Sulskis siegt in Kaunas

von ChessBase
17.09.2009 – Vom 22. bis 28. August lud die Landwirtschaftliche Universität der Stadt Kaunas und der Schachklub "Drei Nullen" ("0-0-0") zu einem Schachturnier ein. Vierzehn Spieler kamen der Aufforderung nach, darunter die finnische Schachlegende Heikki Westerinnen, und spielten in der zweitgrößten Stadt des jungen alten Staates Litauens zehn Runden nach Schweizer System um den Pokal der Universität Kaunas und um mögliche Titelnormen. Am Ende hatte mit Sarunas Sulskis einer der litauischen Spitzenspieler die Nase vorn und verwies die beiden Letten Normunds Miezis und Arturs Neiksans auf die Plätze. Der jüngste Spieler war Tomas Laurusas (13 Jahre alt). Er erzielte mit 2370 eine Leistung, die seine aktuelle Elozahl deutlich übertraf. Fabrice Wantiez, einziger Teilnehmer aus einem Land ohne Osteezugang, hielt das Ereignis in Bildern fest. Turnierseite...Mehr Bilder bei www.echecs-photos.be... Statistiken bei Chess-results...Bericht, Bilder, Partien...

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Sulsikis siegt in Kaunas
Fotos: Fabrice Wantiez
Text: Fabrice Wantiez und André Schulz

Kaunas, mit 360.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Litauens nach Vilnius, liegt im westen des Landes an der Mündung der Neris in die Memel. Schon im 14 Jh. wird eine Burg an dieser Stelle erwähnt, die wiederholtes Ziel für Angriffe des Deutschritterordens war, bis dieser von der polnisch-litauischen Union in der Schlacht bei Tannenberg 1410 entscheidend geschlagen wurde. Später erhielt die Siedlung Stadtrecht und erlebte als Hansestadt einen beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwung.


Das Rathaus


Das Rathaus, Blick von der Seite, erbaut im Jahr 1542

Nach mehreren Besetzungen durch Russen und Schweden im 17. und 18. Jh. fiel Kaunas im Zuge der 3. polnischen Teilung 1795 schließlich an Russland, die um die Stadt herum mehrere Forts anlegten.


Festung von Kaunas


Die Kirche des Erzengel Sankt Michael


Station der Zahnradbahn


Aufwärts
 

1915 wurde Kaunas im Zuge des Ersten Weltkrieges von deutschen Truppen erobert. Nach der Wiederherstellung der litauischen Unabhängigkeit im Februar 1918 reklamierte Polen das Gebiet um Vilnius für sich und besetzte es 1920. Litauen erhob danach Kaunas zur neuen Hauptstadt erhoben und die Stadt bleib es bis zur Besetzung Polens durch die deutsche Wehrmacht 1939.

Im geheimen Zusatzprotokoll des Hitler-Stalin-Pakts war Litauen der Interessensphäre der Sowjetunion zugeordnet worden und musste auf Druck der sowjetischen Regierung 1940 der UdSSR beitreten. 1941 wurde Litauen von der Wehrmacht besetzt, 1944 marschierte die Rote Armee und sorgte für Wiederangliederung an die UdSSR. Die deutschen lassen fast die gesamte jüdische Bevölkerung des Landes ermorden, die Russen deportieren später Zehntausende nach Sibirien.


Hitler und Stalin im "Museum der Teufel"

Widerstand gegen die Besetzung leisten die so genannten "Waldbrüder", allerdings bricht dieser spätestens 1948 mit Ausnahme einiger Partisanen zusammen. Vilnius ist wieder Hauptstadt der nun Sowjetischen Republik Litauen.

1990 war Litauen eines der ersten Länder, das als Reaktion auf Gorbatschows Perestroika seine Unabhängigkeit erklärte. Diese wurde im selben Jahr nur von Island anerkannt. 1991 versuchen prosowjetische Kräfte, den vorherigen Status quo wiederherzustellen. Nach dem Moskauer Putschversuch von 1991 erkennen die westlichen Länder die Unabhängigkeit der drei baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland an.


Kaunas

In Litauen leben heute etwa 3,6 Mio Menschen, wobei die Bevölkerung wegen Auswanderung und Sterbeüberschuss seit der Unabhängigkeit ständig sinkt.

Der Begründer der litauischen Unabhängigkeitsbewegung "Sajudis" (1988 gegründet), der Musikwissenschaftler Prof. Vytautas Landsbergis, wurde später als Vorsitzender des litauischen Parlaments das erste Staatsoberhaupt Litauens nach der Unabhängigkeit im Jahr 1990. Heute ist Landsbergis Abgeordneter des Europäischen Parlaments. Landsbergis ist ein großer Schachliebhaber mit beachtlicher Spielstärke. Einen Wettkampf mit dem damaligen deutschen Innenminister Otto Schily anlässlich einer "litauischen Woche" in Berlin gewann er klar mit 3:0. Der Musik -und Schachliebhaber wurde ebenso in Kaunas geboren wie die Witwe des Hitler-Attentäters Nina Gräfin Schenk von Stauffenberg

Mit Rozentalis, Sulskis, Kveniys, Ruzele, V.Gavrikov und Malisauskas besitzt Litauen sechs Großmeister. Am bekanntesten ist aber wohl die litauische Großmeisterin Victorija Cmylite, die bei den Frauen zur erweiterten Weltspitze gehört.

Der Pokal der Landwirtschaftlichen Universität von Kaunas (22.-28.8.2009) wurde mit 14 Spielern ausgetragen, die größtenteils aus Litauen und einigen anderen Ostseeanrainerstaaten stammten.


Spielsaal

Einziger nichtbaltischer Teilnehmer war Fabrice Wantiez aus Belgien.


Normunds Miezis gegen Fabrice Wantiez

Der litauische Großmeister Sarunas Sulskis gewann das Turnier schließlich mit 7 Punkten.




Sarunas Sulskis wird geehrt

Er unterlag nur dem elobesten Spieler, dem Letten Nomunds Miezis in Runde Drei. Zwei andere Spieler ragten ebenfalls heraus. Der Däne Andreas Skytte Hagen (2300) machte als Einziger eine IM-Norm und der 13-jährige Litauer Tomas Laurusas erzielte eine Eloleistung von 2370. DAstUrnier wurde von dem jungen Schachklub "Drei Nullen" organisiert und von der Universitär gesponsert. Der Rektor der Universität kündigte für das nächste Jahr eine Neuauflage an.


 

Endstand:

 

Rk.   Name FED Rtg Pts.  TB1   TB2 
1 GM Sulskis Sarunas LTU 2559 7,0 38,0 2540
2 GM Miezis Normunds LAT 2572 6,5 36,5 2503
3 IM Neiksans Arturs LAT 2478 6,5 34,0 2509
4 IM Agopov Mikael FIN 2442 6,0 34,0 2464
5 FM Hagen Andreas Skytte DEN 2300 6,0 30,5 2456
6 IM Lund Silas DEN 2412 5,0 31,0 2400
7 GM Malisauskas Vidmantas LTU 2489 5,0 29,0 2403
8 FM Asauskas Henrikas LTU 2336 5,0 28,5 2381
9   Laurusas Tomas LTU 2115 5,0 25,5 2370
10 GM Westerinen Heikki M. J. FIN 2362 4,0 19,5 2287
11 FM Wantiez Fabrice BEL 2325 3,5 21,5 2253
12 IM Beinoras Mindaugas LTU 2402 3,5 21,5 2247
13   Kalvaitis Sigitas LTU 2272 3,5 20,5 2231
14   Garnelis Julius LTU 2228 3,5 15,0 2249


 

 

 


Sulskis gegen Silas Lund


Sarunas Sulskis


Heikki Westerinen ggen Sigitas Kalvaitis


Arturs Neiksans


MIkael Agopov aus Finnland


Henrikas Asaukas (Lit)


Andreas Skytte Hagen


Sigitas Kalvaitis


Wanderung der Schachspieler, rechts Heikki Westerinen

 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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