The Queen's Gambit in Berlin

von André Schulz
20.11.2020 – Die Netflix-Serie "Queen's Gambit" ist der Hit unter den aktuellen Serien und wird von Zuschauern und Kritikern als bester Schachfilm der Geschichte hochgelobt. Die Serie spielt in einem Waisenhaus in den USA und in Turniersälen in Paris und Moskau. Und wo wurde gedreht? Zu großen Teilen in Berlin! | Foto: Netflix

ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024 ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024

ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan

Mehr...

Aufmerksame Leser der ChessBase-Seite erinnern sich vielleicht. Letztes Jahr im Sommer suchte eine Produktionsfirma für eine Schachserie, die bei Netflix erscheinen sollte, in Berlin Statisten, am liebsten Schachspieler, gerne mit "osteuropäischen Erscheinungsbild". Nicht weniger als 500 Komparsen wurden gesucht und auch auf dieser Seite wurde darauf hingewiesen. Offensichtlich haben sich auch zahlreiche Film-und Schachfreunde gemeldet.

Man muss kaum 1 und 1 zusammenzählen können, um jetzt zu ahnen, dass es sich um die viel gelobte Schachserie "The Queen's Gambit" handelte, für die man die vielen Komparsen benötigte. Nun wurden die Statisten ja nicht in Berlin gesucht, um sie dann zu Drehorten in den USA, Paris oder Moskau zu verfrachten. Tatsächlich sind viele der Aufnahmen, besondere der Turnieraufnahmen in Deutschland gedreht worden, in Berlin. Das Berliner Stadtmagazin tip und die Seite Atlas of wonders sind den Drehorten der Serie in nachgespürt.

Das Waisenhaus, in dem Beth Harmon nach dem Tod ihrer Mutter aufwuchs, ist in Wirklichkeit das Schloss Schulzendorf, 1889 erbaut. Es steht am Stadtrand von Berlin, im Landkreis Dahme-Spreewald.

Foto: Pixabay

Der Laden Ben Snyder’s, in dem Beth von ihrer Adoptiv-Mutter in Episode zwei neu eingekleidet wird, ist eigentlich das Secondhand-Kaufhaus Humana am Frankfurter Tor in Berlin.

Der Laden im Film | Foto: Netflix

Und im Original | Foto: Humana

Das Schachturnier an der Henry-Clay-Highschool in Lexington, Kentucky, wurde in der Turnhalle der Max-Taut-Schule in Berlin-Rummelsburg gedreht.

Turniersaal | Foto: Netflix

Später fährt Beth Harmon mit ihrer Mutter zu einem Schachopen nach Cincinatti. Die Aufnahmen für dieses Turnier, in der Serie in einem Hotel, entstanden im Rathaus Spandau und im Meistersaal, einem alten Musiksaal an der Köthener Straße in Kreuzberg. Später wurde er vom Meisel Musikverlag als Tonstudio genutzt. Hier nahmen David Bowie, Depeche Mode, Iggy Pop und viele andere Künstler Stücke auf.  

Das Open in Las Vegas wurde im stilvollen "Hotel Mariposa" ausgetragen. Es handelt sich aber in Wirklichkeit um das Palais am Berliner Funkturm, in dem sich ein riesiger Ballsaal und diese wunderbare Treppe aus den 1960er Jahren befindet.

Foto: Atlas of Wonders/ Netflix

In Episode vier spielt Beth Harman ein internationales Turnier im "Aztech Palace" in Mexico City mit. Die Aufnahmen dafür wurden im Foyer des Friedrichstadt Palastes in Berlin gedreht.

In der nächsten Folge nimmt Beth Harman dann an den U.S.-Meisterschaften, Ohio 1967, teil. Die Szenen für dieses Turnier wurden in der Evangelischen Hochschule Berlin in Zehlendorf aufgenommen.

Ohio alias Zehlendorf | Foto: Netflix

Dann fliegt Beth Harman in Episode sechs zu einem Internationalen Turnier nach Paris. Die Aufnahme des Pariser Cafés entstanden im Berliner Bode-Museum. Die Turnieraufnahmen drehte man im Haus Cumberland, einem Grandhotel am Kürfürstendamm aus dem Jahr 1920.

Haus Cumberland | Foto: Netflix

Schließlich folgt das große Turnier in Moskau, wo Beth Harmon gegen die sowjetische Elite und Weltmeister Borgov antritt. Die Turnieraufnahmen dazu entstanden im Bärensaal des Alten Stadthauses von Berlin.

Der Bärensaal | Foto: Netflix

Als Fassade für das vermeintliche Moskauer Hotel dienten die Fassaden der Häuser an der Berliner Karl Marx Allee. Hier spielt auch die Schluss-Szene. In der Karl-Marx-Allee befindet sich unter anderem auch das legendäre Kulturcafé Sybille, in dem die Emanuel-Lasker-Gesellschaft in der Vergangenheit zahlreiche Schachveranstaltungen mit illustren Schachgästen durchgeführt hat.

Als Kulisse für das Restaurant des Hotels diente die Panorama-Bar des Kino International an der Karl-Marx-Allee. Hier wurde 2015 die Blitz- und Schnellschachweltmeisterschaft eröffnet. Alles, was im internationalen Schach Rang und Namen hat, war 2015 hier versammelt, inklusive reichlich Schachweltmeistern wie Boris Spassky, Vladimir Kramnik, Viswanathan Anand und Magnus Carlsen.

Henrik Carlsen und Helmut Pfleger im Gespräch | Foto: André Schulz

Anand und Carlsen | Foto: André Schulz

Beth Harmon in der Panorama Bar, fünf Jahre später oder 48 Jahre vorher | Foto: Netflix

In der Schlusszene wird Beth Harmon von der schachbegeisterten "Moskauer" Bevölkerung gefeiert. Dies Szene entstand im Rosengarten an der Karl-Marx-Allee.

Beth Harmon in Berlin | Foto: Netflix

tip-Berlin: 12 Drehorte in Berlin...

Atlas of Wonders: Where was the queens gambit-filmed...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

Diskutieren

Regeln für Leserkommentare

 
 

Noch kein Benutzer? Registrieren