Tata Steel: Carlsen gewinnt Spitzenspiel

von André Schulz
25.01.2022 – Im Spitzenspiel um die alleinige Tabellenführung im Masters machte Magnus Carlsen mit Shakhriyar Mamedyarov relativ kurzen Prozess und punktete mit seiner Katalanischen Eröffnung. Anish Giri gewann gegen Sam Shankland und ist nun engster Verfolger. Im Challengers setzt Erigaisi seine Erfolgsgeschichte fort. | Fotos: Lennart Ootes – Tata Steel Chess Tournament 2022

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Am Montag war in Wijk aan Zee Ruhetag, der vorletzte. Am Donnerstag wird der letzte Ruhetag eingelegt, bevor die letzten drei Runden beim Tata Steel Turnier 2022 ausgetragen werden.

Wer übrigens wissen will, welcher Spieler von welchem Sekundanten unterstützt wird, kann sich entweder am Ruhetag auf die Lauer legen, um zu sehen, welche Gruppen zusammen spazieren gehen. Oder er positioniert sich auf dem Weg vom Hotel zum Spiellokal. Lennart Ootes hat das gemacht.

Magnus Carlsen kommt mit...

... seinem Vater und Peter Heine Nielsen.

Die Hamburg Connection: Rasmus Svane und Nils Grandelius

Mit seinem Sieg über den jüngsten Teilnehmer im Turnier, Praggnanandhaa, hatte sich Turnierfavorit Magnus Carlsen am Sonntag bis an die Spitze des Feldes vorgekämpft, die er sich nach der 8. Runde mit Shakhriyar Mamedyarov teilte. Beide Spieler hatten 5,5 Punkte gesammelt. Carlsen befand sich mit seiner Eloleistung von 2854 verglichen mit seiner Elozahl ziemlich genau im Soll. Mamdyarov lag mit der gleichen Leistung über Par und macht in der Live-Eloliste einige Punkte gut - wenn es so bliebe.

Mamedyarov und Carlsen mit Handschlag

Der Weltmeister führte im heutigen Spitzenspiel gegen Mamedyarov die weißen Steine und kam mit seiner derzeitigen Lieblingseröffnung, der Katalanischen Eröffnung, zu einem recht schnellen Sieg.

Carlsen,Magnus (2856) - Mamedyarov,Shakhriyar (2767) [E04]

84th Tata Steel Masters 2022 Wijk aan Zee (9.1), 25.01.2022

1.d4 Sf6 2.Sf3 d5 3.c4 e6 4.g3 [Die Katalanische Eröffnung ist derzeit Carlsens Lieblingswaffe.]

4...dxc4 5.Lg2 Lb4+ 6.Ld2 a5 7.0–0 0–0 8.e3 [Häufiger wird 8.Lg5 gewählt.]

8...Ta6 [8...b5 9.Se5 Ta6 10.a4 brachte Weiß gute Ergebnisse.]

9.Dc2 [Der Zug wurde bisher noch nicht gespielt, ist aber sehr plausibel. Weiß möchte seinen c4 zurückbekommen.]

9...b5 10.a4 c6 11.Sc3 Tb6 [Nach 11...Lxc3 12.bxc3 und 13.e4 erhält Weiß einige Initiative.]

12.e4 Le7 13.e5 Sd5

 

14.axb5 [Etwas genauer war vielleicht 14.Sxd5 exd5 15.Lxa5 (15.axb5? Txb5) ]

14...cxb5 [Nun war 14...Sb4 möglich: 15.De4 cxb5=]

15.Sxd5 exd5 16.Lxa5 [Mit Qualitätsgewinn.]

16...Sc6 17.Lxb6 Dxb6 18.Ta8 h6 19.Tfa1 Le6? [Danach geht es mit Schwarz überraschend schnell zu Ende. 19...Sxd4? 20.Sxd4 Dxd4 21.Td1 taugt auch nichts: 21...Dxe5 22.Txd5 De1+ 23.Lf1 Db4 24.Dc3; 19...b4!? bot noch Chancen auf Gegenspiel.]

20.Dd1 b4 21.b3 c3 [Der gedeckte Freibauer auf c3 bedrückt Weiß nicht.]

22.T8a6 Dc7 23.Se1 f6 24.Sd3 fxe5? [Ein Fehler in schlechter Stellung kostet weiteres Material.] 25.Sxe5 Sxe5 26.Txe6 c2 27.De1 1–0

The Catalan: A complete repertoire for White!

Katalanisch ist zweifellos eine der solidesten Eröffnungssysteme für Weiß überhaupt. Es gehört zu der großen und starken Fianchettofamilie, in der Weiß seine Strategie hauptsächlich um den Läufer auf g2 herum aufbaut. Dieser neue Trainingskurs von Viktor Bologan deckt alle schwarzen Erwiderungen gegen Katalanisch ab, also auch mögliche Übergänge zu anderen Eröffnungen wie der Tarrasch-Verteidigung oder zu Damenindisch.

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Wer ist der beste Spieler?

Zu einem Erfolg kam auch Verfolger Anish Giri gegen Sam Shankland. Hier fiel die Entscheidung im Endspiel.

 

21...d5!? [Ein Bauernopfer, um mit f5 den weißen Läufer kaltzustellen.]

22.exd5 f5 23.Lh3 Kd6 [23...Sf7!? mit der Idee 24.c4 e4]

24.c4 [Weiß hält seine Beute fest.]

24...b6? [Besser war 24...e4]

25.g4 [Damit wird die schwarze Bauernkette gesprengt und der Lh3 kommt wieder ins Spiel.]

25...Sf7 26.gxf5 g5 [Schwarz versucht es mit Ausreden.]

27.Ta3 gxh4 28.Txa7 Sg5 29.Kg2 Tc8 30.b3 b5 31.Ta6+ [Ein sehr unangenehmes Schach.]

31...Kd7 [31...Kc7 32.Tc6+; 31...Ke7 32.f6+]

32.f6+ Sxh3 33.Kxh3 bxc4

 

34.Tc6! [Ein elegantes Ende. Etwas profaner gewann 34.bxc4 Txc4 35.Ta8 Tf4 36.f7] 1–0

Einen Sieg feierte außerdem Fabiano Caruana gegen Nils Grandelius.

Bei Redaktionsschluss kämpfte Praggnanandhaa gegen Sergey Karjakin noch ums Remis.

Masters

Ergebnisse

 

Tabelle

 

Partien

 

 

Challengers

Der Mann des Challengers und eigentlich des ganzen Turniers ist Arjun Erigaise. Der junge indische Großmeister hatte schon in einigen Schnellschach- und Blitzturnieren zu Ende des letzten Jahres, zum Beispiel mit dem Sieg beim Tata Steel India Rapid, für Aufsehen gesorgt.

Das Challengers

Arjun Kumar Erigaisi, Jahrgang 2003, kommt aus der indischen Provinz Telangana, die im südlichen Binnenland Indiens liegt. Die Hauptstadt ist Hyderabad. Erisgaisi ist der fünfte Schachgroßmeister aus dieser Provinz. 2015 gewann er bei den asiatischen Jugendmeisterschaften die Silbermedaille. 2017 wurde U14-Asienmeister. 2018 wurde ihm der Großmeistertitel verliehen. Da war Erigaisi gersde einmal 14 Jahre und 11 Monate alt. 

 

Erigaisi

Hier in Wijk aan Zee dominiert Erigaisi das Challengers nach Belieben. In den ersten acht Runden gewann er sechs Partien. Nur zweimal ließ er ein Remis zu. Seine Eloleistung lag nach der 8. Runden bei 2896, also höher als die Eloleistungen der Topspieler im Masters. Dort wird der Inder im nächsten Jahr wohl mitspielen, denn er steuert im Challengers auf den Turniersieg zu.

Heute spielte Erigaisi gegen Zhu Jiner und übernahm in der Partie bald die Führung. Im Endspiel unterlief dem Inder jedoch eine Ungenauigkeit, die die Chinesin aber nicht ausnutzte.
 

 

37.Th7 Kb6

[Richtig ist 37...Tb6 und Schwarz kommt zuerst: 38.Txg7+ Kb8 39.g4 fxg4 40.fxg4 Ka7 41.Kg3 a5 42.a4 Td6 43.Kh4 Td4 44.Txg6 Txa4 45.Tf6 Ta1 46.g5 a4 47.g6 a3 48.Tf3 (48.g7 Th1+) 48...a2 49.g7 Th1+–+]

38.Txg7 Ka5 39.Txg6 Ka4 40.Tg5? [Das kostet ein entscheidendes Tempo und verliert.]

[Zum Remis führt 40.Tf6 Kxa3 (40...f4 41.Txf4+ Kxa3 im Unterschied zur Partie ist hier Weiß am Zug.) 41.Txf5 b5 42.Kh3 Ka4 (42...b4 43.Ta5+ Kb3 44.Txa6=) 43.g4 b4 44.g5=]

40...f4 41.Tf5 Kxa3 42.Txf4 b5 43.Kh3 b4 44.g4 b3 45.Tf5 Ta2 46.g5 b2 47.Tf6 a5 48.Tb6 Ta1 49.f4 b1D 50.Txb1 Txb1 51.g6 Tg1 52.f5 Tg5 0–1

Marc'Andria Maurizzi bezwang Lucas van Foreest und gab damit die Rote Laterne ab. Diese Aufgabe teilt sich nun Roven Vogel, heute mit einem Remis gegen Polina Shuvalova, mit Zhu Jiner.

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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