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Alireza Firouzja steht in Wijk zweifellos im Mittelpunkt des Interesses. Und zur Halbzeit des Turniers lehnt man sich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man dem jungen Mann eine reelle Chance auf den Turniersieg attestiert. Neben diesem sportlichen Aspekt steht aber noch der unlängst erfolgte Bruch Firouzjas mit dem Schachverband seines Heimatlands Iran. Exzellente Schachspieler, die vor ihren Regierungen ins Ausland geflüchtet sind, hat es immer schon gegeben, man denke zum Beispiel an Viktor Kortschnoi und seine Auseinandersetzung mit der Sowjetunion. Wer nun befürchtet hatte, dass derartiger Stress Firouzjas Leistungen beeinträchtigen könnte, der wird in Wijk eines Besseren belehrt: Wenn diese Geschichte überhaupt eine Bedeutung für Firouzjas Schach hat, dann offenbar eine beflügelnde, befreiende.
In dem 19-jährigen Jeffery Xiong hatte Firouzja gestern einen Gegner, der sich mittlerweile ebenfalls fest im Elobereich oberhalb von 2700 Punkten etabliert zu haben scheint. Vergleicht man die Spielführung der beiden in dieser Partie, dann hinterließ Firouzja den reiferen Eindruck:
Sieht der Weltmeister hier vielleicht seinen Nachfolger spielen? Ganz so weit ist dann wohl doch noch nicht.
Am meisten wusste in der 7. Runde aber vielleicht Fabiano Caruana zu beeindrucken. Gegen Daniil Dubov brachte Caruana ein Bauernopfer auf Position, tauschte danach die Damen und hatte seinen Gegner anschließend in einem Würgegriff, aus dem Dubov sich nicht mehr befreien konnte. Das Ganze hatte zweifellos auch ein starkes psychologisches Moment - nicht ganz unwichtig in einer praktischen Partie. Das war einfach stark von Caruana - einen halben Punkt hinter Firouzja liegend kann auch er das Turnier noch gewinnen.
Gestern sah man, warum Fabiano Caruana die Nr. 2 der Weltrangliste ist
Etwas anders verlief das Spiel zwischen Nikita Vitiugov und Jorden van Foreest, wo Vitiugov den Punkt aufgrund seiner misslungenen Eröffnungsbehandlung fast schon freiwillig ablieferte. Doch Vitiugov ist einer der stärksten Spieler der Welt, und so machte er dem jungen Niederländer das Leben noch lange schwer. Genützt hat es ihm letztlich nicht:
Zur Halbzeit des Turniers liegt Jorden van Foreest gleichauf mit Fabiano Caruana und Wesley So auf Platz 2
Magnus Carlsen schraubte die Zahl seiner nacheinander nicht verlorenen klassischen Partien gestern auf 114 in die Höhe. Doch bei näherem Hinsehen scheint es fast so, als hätte es unmittelbar vor dem Ende der Partie eine kleine Chance für Viswanathan Anand gegeben, die unglaubliche Serie des Weltmeisters vielleicht doch zu beenden:
Immergrünes Duell: Weltmeister Carlsen und sein "Amtsvorgänger" Anand
Magnus Carlsen ist jetzt seit 114 Partien ungeschlagen
Neben diesen Höhepunkten des Tages gab es noch drei weniger inspirierende Remispartien.
Duda gegen Giri (Jan-Krzysztof Duda hat, ebenso wie Magnus Carlsen, bislang ausschließlich remis gespielt):
Artemiev gegen So: Wesley So hat, ebenso wie Caruana, Duda und Carlsen, in Wijk noch keine Partie verloren.
Kovalev gegen Yu Yangyi: Das "Kellerduell" der beiden noch sieglosen Spieler (diese Attribut muss sich, neben Carlsen und Duda, auch noch Vitiugov anheften lassen) endete unentschieden.
Im Challengers-Turnier könnte dem Ukrainer Pavel Eljanov der Wiederaufstieg ins Masters glücken - zur Halbzeit des Turniers führt Eljanov jedenfalls die Tabelle alleine an. Vincent Keymer liegt nach dem Remis gegen David Anton Guijarro mit nunmehr 3,0/7 noch leicht unterhalb der Schwelle eines Scores von 50 Prozent.