Tata Steel India: Nakamura und Carlsen siegen im Blitz, Carlsen ist Gesamtsieger

von Johannes Fischer
26.11.2019 – Die ersten vier Tage hatte Magnus Carlsen das Tata Steel Chess India Turnier dominiert, doch am fünften Tag, Tag 2 des Blitzturniers, musste er einen Gang runterschalten. Das nutzte Hikaru Nakamura. Er holte 6,5 Punkte aus den 9 letzten Blitzpartien des Turniers und teilte sich den Sieg im Blitzturnier mit Carlsen, der die Schnellschach- und Blitzwertung allerdings mit 4 Punkten Vorsprung klar für sich entschied. Vishy Anand verpasste eine Reihe guter Möglichkeiten und damit auch die Qualifikation für das Grand Chess Tour Finale in London. | Foto: Lennart Ootes (Grand Chess Tour)

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Tata Steel Chess India, Blitzturnier, Tag 2

Gleich zu Beginn von Tag 2 des Blitzturniers verblüffte Magnus Carlsen Rivalen, Fans und  Experten: er spielte mit Weiß gegen Vidit Gujrathi und bot nach wenigen Zügen in einer Theoriestellung Remis an. Auch Vidit war verblüfft, aber nahm das Remis dann doch an. Den Grund für die überraschende Friedfertigkeit des Weltmeisters verriet Carlsen kurz vor Ende des Turniers: er litt unter Magenproblemen.

Entsprechend verhalten spielte er. Nach drei Remis in Folge (gegen Vidit, Giri und Nakamura) gewann er gegen Pentala Harikrishna, doch gleich im Anschluss verlor er wie schon am Vortag gegen Ding Liren. Insgesamt verlor Carlsen nur zwei Partien im gesamten Turnier, beide gegen Ding Liren im Blitzen.

Magnus Carlsen | Foto: Lennart Ootes

Doch Carlsen fing sich wieder und holte aus den restlichen 4 Partien 3 Punkte. Am Ende wurde er zusammen mit Hikaru Nakamura geteilter Sieger im Blitzturnier. Was allerdings nur ein symbolischer Erfolg ist, denn bei den Schnellschach- und Blitzturnieren der Grand Chess Tour entscheidet nur die Gesamtwertung über Preise und Grand Chess Tour Punkte.

In der Schlussrunde spielte Carlsen gegen Wesley So und fast hätte der Weltmeister das Turnier mit einer Glanzpartie beendet. Am Ende musste er dann allerdings über ein Remis froh sein.

 

Hikaru Nakamura bestätigte einmal mehr, warum er als einer der besten Blitzspieler der Welt gilt. Er verlor im gesamten Blitzturnier keine einzige Partie und kam mit 6 Siegen und 14 Remis genau wie Carlsen auf 12 Punkte.

Hikaru Nakamura | Hikaru Nakamura

Ergebnis des Blitzturniers

Rk. SNo   Name FED RtgI Pts.  TB1  n w we w-we K rtg+/-
1 6 GM Nakamura Hikaru USA 2871 12,0 0,0 18 12 11,30 0,70 20 14,0
  7 GM Carlsen Magnus NOR 2828 12,0 0,0 18 12 10,16 1,84 20 36,8
3 8 GM Ding Liren CHN 2840 10,0 0,0 18 10 10,50 -0,50 20 -10,0
  9 GM Nepomniachtchi Ian RUS 2830 10,0 0,0 18 10 10,20 -0,20 20 -4,0
5 3 GM So Wesley USA 2763 9,5 0,0 18 9,5 8,40 1,10 20 22,0
  5 GM Giri Anish NED 2740 9,5 0,0 18 9,5 7,78 1,72 20 34,4
7 4 GM Vidit Santosh Gujrathi IND 2744 8,5 0,0 18 8,5 7,88 0,62 20 12,4
8 2 GM Anand Viswanathan IND 2791 8,0 0,0 18 8 9,18 -1,18 20 -23,6
9 10 GM Harikrishna Pentala IND 2617 6,5 0,0 18 6,5 4,68 1,82 20 36,4
10 1 GM Aronian Levon ARM 2818 4,0 0,0 18 4 9,92 -5,92 20 -118,4

Tragisch verlief das Turnier für Vishy Anand, der am 11. Dezember seinen 50. Geburtstag feiert und vor heimischen Publikum natürlich gerne einen weiteren Erfolg gefeiert hätte. Die Chancen standen nicht schlecht, denn mit einem sechsten Platz in der Gesamtwertung des Turniers hätte er sich für das Grand Chess Tour Finale qualifiziert, das vom 2. bis 8. Dezember in London stattfindet. Doch obwohl Anand immer wieder gute Stellungen bekam, fehlte ihm am Ende ein Quäntchen Glück.

Zum Beispiel gelang Anand gegen Wesley So in Runde 13 ein hübscher und energisch gespielter Sieg im Sizilianer und zwei Runden später stand er mit Schwarz auch gegen Anish Giri auf Gewinn, doch verlor am Ende noch.

 
 

Auch gegen Carlsen verpasste Anand kurz vor Ende des Turniers in schlechter Stellung eine Chance:

 

So landete Anand am Ende in der Gesamtwertung auf dem 7. Platz und verpasste die Qualifikation für das Finale in London knapp. Vier Spieler treten im Finale in London an und kämpfen um einen Preisfonds von 350.000 Dollar: Magnus Carlsen, Ding Liren, Levon Aronian und Maxime Vachier-Lagrave. Aronian war schon vor dem Tata Steel Chess India Turnier für London qualifiziert und daran änderte auch sein katastrophales Ergebnis nichts, doch wäre Anand in Kolkata Sechster geworden, wäre Vachier-Lagrave einmal mehr sehr knapp an der Qualifikation für ein bedeutendes und gut dotiertes Turnier vorbei geschrammt.

Die Finalisten der Grand Chess Tour

Endergebnis der Gesamtwertung

Rk.   Name FED 1.Rd 2.Rd 3.Rd 4.Rd 5.Rd 6.Rd 7.Rd 8.Rd 9.Rd 10.Rd Pts.
1 GM Carlsen Magnus NOR *** 2 ½ ½ 1 ½ ½ 2 ½ ½ 2 0 0 2 1 ½ 2 1 1 1 1 1 1 1 ½ 2 1 1 27
2 GM Nakamura Hikaru USA 0 ½ ½ *** 2 ½ ½ 2 ½ ½ 1 ½ ½ 1 ½ 1 1 ½ ½ 2 1 1 1 ½ 1 1 1 1 23
3 GM So Wesley USA 1 ½ ½ 0 ½ ½ *** 1 1 ½ 2 ½ ½ 1 ½ ½ 0 0 0 1 ½ 1 2 ½ ½ 1 ½ 1 18½
  GM Giri Anish NED 0 ½ ½ 0 ½ ½ 1 0 ½ *** 1 ½ ½ 2 0 ½ 2 ½ 1 1 ½ ½ 1 ½ 1 1 1 ½ 18½
5 GM Ding Liren CHN 0 1 1 1 ½ ½ 0 ½ ½ 1 ½ ½ *** 2 ½ 1 1 ½ ½ 1 1 0 1 0 ½ 1 0 1 18
6 GM Nepomniachtchi Ian RUS 0 0 ½ 1 ½ 0 1 ½ ½ 0 1 ½ 0 ½ 0 *** 2 1 1 0 0 1 2 1 ½ 1 1 ½ 17
7 GM Anand Viswanathan IND 0 0 0 1 ½ ½ 2 1 1 0 ½ 0 1 ½ ½ 0 0 0 *** 1 ½ 1 1 ½ 0 2 1 ½ 16
8 GM Harikrishna Pentala IND 1 0 0 0 0 0 1 ½ 0 1 ½ ½ 1 0 1 2 1 0 1 ½ 0 *** 1 ½ ½ 0 1 ½ 14½
  GM Vidit Santosh Gujrathi IND 1 0 ½ 1 ½ 0 0 ½ ½ 1 ½ 0 1 1 ½ 0 0 ½ 1 ½ 1 1 ½ ½ *** 0 ½ 1 14½
10 GM Aronian Levon ARM 0 0 0 1 0 0 1 ½ 0 1 0 ½ 1 1 0 1 0 ½ 0 0 ½ 2 0 ½ 2 ½ 0 *** 13

Partien

 

Turnierseite...

Seite der Grand Chess Tour...


Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".

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