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Chess960
Beim Chess960 wird die Anfangsstellung ausgelost. Diese Auslosung kann zu 960 verschiedenen Stellungen führen und dieser Zahl verdankt diese Variante des Schachs auch ihren Namen. Bislang gibt es nur sehr wenig Eröffnungstheorie beim Chess960, allerdings weiß man, dass manche Ausgangsstellungen deutlich besser für Weiß sind. Ganz so zufällig wollte man die Dinge in St. Louis dann doch nicht gestalten und deshalb traf man eine Vorauswahl und anschließend konnten die Zuschauer auf dem Saint Louis Twitter-Kanal unter einer Reihe ausgewählter Stellungen abstimmen.
Viel Zeit, um sich in der ungewohnten Ausgangslage zurechtzufinden, hatten die Spieler jedoch nicht. Die Bedenkzeit betrug 20 Minuten für die ganze Partie plus einen Zeitaufschlag von 10 Sekunden für jeden Zug. Immerhin fünf Minuten mehr als in den Schnellschachpartien, die am dritten Tag auf dem Programm stehen.
Wer noch nie Chess960 gespielt hat, dem hilft die oben stehende Position,
die in einer der Partien des Wettkampfs gespielt wurde, vielleicht dabei,
ein Gefühl zu bekommen, wie es ist, theoretisches Neuland zu betreten.
Wo sollen die Bauern hin, wo die Figuren - und wie ist das überhaupt mit der Rochade?
Auf jeden Fall ungewohnt.
Nach den Zügen 1. d4 d5 2. e3 Sc6 3. g4 g5 4. Sg3 Sg6 5. c4 dxc4
6. Sa3 e6 7. Dc2 De7 8. Sxc4 war es so weit: Schwarz spielte ... 0-0-0.
Danach stand die Stellung oben auf dem Brett. Denn beim Chess960
stehen König und Turm nach der Rochade auf den gleichen Feldern wie im klassischen
Schach. Bei der langen Rochade landet der König auf c8 und der
Turm auf d8, bei der kurzen Rochade steht der König auf g8, der Turm
auf f8. Wenn der König, wie in diesem Fall, schon auf c8 steht,
geht nur der Turm nach d8.
Hikaru Nakamura vs. Fabiano Caruana
Regelkunde: Fabiano Caruana hat man noch ein paar Fragen...
...doch Schiedsrichter Tony Rich weiß Bescheid.
Doch Caruana und Nakamura hatten beide schon Chess960 gespielt, ja, Nakamura ist nach seinem Sieg bei der letzten Weltmeisterschaft im Chess960, die im Rahmen der Mainzer Chess Classic 2009 stattfand, sogar amtierender Weltmeister in dieser Disziplin. Beide kamen gut ins Spiel und bald stand ein ausgeglichenes Endspiel auf dem Brett. Doch wie Nakamura nach der Partie erklärte, "drehte ich plötzlich durch", als die Partie auf ein Remis zusteuerte. Er spielte allzu forciert auf Gewinn und verlor nach einer Reihe von Fehlern am Ende noch.
Doch die amerikanische Nummer eins hatte seine Nerven schnell wieder im Griff
und entschied die Partien zwei und drei für sich.
In der vierten Partie kam es dann zum einzigen Remis des Wettkampfs. Nakamura hatte mit Schwarz schnell einen Bauern gewonnen, aber sah in einem Schwerfigurenendspiel keine Möglichkeit, weiterzukommen. Nach dem Debakel in der ersten Partie verzichtete er deshalb auf das Weiterspielen und stimmte sehr schnell einer Zugwiederholung und einem Remis zu. Damit gewann er den Chess960-Wettkampf mit 2,5:1,5 und liegt nach dem 1:1 im baskischen Schach nach zwei Tagen insgesamt mit 3,5:2,5 Punkten in Führung.
Wie Nakamura nach der Partie erklärte, ist er mit dieser Führung im Wettkampf zufrieden, denn während er die Chancen im Schnellschachwettkampf am Samstag als ausgeglichen einschätzte, betrachtete er sich beim Blitzwettkampf über acht Partien, der am Sonntag gespielt wird, als Favorit
Hou Yifan vs. Parimarjan Negi
Beim Auftaktmatch im baskischen Schach an Tag 1 war Parimarjan Negi mit zwei klaren Siegen 2:0 in Führung gegangen. Doch beim Chess960 sah alles anders aus: hier dominierte Yifan Hou, die beste Schachspielerin der Welt. Die Chinesin überspielte den indischen Großmeister, der zur Zeit an der Stanford University in den USA studiert, immer wieder und gewann so die ersten drei Partien in Folge. Erst in Partie vier kam Negi zu einem Remis und so gewann Yifan Hou, die bereits Erfahrungen im Chess960 sammeln konnte, den Wettkampf am Ende 3,5:0,5. Im gesamten Wettkampf liegt Yifan Hou damit nach zwei Tagen mit 3,5:2,5 in Führung.
Negi, der 2006 im Alter von 13 Jahren und 142 Tagen der zweitjüngste Großmeister aller Zeiten wurde (nur Sergey Karjakin holte den Titel schneller), tat sich hingegen schwer mit den ungewohnten Stellungen. Negi gilt als ausgezeichneter Theoretiker, doch wie er nach dem Wettkampf einräumte, hatte er sich zwar bereits ein paar Chess960-Partien angesehen, aber selbst noch keine gespielt.
Doch auch die Organisatoren hatten Probleme mit dieser Form des Schachs und vor allem mit der Übertragung der Partien, die deshalb noch nicht vorliegen.
Ein klarer 3,5:0,5 Sieg im Chess960 - Yifan Hou hat allen Grund, zufrieden zu sein.
AAm Samstag, 13 Uhr Ortszeit, 20 Uhr deutscher Zeit, geht der "Showdown in St. Louis" in die dritte Runde. Mit vier Schnellschachpartien, am Sonntag, 20 Uhr deutscher, folgen abschließend acht Partien Blitz.
Zeitplan
Fotos: Austin Fuller (Veranstalter)
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