Superbet Chess Classic Bukarest: Firouzja gewinnt, Caruana verpasst zweiten Sieg

von André Schulz
28.06.2024 – Die zweite Runde des Superbet-Turniers in Bukarest endete mit einem Sieg von Firouja gegen Abdusattorov und vier Remisen. Eigentlich sich aber auch Caruana gegen So in die Siegerliste eintragen müssen. Aber irgendwie glitt dem Vizweltmeister von 2018 ein riesiger Vorteil aus den Händen. | Fotos: Lennart Ootes/ Grand Chess Tour

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Alireza Firouzja ist der Mann der ersten beiden Runden bei den Superbet Chess Classic Romania in Bukarest. Die erste Partie hat er zwar gegen Fabiano Caruana verloren, aber zu Anfang dieser Partie stand Firouzja ganz ausgezeichnet und auch Caruana räumte ein, dass er lange eine miserable Stellung zu verwalten hatte. Angesichts der vielen guten Möglichkeiten verlor Firouzja aber offenbar den Faden und dann auch die Partie.

In der Runde zwei am Donnerstag gegen Nodirbeik Abdusattorov lief es nun besser für den Franzosen. Auch Caissa hatte sich diesmal neben seinen Stuhl gestellt und guckte ihm freundlich über die Schulter.

In einer Slawischen Abtauschvariante hatte Firouzka die Initiative und gewann nach einigen Manövern einen Bauern, wenn auch nicht unbedingt zwingend. Bei der Verwertung spielte Firouzja zwar nicht immer ganz präzise und bot seinem Gegner die Möglichkeit noch einmal Verwirrung zu stiften. Abdussatorov machte davon aber keinen Gebrauch und so sorgte Firouzja in seiner zweiten Partie für die zweite Entscheidung, diesmal aber auch zu seinen Gunsten.

The Super Solid Slav Defence

Nach den Zügen 1.d4 d5 2.c4 c6 befinden wir uns in der Slawischen Verteidigung. Dieser Videokurs konzentriert sich auf 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 und jetzt dxc4, aber die weißen Alternativen, die zur Hauptvariante führen, werden auch sehr ausführlich besprochen.

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Auch Ian Nepomniachtchi hätte wohl gerne seine Partie gegen Gukesh gewonnen.

In der Spanischen Archangelsk-Variante hatte er erst einen Bauern weniger, dann im Endspiel mit Turm und Leichtfigur eine kurze Zeit einen Bauern mehr. Zum Schluss der Partie verlagerte sich das Gefecht ganz auf den Königsflügel, mit zwei Bauern auf jeder Seite. Nach vielen Manövern endete die Partie dann doch remis, aber erst im 90.Zug.

Bogdan-Daniel Deac und Anish Giri übten sich in der ganz klassischen Hauptvariante des Slawischen Damengambits. Mit den weißen Steinen hatte Deac eine leichte Initiative, die aber nicht ausreichte, um Giri ernsthaft in Verlegenheit zu bringen. Ebenfalls remis.

Auch die Partie zwischen Pragnanandhaa und Maxime Vachier-Lagrave endete ohne Sieger. Der Franzose hatte mit 2...Sc6 einen anderen Offenen Sizilianer angeboten als seine übliche Najdorf-Variante, aber Praggnanandhaa wollte nicht wissen, welchen -mit 3.Lb5 hielt der Inder die Partie erst einmal geschlossen. Im Verlauf des Mittelspiels eroberte Praggnanandhaa dann einen Mehrbauern, der aber im Endspiel gegen ein schwarzes Läuferpaar nicht verwertbar war.

Nach seinem Sieg gegen Firouzja in Runde eins erarbeitete sich Fabiano Caruana im Duell gegen seinen Kollegen aus der US-Nationalmannschaft Wesley So eine weitere Gewinnstellung. Als Folge eines Mittelspielgeplänkels musste So nämlich einen Figureneinschlag auf f7 hinnehmen, zudem mit schlechterer Figurenstellung. Immerhin fand So noch einen Weg, seinen Gegner bei der Verwertung des Vorteils zu stören, wobei er aber auch schon an die Aufgabe der Partie gedacht hatte, wie er im Interview später einräumte. Die Umsetzung des Vorteils in einen vollen Punkt erwies sich dann für Caruana jedoch tatsächlich nicht so leicht wie gedacht.

Navigating the Ruy Lopez Vol.1-3

Spanisch ist eine der ältesten Eröffnungen überhaupt und genießt von Clubebene bis hin zur Weltspitze unvermindert hohe Popularität. In dieser DVD-Reihe präsentiert der amerikanische Super-GM Fabiano Caruana im Gespräch mit Oliver Reeh ein komplettes Repertoire.

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Mit einem Sieg hätte Caruana in der Live-Eloliste Hikaru Nakamura überholt und wieder seinen zweiten Platz zurückerobert. Nun muss er noch etwas warten.

Ein Sieger steht übrigens schon vor Ende des Turniers fest. Die Grand Chess Tour, mit dem Kommentatorenteam und der Infrastruktur des Saint Louis Chess Center im Rücken, legte in der Vergangenheit immer auch auf Präsentation ihrer Turniere großen Wert. Das ist logisch, denn wer viel Geld für die Organisation ausgibt, sollte auch bei der Präsentation nicht zu sehr sparen, um zu zeigen, was er auf die Beine gestellt hat. Die frühere Webseite der Grand Chess Tour fiel in ihrer Schlichtheit und in ihrem optischen Erscheinungsbild gegenüber der übrigen Präsentation vielleicht etwas zurück, enthielt aber alle notwendigen Informationen, so dass sie für die ohnehin nicht besonders anspruchsvollen Schachfreunde sicher völlig ausreichend war.

Nun hat man vor der neuen Serie offenbar eine Agentur beauftragt, die Webseite der Grand Chess Tour optisch auf Vordermann zu bringen. Das ist prächtig gelungen. Große bunte Flächen beherrschen nun das Erscheinungsbild. Für die Designer und Grafiker nachrangige und störende Informationen über das banale Tagesgeschehen, hässliche Dinge wie Ergebnisse, Spielpläne oder Tabellen, hat man hinter unaufdringlichen Menüs, Schriften und Klickflächen so gut versteckt, dass niemand daran Anstoß nehmen kann. Das neue Design ist seiner Zeit weit voraus und für ganz moderne Devices konzipiert, die möglicherweis aber erst noch erfunden werden müssen. Man sieht, dass hier viel Geld ausgegeben wurde. Dafür vergeben wir gerne den Goldenen Mattjes 2024.

Ergebnisse

Tabelle

Partien

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.