Sulsikis siegt in Kaunas
Fotos: Fabrice Wantiez
Text: Fabrice Wantiez und André Schulz
Kaunas, mit 360.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Litauens nach Vilnius,
liegt im westen des Landes an der Mündung der Neris in die Memel. Schon im
14 Jh. wird eine Burg an dieser Stelle erwähnt, die wiederholtes Ziel für
Angriffe des Deutschritterordens war, bis dieser von der
polnisch-litauischen Union in der Schlacht bei Tannenberg 1410
entscheidend geschlagen wurde. Später erhielt die Siedlung Stadtrecht und
erlebte als Hansestadt einen beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwung.
Das Rathaus
Das Rathaus, Blick von der Seite, erbaut im Jahr 1542
Nach mehreren Besetzungen durch Russen und Schweden im 17. und 18. Jh. fiel
Kaunas im Zuge der 3. polnischen Teilung 1795 schließlich an Russland, die
um die Stadt herum mehrere Forts anlegten.
Festung von Kaunas
Die Kirche des Erzengel Sankt Michael
Station der Zahnradbahn
Aufwärts
1915 wurde Kaunas im Zuge des Ersten Weltkrieges von deutschen
Truppen erobert. Nach der Wiederherstellung der litauischen Unabhängigkeit
im Februar 1918 reklamierte Polen das Gebiet um Vilnius für sich und besetzte es
1920. Litauen erhob danach Kaunas zur neuen Hauptstadt erhoben und die Stadt bleib es bis zur Besetzung Polens
durch die deutsche Wehrmacht 1939.
Im geheimen Zusatzprotokoll des Hitler-Stalin-Pakts war Litauen der
Interessensphäre der Sowjetunion zugeordnet worden und musste auf Druck der
sowjetischen Regierung 1940 der UdSSR beitreten. 1941 wurde Litauen von der
Wehrmacht besetzt, 1944 marschierte die Rote Armee und sorgte für
Wiederangliederung an die UdSSR. Die deutschen lassen fast die gesamte
jüdische Bevölkerung des Landes ermorden, die Russen deportieren später
Zehntausende nach Sibirien.
Hitler und Stalin im "Museum der Teufel"
Widerstand gegen die Besetzung leisten die so genannten "Waldbrüder",
allerdings bricht dieser spätestens 1948 mit Ausnahme einiger Partisanen
zusammen. Vilnius ist wieder Hauptstadt der nun Sowjetischen Republik
Litauen.
1990 war Litauen eines der ersten Länder, das als Reaktion auf Gorbatschows
Perestroika seine Unabhängigkeit erklärte. Diese wurde im selben Jahr nur
von Island anerkannt. 1991 versuchen prosowjetische Kräfte, den vorherigen
Status quo wiederherzustellen. Nach dem Moskauer Putschversuch von 1991
erkennen die westlichen Länder die Unabhängigkeit der drei baltischen
Staaten Litauen, Lettland und Estland an.
Kaunas
In Litauen leben heute etwa 3,6 Mio Menschen, wobei die Bevölkerung wegen
Auswanderung und Sterbeüberschuss seit der Unabhängigkeit ständig sinkt.
Der Begründer der litauischen Unabhängigkeitsbewegung "Sajudis" (1988
gegründet), der Musikwissenschaftler Prof. Vytautas Landsbergis, wurde
später als Vorsitzender des litauischen Parlaments das erste Staatsoberhaupt
Litauens nach der Unabhängigkeit im Jahr 1990. Heute ist Landsbergis
Abgeordneter des Europäischen Parlaments. Landsbergis ist ein großer
Schachliebhaber mit beachtlicher Spielstärke. Einen Wettkampf mit dem
damaligen deutschen Innenminister Otto Schily anlässlich einer "litauischen
Woche" in Berlin gewann er klar mit 3:0. Der Musik -und Schachliebhaber
wurde ebenso in Kaunas geboren wie die Witwe des Hitler-Attentäters Nina
Gräfin Schenk von Stauffenberg
Mit Rozentalis, Sulskis, Kveniys, Ruzele, V.Gavrikov und Malisauskas besitzt
Litauen sechs Großmeister. Am bekanntesten ist aber wohl die litauische
Großmeisterin Victorija Cmylite, die bei den Frauen zur erweiterten
Weltspitze gehört.
Der Pokal der Landwirtschaftlichen Universität von Kaunas (22.-28.8.2009)
wurde mit 14 Spielern ausgetragen, die größtenteils aus Litauen und einigen
anderen Ostseeanrainerstaaten stammten.
Spielsaal
Einziger nichtbaltischer Teilnehmer war Fabrice Wantiez aus Belgien.
Normunds Miezis gegen Fabrice Wantiez
Der litauische Großmeister Sarunas Sulskis gewann das Turnier schließlich
mit 7 Punkten.
Sarunas Sulskis wird geehrt
Er unterlag nur dem elobesten Spieler, dem Letten Nomunds Miezis in Runde
Drei. Zwei andere Spieler ragten ebenfalls heraus. Der Däne Andreas Skytte Hagen
(2300) machte als Einziger eine IM-Norm und der 13-jährige Litauer Tomas Laurusas
erzielte eine Eloleistung von 2370. DAstUrnier wurde von dem jungen
Schachklub "Drei Nullen" organisiert und von der Universitär gesponsert. Der
Rektor der Universität kündigte für das nächste Jahr eine Neuauflage an.
Endstand:
Rk. |
|
Name |
FED |
Rtg |
Pts. |
TB1 |
TB2 |
1 |
GM |
Sulskis Sarunas |
LTU |
2559 |
7,0 |
38,0 |
2540 |
2 |
GM |
Miezis Normunds |
LAT |
2572 |
6,5 |
36,5 |
2503 |
3 |
IM |
Neiksans Arturs |
LAT |
2478 |
6,5 |
34,0 |
2509 |
4 |
IM |
Agopov Mikael |
FIN |
2442 |
6,0 |
34,0 |
2464 |
5 |
FM |
Hagen Andreas Skytte |
DEN |
2300 |
6,0 |
30,5 |
2456 |
6 |
IM |
Lund Silas |
DEN |
2412 |
5,0 |
31,0 |
2400 |
7 |
GM |
Malisauskas Vidmantas |
LTU |
2489 |
5,0 |
29,0 |
2403 |
8 |
FM |
Asauskas Henrikas |
LTU |
2336 |
5,0 |
28,5 |
2381 |
9 |
|
Laurusas Tomas |
LTU |
2115 |
5,0 |
25,5 |
2370 |
10 |
GM |
Westerinen Heikki M. J. |
FIN |
2362 |
4,0 |
19,5 |
2287 |
11 |
FM |
Wantiez Fabrice |
BEL |
2325 |
3,5 |
21,5 |
2253 |
12 |
IM |
Beinoras Mindaugas |
LTU |
2402 |
3,5 |
21,5 |
2247 |
13 |
|
Kalvaitis Sigitas |
LTU |
2272 |
3,5 |
20,5 |
2231 |
14 |
|
Garnelis Julius |
LTU |
2228 |
3,5 |
15,0 |
2249 |
Sulskis gegen Silas Lund
Sarunas Sulskis
Heikki Westerinen ggen Sigitas Kalvaitis
Arturs Neiksans
MIkael Agopov aus Finnland
Henrikas Asaukas (Lit)
Andreas Skytte Hagen
Sigitas Kalvaitis
Wanderung der Schachspieler, rechts Heikki Westerinen