ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Monika Socko Weltklasse, Roy Robson verblüffend
von Misha Savinov
Fotos: Bjørn Berg Johansen und Misha Savinov
Sechs Runden sind bei der Arctic Chess Challenge gespielt. Die Spieler haben
bereits einen Bootsausflug, Fischfang, einen Ausflug in die Berge und ein
Fußballmatch hinter sich und können jetzt versuchen, auf der Zielgeraden ihr
Bestes zu geben. Misha Savinov berichtet aus Tromsø.
Drei Runden sind noch zu spielen und zwei Spieler führen das Feld an. Socko und Robson haben beide 5,5 aus 6 und treffen in der siebten Runde aufeinander. Hätte man mir das vor dem Turnier erzählt, wäre ich auf den Kampf zwischen dem Elo-Favoriten und dem jungen, aufstrebenden Star gespannt gewesen. Allerdings hat Bartosz Socko, die Nummer Eins der Setzliste, nur 4 Punkte und deshalb sind seine Chancen, gegen den jungen Amerikaner zu spielen, sehr gering. Nein, es ist seine Frau, GM Monica Socko, die tapfer um den ersten Platz kämpft.
Die Dame aus Polen spielt ein ausgezeichnetes Turnier! Bislang hat sie nur einen halben Punkt abgegeben, gegen GM Berg, als sie mit Turm+Bauer gegen den einsamen Läufer des Gegners nicht gewinnen konnte. Die Nalimov-Endspieldatenbanken verraten uns, dass Schwarz auf Gewinn stand, aber entweder wusste Monica das nicht oder sie fand keinen Weg, um ihren Materialvorteil in einen ganzen Punkt zu verwandeln. Alle anderen Partien hat sie jedoch gewonnen, unter anderem gegen GM Turner und GM Sulskis, und nach sechs Partien liegt ihre Elo-Performance bei 2779!
Monika Socko
Der andere Spitzenreiter ist der sehr entschlossen wirkende 14-Jährige aus den USA. Er ist bereits Internationaler Meister, wird von GM Onischuk trainiert und verbessert sich schneller, als man darüber schreiben kann. Ray Robson ist eine neue Hoffnung des amerikanischen Schachs und könnte international ernsthaft eine Rolle spielen, wenn – das muss man bei den Amerikanern immer im Auge behalten – er dem Schach nicht den Rücken kehrt.
In Tromsø gewann Ray gegen GM Malakhatko und GM Rasmussen und gab nur gegen FM Kjetil Stokke, der mit Weiß im Katalanen Geschick beim Vereinfachen bewies, ein Remis ab. Robson spielt hier sehr energisch und entschlossen, er scheut nicht vor Verwicklungen zurück und spielt die technische Phase sehr stark. Wenn er in den letzten Runden durchhält, dann könnte er durchaus zu den späteren Turniersiegern gehören, obwohl er nur als Elfter der Rangliste an den Start gegangen ist.
Die beiden Siege von Robson gegen die Großmeister können nicht genug gelobt werden.
IM Ray Robson in Action
Gegen Malakhatko zeigte er gute Kenntnisse der neuesten Entwicklungen im Caro-Kann und kam zu einem hübschen Angriff.
Hier hat Weiß nur einen einzigen Weg zum Gewinn und Ray findet ihn mit verblüffender Leichtigkeit.
29.S3g4! Df5 30.Sxf6+ Sxf6 31.Dxb7! Die Pointe! Der Springer kann nicht genommen werden, denn nach 31...Dxe5 32.Dc8+ Kh7 33.hxg7+ Kxg7 34.Dh8+ Kg6 35.Dh6+ Kf5 36.Dxd2 gewinnt Weiß.
31...Dh5 32.a3 Td1+ 33.Txd1 Dxd1+ 34.Ka2 Dh5 35.Da8+ Kh7 36.hxg7! (wieder ist der Springer tabu) 36...Kxg7 37.f4. Weiß konsolidiert sich und verwandelt seinen Materialvorteil schnell.
37...Df5 38.Dxa7 Sh5 39.Dd4 Dxf4 40.Dxf4 Sxf4 41.a4. Schwarz gab auf.
Doch die Partie gegen GM Rasmussen in der darauf folgenden Runde war sogar noch spektakulärer!
Robson opferte einen Läufer für einen Bauern, aber mauerte dafür den gesamten gegnerischen Damenflügel ein und legte praktisch Springer, Turm und König des Gegners lahm. Weiß konnte nur zusehen, wie der schwarze König langsam mit tödlicher Mission ins weiße Lager geschlichen kam...
20...Sd5! Der Auftakt
zu einem sehr schönen positionellen Plan.
21.Lxe4 Sxe3 22.Txd8+ Txd8 23.c7 Td4 24.Lb7 h6 25.f5 Ld7 26.c8D+ Lxc8 27.Lxc8.
Weiß hat eine Figur mehr, aber durch die tragikomische Aufstellung seiner Figuren am Damenflügel bleibt ihm nichts anderes als auf den gegnerischen Durchbruch zu warten.
27...Kf8 28.La6 Td6 29.Lb7 a5 30.Lf3 Ke7 31.a4 Td4 32.Le2 Kf6 33.h4 Ke5 34.Tb1 Kf4 35.Sb5 Td7 36.Sc3 Kg3 37.g5 hxg5 38.hxg5 Kf2 39.Lh5 Ke1 40.f6 gxf6 41.gxf6.
Eine pittoreske Stellung! Der Computer würde sagen: “Matt in sieben!”
41...Td2 42.Ta1 Tc2+ 43.Kb1 Sf1. Weiß gibt auf. Solche Partien sieht man heutzutage auf Großmeisterniveau nur selten!
Vier Spieler liegen mit 5 Punkten aus 6 Partien auf der Lauer: zwei Bulgaren, GM Julian Radulski und IM Marjan Petrov, der estnische IM Kalle Kiik und GM Jon Ludwig Hammer aus Norwegen.
Und was ist mit den Elo-Favoriten, den Spielern mit 2600+? Sie alle haben an der Tabellenspitze bislang wenig bewegt.
Bartosz Socko, #1, litt unter Startschwierigkeiten und scheint nicht aggressiv genug zu spielen.
Er hat bereits vier Remis abgegeben, eindeutig zu viel für Turnier nach Schweizer System, und gehört so zu einer großen Gruppe von Spielern mit 4 Punkten.
Igor Khenkin, #2, kommt auf 4,5 Punkte.
Seine übergroße Friedfertigkeit in Runde 5 hat er sich selber zuzuschreiben: er spielte mit Schwarz gegen den führenden Sarunas Sulskis und konnte der Versuchung nicht widerstehen, in einer komplizierten und etwas unorthodoxen Remis anzunehmen. In der anschließenden Analyse stellten die beiden Gegner – zur beidseitigen Überraschung, wie ich hinzufügen muss – fest, dass Weiß in großen Schwierigkeiten steckte und ums Überleben kämpfen musste!
Sulskis,Sarunas (2559) - Khenkin,Igor (2634)
Arctic Chess Challenge 2009 Scandic Hotel, Tromsø (5), 01.08.2009
1.e4 c5 2.Nf3 e6 3.d4 cxd4 4.Nxd4 Nf6 5.Nc3 Nc6
6.Nxc6 bxc6 7.e5 Nd5 8.Ne4 Qc7 9.f4 Qb6 10.c4 Bb4+ 11.Ke2 f5 12.Nf2 Ba6 13.Kf3
Ne7 14.Be3 Bc5 15.Bxc5 Qxc5 16.Qd6 Qa5 17.h4 c5 18.Ke3 Rd8 19.Be2 Nc8 draw.
Khenkin traute seinen Augen nicht. Nicht, dass er einen leichten Gewinn übersehen hätte, nein, die Stellung enthielt noch jede Menge Spiel, aber er hatte eine gute Chance verpasst, einen der gefährlichsten Konkurrenten auszuschalten und einen wertvollen Sieg mit Schwarz zu erzielen.
Yuri Drozdovskij, #3, hat ebenfalls 4 Punkte, aber alle seine sechs Partien wurden entschieden. Das ist äußerst ungewöhnlich für einen Spieler, der in seiner Heimatstadt Odessa “unser kleiner Petrosian” genannt wird – wegen seines positionell gesunden Spiels und seines großen Gespürs für Gefahren.
Doch in Norwegen hat Drozdovskij bereits zwei Partien verloren. In Runde 3 unterlag er dem italienischen IM Luca Shytaj. Der Ukrainer war mit seinem Spiel sehr unzufrieden. Er erzählte mir, sie wären erst 15 Minuten vor der Runde vom Ausflug zurückgekommen, weshalb er sich entschied, das Essen ausfallen zu lassen, was sich jedoch als falsch herausstellte. Yuri unterliefen etliche Fehler und ihm gelang es nicht, ein bauernloses Turmendspiel zu halten, das mit perfektem Spiel Remis gewesen wäre. Nach zwei Siegen in Folge hatte er dann Weiß gegen IM Kiik und fiel einem vernichtenden Angriff zum Opfer. Yuris Gefühl für Gefahr hatte sich an diesem Tag eine Auszeit genommen. Ist es hier angebracht, an die berühmte Khalifman-Regel zu erinnern, dass man nach der Heirat unweigerlich Elo-Punkte verliert? Yuris reizende Frau WGM Natalia Zdebskaja erlitt in Runde 6 ebenfalls ihre erste Niederlage.
Natalia Zdebskaia
Für die einheimischen Spieler verlief das Turnier bislang ziemlich brutal. Pål Røyset (2239) und Benjamin Arvola (2144) kommen beide auf 4, und sind damit zwar die beiden besten Spieler aus Tromsø, aber weit vom Preisgeld entfernt. Espen Forså, FM mit einer IM-Norm, findet ebenfalls nicht zu seinem Spiel – er hat bislang zwar nur eine Partie verloren (gegen Khenkin), aber dafür auch nur zwei gewonnen und drei Remis gegen schlechter bewertete Spieler gemacht. Vielleicht sind die Einheimischen einfach zu gastfreundlich!
P. S. Das Wetter schlägt allmählich um. Es ist ein bisschen kühler und weniger sonnig und am Abend liegen die Berge in einem milchig-weißen Nebel. Zum Glück haben die meisten Ausflüge in die Natur schon stattgefunden.
Der Spielsaal während der Runde 6
IM Luca Shytaj besiegt GM Yuri Drozdovskij
GM Berg überlebt mit einer Qualität weniger gegen GM Monica Socko
GM Jon Ludwig Hammer sucht verzweifelt nach einem Gewinn
Die afrikanischen Pioniere in Tromsø: Lawrence Kagambi (Kenia)
Dericka Figaro (Seychellen)
... Isabella Asiema (Kenia)
Zur Abwechslung mal Fußball
Ein Elch am Straßenrand lauert auf einen Mercedes der
A-Klasse
Nebel hüllt die Küste ein
... und steigt zu den Bergen auf.
Die wunderbare arktische Landschaft zur Zeit der Mitternachtssonne
Video von Torstein Bae
Stand nach nun mehr acht Runden:
1
|
GM Monika Socko |
6,5
|
39,0
|
2663
|
38,00
|
2663 (+22,20) | ||
2
|
IM Ray Robson |
6,5
|
39,0
|
2634
|
38,00
|
2634 (+14,70) | ||
3
|
IM Marijan Petrov |
6,5
|
36,0
|
2607
|
37,50
|
2607 (+12,00) | ||
4
|
GM Emanuel Berg |
6,5
|
35,5
|
2642
|
35,00
|
2642 (+3,60) | ||
5
|
GM Julian Radulski |
6,0
|
38,5
|
2538
|
35,00
|
2538 (+1,80) | ||
6
|
IM Luca Shytaj |
6,0
|
37,0
|
2613
|
35,00
|
2613 (+17,50) | ||
7
|
GM Jon Ludvig Hammer |
6,0
|
36,5
|
2564
|
35,00
|
2564 (-0,10) | ||
8
|
GM Allan Stig Rasmussen |
6,0
|
36,0
|
2591
|
35,00
|
2591 (+6,70) | ||
9
|
GM Yuri Drozdovskij |
6,0
|
34,5
|
2557
|
33,00
|
2557 (-4,40) | ||
10
|
GM Sarunas Sulskis |
5,5
|
37,5
|
2559
|
35,50
|
2559 (+1,60) | ||
11
|
GM Vadim Malakhatko |
5,5
|
36,0
|
2502
|
32,50
|
2502 (-5,80) | ||
12
|
GM Igor Khenkin |
5,5
|
35,5
|
2537
|
33,00
|
2537 (-7,40) | ||
13
|
GM Bartosz Socko |
5,5
|
34,5
|
2510
|
30,00
|
2510 (-11,60) | ||
14
|
FM Arkadiusz Leniart |
5,5
|
34,0
|
2494
|
31,50
|
2494 (+15,45) | ||
15
|
Nicolai Getz |
5,5
|
34,0
|
2488
|
31,50
|
2488 (+36,75) | ||
16
|
GM Matthew J Turner |
5,5
|
34,0
|
2445
|
30,50
|
2445 (-4,70) | ||
17
|
IM Gerard Welling |
5,5
|
31,5
|
2419
|
30,00
|
2419 (+10,80) | ||
18
|
WFM Katrine Tjølsen |
5,5
|
29,5
|
2350
|
28,00
|
2350 (+22,95) |
... 120 Spieler
|