Land des Veranstalters. Deutschland ist mit insgesamt 26 Spielern ebenfalls quantitativ gut vertreten und kommt hinter Russland (27) auf die drittgrößte Delegation. Ebenfalls stark tritt Israel mit 22 Teilnehmern an. Darunter die Großmeister Ram Soffer und Lev Psakhis, der 1981 die Landesmeisterschaft der Sowjetunion zusammen mit Garry Kasparov gewann. Aus dem deutschsprachigen Raum stellt Österreich neun und die Schweiz zwei Teilnehmer.
Die Favoriten sind bei den jüngeren Senioren laut Eloliste Kiril Georgiev (2582), der früher für Bulgarien und jetzt für Nordmazedonien antritt. Der zweitbesten Spieler sind bei den jüngeren Senioren Darcy Lima aus Brasilien und Zurab Sturua aus Georgien, die jeweils 2540 auf die Waage legen können. Die Rangliste der älteren Großmeister wird von Rafael Vaganjan (2514) aus Armenien angeführt, dem die im Seniorenschach erfahrenen Kollegen Vaisser ((FRA, 2497), Evgeny Svechnikov (RUS, 2485), Yuri Balashov (RUS, 2457) und Vlastimil Jansa (CZE, 2436) folgen.
Startrangliste Ü 50
... 137 Spieler
Startrangliste Ü 60
190 Teilnehmer
Bei den jüngeren Frauen ist die Titelverteidigerin Elvira Berend aus Luxemburg erste Titelanwärterin. Die größten deutschen Hoffnungen kann sich Zoya Schleining als Zweite der Startliste machen. Bei den älteren Frauen wird die Rangliste erneut von der Legende Nona Gaprindashvili und Frauenweltmeisterin (1962-1978) angeführt. Die Georgierin ist allerdings inzwischen 78 Jahre alt und hatte im Vorjahr einen katastrophalen Start hingelegt. Man wird sehen, ob die Favoritin sich in diesem Jahr durchsetzen kann.
Startrangliste Frauen Ü 50
Startrangliste Frauen Ü 65
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