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Zum Start in diesen Sonntag zeigten zwei der weltbesten Schachspieler erst einmal, wie das gehen kann: ein schnelles Remis. Dass sie damit jedoch ihre Teilnahme am nächstjährigen Tata Steel Masters aufs Spiel gesetzt haben, zeigt ein Blick in die "Rules". Dort heißt es:
"Short draws We kindly ask all players to show their best fighting spirit. The sponsor and Organizing Committee respect it a lot when draws within 30 moves, or within three hours of play, will not be seen during the event. The player(s) who will not respect this ethical rule, may risk not being invited for future Tata Steel Chess Tournaments."
Spaß beiseite: Bei solchen Superstars werden die Veranstalter wohl ein Auge zudrücken, wenn sie sich gelegentlich mal einen frühzeitigen Friedensschluss genehmigen
Besser im Sinne der obigen Regel machten es Vincent Keymer und Gukesh: Sie spielten 31 Züge! Vincent Keymer bleibt also ohne einen Sieg in diesem Turnier, hat aber mit seinen insgesamt zehn Remisen bewiesen, dass er in diesem elitären Kreis nicht ganz falsch ist. Die "Luft nach oben" kann man vielleicht in einem Bild darstellen: Die Partien, die Keymer verloren hat (weswegen es ihn ans Ende der Tabelle verschlagen hat), hat der gleichaltrige Spitzenmann Abdusattorov gewonnen. Heute hielt sich bei Keymer die Motivation wohl in Grenzen, doch noch um den ersten Sieg im Turnier zu kämpfen:
Für Vincent Keymer müssen wir erst einmal hoffen, dass er auch 2024 wieder beim Masters mitspielen darf
Richard Rapport war an diesem Sonntag nicht der Freund von Nodirbek Abdusattorov: Der (nach Rumänien gewechselte) Ungar leistete sich in der Partie gegen Anish Giri einen kapitalen Schnitzer, und nachdem Giri diesen geschenkten Sieg schnell unter Dach und Fach gebracht hatte, hatte er in der Livetabelle plötzlich einen halben Punkt mehr als Abdusattorov! Dieser Vorgang hatte den nicht ganz unbedeutenden Nebeneffekt, dass Magnus Carlsen und Wesley So das Turnier nicht mehr würden gewinnen können, egal, wie ihre Partien ausgehen würden.
Für das Abschneiden von Anish Giri an diesen zwei Wochenendtagen können wir vielleicht am besten eine alte Fußballerweisheit ein wenig abwandeln: Zuerst hatte er kein Pech (gestern), dann kam auch noch Glück hinzu (heute)
Wesley So war allerdings auch "aus eigener Kraft" aus dem Rennen, denn in seiner Partie gegen Pragg konnte er nie Gewinnchancen kreieren. Ihm bleibt aber immerhin, dass er im gesamten Turnier ohne Niederlage geblieben ist.
Wesley So blieb im gesamten Turnier ohne Niederlage - das hat außer ihm nur Anish Giri geschafft
Und dann konnte sich Anish Giri bei seinem niederländischen Landsmann Jorden van Foreest bedanken, denn der brachte Nodirbek Abdusattorov seine erste Niederlage im Turnier bei - und machte Giri dadurch zum Sieger. Dieser Misserfolg auf der Zielgeraden war tragisch für Abdusattorov. Er kam wohl zustande, weil der Usbeke in einer Stellung gelandet war, die sich nicht mit ruhiger Hand und viel Übersicht spielen ließ, sondern eher mit Rechenkraft und einem Blick für die richtige Taktik:
Der 18-jährige Abdusattorov hat noch viele Jahre Zeit, die heutige Scharte wieder auszuwetzen
Erste Niederlage in der letzten Runde: Das galt heute auch für Levon Aronian, während Parham Maghsoodloo seinen Siegeslauf der letzten Runden fortsetzen konnte.
Mit zuletzt drei Siegen in Folge hat sich Parham Maghsoodloo auf Tabellenplatz sechs katapultiert, punktgleich mit Fabiano Caruana
Und Magnus Carlsen? Der Weltmeister hat bei seinem Sieg gegen Erigaisi Arjun noch einmal eine großartige, äußerst kämpferische Partie abgeliefert, die ihn tatsächlich auf denselben Punktestand wie Nodirbek Abdusattorov befördert hat. Hätte Giri nicht von Rapports Aussetzer profitiert, dann hätte das Turnier um einen Dreier-Stichkampf Giri/Abdusattorov/Carlsen verlängert werden müssen.
Aus Magnus Carlsens neuntem Sieg in Wijk ist nichts geworden, aber der auch heute wieder an den Tag gelegte Siegeswille des Weltmeisters ist ziemlich einzigartig
Zur Feststellung der Tatsache, dass Alexander Donchenko vorzeitig Sieger des Challengers ist, musste gestern noch die Feinwertung bemüht werden. Heute, mit Weiß gegen den Serben Velimir Ivic, wollte Donchenko also wenigstens einen weiteren halben Punkt holen, um nicht nur beim Aufstieg ins Masters Platz eins sicher zu haben, sondern auch noch bei der Verteilung des Preisgelds (das bei Punktgleichheit geteilt würde). Es wurde dann sogar ein ganzer Punkt, der kurz noch einmal in Gefahr geriet, als Donchenko seinen a-Bauern freiwillig hergab. Doch Ivic verteidigte sich in dem Turmendspiel mit Minusbauer nicht gut:
Alexander Donchenko, souveräner Gewinner des Challengers-Turniers
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