Partie 1
Der Sieger in Partie 1 war der Kubaner José Raúl Capablanca, Weltmeister von 1921 bis 1927. Er besiegte Dawid Janowski in der Vorrunde des Turniers in St. Petersburg 1914 mit trügerisch einfach wirkendem strategischen Spiel. Weiß man, dass dies eine Capablanca-Partie ist, neigt man dazu, sie als typisch für das Spiel des Kubaners zu betrachten. Ein Phänomen, das auch für die anderen drei Partien gilt. Wenn man weiß, wer sie gespielt hat, entdeckt man eine Reihe charakteristischer stilistischer Merkmale, die ohne die Partiedaten weniger deutlich ins Auge fallen.
Master Class Band 4: José Raúl Capablanca
Er war ein Wunderkind und um ihn ranken sich Legenden. In seinen besten Zeiten galt er gar als unbezwingbar und manche betrachten ihn als das größte Schachtalent aller Zeiten: Jose Raul Capablanca, geb. 1888 in Havanna.
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Partie 2
Der strategisch gradlinige, durch ein positionelles Qualitätsopfer gekrönte, Sieg in Partie 2 geht auf das Konto von Wilhelm Steinitz, dem ersten offiziellen Weltmeister der Schachgeschichte. Gespielt hat Steinitz sie im Weltmeisterschaftskampf 1891/1892 in Havanna gegen Michail Tschigorin. Es war die 20. Partie des Wettkampfs und es war eine wichtige Partie. Sieger in diesem Wettkampf war, wer als Erster 10 Partien gewonnen hatte, und vor der 20. Partie lag Steinitz mit 7-8 zurück. Mit dem überzeugenden Sieg in dieser Partie schaffte Steinitz den Ausgleich. Die 21. Wettkampfpartie endete remis, doch dann gewann Steinitz die Partien 22 und 23 und verteidigte seinen Weltmeistertitel.
Partie 3
Die Partie 3 war vielleicht am einfachsten zuzuordnen. Hier führte Alexander Aljechin, Weltmeister von 1927 bis 1935 und von 1937 bis zu seinem Tod 1946, die schwarzen Steine. Gespielt wurde die Partie im ersten Weltmeisterschaftskampf zwischen Aljechin und Efim Boguljubow. Es gibt spektakulärere Aljechin-Partien, aber auch in dieser Partie zeigt Aljechin von Beginn kraftvolles, dynamisches Schach, das in einem Mattangriff im Endspiel gipfelt.
Partie 4
Damit bleibt als Sieger der vierten Partie nur Emanuel Lasker übrig, Weltmeister von 1894 bis 1921, 27 Jahre lang, das ist Rekord. Kein Spieler der Schachgeschichte war so lange Weltmeister. Diese beim Turnier in St. Petersburg 1909 gespielte Partie ist in vielerlei Hinsicht typisch für Lasker: Er behandelt die Eröffnung anspruchslos, doch im Mittelspiel spielt er stark und einfallsreich und mit einem sehr genauen Blick für mögliche Chancen und die versteckten Nuancen der Stellung.
Der zweite Teil der "Stilübungen" folgt demnächst. Mit Partien von Max Euwe, Mihail Botvinnik, Vasily Smyslov und Mihail Tal.