Tata Steel Chess: Alexander Donchenko gewinnt das Challengers

von Klaus Besenthal
28.01.2023 – Der deutsche Großmeister hat am Samstag die Schwarzpartie der 12. Runde gegen den Niederländer Thomas Beerdsen gewonnen und kann jetzt nicht mehr von Platz eins der Tabelle verdrängt werden. Der Turniersieg ist an sich schon ein großer Erfolg für Donchenko; veredelt wird er aber noch dadurch, dass Donchenko beim nächsten Tata Steel Chess Tournament am Masters teilnehmen darf. - Dort, im Masters, blieben die Abstände an der Spitze auch heute unverändert, so dass es am Sonntag noch ein spannendes Finale geben wird. Die Spitzenposition hat Nodirbek Abdusattorov inne, einen halben Punkt zurück folgt Anish Giri, einen weiteren halben Punkt zurück Wesley So und Magnus Carlsen. | Fotos: © Jurriaan Hoefsmit – Tata Steel Chess Tournament 2023

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Tata Steel Chess Tournament 2023

Eine Runde ist im Masters noch zu spielen: Die 13. Runde beginnt am Sonntag schon um 12 Uhr. Wer das Turnier gewinnen wird, steht überhaupt noch nicht fest. Sollte Nodirbek Abdusattorov seine Weißpartie gegen Jorden van Foreest gewinnen, dann wäre er angesichts seines halben Punkts Vorsprung natürlich Turniersieger. Sollte diese Partie hingegen remis ausgehen, dann könnte Anish Giri mit einem Weißsieg gegen Richard Rapport gleichziehen und einen Stichkampf erzwingen. Würde Abdusattorov verlieren, dann könnten auch Wesley So und Magnus Carlsen noch in den Kampf um den Turniersieg eingreifen. Beide haben am Sonntag Schwarz: So gegen Pragg, Carlsen gegen Arjun Erigaisi. Im Tiebreak würden Blitzpartien gespielt werden.

Im Challengers gibt es bei Punktgleichheit keinen Stichkampf. Alexander Donchenko hat das Turnier also, egal, was am Sonntag passiert, bereits gewonnen, denn nach Feinwertung liegt er auf jeden Fall vor dem einzigen Konkurrenten, der mit ihm noch gleichziehen kann. 

Masters

Der Tabellenführer Nodirbek Abdusattorov konnte in seiner Schwarzpartie gegen Wesley So, einen der potentiell noch gefährlichen Verfolger, keine Gewinnchancen generieren. So gelang dies aber ebenso wenig. Vor der letzten Runde des Turniers bleibt der Abstand von einem Punkt zwischen den beiden somit gewahrt.

 

 

Nodirbek Abdusattorov agiert mittlerweile mit den stärksten Spielern der Welt auf Augenhöhe

Magnus Carlsen und Praggnanandhaa lieferten sich eine faszinierende Großkampfpartie mit insgesamt drei neuen Damen. Dem Weltmeister bot sich genau eine gute Chance, die er jedoch nicht nutzte:

 

 

Eine Großkampfpartie gab es auch zwischen Jorden van Foreest und Anish Giri. Giri stand zwischenzeitlich deutlich auf Verlust; mit dem versprengten Springer, der vom Königsflügel abgeschnittenen Dame und der schlechten Königssicherheit hatte er haarsträubende Probleme, aus denen er sich nur deshalb herauswinden konnte, weil sein Gegner nicht die richtigen Varianten fand. So bleibt Giri nur einen halben Punkt hinter Abdusattorov auf Platz zwei und kann das Masters immer noch gewinnen.

 

 

In der Partie zwischen Fabiano Caruana und Vincent Keymer gab es ein kurze Situation, in der für Caruana vielleicht etwas gegangen wäre. Ganz klar war das aber nicht, und nachdem Caruana diese Möglichkeit ausgelassen hatte, entwickelte sich das Spiel in Richtung eines Remis:

 

 

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Der zweite Sieg nacheinander gelang Parham Maghsoodloo gegen Erigaisi Arjun. Am Vortag hatte der Iraner bereits gegen Pragg gewonnen. Als Erigaisi sich gierig einen Bauern einverleibte, entstanden komplizierte taktische Verwicklungen, die die Spieler kaum fehlerfrei berechnen konnten. Ein wenig war Maghsoodloos Sieg somit auch ein Zufallsprodukt: 

 

 

Ding Liren will demnächst FIDE-Weltmeister werden, aber der beste Spieler der Welt würde er wohl auch dann nicht sein, wenn er das schaffen würde. Das Ende der Partie gegen Richard Rapport heute in Wijk war jedenfalls wenig weltmeisterlich:

 

 

Ding Liren: Vielleicht ist Wijk für ihn auch in diesem Jahr nicht wichtig - was zählt, ist der WM-Kampf

Ein Remis von der anstrengenden Sorte gab es bei Gukesh und Levon Aronian:

 

 

Levon Aronian: keine Niederlage, aber auch nur einen Sieg

Ergebnisse aus Runde 12

 

Tabelle nach Runde 12

 

Partien Masters

 

 

Challengers

Zwei Runden vor dem Ende des Turniers hätte der Tag für Alexander Donchenko kaum besser laufen können. Der deutsche Großmeister hatte sich als alleiniger Tabellenführer zu seiner Schwarzpartie gegen den starken niederländischen IM Thomas Beerdsen ans Brett begeben - und schon in der Spätphase der Eröffnung stand er praktisch auf Gewinn:   

 

 

Weil Donchenkos hartnäckigster Konkurrent Mustafa Yilmaz gegen Luis Paulo Supi nur ein Remis erreicht hat, ist Donchenko bereits eine Runde vor Schluss nicht mehr von seiner Spitzenposition zu verdrängen. Zwar beträgt Donchenkos Vorsprung auf Yilmaz nur einen Punkt, doch selbst wenn Yilmaz diesen Rückstand in der letzten Runde am Sonntag noch aufholen sollte, würde der direkte Vergleich, den Donchenko gewonnen hat, den Ausschlag geben. So sehen die Tiebreakregeln es vor. Diese Feinwertung gilt allerdings nur für die Bestimmung des Ranglistenplatzes; Preisgelder werden bei Punktgleichheit geteilt.

Mit dem Turniersieg ist für Alexander Donchenko auch der Aufstieg ins Masters des nächsten Jahres verbunden.

Ergebnisse aus Runde 12

 

Tabelle nach Runde 12

 

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Klaus Besenthal ist ausgebildeter Informatiker und ein begeisterter Hamburger Schachspieler. Die Schachszene verfolgt er schon seit 1972 und nimmt fast ebenso lange regelmäßig selber an Schachturnieren teil.