Bei ChessBase zu Gast...
Von André Schulz
Nicht nur in den Turniersälen, auch im ChessBase-Studio wurde 2012 viel gearbeitet.
Schauen wir mal, wer in diesem Jahre alles in Hamburg zu Besuch war:
Der deutsche Großmeister
Leonid
Kritz studiert in den USA, nimmt aber bei seinen regelmäßigen Besuchen in
Deutschland immer den Weg über Hamburg. Henrik Danielsen lebt als Däne in Island.
Auch er war zu Besuch und zeigte ein paar
interessante
Geheimwaffen (2.Lf4!). Nicht so weit wie diese beiden hat es
Martin
Breutigam, der in der Nähe von Bremen wohnt. Nach anfänglicher Scheu hat
der Sport-Journalist (Süddeutsche Zeitung) nun auch das gesprochene Wort für
sich entdeckt. Ganz besonders haben wir uns über eine
DVD
von Wolfgang Uhlmann gefreut. Die Dresdner Schachlegende, ehemaliger WM-Kandidat,
zeigte seine besten Partien. Der US-amerikanische IM John Watson empfiehlt die
DVD auch solchen Schachfreunden, die kein Deutsch können.
Weitere deutschsprachige Autoren waren
Stefan
Kindermann, Schachpsychologie-Experte aus München, und
Michael
Richter, Schachtrainer aus Berlin. Auch Dr. Helmut Pfleger lebt in München
und hat einen
dritten
Band der schönsten Partien der Schachgeschichte aufgenommen. GM Thomas Luther
und Schachjournalist Jürgen Jordan inszenierten für ihre DVD zur Französischen
Verteidigung eine typische Lernsituation:
Amateur
fragt Meister.
Nachdem wir nun so viele deutsche Meister vorgestellt haben, wird es Zeit für
unsere internationalen Autoren, z.B. Garry Kasparov. Ja, der 13.Weltmeister
zeigte selbst
Glanzpartien
aus dem Beginn seiner Karriere (bis 1985).
Garry Kasparov, assistiert von Pascal Simon
Da wir gerade bei Weltmeistern sind:
Rustam Kasimdhzanov, FIDE-Weltmeister von 2004, hat schon viele DVDs produziert
- meist stellt er Repertoires gegen bestimme Eröffnungen vor, die er als Sekundant
von Vishy Anand bestens kennt. Auch in diesem Jahr, kurz nach der WM, war er
wieder zu Besuch. Ein Studioneuling ist Sabrina Chevannes aus London. Sie betreibt
in der englischen Hauptstadt eine Schachschule und nahm eine
DVD
für Einsteiger auf, die nun die ersten Tricks lernen wollen.
Häufiger zu Gast war schon
Lawrence
Trent, ebenfalls aus London. Sein zweites Hobby ist Salsa-Tanzen - inzwischen
hat er sich auch schon bei den Damen in den Tanzclubs in Hamburg einen Namen
gemacht. Für Daniel King ist Hamburg sogar schon fast zur zweiten Heimat geworden.
Der englische GM spricht fließend deutsch und nimmt alle seine
DVDs
der Reihe "Powerplay" in Englisch und Deutsch auf.
Zu den regelmäßigen Gästen im ChessBase-Studio gehört
Alexej
Shirov. Auch er ist in Hamburg schon so gut wie zuhause. Das gilt inzwischen
auch für seinen einstigen Trainingskollegen
Viktor
Bologan, der jüngst zum Super-GM aufstieg - wenn das mal nicht an seiner
Autorenarbeit liegt.
Adrian
Mikhalchishin gilt als einer der besten Schachtrainer überhaupt. In jungen
Jahren hat er u.a. für Anatoly Karpov gearbeitet. Regelmäßiger Studiogast ist
auch
Dejan
Bojkov aus Bulgarien, allerdings auch ständig in der Welt unterwegs.
Sam
Collins reklamiert für sich, der stärkste Ire mit irischen Wurzeln zu sein.
Eine Zeit lang lebte er in Japan und entdeckte seine Liebe zum asiatischen Essen.
Er kennt inzwischen auch die besten Asien-Restaurants in Hamburg. Einen niederländischen
Brückenkopf in Hamburg bildet Merijn van Delft. Wo ein Niederländer ist, kommen
schnell zehn weitere hinzu und bilden eine Fußball-Mannschaft - oder nehmen
Schachlektionen auf wie
Loek
van Wely und
Robert Rijs.
Im Herbst kam erstmals Alejandro Ramirez aus Costa Rica nach Hamburg. Er ist
eines jener "Schachwunderkinder", die ohne Trainer allein mit Computerhilfe
Meisterstärke erreicht haben. Allerdings entschied sich der junge Großmeister,
erst einmal in den USA zu studieren. Seine DVD zum Benkö-Gambit erscheint Anfang
2013.
Eine Reihe von Autoren nehmen in regelmäßigen Abständen Videos für das ChessBase
Magaziin auf. Dazu gehören
Rainer
Knaak, der aber auch noch eine
Fallen-DVD
produziert hat,
Oliver Reeh,
genannt der Taktik-Fuchs,
Karsten
Müller, dessen Name untrennbar mit den Endspielen verbunden ist und
Dorian
Rogozenco.
Ein besonderer Gast war Jörg Hilbert. Er ist nämlich eigentlich Zeichner und
Geschichtenerzähler und in Deutschland berühmt für seine Kinderbücher, z.B.
Ritter Rost. Er ist allerdings auch zusammen mit
Björn
Lengwenus der Autor von Fritz&Fertig. In einem Special zur Jubiläumsedition
von Fritz&Fertig befragte Schachtrainer
Björn
Lengwenus seinen Co-Autor, was er denn nun mit Hilfe seines Programms vom
Schach gelernt hat.
Wenn er in Hamburg einen Auftritt als Kabarettist hat, dann schaut auch
Matthias
Deutschmann immer bei ChessBase vorbei. Manchmal muss er dort auch arbeiten
und zum Beispiel die besten Patzer zeigen. Ansonsten schaut er aber auch gerne
den Schachspielern über die Schulter...
Ben Bartels, Rainer Woisin, André Schulz, Matthias Deutschmann staunen. Kasparov
spielt
Weltmeisterschach
Garry Kasparov: How I became World Champion
Den Weltmeistertitel holte er gleich im ersten Anlauf - wenn man den abgebrochenen
Titelkampf von 1984 einmal außer Acht lässt. Er war damit der jüngste Weltmeister
aller Zeiten. Von 1985 bis 2000 hielt Kasparov den Titel - 15 Jahre lang -,
verteidigte ihn mehrfach gegen Anatoly Karpov, gegen Nigel Short, gegen Viswanathan
Anand, bis er ihn schließlich gegen Vladimir Kramnik verlor. Aber auch danach
dominierte Kasparov das internationale Schach und blieb bis zu seinem Rücktritt
im Jahr 2005 Erster der FIDE-Weltrangliste. (In englischer Sprache.)
Schach für Schnelle: neue "... in 60 Minuten"
Robert
Ris: Kampf um Inititative mit dem Fajarowicz Gambit
Wer gerne auch mit Schwarz gleich auf Angriff spielen möchte, dem sei das Fajarowicz
Gambit empfohlen. Nach
1.d4 Sf6 2.c4 e5 3.dxe5 Se4 will Schwarz nicht
wie im Budapester Gambit (
3...Sg4) den Bauern zurückgewinnen, sondern
den weißen König überfallartig angreifen und am liebsten gleich Matt setzten.
Gegen einen nicht gut vorbereiteten Gegner führt diese Spielweise oft zum Erfolg.
Der niederländische IM Robert Ris zeigt die Varianten, Ideen und typischen taktischen
Manöver dieses romantischen Gambits. (In englischer Sprache)
Henrik
Danielsen: Wie man 6.Se5-Slawisch effektiv bekämpft
Nach den Zügen
1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 dxc4 5.a4 Lf5 wird
6.Se5
am zweithäufigsten gespielt (nach
6.e3) und ist insbesondere unter starken
Spielern sehr beliebt. Danielsen empfiehlt in seinem Repertoirevorschlag
6...Sbd7,
und auf
7.Sxc4 soll
7...Sb6 folgen (statt des klassischen
7...Dc7).
Nach
8.Se5 a5 ist eine wichtige Ausgangsstellung auf dem Brett. Weiß
besitzt nun die Alternativen
9.e3, 9.Lg5, 9.g3 und
9.f3, aber
wie vor allem die chinesischen Topspieler Wang Yue, Bu Xingzhi und Ni Hua gezeigt
haben, kann sich Schwarz jeweils gut behaupten. (In englischer Sprache)
Lawrence
Trent: Winning with the Fantasy-Variation
Die Fantasy-Variante (
1.e4 c6 2.d4 d5 3.f3) ist ein raffinierter Versuch
von Weiß, die Partie von Beginn an in trübes Fahrwasser zu steuern und damit
Schwarz von den soliden Stellungen wegzulocken, die er aus den Hauptabspielen
von Caro-Kann gewohnt ist. Dank einer Welle frischer Ideen und Neuerungen, hat
die Variante zuletzt große Beliebtheit erlangt und findet sich nun sogar im
Repertoire einiger der weltbesten Spieler. In diesem 60-minütigen Video stellt
IM Lawrence Trent die 5 Hauptvarianten vor, die Schwarz zu Verfügung stehen,
bei denen aber Weiß jeweils eine Reihe von Möglichkeiten hat, um die Stellung
voller Spiel und Dynamik zu halten. (In englischer Sprache)