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Es muss nicht immer Schach sein
Abendhimmel in Wijk aan Zee
Gruppe A, Runde 6 - Samstag, 18. Januar | |
Giri, A. - Gelfand, B. | 1/2 |
Aronian, L. - So, W. | 1-0 |
Karjakin, S. - Naiditsch, A. | 1-0 |
Dominguez, L. - Nakamura, H. | 1/2 |
Van Wely, L. - Rapport, R. | 1/2 |
Harikrishna, P. - Caruana, F. | 1/2 |
Gegen Wesley So lieferte Levon Aronian wieder eine beeindruckende Vorstellung ab. In einer Englischen Eröffnung, die bald eine Grünfeld-Struktur annahm, übte Aronian als Weißer mit seinem Läuferpaar kontinuierlich Druck auf die schwarze Stellung aus. Im 27. Zug opferte Aronian dann in einer damenlosen Mittelspielstellung einen Bauern, um damit die fehlende Koordination der schwarzen Figuren zu betonen. Plötzlich wusste So nicht mehr, wo er seine Figuren hinstellen sollte und verlor wenig später forciert Material und damit auch die Partie.
Levon Aronian
Wesley So
Daniel King analysiert das Endspiel zwischen Aronian und So
Eine weitere Spitzenpaarung der Runde war die Begegnung zwischen Pentala Harikrishna und Fabiano Caruana, die sich mit je 3 aus 5 vor der sechsten Runde zusammen mit Sergey Karjakin die Plätze drei bis sechs teilten. Es wurde die längste Partie der Runde. Caruana gab im spanischen Archangelsk-Möller-System schon früh einen Bauern, den sein indischer Gegner lange festhielt. Und unmittelbar, nachdem Caruana den Bauern zurückerobert hatte und der völlige Ausgleich zum Greifen nahe schien, unterlief Caruana in Zeitnot ein Versehen, das ihn die Qualität kostete. Doch Caruana steckte dieses Versehen gut weg und verteidigte sich in einem Endspiel mit Springer und Turm gegen zwei Türme hartnäckig. Nach 132 Zügen hatte er es geschafft - es standen nur noch die beiden Könige auf dem Brett und damit war die Partie endgültig Remis.
Pentala Harikrishna
Fabiano Caruana
Für Anish Giri läuft das Tata Steel Turnier in Wijk bislang gut, für Boris Gelfand nicht. Giri hatte vor der sechsten Runde 3,5 Punkte, Gelfand nur einen. Und da Giri gegen Gelfand auch noch mit Weiß spielte, war er es, der gewinnen wollte. Und so wich der Holländer in einem Grünfeld-Inder, in dem er ohne großen Vorteil aus der Eröffnung herausgekommen war, mehrmals einer Zugwiederholung aus. Fast hätten sich Giris hartnäckige Bemühungen auch gelohnt, denn tatsächlich gewann er im Endspiel einen Bauern und konnte sich so Gewinnchancen erarbeiten. Doch auch Gelfand zeigte sich hartnäckig und wollte sich nicht kampflos ergeben. Und als klar wurde, dass Giri keinen Weg fand, seinen Mehrbauern in einen vollen Punkt zu verwandeln, trennten sich die beiden nach 66 Zügen mit Remis.
Anish Giri
Boris Gelfand
Die Berliner Mauer macht Weißspielern immer noch und immer wieder das Leben schwer. Aber es fehlte nicht viel und Leinier Dominguez Perez wäre es gelungen, Nakamuras Berliner Mauer zu bezwingen. Der kubanische Großmeister hatte bald nach der Eröffnung einen Bauern geopfert und kam durch die Kompensation, die er dafür erhielt, bald zu starken Freibauern auf e5 und f6. Um die größten Gefahren, die von diesem Freibauernduo ausgingen, zu bannen, opferte Nakamura eine Qualität, stand aber danach deutlich schlechter. Doch als sich Dominguez anschickte, seinen Vorteil in einen vollen Punkt zu verwandeln, spielte ihm die Zeitnot einen Streich. Er übersah eine taktische Möglichkeit des Schwarzen, mit der Nakamura die Qualität zurückgewann. Damit hatte der Amerikaner alle Verlustgefahren gebannt und die Partie endete schnell Remis.
Leinier Dominguez Perez
Hikaru Nakamura
Siegeswillen bewies Sergey Karjakin, der mit Weiß gegen Arkadij Naiditsch spielte. In einem Katalanen kam es schnell zu einem Schwerfigurenendspiel, in dem Naiditsch an der Schwäche des isolierten Damenbauers auf d5 litt. Das war zwar nur ein kleiner Vorteil, aber Karjakin nutzte ihn, um Naiditsch kontinuierlich unter Druck zu setzen. Mit einem Vorstoß des h-Bauern schwächte er die schwarze Königsstellung und so schaffte es, in ein Damenendspiel abzuwickeln, in dem ihm sein a-Freibauer Gewinnchancen gab. Mit wiederholten Mattdrohungen gegen den schwarzen König und mit Hilfe einer Ungenauigkeit von Naiditsch konnte Karjakin den a-Bauern nach vorne marschieren lassen und wurde so für seine Hartnäckigkeit schließlich mit einem vollen Punkt belohnt.
Sergey Karjakin
Arkadij Naiditsch überlegt, wie er auf 1.Sf3 reagieren soll.
Loek Van Wely wartet in Wijk weiter auf seinen ersten Sieg. Gegen Richard Rapport hätte er ihn fast erzielt. Der für seine originelle Eröffnungsbehandlung bekannte Ungar wählte mit Schwarz die Pirc-Verteidigung, die zu einer interessanten Partie führte, die sich lange Zeit im dynamischen Gleichgewicht befand. Doch in Zeitnot verlor Rapport die Übersicht und stand plötzlich am Rande einer Niederlage. Doch Van Wely konnte die Gunst der Stunde nicht nutzen und fand nichts Besseres, als in ein Turmendspiel abzuwickeln, in dem er zwar einen Bauern mehr hatte, aber das nicht zu gewinnen war. So konnte sich Rapport am Ende ins Remis retten und Van Wely muss weiter auf seinen ersten Sieg warten.
Loek Van Wely
Richard Rapport
Der Nachwuchs schaut interessiert zu.
Stand nach 6 Runden
Partien der Gruppe A
Gruppe B, Runde 7 - Samstag, 18. Januar | |
Wojtaszek, R. - Zhao, X. | 1-0 |
Muzychuk, A. - Van Delft, M. | 1/2 |
Saric, I. - Jobava, B. | 1/2 |
Yu, Y. - Goudriaan, E. | 1-0 |
Brunello, S. - Duda, J. | 0-1 |
Bok, B. - Troff, K. | 1/2 |
Timman, J. - Reinderman, D. | 1-0 |
Im Challengers Turnier kam es in Runde 7 zum Duell der beiden Spitzenreiter Ivan Saric und Baadur Jobava. In einem Franzosen mit ...Sc6 sicherte sich Saric, der mit Weiß spielte, im Mittelspiel Vorteile, aus denen im weiteren Verlauf der Partie ein starker Freibauer auf der g-Linie resultieren sollte. Bei genauem Spiel von Weiß hätte dieser Freibauer den Sieg gebracht, aber Jobava schaffte es mit den wenigen ihm verbliebenen Figuren, den weißen König in Gefahr zu bringen und sich ins Dauerschach zu retten. Da Anna Muzychuk gegen Merijn Van Delft über ein Remis nicht hinauskam, liegen Saric und Jobava mit je 5,5 aus 7 weiter gemeinsam an der Spitze.
Stand nach 7 Runden
Partien der Gruppe B
Klaus Bischoff
Oliver Reeh
Deutsche Kommentatorenliste:
Englische Kommentatorenliste:
Rundenbeginn ist jeweils 14 Uhr, mit Ausnahme der letzten Runde, die um 12.30 Uhr beginnt. Die Live-Kommentare sind alle Primium-Mitgliedern des Fritz-Servers kostenlos zugänglich.
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Fotos: Joachim Schulze