Das 5-Tagebuch mit zwei Weltstars des Frauenschachs!
Mittwoch kurz
nach 16 Uhr. Mit etwa 10-minütiger Verspätung erreicht der Zug aus Paris die
Fächerstadt Karlsruhe. Der Inhalt: die Weltranglistendritte Almira Skripchenko,
deutsche Mannschaftsmeisterin mit dem SC Baden-Oos und Europameisterin des
Jahres 2001. Die Begrüßung: "Ich habe Hunger". Die Ursache: im Zug gab es nichts
zu futtern. Die Abhilfe: das Marché am Ludwigsplatz im Zentrum der badischen
Metropole.
Obwohl Karlsruhe knapp 50 km von der Walldorfer SAP Zentrale -
dem Veranstaltungsort des SAP Chess-Weekend 2003 - entfernt liegt, bietet
sich die Stadt als Unterkunft für die beiden sympathischen Mädels an. Im
City-Hotel direkt am Europaplatz mitten in der Fußgängerzone gab es Kneipen,
Boutiquen und - vor allen Dingen - ein Internet-Café ganz in der Nähe. Und
bedingt durch die wohnliche Nähe einer der beiden Organisatoren - ich - war der
Transfer zwischen dem Hotel und der SAP-Zentrale nur ein kleines
organisatorisches Problem.
Während sich Almira nach ihrem undefinierten aber feinem Marché Hühnerauflauf
von ihrer 5-stündigen Reisestrapaze in ihrem Hotelzimmer erholte, kündigte sich
bereits Antoaneta Stefanova per SMS auf 19 Uhr im Karlsruher Hauptbahnhof an.
Die ersten Kontakte zur 24-jährigen attraktiven Bulgarin wurden bereits im
Oktober 2002 in Antalya-Side in der Türkei anlässlich der europäischen
Mannschaftsmeisterschaften geknüpft obwohl zu diesem Zeitpunkt das SAP
Chess-Weekend 2003 noch völlig in den Sternen lag. Kurz nach 19 Uhr traf der
vom Frankfurter Flughafen kommende ICE in Karlsruhe ein. Und dann stand sie
plötzlich da: GM Antoaneta Stefanova, Weltranglistenzweite und Europameisterin
des Jahres 2002! Sie erkannte mich sofort wieder..
Der Abend am Mittwoch
Im
Hotel angekommen verabredeten wir uns auf halb neun zum Abendessen im El Taquito,
einem beliebten Mexikaner ganz in der Nähe. Nach dem leckeren Abendmahl mit
Apfelsaft, Cola, einem 6 EUR Mojito für Antoaneta und einem 6,50 EUR Banana
Colada für mich wurde es höchste Zeit für die ersten Photos. Anschließend ging
es wieder zurück ins City-Hotel, Entspannung der täglichen Reisestrapazen waren
angesagt..
Warten auf das Abendessen im El Taquito, dem Mexikaner in der Karlsruher
City
Diese Grübchen...
...und dieses Lachen...
Das SAP Simultan am Donnerstag
Den
Donnerstag verbrachten die beiden Mädels mit den Zimmernummern 406 und 407 erst
einmal ohne professionelle Betreuung. Nach einem langen und erholsamen Schlaf
mit Shopping und Sightseeing kam der Abholdienst gegen 16:30 Uhr vorbei und
brachte beide ins Ristorante Riviera, einem feinen Italiener mitten im
malerischen Städtchen Walldorf. Nur wenige Minuten später trafen dann auch
Ketino Kachiani-Gersinska - deutsche Nummer 1 und dritte Simultanspielerin - mit
Ehemann Jürgen zur gemeinsamen Simultan-Henkersmahlzeit ein.
Das
abendliche SAP Simultan ist schnell erzählt: Ketino, die im September den
zweiten Neuzugang erwartet, gewann fast alle ihre Partien, lediglich ein Spiel
endete Remis. Antoaneta verlor eine Partie bei vier Unentschieden und Almira
schaffte zur Freude ihrer teils starken Gegnerschaft aus der 2.
Herren-Bundesliga vier Niederlagen bei drei Remis. Die ganze vor dem Simultan
aufgebaute Anspannung hatte sich danach wie in Luft aufgelöst, die Mädels wurden
lockerer. Zurück in Karlsruhe wurde der Abend nach einem Besuch im Cafe Dom bei
zwei "White Russian" zu je 6 EUR friedlich beendet.
Almira am Zug gegen Dr. Wolfgang Koch
Almira hochkonzentriert
Ketino
Antoaneta mit geschärftem Blick
Antoaneta
Nach
dem Job ein paar auflockernde Gespräche mit den Simultangegnern.
Den
Vorschlag "ein Bild mit den beiden Mädels" nahm er dankbar an: der vierfache
Internet-Weltmeister im 1-Minuten Blitzschach GM Roland Schmaltz vom Schachclub
Baden-Oos. Die Röte in seinem Gesicht rührt von Kamera-Farbfehlern
Almira von ihrer linken Schokoladenseite...
...
und von ihrer vorderen Schokoladenseite!
Auch
das muss sein: Die Abrechnung mit Peter Schell vom Schachverein Walldorf,
Mitorganisator des SAP Chess-Weekend.
Der SAP School-Cup am Freitag
Während sich das normale Schachvolk auf das Wochenende vorbereitete, freuten
sich die Organisatoren und Helfer auf über 140 Schüler aus drei
unterschiedlichen Altersklassen. Und alle Schüler konnten mit einem Geld- oder
Sachpreis, Pokale und Urkunden die Heimreise antreten.
Der
SAP-School-Cup am Freitag Nachmittag
Der Freitag Abend
Der
Freitag wurde bereits im Vorfeld zum "Free-Day" erklärt, der Betreuerstab (ich)
hatte sich beim SAP School-Cup gemeinsam mit Peter Schell und den vielen
Helfern der veranstaltenden Vereine Baiertal-Schatthausen und Walldorf um die
Kids zu kümmern. Doch eine abendliche Pflichtveranstaltung gab es dennoch: der
Diskothekengang mit Photo-Session im Diskopark CO2 in Karlsruhe-Hagsfeld. Doch
zuvor wurde noch das Kaffee Museum in der Karlsruher City unsicher gemacht.
Dabei erfuhr der Verpflegungsgeber vom Mittagsmahl der beiden Spielerinnen beim
Japaner mit einem satten 60 EUR Schadensbeleg. Meine tadelnden Blicke haben
gewirkt, die zukünftigen Rechnungen fielen deutlich günstiger aus...
Im
Kaffee Museum sorgt die deutsche Getränkekarte für etwas Verwirrung.
Der
Diskopark CO2 besteht aus insgesamt drei Tanzschuppen: das "Joy" mit satter
Trance / Black Music, dem "Mambo" für die etwas älteren tanzbegeisterten
Schlagerfans und dem "Erlebnisgasthof Apfelbaum" in dem bei deutscher und
internationaler Musik "sprichwörtlich der Bär steppt". Im Joy eingetroffen
fühlten sich die beiden Europameisterinnen gar nicht wohl, die Musik war diesmal
aber auch wirklich viel zu technolastig weil ausgerechnet der Stamm DJ Alex
Urlaub hatte. Um den beiden Mädels eine Abwechslung zu bieten wurden sie ins
berüchtigte Apfelbaum geführt und da ging dann die Party los. Nach 6 Tequilla zu
je 2 EUR fünfzig, Peter Schillings "völlig losgelöst" sowie ein paar Gläser Cola
davor und danach war es schon wieder Zeit fürs Hotel, immerhin galt es am
nächsten Tag einigermaßen fit in das SAP Rapid-Open zu gehen.
Im
Joy...
Antoaneta
Die
Musik behagt Almira überhaupt nicht, aber kurz darauf gehts in den Apfelbaum und
die Stimmung steigt dramatisch an...
Im
"Apfelbaum" kurz vor der Heimfahrt noch einen kleinen Umtrunk: Mineralwasser mit
Zitrone...
Das SAP Rapid-Open am Samstag
Am
Samstag Morgen ging es dann pünktlich mit 15-minütiger Verspätung Abfahrt vom
City-Hotel Richtung Walldorf. Der Frauenbonus wurde auf der Autobahn wieder
wettgemacht, denn immerhin warteten über 180 Teilnehmer auf die frisch
ausgedruckten Teilnehmerlisten im mitgeführten Organisationskoffer. Und es fing
gar nicht so berauschend an für die zwei. Insbesondere Antoaneta zeigte
Schwächen von den nächtlichen Strapazen. Doch mit einem kräftigen Schlussspurt
mit 4 Siegen machte sie ihren 50%-Fehlstart aus 7 Partien wieder wett und gewann
den zweiten Damen-Preis hinter der punktgleichen Almira. Der Abend wurde wegen
Arbeitsüberlastung des Betreuers kurzerhand zum "Free-Evening" für die beiden
Mädels erklärt.
Anna
kann mit ihrer 7-Punkte-Ausbeute sehr zufrieden sein. Seht nur wie elegant sie
den Zeigefinger zur Uhr bewegt...
Einträchtig nebeneinander...
Platz 3 und 4 in der Damenwertung: Anna Dergachova-Daus und Ketino
Kachiani-Gersinska. Anna unterlag hier allerdings gegen den für Kirchheim in der
2. Bundesliga am Spitzenbrett spielende IM Dr. Oswald Gschnitzer. Keti spielte
lange Zeit vorne mit, hatte nach 9 Runden hervorragende 6,5 Punkte aufzuweisen.
Doch mit den beiden Niederlagen ind Runde 10 und 11 rutschte sie ins vordere
Mittelfeld ab.
Ein
Photo mit Seltenheitswert: Almira und Antoaneta nebeneinander in Runde 4. Almira
gewann gegen Faruk Osmanovic, der sich mit 7 Punkten trotzdem noch den 1. Platz
(100 EUR-Schein) in seiner Rating-Gruppe sichern konnte. Antoaneta siegte gegen
Dr. Frank Krahe, man kann seinen Schatten nur erahnen.
Rainer Buhmann vergab in der letzten Runde bei 8,5 Punkten und alleiniger
Tabellenführung den Sieg des SAP Rapid-Open. Mit den schwarzen Steinen verlor er
gegen Mikhail Zaitsev. Im Hintergrund gewann Henrik Teske mit Schwarz gegen
Klaus Bischoff. Der grausame Unterschied zwischen den beiden Großmeistern: 525
EUR Preisgeld, allerdings hatte Henrik Teske vor der Begegnung schon einen
halben Zähler mehr auf seinem Konto.
Andreas Schenk, deutscher Blitz-Mannschaftsmeister mit dem SC Baden-Oos
Der
Sieger des SAP Rapid-Open: Fabian Döttling vom Bundesligisten SC Baden-Oos.
Gerade mal zwei Wochen ist es her, dass er gemeinsam mit Andreas Schenk, Roland
Schmaltz und Philipp Schlosser die deutschen Blitz-Mannschaftsmeisterschaften
gewonnen hat.
Sein
Lächeln ist unwiderstehlich. Der "Joker" stach aber heute nicht. Nach 9 Runden
knapp hinter der Spitze verlor er gegen Klaus Bischoff und Hannes Rau und
landete im oberen Mittelfeld: IM Rolf Schlindwein, vor nicht einmal drei Jahren
noch mit Baiertal-Schatthausen am 1. Brett in der 1. Bundesliga, jetzt beim SC
Untergrombach...
Almira in der 11. und letzten Runde mit Remis gegen Oliver Brendel (rechts,
nicht mehr im Bild). Mit 7,5 Punkten hat sie sich ein 10 EUR Herren-Preisgeld
erspielt, als beste Dame dagegen den 25-fachen Betrag! Neben Almira denkt IM
Anatoli Donchenko.
Die Abreise am Sonntag
Das
Flugzeug sollte bereits um 10 Uhr morgens den Frankfurter Flughafen verlassen
und mit einer nur halbstündigen Verspätung ging es dann auch pünktlich um acht
von Karlsruhe los. Nach einer kleinen Polizeikontrolle mit TÜV-Ermahnung ging
alles sehr sehr schnell: um neun Verabschiedung am Frankfurter Flughafen von
Antoaneta, dann zurück nach Karlsruhe, Frühstück im Marché (Rühreier mit Joghurt
und Milchkaffee) und anschließend Transfer von Almira zum Bahnhof.
Und das Letzte...
Es
war eine sehr positive Erfahrung einmal ein frauenlastiges Event zu
organisieren. Wer einmal eine solche Veranstaltung durchführen möchte sollte
auch die Möglichkeit z.B. eines Frauensimultans in Betracht ziehen, die
Simultangegner werdens danken. Gerne leite ich Anfragen an die drei Spielerinnen
Keti, Almira und Antoaneta weiter. Provisionsfrei versteht sich!
Thilo Gubler