Schachdorf Ströbeck
Das Dorf Ströbeck liegt im Nordharz, etwa 60 Km
südlich von Braunschweig in der Nähe von Halberstadt und hat 1200 Einwohner. Als
Schachdorf Ströbeck hat der Ort seit Jahrhunderten eine besondere Tradition in
Verbindung mit dem Schachspiel. Seit dem 11.Jahrhundert spielt das Schachspiel
hier eine besondere Rolle und ist mit der Geschichte des Ortes verwoben. Seit
1823 ist Schach in der Ströbecker Schule Unterrichtsfach. Das ist einzigartig,
nicht nur in Deutschland.
Laut
Überlieferung wurde im Jahr 1011 der Wendenherzog Gunzelin als Gefangener von
Bischof Arnulf II. in den auch heute noch existierenden Ströbecker Wartturm
eingesperrt. Ströbecker Bauern bewachten ihn. Bald war dem Gefangenen langweilig
und er bat um ein Schnitzmesser und Holz. Daraus schnitzte er Schachfiguren und
malte sich ein Schachbrett auf den Tisch. Schließlich lehrte er die Wächter das
Spiel und so kam Schach nach Ströbeck und wurde von Generation zu Generation
überliefert.
Es erlangte große Popularität und wurde überall
im Dorf, im Gasthaus und in den Spinnstuben gerne gespielt. Obwohl Ströbeck im
Dreißigjährigen Krieg vollständig verwüstet wurde, hat die Tradition bis heute
überdauert. So wurden die durchreisenden neuen Landesherren jedes mal auf dem
Dorfanger zu einer Partie herausgefordert.
Als im 17.Jh. kurbrandenburgische Beamte Steuern
eintreiben wollten, wurden sie zum Schach um die Steuern heraus gefordert und
verloren die Partie. Am 13.Mai 1651 kam der Kurfürst selbst und wollte nach dem
Rechten sehen. Er setzte sich in alter Tradition auf freiem Feld vor den
Schachtisch. Doch auch diese Partie gewannen die Ströbecker. Zur Anerkennung
schenkte der Kurfürst den Ströbeckern ein kostbares Schachbrett, das heute im
Schachmuseum zu sehen ist. In der Mitte des Wappens Kurbrandenburgs ist dort
folgende Inschrift zu lesen:
"Daß Sereniß, Curfürstliche Durchlaucht zu
Brandenburg und Fürst zu Halberstadt, Herr Friedrich Wilhelm, dieses Schach-und
Curierspiel am 13.Mai 1651 dem Flecken Ströbke aus sondern Gnaden verehret und
bei ihrer alten Gerechtigkeit zu schützen gnädigst zugesagt, solches ist zum
ewigen Gedächtnis hierauf verzeichnet."

Schach vor 100 Jahren in Ströbeck
Fotos: Stadt Ströbeck
Seit dem 17.Jh. gibt es den Brauch, dass der
Bräutigam sich seine Braut erst noch erspielen muss. Dabei trat er gegen einen
ausgewählten Spieler, meist den Dorfschulzen, an. Es durfte nicht in die Partie
hineingeredet werden Nur wenn der Ströbecker Vertreter einen Fehler zu machen
drohte, hatten die Zuschauer das Rechn, ihn zu warnen. Sie riefen dann: "Vadder,
mit Rat!" (Gevatter, mit Bedacht, oder: Pass auf!). Falls der Bräutigam verlor,
musste er ein Strafgeld in die Gemeindekasse zahlen.
Die Tradition des heute noch vorgeführten
Lebendschach geht auf das Jahr 1688 zurück. In diesem Jahr machten die
Ströbecker Herzog Ludwig Rudolf von Braunschweig auf ihr Hochzeitsrecht mit
Schachspiel aufmerksam. Daraufhin lud der Herzog den Dorfschulzen Söllig zu sich
und einem Schachspiel ein. Söllig war in Begleitung seines achtjährigen Sohnes,
der an einer kritischen Stelle nach Ströbecker Recht rief: "Vadder, mit Rat".
Tatsächlich vermied der Vater so einen Fehler und gewann die Partie. Den
scharfsichtigen Sohn aber ließ der Herzog daraufhin bei sich studieren. Valentin
Söllig wurde nach dem Tode des Herzogs 1738 zunächst Hofdiakonus und 1749
Prediger in Hasselfelde.

Lebendschach auf dem Dorfplatz in Ströbeck
Der alte Wartturm aus dem Jahr 1011 ist auch heute noch in Ströbeck zu sehen und
heißt jetzt Schachturm. Im Schachmuseum sind viele Zeugnisse der Ströbecker
Schachgeschichte zu sehen. Seit kurzer Zeit ist auch das "Gasthaus zum
Schachspiel" wieder eröffnet, dass es seit dem 17.Jh in Ströbeck gibt. In der
Mitte des Dorfes ist der "Platz zum Schachspiel". Dort ist in den Dorfplatz ein
lebensgroßes Schachspiel eingepflastert.
André Schulz
Links:
Schachdorf Ströbeck...
Geschichte des Schachdorfes Ströbeck...
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