Frauen Grand Prix in Jermuk beginnt
Von Dejan Bojkov
Einer der berühmtesten Ferienorte Armeniens – Jermuk – ist Gastgeber des Frauen
Grand Prix. Die kleine Stadt Jermuk hat etwa 6.000 Einwohner und liegt in den
Bergen auf einer Höhe von 2080 Metern. Sie ist berühmt für ihre
Mineralwasserquellen, ihre grünen Wälder und die reine Luft.
Zwölf Spielerinnen treten in diesem Rundenturnier gegeneinander an. Das Turnier
endet am 5. Juli, der einzige Ruhetag ist der 30. Juni. Gespielt wird mit einer
Bedenkzeit von 1 Stunde und 30 Minuten für 40 Züge sowie einem Zeitaufschlag von
30 Sekunden pro Zug. Nach 40 Zügen erhält jede Spielerin noch einmal 30 Minuten
für den Rest der Partie.
Es gilt die Null-Toleranz-Regel, aber das sollte kein Problem für die Damen
sein, denn sie wohnen praktisch nur 15 bis 20 Meter vom Spielsaal entfernt.
Sämtliche Partien werden im Armenia Hotel gespielt, das auch Gastgeber eines
Grand Prix Turniers der Männer war.
Wer Remis anbieten will, darf das nicht direkt tun, sondern muss den
Schiedsrichter hinzuziehen, um ein theoretisches Remis, dreifache
Stellungswiederholung oder Dauerschach zu reklamieren. Oberste Instanz in
solchen Fällen ist die legendäre sechsfache Frauenweltmeisterin Nona
Gaprindashvili aus Georgien, die als Ehrengast nach Jermuk eingeladen wurde.
Vor der Eröffnungsfeier gab es ein kurzes Spielerinnentreffen in der Hotellobby,
bei der die Teilnehmerinnen von den Organisatoren und Jeffrey Borg begrüßt
wurden. Die armenischen Hauptschiedsrichter wurden den Teilnehmerinnen
vorgestellt und die wichtigsten Einzelheiten geklärt. Die Damen erhielten
Geschenke und Souvenirs aus Jermuk.
Geoffrey Borg, Nana Dzagnidze, Baira Kovanova
Das Wetter am Tag der Eröffnungsfeier erwies sich hingegen als ausgesprochen
launisch und niemand wusste, ob die Eröffnungsfeier tatsächlich wie geplant vor
dem Hotel stattfinden konnte.
Es regnet
Mal regnete es, mal schien die Sonne, aber am Ende hatte der
Wettergott ein Einsehen und die Eröffnungsfeier konnte pünktlich beginnen.
Die Heldinnen kommender Schachschlachten wurden dem Publikum vorgestellt,
jeweils mit kurzen Informationen über ihre bisherigen Erfolge. Als Erstes wurden
die ehemaligen Weltmeisterinnen auf die Bühne gebeten. Davon gab es drei: Maja
Chiburdanidze (Georgien), Xu Yuhua (China) und Antoaneta Stefanova (Bulgarien).
Antoaneta Stefanova
Nana Dzagnidze
Tatiana Kosintseeva
Lebende Schachfiguren führten sie an ihre Plätze. Diese
Schachfiguren blieben dann auf der Bühne und warteten auf ihren Abschlusstanz,
allerdings sorgte die mangelnde Bewegung für einen kleinen Zwischenfall, als
eine der Figuren stolperte. Zum Glück kam dieser Schachheld ohne ernsthafte
Verletzungen davon.
FIDE-Präsident Kirsan Ilyumzhinov erwies den Spielerinnen seine Aufwartung und
hielt eine kurze Rede.
Kirsan Ilyumzhinov und Landespräsident Sersch Sarkissjan
Er sagte, man könnte das Turnier durchaus als inoffizielle
Weltmeisterschaft bezeichnen, nicht nur, weil drei Ex-Weltmeisterinnen daran
teilnehmen würden, sondern auch deshalb, weil alle Teilnehmerinnen sehr stark
seien.
Nach Ilymzhinovs Rede folgten Lieder berühmter armenischer
Sänger. Da das Turnier zu Ehren des berühmtesten Schachkomponisten aller Zeiten
– Genrikh Kasparjan – benannt ist, zeigte man im Anschluss einen kurzen Film
über ihn. Kasparian wurde vor Hundert Jahren geboren.
Schließlich begrüßte der Landespräsident, der auch Präsident des armenischen
Schachverbands ist, die Teilnehmerinnen, und danach schritt man zur Auslosung.
Den Spielerinnen wurden Blumensträuße überreicht, in denen ihre Startnummern
versteckt waren.
Yifan Hou bei der Auslosung
In der ersten Runde gab es dann auch gleich viele kämpferische
und entschiedene Partien. Nur Cramling und Kosintseva teilten den Punkt -
allerdings erst nach 105 Zügen.
Tabelle nach der 1. Runde
Turnierseite:
http://jermuk2010.fide.com/
GM Dejan Bojkov
www.dejanbojkov.blogspot.com