Tata Steel Chess: Keymer verliert gegen Weltmeister Gukesh

von André Schulz
23.01.2025 – Nach gutem Start musste Vincent Keymer in Runde fünf des Tata Steel Masters seine erste Niederlage hinnehmen. Weltmeister Gukesh demonstrierte sein Können bei der Verwertung eines Freibauern. Nodirbek Abdusattorov gewann gegen Jorden van Foreest und zog mit Praggnanandhaa gleich. Im Challengers hat Erwin L'Ami die Führung übernommen. | Fotos: Lennart Ootes

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Vladimir Fedoseev ist einer der Spieler, die beim Tata Steel Masters im Plus sind. Er startete mit drei Remis, gegen Jorden van Foreest, Weltmeister Gukesh und Anish Giri und erhöhte dann die Schlagzahl. In Runde vier gewann der in den Slowenischen Verband gewechselte Russe gegen den Weltranglistenvierten Arjun Erigaisi, mit etwas Glück. Und in Runde fünf ließ Fedoseev nun einen Sieg gegen den Weltranglistenzweiten Fabiano Caruana folgen.

Fedoseev führte die weißen Steine und nach Beginn mit der Ragosin-Verteidigung verlief die Partie bis zur Zeitkontrolle ausgeglichen. In einem Leichtfigurenendspiel kipptes sie dann aber zugunsten von Fedoseev, nachdem es diesem gelungen war, einen Freibauern auf der e-Linie zu etablieren.

Interview mit Vladimir Fedoseev:

Vincent Keymer blickte nach vier Runden auf 1,5 Punkte, hatte dabei aber auch das Glück des Tüchtigen. Gegen Mendonca stand Keymer mit den schwarzen Steinen in einer langen Theorievariante des Zweispringerspiels zwischendurch auf Verlust, gewann die Partie aber. Gegen Max Warmerdam stand die deutsche Nummer eins mit den weißen Steinen lange Zeit wohl jenseits von Gut und Böse, wurde aber für seinen hartnäckigen Widerstand im Endspiel mit einem Remis belohnt. Die Remispartien gegen Wei Yi und Jorden van Foreest verliefen hingegen "normal". Sieht man einmal von Wei Yi ab, warten die großen Aufgaben aber noch auf den deutschen Spitzenspiele. 

In der letzten Runde vor dem Ruhetag erhielt Keymer eine weltmeisterliche Aufgabe. Er traf auf Gukesh, der hier an der winterlichen kalten Nordseeküste sein erstes Turnier als Weltmeister spielt. Keymer führte die schwarzen Steine und verteidigte sich mit der Nimzoindischen Verteidigung gegen Gukeshs d4-Eröffnung. Der Weltmeister wählte die Rubinsteinvariante (4.e3) und dann den Modezug 5.Ld2. Früher einmal hielt man diesen Zug für eher nicht geeignet, um auf Vorteil zu spielen. Aber die Zeiten haben sich geändert. In den 1920er Jahren haben aber schon Spielmann, Tarrasch, Tartakower und Aljechin 5. Ld2 oder 6. Ld2 zur Vermeidung des Doppelbauern gespielt. Vielleicht ist die Güte des Zuges nur vergessen worden.

Die nonchalante Nimzowitsch-Verteidigung

Ihr Hauptteil besteht dabei aus einer Pirc-Verteidigung (nach 1.e4 Sc6 2.Sf3 d6 3.d4 Sf6 4.Sc3 g6), in der Schwarz die schärfsten Abspiele vermieden hat, um den geringen Preis etwas verminderter Flexibilität, da sein Springer ja bereits auf c6 steht. Auße

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Keymer kam gut aus der Eröffnung, agierte dann aber am Königsflügel etwas übermotiviert und verlor einen Bauern. Gukesh verschaffte sich am Damenflügel einen Freibauern und führte diesen geduldig in Richtung Grundreihe und die Partie zum Sieg.

So hat Gukesh die Partie erlebt:

Den dritten Sieg des Tages, einen Verteidigungssieg feierte Nodirbek Abdusattorov gegen Jorden van Foreest. Gegen Abdusattorovs lange Rochade in der Vorstoßvariante der Caro-Kann Verteidigung spielte der Niederländer auf kompromisslosen Angriff und gab Material her. Doch der usbekische Spitzenspieler verteidigte sich aufmerksam und am Ende erfolgreich.

Abdusattorovs Analyse:

Die übrigen Partien fanden keinen Sieger. Wey Yi und Harikrishna spielten nur eine kurze Partie in der Klassischen Variante der Französischen Verteidigung.

Auch Max Warmerdam und Praggnanandhaa spielten auf dem Gelände der Französischen Verteidigung, aber nur ein bisschen, denn Warmerdam änderte mit der Abtauschvariante schnell die Struktur und die Partie war anfangs sehr symmetrisch.

Arjun Erigaisi bemühte das heuer eher seltene Blumenfeldgambit gegen Leon Mendonca und erhielt dafür eine Kompensation, die auch zum Remis reichte. 

The Blumenfeld Gambit - A sharp weapon in the Benoni

In 1920er Jahren erfand der russische Meister Blumenfeld sein berühmtes Gambit 1.d4 Nf6 2.c4 e6 3.Nf3 c5 4.d5 b5!?, und bis zum heutigen Tage erfreut sich die Eröffnung großer Beliebtheit. Schwarz spielt auf Initiative und Sieg, und zwar von Anfang an.

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Ebenfalls remis endete der Italienische Dauerbrenner zwischen Anish Giri und Alexey Sarana. Mit seinem Sieg hat Nodirbek Abdusattorov Praggnanandhaa nun an der Tabellenspitze eingeholt. 

Am Donnerstag wird der erste Ruhetag eingelegt.

Ergebnisse Masters

Tabelle Masters

Partien Masters

Tata Steel Challenger: Erwin L'Ami gewinnt positionelle Musterpartie

The Dutch Stonewall - A fighting repertoire against 1.d4

In der Holländischen Stonewall-Variante kämpft Schwarz vom ersten Zug an um die Initiative. Gehen Sie mit GM Erwin l'Ami auf eine faszinierende Reise und lassen Sie sich von ihm die Tiefe und den Reiz dieser attraktiven Eröffnung demonstrieren!

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Im Challenger-Turnier hat nun Erwin L'Ami die Führung übernommen. In einer der Hauptvarianten der Katalanischen Partie verschaffte sich der Routinier als Weißspieler mit einem Qualitätsopfer das überlegene Spiel und holte sich in einer Musterpartie den Sieg gegen Divya Deshmuk.

Benjamin Bok gewann das zweite Duell Mann-Frau gegen die gefährliche 14-jährige Chinesin Lu Miaoyi. In einer sehr spannenden Partie in der Klassischen Variante der Sizilianischen Verteidigung war Boks Angriff gegen den lang rochierten weißen König durchschlagskräftige.

Vaishali und Frederik Svane spielten remis, während Irina Bulmaga gegen Nogerbek Kazybek ohne zählbaren Erfolg blieb.

Auydin Suleymanli gewann seinen Lb5-Sizilianer gegen Nodirbek Yakubboev. Die jungen Leute Faustino Oro und Ediz Gürel holten jeweils einen halben Punkt gegen Artur Pijpers und Thai Dan Van Nguyen.

Ergebnisse Challengers

Tabelle Challengers

Partien Challengers

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.
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