Tata Steel Chess: Führungsquintett im Masters, Keymer dabei

von André Schulz
20.01.2025 – Fabiano Caruana konnte sich in der zweiten Runde gegen Jorden van Foreest durchsetzen. Sehr viel mehr Mühe hatte Vincent Keymer gegen Max Warmerdam. Die deutsche Nummer eins stand im Endspiel klar auf Verlust, zeigte aber große Qualitäten in der Verteidigung. Frederik Svane besiegte im Challengers Faustino Oro. | Fotos: Lennart Ootes

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Am Samstag ist das traditionsreiche Turnier in Wijk aan Zee gestartet, das von jeher eng mit der Stahlfabrik bei Ijmuiden verbunden ist, da es von diesem hauptsächlich gesponsert wird. Nachdem die Fabrik durch mehrere Hände gegangen ist, gehört sie nun zum indischen Multikonzern Tata. Nach dem Kauf haben die Inder die Tradition nicht nur fortgeführt, sondern angesichts des Schachbooms in Indien auch in ihr Mutterland importiert. Inzwischen gibt es auch in Indien ein Tata Steel Chess Turnier.

Mit sieben Teilnehmern bzw. Teilnehmerinnen im Masters und im Challengers stellt Indien auch das größte Spielerkontingent. Zum Masters werden immer Spieler der Weltklasse oder erweiterten Weltklasse eingeladen, außerdem die besten Niederländer. Vier indische Teilnehmer gehören zur Weltklasse: Gukesh der hier sein erstes Turnier als Weltmeister spielt, Erigaisi, Praggnanandhaa und Harikrishna. Leon Mendonca ist der fünfte Inder im Masters. Er qualifizierte sich als Sieger des Challengers im letzten Jahr.

Anish Giri, Max Warmerdam und Jorden van Foreest vertreten die Farben des Gastgeberlandes. Fabiano Caruana aus den USA ist als Weltranglistenzweiter der Elofavorit. Die deutschen Schachfreunde freuen sich über die Teilnahme von Vincent Keymer, der inzwischen zwar kein Jugendlicher mehr ist, aber hoffentlich weiter auf dem Weg nach oben.

Außerdem spielen noch Wei Yi aus China, Alexey Sarana, inzwischen unter serbischer Fahne spielend, Alexey Fedoseev, inzwischen und slowenischer Fahne spielend und last, but not least Nodirbek Abdusattorov aus Usbekistan - ein spielstarkes und interessantes Feld. Die Turniere in Wijk aan Zee sind dafür bekannt, dass sie nie langweilig sind, was an der geschickten Auswahl der Teilnehmer durch die Organisatoren liegt.

Am Samstag gab es zum Auftakt drei entschiedene Partien im Masters. Harikrishna, Gukesh und Keymer trugen sich an diesem Tag in die Siegerliste ein.

Weltmeister Gukesh

Gukesh gewann mit Hilfe eines Schachmirakels, denn Giri fand in Gewinnstellung ein Matt nicht und verlor die Partie. Keymer lieferte sich mit Leon Mendonca ein Hauen und Stechen in einer Modevariante des Zweispringerspiels und gewann die taktisch geprägte Partie. Bemerkenswert war auch der Sieg von Harikrishna gegen den Weltranglistenvierten Erigaisi.

Am Sonntag ging es so weiter, erneut mit drei Entscheidungen. Der 18-jährige Mendonca musste seine zweite Niederlage hinnehmen, gegen Abdusattorov. Praggnanandhaa gewann das indische Duell gegen Harikrishna.

Den dritten Sieg des Tages besorgte Fabiano Caruana gegen Jorden van Foreesst. Der Niederländer kam gegen Caruanas Londoner System mit einem interessanten Konzept (Springer auf h6) und hatte nach der Eröffnung die Initiative. Im kritischen Moment fand van Foreest jedoch nicht die beste Lösung und die Partie nahm eine andere Richtung.

    

Das Londoner System - Staunen! Spielen! Siegen!

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Interview mit Caruana

Vincent Keymer hat sich für sein Turnier in Wijk offenbar vorgenommen, sehr komplizierte Partien zu spielen, am Sonntag vielleicht auch unfreiwillig.

Seine Keymer-Eröffnung gegen Max Warmerdam brachte der deutschen Nummer eins nichts ein und dann geriet Keymer mehr und mehr auf die schiefe Bahn. In der Analyse meldete die mitlaufende Engine großen Vorteil für den Niederländer. Doch Keymer zeigte im Endspiel in Verluststellung das, was große Spieler auszeichnet - immense Ausdauer in der Verteidigung. Dies wurde belohnt. 

   

Die Keymer-Variante - 1.Sf3 d5 2.e3

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Mit seinen 1,5 Punkten gehört Keymer nach zwei Runden nun zum Führungsquartett im Masters.

Ergebnisse Masters

Tabelle Masters

Partien Masters

Tata Steel Challenger

In den vergangenen Jahren der Turniere in Wijk aan Zee waren die Challengers-Turniere zumeist noch unterhaltsamer als die Masters-Turniere, denn hier haben die Teilnehmer zumeist ein größeres Spielstärke-Gefälle. In diesem Jahr wurde mit Frederik Svane ein junger deutscher Spieler eingeladen. Auch Svane hat wie Keymer jetzt den Status als Junior verlassen, war aber zuletzt einer der besten Junioren der Welt. Jetzt ist er hinter Keymer die Nummer zwei in der deutschen Rangliste. Am Samstag er gegen den Stammgast im Challengers, Erwin L'Ami, remis. Am Sonntag überspielte er den noch sehr jungen Argentinier Faustino Oro. 

  

Svane ist immerhin Nummer drei in der Setzliste und so einer der Favoriten auf eine mögliche Qualifikation für das Masters. Vor ihm rangieren noch der starke Tscheche Thai Dai Van Ngyuen und Usbeke Nodirbek Yakubboev. Beide holten ebenfalls 1,5 Punkte aus den ersten beiden Runden. Ein ganz besonderes Augenmerk liegt auch auf dem 14-jährigen Türken Ediz Gürel. Er gewann in Runde eins, verlor aber am Sonntag gegen Benjamin Bok.

Vier Frauen bereichern das Turnier. Lu Miaoyi und Vaishali punkten in Runde eins. Divya Deshmukh und Irina Bulmaga verloren am Samstag ihre Partien. Am Sonntag nahm Divya Deshmuk dem Mitfavoriten Ngyuen einen halben Punkt ab. 

Divya Deshmuk

Lu Miaoyi und Vaishali spielten gegeneinander remis und Irina Bulmaga unterlag Erwin L'Ami.

Ergebnisse Challengers

Tabelle Challengers

Partien Challengers

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.
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