Die Drachenvariante wird in regelmäßigen Abständen als "widerlegt" abgetan, was natürlich Unsinn ist. Vielleicht gibt es einfacher zu spielende Eröffnungen als die Drachenvariante, aber "widerlegt" ist sie sicher nicht. Der Drachen verhält sich eigentlich wie eine Hydra: Schlägt man einen Kopf ab, wächst irgendwo ein anderer nach. Zugegebenermaßen hat der Drachen aber häufig eine schlechte Presse. Oft sind es nämlich die spektakulären Niederlagen, mit denen der Drachen in die Schlagzeilen gerät. Jetzt schon wieder.
Der junge polnische Großmeister Jan-Krzysztof Duda traf beim Grand Prix in Moskau auf Wesley So und kam in der ersten Partie zu einem Sieg. Ein Remis in der zweiten Partie hätte ihm zum Erreichen der nächsten Runde gereicht. Viele hätten nun eine Eröffnung gewählt, bei der man die Partie möglichst rasch veröden kann, er nicht. Duda packte den Drachen aus, stieß aber auf einen in allen Feinheiten bestens präparierten Gegner.
Die hier gespielte Variante ist eine der Hauptvariante in der Drachenvariante und war Peter Heine Nielsens Hauptvariante, als diese seine beiden Bände zur Drachenvariante aufnahm. Wenn man sich die von Nielsen angegeben Varianten anschaut, stellt man fest, dass sich seitdem eigentlich in der Tendenz nicht allzuviel viel getan hat. Schwarz hat in dieser Variante eine Qualität geopfert und sucht nach Kompensation. Nach dem ersten GM, der die Variante spielte (2006), wird sie Stocek-Variante genannt.
Jan Krzyszof Duda weicht im 19. Zug von Nielsens Empfehlung ab. Wesley So ist sich ganz offensichtlich aller Feinheiten des Abspiels bewusst und führt seinen kleinen materiellen Vorteil mit sehr präszisem Spiel zum Sieg.
Wer sich mit dieser Variante (und den anderen spannenden Abspielen) des Drachen tiefer beschäftigen möchte, dem sei die DVD von Peter Heine Nielsen ans Herz gelegt, der die Ideen auf angenehme Weise präsentiert.
Sizilianische Drachenvariante 1 & 2
Band 1 befasst sich mit der Hauptvariante nach 9.Lc4, der schärfsten Fortsetzung von Weiß. Nielsens Repertoire-Vorschlag ist die Soltis-Variante (12...h5), die auch von Magnus Carlsen regelmäßig gewählt wurde.
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