Tata Steel Chess: Nur Sarana, Oro und Suleymanli können gewinnen. Viele Remisen in Runde 6

von Stefan Liebig
25.01.2025 – Zwar gab es im Masters und Challengers insgesamt elf Unentschieden in der gestrigen Runde in Wijk aan Zee, doch meist waren es hart umkämpfte Partien. So einigten sich die beiden im Masters führenden Spieler Praggnanandhaa und Abdusattorov erst nach weit über fünf Stunden mit ihren Gegnern Wei Yi und Gukesh auf Remis. Im Challengers konnte der elfjährige Faustino Oro seine zeitweise gar nicht so gut aussehende Stellung gegen Divya Deshmukh ebenso gewinnen, wie Aydin Suleymanli gegen Ediz Gurel. | Fotos: Lennart Ootes und Juriaan Hoefsmit

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Tata Steel Masters, 6. Runde:

Die Analyse: Alexey Sarana (rechts) analysiert mit Vladimir Fedoseev hinter den Kulissen (Foto: Lennart Ootes).

Vladimir Fedoseev hätte der Spieler der Stunde werden können beim Tata Steel Masters. Nach seinen drei Auftaktremis gegen Jorden van Foreest, Weltmeister Gukesh Dommaraju und Anish Giri ließ er Siege gegen den Aufsteiger des letzten Jahres Arjun Erigaisi und gegen den Weltranglistenzweiten Fabiano Caruana folgen. Wie die anderen Ergebnisse zeigen sollten, hätte der frühere Russe und jetzt Neuslowene mit einem Sieg gegen den Serben Alexey Sarana zum Führungsduo aufschließen können. Er hatte Sarana mit einem interessanten Damenmanöver in der Eröffnung derart überrascht, dass dieser in eine 50-minütige Denkphase verfiel. Doch die leicht angenehmere Stellung bei deutlich besserer Zeit konnte Fedoseev nicht zum Sieg ummünzen, vielmehr verlor er die Partie sogar. Nun liegen beide Spieler mit 3,5 Zählern einen Punkt hinter der Spitze, Sarana gehört neben führenden Abdusattorov und Pragg sowie Gukesh und Wei Yi zu den fünf noch ungeschlagenen Spielern.

Interview mit Alexey Sarana, in dem auch auf die Analyse von Magnus Carlsen eingegangen wird. Der Ex-Weltmeister nahm sich auf chess.com fast eine Stunde Zeit, um die Partien zu diskutieren:

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Der Weltmeister musste hart kämpfen für den halben Punkt (Foto: Lennart Ootes).

Mit einem seltenen Eröffnungszug wurde auch der neue Weltmeister Gukesh Dommaraju konfrontiert: In der Italienischen Eröffnung präsentierte Nodirbek Abdusattorov den seltenen Zug 4.a4. Doch der Inder ließ sich nicht verwirren und reagierte zunächst schnell und gut. Doch mit längerer Dauer der Partie geriet er gehörig unter Druck, befreite sich zwischenzeitlich, um schließlich doch in einer Verluststellung zu landen – die er wie durch ein Wunder doch noch zum Remis rettete.

Auch die Partie zwischen dem zweiten Spitzenreiter Praggnanandhaa Rameshbabu und Wei Yi endete nach langem Kampf remis. In einer Spanischen Verteidigung entwickelte sich ein harter Kampf ums Zentrum und Wei Yi ließ (laut Carlsen) die Chance aus, im 14. Zug zunächst mit seinem Springer von e4 den weißen Springer auf d2 zu tauschen und dann mit ...c5 die Kontrolle auf dem Damenflügel und im Zentrum zu übernehmen. Stattdessen zog er sofort ...c5 und der Inder übernahm die Initiative, die er aber nicht zum Sieg ummünzen konnte.

Von diesem Aufeinandertreffen hatten sich einige Fans sicher mehr versprochen (Foto: Jurriaan_Hoefsmit).

Mutig sicherte sich van Foreest einen halben Punkt gegen Pentala Harikrishna (Foto: Lennart Ootes).

Ein verbissener Kampf ums Zentrum entwickelte sich auch in der Partie zwischen Pentala Harikrishna und Jorden van Foreest. Der Inder wählte den „offenen Spanier“ und nach dem mutigen 11...d5 standen für einige Züge alle vier Bauern im Zentrum und der weiße Turm auf e1 zielte schon auf den noch auf e8 stehenden schwarzen König. Doch der Niederländer konnte sich geschickt verteidigen. So gab es ein Remis nach 54 Zügen.

Ebenfalls ein hart umkämpftes Remis gab es zwischen Keymer und Giri (Foto: Lennart Ootes).

Vincent Keymer kam nach seiner Niederlage vor dem Ruhetag mit Weiß gegen Anish Giri, der bislang mit dem Turnierverlauf ebenfalls nicht zufrieden sein dürfte, nicht über ein unspektakuläres Remis hinaus, bei dem es zeitweise so aussah, als könne Keymer trotz Giris offenbar überraschender Eröffnungswahl – der Niederländer spielte Königsindisch – Druck aufbauen. Doch Giri verteidigte sich umsichtig.

Auch der dritte Niederländer im Bunde – Max Warmerdam – spielte unentschieden. Im „Kellerduell“ mit dem Inder Leon Luke Mendonca war er zwar mit Schwarz wieder einmal gut vorbereitet, doch die Partie verlief sehr ausgeglichen und endete ebenfalls im 54. Zug.

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Ergebnisse Masters

1 2801 GM Erigaisi, Arjun ½ - ½ GM Caruana, Fabiano 2803
2 2677 GM Sarana, Alexey 1 - 0 GM Fedoseev, Vladimir 2717
3 2733 GM Keymer, Vincent ½ - ½ GM Giri, Anish 2731
4 2768 GM Abdusattorov, Nodirbek ½ - ½ GM Gukesh, D 2777
5 2695 GM Harikrishna, Pentala ½ - ½ GM Van Foreest, Jorden 2680
6 2741 GM Praggnanandhaa, R ½ - ½ GM Wei, Yi 2751
7 2639 GM Mendonca, Leon Luke ½ - ½ GM Warmerdam, Max 2646

Tabelle Masters

1 GM Abdusattorov, Nodirbek 2768 UZB * ½ ½ ½ 1 1 1 4,5 0 11,25
2 GM Praggnanandhaa, R 2741 IND ½ * 1 ½ ½ 1 1 4,5 0 11,25
3 GM Gukesh, D 2777 IND ½ * ½ ½ ½ 1 1 4 0 12,75
4 GM Sarana, Alexey 2677 SRB ½ * 1 ½ ½ ½ ½ 3,5 1 10,25
5 GM Fedoseev, Vladimir 2717 SLO ½ 0 * 1 ½ ½ 1 3,5 2 8,75
6 GM Harikrishna, Pentala 2695 IND 0 * ½ ½ 1 1 ½ 3,5 2 6,75
7 GM Wei, Yi 2751 CHN ½ ½ ½ ½ * ½ ½ 3 1 11,00
8 GM Caruana, Fabiano 2803 USA ½ 0 ½ * ½ 1 ½ 3 2 7,50
9 GM Keymer, Vincent 2733 GER 0 ½ * ½ ½ ½ 1 3 2 6,25
10 GM Giri, Anish 2731 NED 0 ½ ½ ½ ½ * ½ 2,5 0 7,25
11 GM Van Foreest, Jorden 2680 NED 0 ½ ½ ½ 0 ½ * 2 0 6,75
12 GM Warmerdam, Max 2646 NED 0 ½ ½ 0 ½ * ½ 2 0 6,25
13 GM Erigaisi, Arjun 2801 IND 0 0 0 ½ ½ * ½ 1,5 0 3,50
14 GM Mendonca, Leon Luke 2639 IND 0 0 ½ 0 ½ ½ * 1,5 0 3,50

Partien Masters

Tata Steel Challenger, 6. Runde:

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Im Challenger-Turnier hat Erwin L'Ami seine Führung mit einem Schwarzremis gegen Thai Dai Van Nguyen verteidigt. In einer Sizilianischen Partie konnte sich der Tscheche mit Weiß keinen Vorteil erobern, der zum Sieg gereicht hätte. 

Kraft schöpfen für die Wende in der Partie und die Freud danach (Fotos: Lennart Ootes).

Nur zwei Sieger gab es in dieser Runde. Einer davon war der elfjährige Argentinier Faustino Oro. Er stand lang sehr unter Druck, konnte dann die Partie gegen Divya Deshmukh aber drehen und einen wichtigen Schwarzsieg einfahren.

Auydin Suleymanli war der zweite Sieger des Tages. In einem Nimzoinder schlug er den jungen Türken Ediz Gurel und hat nun mit 3,5 aus 6 nur noch einen Punkt Abstand auf den Spitzenreiter. 

Wie alle übrigen Spieler spielte auch Frederik Svane remis. Mit Schwarz hielt er dem Druck vom Yakubboev stand. Die weiteren Remis ergaben sich in den Partien zwischen Bulmaga und Vaishali, Bok und Nogerbek sowie Pijpers und Lu Miaoyi.

Ergebnisse Challengers

1 2659 GM Yakubboev, Nodirbek ½ - ½ GM Svane, Frederik 2664
2 2386 IM Bulmaga, Irina ½ - ½ GM Vaishali, Rameshbabu 2476
3 2583 GM Bok, Benjamin ½ - ½ GM Nogerbek, Kazybek 2514
4 2474 IM Pijpers, Arthur ½ - ½ IM Lu, Miaoyi 2429
5 2490 IM Divya, Deshmukh 0 - 1 IM Oro, Faustino 2447
6 2668 GM Nguyen, Thai Dai Van ½ - ½ GM L'Ami, Erwin 2614
7 2623 GM Suleymanli, Aydin 1 - 0 GM Gurel, Ediz 2624

Tabelle Challengers

1 GM L'Ami, Erwin 2614 NED * 1 ½ ½ ½ 1 1 4,5 0 11,00
2 GM Bok, Benjamin 2583 NED 0 * 1 ½ ½ 1 1 4 0 12,00
3 GM Nguyen, Thai Dai Van 2668 CZE ½ * ½ 1 ½ 1 ½ 4 0 11,00
4 IM Lu, Miaoyi 2429 CHN 0 * 1 ½ 1 ½ ½ 3,5 1 9,75
5 GM Nogerbek, Kazybek 2514 KAZ ½ 0 * 1 ½ ½ 1 3,5 2 9,50
6 GM Vaishali, Rameshbabu 2476 IND ½ 0 * ½ 1 1 ½ 3,5 3 9,25
7 GM Suleymanli, Aydin 2623 AZE ½ ½ * 0 1 ½ 1 3,5 4 9,00
8 GM Svane, Frederik 2664 GER ½ 0 ½ ½ * ½ 1 3 0 9,75
9 GM Yakubboev, Nodirbek 2659 UZB 0 ½ 0 1 ½ * 1 3 0 8,25
10 GM Gurel, Ediz 2624 TUR 0 ½ 0 * 1 0 1 2,5 0 5,00
11 IM Oro, Faustino 2447 ARG 0 0 0 * ½ 1 1 2,5 0 3,50
12 IM Pijpers, Arthur 2474 NED ½ 0 ½ ½ 0 ½ * 2 0 7,00
13 IM Divya, Deshmukh 2490 IND 0 ½ 0 0 1 0 * 1,5 0 4,50
14 IM Bulmaga, Irina 2386 ROU 0 ½ 0 ½ 0 0 * 1 0 3,50

Partien Challengers

Turnierseite...


Stefan Liebig, geboren 1974, ist Journalist und Mitinhaber einer Marketingagentur. Er lebt heute in Barterode bei Göttingen. Im Alter von fünf Jahren machten ihn seltsame Figuren im Regal der Nachbarn neugierig. Seitdem hat ihn das Schachspiel fest in seinen Bann gezogen. Höhenflüge in die NRW-Jugendliga mit seinem Heimatverein SV Bad Laasphe und einige Einsätze in der Zweitligamannschaft von Tempo Göttingen waren Highlights für den ehemaligen Jugendsüdwestfalenmeister.
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