Igel mit Ld3
Der Igel mit Ld3 stellt sicherlich eines der ambitioniertesten weißen Systeme gegen unseren Paulsen dar. Den von uns auf der DVD analysierten Fianchetto-Aufbau können wir nach wie vor vollumfänglich empfehlen, würden unsere Files jedoch gerne um ein sehr konkretes Abspiel (15.Dd2) ergänzen.
Eine Möglichkeit besteht darin, zuerst den Ld3 aus der d-Linie abzuziehen. Marco wurde hier zuletzt mit 15.Lc2 konfrontiert und hatte nach 15...Sd8! keine großen Probleme - eine Analyse der Partie finden Sie hier. 15.Dd2!? wurde hingegen von den beiden niederländischen Autoren Nico Zwirs und Roland Pruissers auf ihrer Chessbase-DVD zum offenen Sizilianer empfohlen. Hier empfehlen wir mit 15...Sc5! fortzusetzen wonach Schwarz gutes Spiel hat.
Hauptvariante ohne De2
Eine etwas tiefgreifendere Analyse dürfen wir zum weißen Aufbau mit Sc3 und Ld3 - ohne c4 - nachreichen. Ein Zuschauer hatte uns dankenswerterweise darauf hingewiesen, in der Stellung nach 8...g6 das sofortige 9.e5! übersehen zu haben. Dieses Bauernopfer ist die Empfehlung für Weiß in "Dismantling the Sicilian" des spanischen Autors Jesus de la Vila und stellt Schwarz tatsächlich vor große Probleme - wie die zwei bisher damit gespielten Partien gut nachweisen.
Schweren Herzens nehmen wir daher gegen diese spezifische Zugfolge von unserer Empfehlung zum Fianchetto-Aufbau (8...g6) Abstand. Grundsätzlich verfolgen wir auf unserer DVD den Ansatz, möglichst einfache Regeln zu formulieren, welche den Zuschauerinnen und Zuschauer in einer Partie Orientierung geben sollen. Einer dieser Regeln, nämlich dem Ld3-Aufbau mit ...g6 den Zahn zu ziehen, ist nun leider mit einer Ausnahme zu versehen.
Glücklicherweise stehen uns statt 7...d6 (?!) mit 7...Lc5 als auch mit 7...Sc6 zwei gute Alternativen zur Verfügung, die wir in der Folge ausführlich besprechen wollen.
Das solide 7...Sc6: Theorie aus den 90er-Jahren
Mit 7...Sc6 nutzen wir ein Merkmal der Stellung aus, das wir auf der DVD in den Kapiteln zu positionellen Motiven des Paulsen-Sizilianers besprechen. Die schwarze Stellung nach 8.Sxc6 dxc6 ist gut spielbar, da der Bauer auf c6 dem weißen Sc3 die Felder nimmt. Stünde der weiße Springer hingegen noch auf b1 so könnte er über d2 auf sein Traumfeld c4 gelangen.
Das originelle 7...Lc5: Caruanas Überraschungswaffe
7...Lc5 nutzt ebenso wie 7...Sc6 aus, dass Weiß De2 verzögert und Schwarz nicht frühzeitig zu ...d6 gezwungen hat. ...Lc5 ist an verschiedenen Stellen im Paulsen ein Motiv und wird typischerweise bereits im fünften Zug (5.Ld3-Lc5!?) gespielt. Wir in der Analyse zu sehen ist, gehen wir mit 7...Lc5 den kritischsten Abspielen aus dem Weg und erhalten eine frische und zweischneidige Stellung. Kein Geringerer als Fabiano Caruana kann als Pate dieses Abspiels gesehen werden: insgesamt fünf Mal griff die Nr. 2 der Welt bereits zu diesem Zug. Der Großteil der Partien stammt jedoch aus seiner Sturm-und-Drang-Phase, der Paulsen ist in den letzten Jahren leider nur noch selten bei Caruana zu sehen.
Fazit
Die Empfehlung von Pruissers und Zwirs im Igel mit Ld3 stellt unser Repertoire vor keine großen Probleme. Wie Marcos eigener Praxistest bereits gezeigt hat, ist die schwarze Stellung grundsätzlich sehr robust. Die Feinheit 15.Dd2!? ändert an dieser grundsätzlichen Einschätzung nichts. Gegen die Hauptvariante mit verzögertem De2 müssen wir von unserem ursprünglichen Fianchetto-Plan jedoch abrücken und empfehlen daher, bereits im siebten Zug eine der Alternativen zu wählen. Mit 7...Sc6 und 7...Lc5 hat Schwarz zwei sehr gut spielbare Alternativen, wobei letzteres den zweischneidigeren Pfad darstellt.
Der Paulsen-Sizilianer
Mit der Zugfolge e6/a6 wird die Option offengelassen, d5 in einem Zug zu spielen, zudem ist der Ausfall Lb4 eine Option. Konkretes Wissen ist im Paulsen-System weniger entscheidend als die Kenntnis der taktischen und positionellen Motive.
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Ein Schwarzrepertoire gegen 1.e4 inkl. Anti-Sizilianer
Die Sizilianische Verteidigung gilt als der Ferrari unter den Schacheröffnungen. Mit 1..c5 wird bereits im ersten Zug eine Asymmetrie erzeugt und Weiß das Feld am Königsflügel überlassen. Schwarz versucht von Beginn an, das Spiel zu verkomplizieren und die Initiative an sich zu reißen. Dieses riskante Vorgehen birgt natürlich zahlreichen Fallstricke.
Während auf absolutem Spitzenniveau Najdorf und Sveshnikov-Sizilianisch diskutiert werden - und sich hierzu entsprechende Berge an Theorie entwickelt haben - fährt das Paulsen-System im Windschatten ihrer großen Brüder mit. Mit der Zugfolge ...e6 und...a6 wird die Option offengelassen, ….d5 in einem Zug zu spielen, zudem ist der Ausfall...Lb4 eine Option. Konkretes Wissen um die einzelnen Abspiele ist im Paulsen-Systemweniger entscheidend als die Kenntnis der taktischen und positionellen Motive.
Diese DVD bietet ein komplettes, aggressives und kompromissloses Repertoire gegen 1.e4, das auch für Hobby- und Vereinsspieler leicht zu erlernen ist und besonders die Liebhaber taktischer Verwicklungen ansprechen dürfte.
• Videospielzeit: Über 8 Stunden (Deutsch)
• Interaktive Aufgaben mit Video-Feedback
• Extra: Datenbank mit Musterpartien
• Tool zum Ausspielen von Repertoire und Schlüsselstellungen