Tegernsee Masters: Blübaum und Donchenko in Führung

von André Schulz
03.11.2020 – Drei der vier Partien fanden in der 3. Runde des Tegernsee Masters einen Sieger. Alexander Donchenko gewann dabei das Spitzenspiel gegen Liviu-Dieter Nisipeanu. Außerdem punkteten Matthias Blübaum und Ashot Parvanyan. | Fotos: Sebastian Siebrecht

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Nicht nur für die deutschen Schachfreunde ist es eine tolle Sache, dass in Bad Wiessee trotz aller widrigen Umstände derzeit noch ein richtiges Schachturnier stattfinden kann. Ursprünglich war eine Neuauflage der Offenen Internationalen Bayrischen Meisterschaften geplant, aber angesichts der steigenden Inzidenzzahlen im Zuge der wieder aufgeflammten Covid-19-Pandemie war bald klar, dass man ein Turnier mit hoher Teilnehmerzahl nicht würde durchführen können. Mit dem Masters, einem Rundenturnier mit zehn starken Spielern, hatten die Organisatoren um Turnierdirektor Sebastian Siebrecht eine schöne Idee für eine Ersatzveranstaltung. Nach einigen Verhandlungen mit den örtlichen Behörden konnte diese tatsächlich realisiert werden.

Das Tegernsee Masters weist eine ausgezeichnete Besetzung auf, denn mit Matthias Blübaum, Alexander Donchenko und Liviu-Dieter Nisipeanu gaben die Top Drei der deutschen Rangliste ihre Zusage und mit Vincent Keymer auch der beste deutsche Nachwuchsspieler. Nach der Eröffnungsrunde am Samstag schlug dann aber am Sonntag der Corona-Blitz am Tegernsee ein.

Liviu-Dieter Nisipeanu

Vincent Keymer hatte kurz vor dem Turnierbeginn in seiner Schule noch eine Klausur geschrieben. Von den anderen Schülern wurde kurz danach einer Corona-positiv getestet. Alle anderen Schüler, auch Vincent Keymer, wurden daraufhin von den Gesundheitsbehörden angewiesen, sich ohne Verzug in Quarantäne zu begeben.

Das Turnier muss nun ohne ihn auskommen und Vincent Keymer kommt nicht zur erhofften Spielpraxis. Am Samstag hatte er seine Auftaktpartie noch sehr überzeugend gewonnen und es ist klar, dass seine Spielstärke schon weit höher ist als seine Elozahl das ausweist. Um das nachzuweisen, muss er allerdings spielen. Der Coroana-Spuk wird irgendwann ein Ende haben, aber er stört natürlich die Entwicklung der jungen Schachspieler massiv. Nicht nur das. Auch die Vereine kommen langsam in Not, da sie Schwierigkeiten haben Angebote zu machen.

Aber auch ohne Vincent Keymer ist das Tegernsee Masters ein klasse Turnier. Nun gibt es täglich vier statt fünf Partien. Der Spieler, der gegen Vincent Keymer gespielt hätte, setzt aus und hat Gelegenheit, die wunderschöne Natur am Tegernsee zu erforschen.

Donchenko-Nisipeanu

In der 3. Runde wurden drei der vier Partien entschieden. Mit Alexander Donchenko und Liviu-Dieter Nisipeanu trafen zwei der Turnierfavoriten aufeinander. In der Reti-Eröffnung erarbeitete sich Donchenko einen strukturellen Vorteil und erreichte diese Stellung.

 

Schwarz war auf c4 einen hässlichen Doppelbauern losgeworden und hoffte, den abgegeben Bauern nun mit Sc4 wiederzubekommen, wonach der weiße Vorteil sich in Grenzen hält, aber...

23.b3! Dxa1 24.Le3 [Schwarz muss die Dame für zwei Türme geben. Das muss kein schlechter Tausch sein, aber hier kommen die Türme nicht zur Wirkung und Weiß kann die schwarzen Bauernschwächen am Königsflügel ausbeuten.]

24...Dxf1+ 25.Kxf1 Tb7 26.Dc3 Td1+ 27.Kg2 Kg7 28.Ld4 Sg4 [28...Sd7 29.e3 und der Turm auf d1 wird gefangen. 29...c5 30.Dc2]

29.Lxf6+ [Elegant.] 29...Sxf6 30.De5 Te1 31.Kf3 [31.Dg5+ Kh7 32.Dxf6 Txe2 33.Df3 Txa2 34.Dxh5+ Kg8 35.Dg5+ Kf8 36.h5 und der h-Bauer entscheidet. 31.Kf3 gibt nicht einmal mehr den e-Bauern her.] 1–0

Reti-Eröffnung - Ein modernes Repertoire

Die Reti-Eröffnung hat einen glänzenden Ruf. Sie ist äußerst solide, aber trotzdem listenreich und variabel.

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Matthias Blübaum hatte es mit dem jungen Belgier Daniel Dardha zu tun, der im letzten Jahr große Bekanntheit erlangte, als er belgischer Landesmeister wurde - als Dreizenjähriger!

Matthias Blübaum

Daniel Dardha

Die Partie wurde auf dem Gebiet der Abtauschvariante des Abgelehnten Damengambits geführt.

 

Weiß kam mit seinem Minoritätsangriff am Damenflügel nicht recht voran, während Schwarz am Königsflügel einigen Raum geöffnet hat. Schwarz hat hier einen kleinen Vorteil, aber es ist noch nichts entschieden.

24.De2? [Der große Nachteil des Zuges ist, dass er das Feld e2 zustellt. 24.Tec1 z.B., hält dem weißen König einen Fluchtweg offen.]

24...Lxh2+! 25.Kxh2 Dh4+ 26.Kg1 Th5 [Ohne die De2 ginge nun Kf1.]

27.f4 exf3 28.Dxf3 Dh2+ 29.Kf2 Tf5 [Game over.]

30.Dxf5 gxf5 31.Th1 Dc7 32.g3 Dd7 33.a5 Dd5 34.Thc1 Kh7 35.Sd2 Tg8 36.Tg1 Tg4 37.Tb3 h5 0–1

Den dritten Sieg feierte der Norderstedter Ashot Parvanyan gegen Alexandr Fier.

Parvanyan-Fier

Hier war die Englische Eröffnung das Thema und führte zu einer sehr lebendigen Partie.

 

16.Se4 Sxe4 17.Lxe4 f5?! [Richtig war 17...bxa4 18.Lxh7+ (Nach 18.dxe6 Lxe6 19.Lxa8 Txa8 hat Schwarz zwei Leichtfiguren für den Turm und steht besser.) 18...Kxh7 19.Dh5+ Kg8 20.Lxg7 Kxg7 21.Dg5+ mit Remis durch Dauerschach.]

18.dxe6 Ta7? [Danach bring Weiß seine Figuren mit Tempo in Stellung. 18...fxe4 19.Dd4 (19.Dg4 Ta7) 19...Dc7 20.Dxb4 Sc2 21.Tac1 Lxe6 22.Dxe4 Lf5 23.Dd5+ Df7 24.Dxf7+ Txf7 25.Sb6 und es ist nichts entschieden, auch wenn Weiß einen Bauern mehr hat.]

19.Dd4 Te7 20.Sb6 Lxe6 21.Sd5 Lxd5 22.Lxd5+ Kh8 23.Tac1 Ld6 24.Tc6 [24.Le6!]

24...Td8 25.Lf7 Txf7 26.Txd6 Tc8 27.b4 [Überlastung. Die schwarze Dame kann nicht mehr das Matt auf d8 und den Sa3 decken.] 1–0

Mendonca und Basso spielten remis.

Tabelle

 

Partien

 

Turnierseite...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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