Vadym Petrovskiy gewinnt 18. Schachtürken-Cup Paderborn

von Gerd Densing
03.01.2025 – Seit 20 Jahren bietet der "Schach-Türken-Cup" (STC) im schönen Paderborn eine der vielen Möglichkeiten, zwischen Weihnachten und Silvester ein Turnier zu spielen. Nach einer coronabedingten Pause wurde 2023 wieder gespielt und 2024 stand die 18. Auflage des Turniers auf dem Programm. Gerd Densing berichtet von dem gut organisierten und unterhaltsamen Turnier.

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Spielort war das Heinz-Nixdorf-Museums-Forum (HNF) statt. Wie bereits in früheren Jahren, gab es eine A-Gruppe für Spieler mit einer ELO/DWZ über 1700 sowie ein B-Open (unter 1800).

Heinz-Nixdorf-Museum

Neu war dieses Jahr ein "Versuchsballon", in dem der Veranstalter ein weiteres Segment unter dem Namen "Chess & Culture" ins Leben gerufen hat. Während in den beiden Open-Gruppen jeweils 7 Runden (doppelrundig am 27.-29.12. und "anstrengend"; manchmal 8 Stunden Schach für einzelne Spieler) ausgetragen wurden, waren es beim Chess & Culture Segment "nur" 5 Runden an 4 Tagen. An den beiden freien Nachmittagen bestand die Möglichkeit einer geführten Museumsbesichtigung, des weltweit größten Computer-Museums im HNF. Auf der 1. Etage des Computermuseums ist ein Nachbau des bekannten Schachtürken - als Namensgeber des Turniers - ausgestellt. An einem weiteren freien Nachmittag wurde eine Führung durch die Stadt Paderborn angeboten.

Blick auf den Dom

Wie auch in den vorherigen Jahren bot das HNF beste Turnierbedingungen. In den großzügigen und hellen Konferenzräumen des Museumsforums sowie im großen Auditorium für die fünf Spitzenbretter mit vielen Zuschauerreihen – wie in einem großen Kino-/Konzertsaal – wurde das Turnier ausgetragen. Sowohl technisch als auch von der Betreuung der HNF-Mitarbeiter und des Organisationsteams mit Unterstützung des lokalen Schachvereins waren die Spielbedingungen ideal. Im Eingangsbereich des HNF gab es einen Cafeteria-Bereich mit Snacks und Getränken. Das fußläufig gut erreichbare Welcome-Hotel war einer der Haupt-Sponsoren des Turniers und bot einigen Spielern eine sehr gute Unterkunft, wenngleich die Stadt Paderborn einige weitere Hotels zu bieten hat, wie z.B. das gemütliche Galerie-Hotel im Stadtzentrum, welches ich bereits mehrmals genutzt habe.

In der A-Gruppe spielten 99 Teilnehmer aus fünf Ländern mit, darunter zwei GM, zwei IM und fünf FM. In der B-Gruppe spielten 100 Teilnehmer und in der Chess & Culture Gruppe waren 13 Teilnehmer/innen am Start. Mit insgesamt weit über 200 Teilnehmern in den drei Gruppen wurde erneut ein Teilnehmer-Rekord aufgestellt.

Zusätzlich fanden am 29.12. wie bereits in den vergangenen Jahren Kinder- und Jugendturniere (Schnellschach) statt, mit insgesamt 134 Kindern/Jugendlichen in den Altersgruppen U8, U10, U12, U14 und U16.

Die Kinder- und Jugendturniere waren gut besucht

A-Gruppe

In allen Gruppen des STC 2024 wurde – wie bereits seit einigen Jahren praktiziert – die "3-Punkte-Regel" angewandt, um mehr ausgekämpfte Partien und weniger Remis zu erreichen, insbesondere, wenn es um die Spitzenplatzierungen geht.

Favorisiert waren unter anderem die beiden angereisten GMs Oleg Korneev und Lev Gutman, die bereits oft in Paderborn am STC teilnahmen. Korneev gab bereits in der 2. Runde ein Remis ab und kam auch in den Runden 4 und 5 nicht über ein Remis hinaus, sodass er sich mehr oder weniger frühzeitig aus dem Titelrennen verabschiedete. Der Turniersenior Lev Gutman (Jahrgang 1945) blieb lange verlustpunktfrei, hatte aber nach zwei schmerzlichen Niederlagen in den Runden 5 und 6 am vorletzten Turniertag keine Titelambitionen mehr.

Lev Gutman

Sehr solide spielte IM Christian Scholz (Nr. 3 der Setzliste). Besonders stark und weit über seine eigene ELO-Zahl spielte Niklas Schlangenotto vom SK Blauer Springer Paderborn (Setzlistenrang Nr. 30). Pascal Brunke (SG Bünde) war auch immer an den vorderen Brettern zu finden.

Aber den mit Abstand besten Turnierauftritt legte IM Vadym Petrovskiy (SF Wolfhagen) hin.

Turniersieger Vadym Petrovskiy

Der amtierende Deutsche Meister U18 spielte alle Partien an den vorderen Brettern, zeigte keine Blöße bzw. Schwäche und übernahm früh die Tabellenführung. Nach 3 Siegen erlaubte er sich lediglich gegen FM Bernhard Stillger in Runde 4 ein Remis, um in den Runden 5 und 6 wieder kompromisslos auf Gewinn zu spielen und volle Punkte einzufahren. In der Schlussrunde spielte er mit 5,5 aus 6 gegen den nächsten Verfolger, IM Christian Scholz (5 aus 6). Ein Remis hätte ihm zum Turniersieg vermutlich aufgrund seiner guten Zweitwertung bereits gereicht, doch er gewann auch in der 7. Runde und gewann das Turnier mit beeindruckenden 6,5 aus 7 bzw. 19 Punkten nach 3-Punkte-Wertung. Eine besonders starke Vorstellung mit einer ELO-Performance von über 2550. Bemerkenswert ist, dass er aufgrund der Turnierkonstellation nicht gegen die beiden GMs spielen musste bzw. durfte. Aber Titelnormen waren eh nicht möglich – dazu hätte das Turnier 2 Runden länger dauern müssen.

Spitzenplatzierungen der A-Gruppe

Rk. SNo Name FED Rtg Club/City Pts.  TB1   TB2 
1 2 IM Petrovskiy, Vadym GER 2426 SF Wolfhagen 19 73 83
2 5 Brunke, Pascal GER 2224 SG Bünde 16 63 78
3 30 Schlangenotto, Niklas GER 2041 SK Blauer Springer Paderborn 16 61 75
4 3 IM Scholz, Christian GER 2277 SV Eichlinghofen 15 63 81
5 1 GM Korneev, Oleg ESP 2473 TSV Schönaich 15 55 66
6 46 Bade, Deniz GER 1971 SchachAkademiePaderborn 14 56 74
7 23 Köllner, Christof GER 2087 SF Deizisau 14 56 65
8 18 Jügel, Marcel GER 2120 SV Dormagen 14 47 68
9 4 GM Gutman, Lev GER 2266 SV Lingen 13 64 82
10 6 FM Stillger, Bernhard GER 2217 SV Mülheim-Nord 13 61 77
11 11 Wagner, Alexej GER 2195 LSV/Turm Lippstadt 13 55 69
12 7 CM Helmer, Jan GER 2211 SF Lieme 13 55 65
13 9 CM Gulatz, Maurice GER 2202 SG Kirchlengern 13 51 68
14 29 Burban, Igor GER 2043 13 50 78
15 31 Vogel, Maximilian GER 2040 SG Holzminden 13 50 66
16 13 FM Schmitzer, Klaus GER 2173 SK Münster 13 49 59
17 68 Zhuikov, Edgard UKR 1904 Godesberger SK 13 47 63
18 12 Kruse, Herbert GER 2182 13 45 61
19 28 Scholz, Benedict GER 2052 SV Eichlinghofen 13 42 67
20 21 CM Köllner, Aaron Noah GER 2098 SF Deizisau 12 57 77
21 8 FM Hintze, Helge GER 2202 Elberfelder SG 12 56 71
22 72 Sepe, Giovanni Paolo GER 1892 Bielefelder SK 12 40 62
23 25 Mulder, Bart-Piet NED 2066 De Wijker Toren 12 38 49
24 97 Ilskens, Linus GER 1787 SK Blauer Springer Paderborn 12 30 54
25 15 FM Torres-Kuckel, Rafael GER 2137 SV Ahlen 11 50 70

... 99 Spieler/innen

In der B-Gruppe siegte Noah Müller (Jahrgang 2001) vom örtlichen Schachverein SK Blauer Springer Paderborn mit 6,5 Punkten aus 7 Partien bzw. 19 Punkten gemäß 3-Punkte Wertung.

Das Chess & Culture Segment gewann Mario Paschke (SVG Eppstein) mit 4,5 aus 5 (13 Punkte gem. 3-Punkte-Regel).

In den einzelnen Gruppen gab es neben den Hauptpreisen einige Ratingpreise (Geldpreise bzw. Sachpreise von ChessBase).

Der Namensgeber und Stifter des HNF, der in Paderborn im Jahre 1925 geborene Heinz Nixdorf wäre kommendes Jahr 100 Jahre alt geworden. Wie bereits im vergangenen Jahr stiftete das HNF in seinem Sinne einen Sonderpreis für den besten Nachwuchsspieler U25 (JG >= 2000). In der A-Gruppe betrug dieser stolze 700 € und wurde von Niklas Schlangenotto vom örtlichen Schachverein gewonnen. In der B-Gruppe betrug der Preis 300 €.

Die Turnierorganisation und Durchführung durch Wolfgang Vullhorst und sein Team verlief reibungslos und Haupt-Schiedsrichter Dirk Husemann – auch bereits seit Beginn vor 20 Jahren immer mit dabei – machte einen klasse Job.

Hervorzuheben ist die für mich beeindruckend professionell und kurzweilig verlaufene Siegerehrung mit einer schönen Powerpoint-Präsentation mit den einzelnen Kategorien und allen Spielernamen "Schwarz auf Weiß" auf den großen Leinwänden des Auditoriums. Während der Siegerehrung wurde ein neuer "Schach-Roman" bzw. Thriller vorgestellt. Unter dem Titel "Operation White King" veröffentlichte der Paderborner Schachspieler Dirk Möller kürzlich diese Schachspieler-Lektüre.

Die Sponsoren und Unterstützer des Turniers wurden hier nochmals namentlich genannt(Welcome Hotel Paderborn, Volksbank Paderborn, ChessBase, Hainz-Nixdorf-Museums-Forum, SK Blauer Springer Paderborn 1927 e.V.). Ebenso ist die Turnierwebseite sehr informativ. Dort gibt es nicht nur die Links auf den chess-results-Ergebnisserver sondern auch die Live-Partien der Top 5-Bretter zum Nachspielen sowie Fotoimpressionen. Die allen Teilnehmern zur Verfügung gestellte umfangreiche und informative Turnierbroschüre diente zugleich als Eintrittskarte in das HNF Museum. Während Wolfgang Vullhorst bei der Siegerehrung allen Sponsoren und Helfern sowie Unterstützern bzw. Helfern des Organisationsteams namentlich einzeln dankte – und sein eigener Name dort nicht erwähnt wurde, nehme ich hier gerne die Gelegenheit wahr, ihm persönlich im Namen der Spieler für die Organisation dieses Traditionsturniers zu danken.

Für das nächste Jahr sind vom Veranstalter bereits weitere Änderungen bzw. "Verbesserungen" avisiert. Die Verlagerung der Kinder-und Jugendturniere in das Untergeschoss bieten räumlich neue Möglichkeiten (mehr Platz im Erdgeschoss und Analysebereich). Neben einer Verbesserung des Chess & Culture Segments – mit zukünftig hoffentlich weitaus mehr Teilnehmern als 13 soll es erstmals auch eine Senioren-Kategorie geben. Die bisherige Teilnehmerbegrenzung von insgesamt gut rund 200 wird dann wohl leicht deutlich nach oben gesetzt werden können.

Turnierseite

chess-results.com


Gerd Densing ist ein begeisterter Vereins- und Turnierspieler. Seine Eindrücke hat er in vielen Berichten auf der ChessBase-Nachrichtenseite festgehalten.
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