20.04.2020 – Derzeit wird bei Netflix der Film "The Coldest Game" angeboten, eine Spionagegeschichte, die am Rande eines Wettkampfes um die Schachweltmeisterschaft angesiedelt ist. Der Film ist eine polnische Produktion mit internationalen Stars. Bill Pullman spielt die Hauptrolle. | Fotos/ Video: Netflix
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"The Coldest Game" (2019) ist ein polnischer Spionagethriller, in englischer Sprache produziert, der zeitlich auf dem Höhepunkt der Kuba-Krise angesiedelt ist. Regisseur ist Lukasz Kosmicki. Die Rollen sind mit polnischen und internationalen Schauspielern besetzt. Auf Netflix wird derzeit eine deutsch synchronisierte Fassung angeboten.
Der Film setzt mit Dokumentaraufnahmen zum Patt in der atomaren Rüstung zwischen den beiden Supermächten USA und UdSSR und dem Beginn der Kuba-Krise ein, Anfang der 1960er Jahre. Die UdSSR schaffte per Schiff Atomraketen mit Mittelstreckenreichweite in das befreundete Kuba. Von hier wäre ein Raketenangriff auf die USA so kurzfristig gewesen, dass die USA befürchten, keinen Gegenschlag mehr durchführen zu können. Das atomare Patt wäre aufgehoben worden. Die gegenseitigen Aggressionen zwischen den beiden damaligen Supermächten standen auf dem Höhepunkt. Der dritte Weltkrieg schien bevor zustehen.
Filmposter, hier noch mit William Hurt als Mansky
Zur gleichen Zeit wird im Film ein Wettkampf um die Weltmeisterschaft zwischen dem Amerikaner John Königstein und dem Russen Alexander Gavrilov angekündigt, der in Warschau stattfinden soll. Jushua Mansky, ein etwas herunter gekommener Mathematikprofessor, gespielt von Bill Pulllman (urspünglich sollte William Hurt die Rolle übernehmen, doch er musste wegen eines Unfalls kurzfristig absagen), wird vor einer Kaschemme in Brooklyn, in der er regelmäßig um Geld erfolgreich Karten spielt, vom CIA gekidnappt (Einer der Agenten heißt Brian "White", eine CIA-Agentin heißt Eleanor "Stone") und nach Warschau gebracht.
Dort berichtet man ihm, dass Königstein einen tödlichen Schlaganfall erlitten hat, wahrscheinlich als Folge eines russischen Giftanschlags, und nicht spielen kann. Wegen eines Schlupfloches in den Regeln darf der US-Verband einen Ersatzmann bestimmen. Dieser soll Joshua Mansky sein, der Königsstein in der Vergangenheit zweimal besiegen konnte, allerdings schon zwanzig Jahre zuvor.
Eröffnungsfeier
Mansky soll aber während des Wettkampfes gegen Gavrilov hauptsächlich auch dabei helfen, Mikrofilme mit Details zur sowjetischen Ausbreitung in Kuba von einem russischen Spion zu entgegen zu nehmen. Ein spannendes Doppelspiel am Rande des Schach-Wettkampfes beginnt.
Der Film spielt in seinen Schachmotiven geschickt mit Zitaten der Schachgeschichte. Die Namen der amerikanischen Schachspieler Königstein (König, ein Stein im Schachspiel) und Joshua Mansky deuten auf jüdische Herkunft hin. Viele große Schachspieler der Geschichte kamen aus jüdischen Familien. Der Familienname Mansky (Manski) weist aber auf polnische Herkunft hin. Samuel Reshevsky (eigentlich: Szmul Rzeszewski) war der bekannteste amerikanische Schachspieler mit polnischen Wurzeln nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Wettkampf zwischen Bobby Fischer und Boris Spassky, der einzige WM-Kampf zwischen einem Amerikaner und einem Sowjet in der Schachgeschichte, fand erst zehn Jahre später statt, wurde aber tatsächlich als intellektueller Stellvertreter-Wettkampf der Systeme gedeutet. In Warschau hat es jedoch nie einen WM-Kampf gegeben. Vor dem Zweiten Weltkrieg war Warschau aber eine bedeutende Schachstadt. Hier wurde 1935 eine Schacholympiade ausgetragen. Der Kulturpalast wurde Mitte der 1950er Jahre als Geschenk der UdSSRan das polnische Volwk erbaut und ist heute noch das höchste Gebäude in Warschau. Hier wurden in neuerer Zeit auch schon mehrere Europa-Schnellschachmeisterschaften ausgetragen.
Im Film wird angedeutet, dass Professor Mansky als genialer Wissenschaftler am Manhattan Projekt (Entwicklung der Atombombe) unter der Leitung von Robert Oppenheimer beteiligt war, unter der Anwendung der Bombe aber leidet und deswegen seine eigene Existenz in Frage stellt. Von seiner Aufgabe und amerikanischem Patriotismus will er nichts wissen, lässt sich aber überreden.
Der Schachgroßmeister Manski ist so genial, dass er normalerweise gar keine Schachpartien spielen kann, weil ihm viel zu viele Varianten im Kopf herumschwirren. Erst wenn er eine gewisse Dosis Alkohol zu sich genommen hat, kommt er auf ein Maß von normaler Superintelligenz, mit der er dann die Partien gewinnen kann. Offenbar erklärt der Regisseur hier augenzwinkernd die Verbindung zwischen Schachspieler und Alkohol, die er irgendwo beobachtet haben muss. Im Film "The Coldest Game" wird Mansky vom polnischen Direktor des Kulturinstituts ausreichend mit Wodka versorgt. Die Flasche Wodka wird im Spülkasten der Toilette versteckt. Während der Partien geht Manski auf die Toilette (Toiletgate!) und genehmigt sich ein Schlückchen, aber sein Geheimnis wird entdeckt.
Im Film werden mehrere Partien gespielt, die alle bekannte Vorbilder haben.
Mansky gegen Gavrilov
Partie 1
Partie 2
Partie 3
The Coldest Game ist ein spannender und unterhaltsamer Film, in dem der Schachwettkampf auf interessante Weise mit einer Spionagegeschichte verwoben ist.
Für Produzenten Piotr Wozniak-Starak war es der letzte Film. Er starb kurz nach der Filmpremiere bei einem Bootsunfall. Er fiel mit zuviel Alkohol von seinem Boot und ertrank.
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