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Wir hatten in der Vorschau „knisternde Spannung“ versprochen – doch es zeigte sich, dass das noch weit untertrieben war. Aber der Reihe nach:
Fabiano Caruana ging als alleiniger Führender in die letzte Runde des Turniers, nachdem er zwei Siege und sechs Remis erzielt hatte, lag er einen halben Punkt vor Alireza Firouzja, Praggnanandhaa Rameshbabu und Gukesh Dommaraju. Selbst Maxime Vachier-Lagrave und Ian Nepomniachtchi, die beide einen Punkt Rückstand hatten, konnten sich noch theoretische Chancen auf einen Tie-Break ausrechnen.
Spannung pur - das lockte viele Zuschauer an.
Für Caruana hieß es also vor seiner Schwarzpartie in der letzten Runde: Gewinnt er gegen Anish Giri ist er Turniersieger, remisiert oder verliert er, hängt es von den Kontrahenten ab, ob es zu einem Stichkampf kommt oder ob gar jemand an ihm vorbeizieht.
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Bei der hohen Remisquote im Turnier und dem nicht besonders überzeugenden Spiel von Giri bis dahin, schien also alles bereitet für eine erfolgreiche Titelverteidigung Caruanas. Doch eine Unachtsamkeit im frühen Mittelspiel führte dazu, dass er einen Bauern verlor und sich gegen einen inspiriert aufspielenden Giri in einer schlechten Stellung wiederfand. Der Niederländer nutzte die Gelegenheit und erzielte nach 56 Zügen seinen ersten Sieg im Turnier. Caruana gab später zu, dass er „schrecklich gespielt“ habe, während er anerkannte, dass Giri seine Chancen hervorragend genutzt hatte.
Während Caruana gegen Giri noch ums Überleben kämpfte, hatte sich bereits einer der Verfolger mit einem Remis abgefunden: Gukesh einigte sich erstaunlich schnell mit Wesley So auf ein Unentschieden. Er hatte die Eröffnung etwas ungenau behandelt, verlor mit der Dame auf seltsame Weise ein Tempo. Doch als man gerade dachte, er habe Ideen zum Gegenspiel gefunden, erfolgte eine dreifache Stellungswiederholung.
Eine Mischung aus guter Laune und Anspannung vor der letzten Runde.
Hochspannung also beim direkten Aufeinandertreffen der beiden anderen Verfolger: Firouzja spielte mit Schwarz gegen Praggnanandhaa und es entwickelte sich, nach einer spannenden Eröffnung und einem vielleicht etwas überraschenden Abtauschs des wichtigen weißen Läufers auf e3, ein Spiel auf ein Tor.
Alireza Firouzja hadert mit dem Partieausgang.
Doch der zähe Pragg opfert zwar erst einen Bauern, dann eine Qualität, um nicht unter die Räder zu geraten, Firouzja behält aber klar die Oberhand. An mehreren Stellen schon fast studienhaft, rettet sich Pragg aber in ein Remisendspiel mit Springer gegen Turm. Als auch diese beiden Figuren beseitigt waren und nur noch die Könige auf dem Brett standen, erfolgte der Handschlag – Erleichterung beim Inder und Kopfschütteln beim Franzosen.
Das war nicht zu erwarten: Nach diesen Ergebnissen hätten nun tatsächlich auch Nepo und MVL mit Siegen noch aufschließen können. Doch der Russe drückte zwar enorm gegen die sehr schwierige schwarze Verteidigungsstellung von Abdusattorov, doch dem Usbeken gelang es mit seinem a-Bauern genügend Gegenspiel für ein Remis zu entfachen.
Am Ende doch Remis: Nepomniachtchi und Abdusattorov.
MVL hingegen spielte mit Schwarz gegen den Lokalmatador Bogdan-Daniel Deac. Der machte viele erstaunliche Springerzüge und schien damit seinen Gegner ausreichend zu verwirren, um auch in dieser Partie einen Remisschluss zu erzielen. Der junge Rumäne kann mit seinen sieben Remis bei zwei Niederlagen gegen neun Weltklassespieler trotz des letzten Platzes sicher einigermaßen zufrieden sein, der Franzose hingegen zeigte sich schon im Turnierverlauf unzufrieden mit seiner Performance.
Siegloser Lokalmatador: Bogdan-Daniel Deac.
So kam es also nach den vielen Remisen der letzten Tag noch zu einem abschließenden Höhepunkt. Fast schon entschuldigend räumte auch Caruana nach seinem Stichkampfsieg ein: „Wir machten es etwas langweilig in den letzten Tagen, aber wir gaben wenigstens noch eine spannende Zugabe.“
Die beiden letzten Partien des Turniers: Caruana sichert sich gegen Pragg den Turniersieg.
Im Einzelnen sah dies so aus, dass die vier punktgleichen Caruana, Gukesh, Praggnanandhaa und Firouzja in einem Blitzturnier Jeder-gegen-Jeden mit 10 Minuten plus 5 Sekunden Inkrement antraten. Zwar gewann Caruana alle drei Partien – erst gegen Gukesh, dann gegen Firouzja und schließlich gegen Pragg -, aber in allen Spielen hatte er schwierige Stellungen und Probleme zu lösen. Insbesondere die letzte Partie gegen Pragg schätzte er im Nachhinein selbst als verloren ein. Wäre es so gekommen, hätte es noch ein Armageddon-Stechen gegen Firouzja gegeben. Der hatte nämlich beide Inder besiegt. Und für die Statistiker: Gukesh besiegte Pragg. Die Tabelle des Tiebreak-Turniers lautete also: Caruana (3), Firouzja (2), Gukesh (1), Praggnanandhaa (0).
Ein besonderer Moment für den Schachfan: Selfie mit dem Turniersieger!
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