Van Wely mit Hattrick in Kuppenheim

von ChessBase
30.05.2006 – Auf dem Weg zum dritten Sieg in Folge beim 12-Stunden-Blitz in Kuppenheim hatten die italienischen Carbinieri noch die beste Chance, Loek van Wely zu stoppen. Kurz vor beginn der Schacholympiade weilte der Niederländer schon in Turin und nahm aus einem Internet-Café mit Hilfe des Fritz-Schachservers beim Blitzturnier teil. Um Mitternacht hätte das Café im Olympischen Dorf eigentlich geschlossen werden sollen, doch die herbei geholten Ordnungsleute drückten ein Auge zu. Selbst ein temporärer Internetausfall in Kuppenheim konnte den schnellen Tilburger dann nicht mehr von der Siegerstraße werfen. Zur Rochade Kuppenheim...Hartmut Metz berichtet...

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Kein Italiener stoppt Loek van Wely
Niederländer setzt sich gegen Carabinieri und Riff durch / Hattrick beim Kuppenheimer 12-Stunden-Blitz
Von Hartmut Metz

Beim 12-Stunden-Blitzturnier in Kuppenheim hat Loek van Wely erneut seine Klasse unter Beweis gestellt: Beim 18. Sparkassen-Cup lag der niederländische Meister sowohl nach den 49 Partien mit 43 Punkten vorne wie in den anschließenden Play-off-Duellen. Doch auf dem Weg zum Hattrick steckte van Wely häufiger in Schwierigkeiten, als ihm lieb sein konnte – aber weniger in den Partien. Seine schärfsten Widersacher waren einige Italiener, die den Tilburger um Mitternacht aus dem Internet-Raum des Olympischen Dorfes vertreiben wollten. Er nahm 489 Kilometer entfernt von Turin aus über den Server www.schach.de teil. Nichts Ungewöhnliches für ihn, hatte der ehemalige Top-Ten-Großmeister doch im Vorjahr in New York sitzend Platz eins beim Sparkassen-Cup verteidigt.

Die zunächst hartnäckigen Gastgeber der Schach-Olympiade in Turin hielt der schlagfertige van Wely bis 3.30 Uhr bei Laune. „Die Carabinieri wollten schon schießen“, ulkte der Spaßvogel und setzte fort, „dann schauten mich die Polizisten bedenklich an, ehe sie sich unter Katzenjammer verzogen.“ Eine kleine Bestechung hilft im italienischen Sport immer: „Ich habe allen eine Einladung in die Bar versprochen, wenn ich das Turnier gewinnen sollte“, berichtete der 33-jährige Schelm. Die Einladung steht nun aus, obwohl der Mannschafts-Europameister nach zehn Stunden eine weitere kritische Situation zu überstehen hatte. Just als sich der Topfavorit mit dem Franzosen Jean-Noel Riff ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferte, brachen die Leitungen in der Wörtelhalle zusammen. Rund 45 Minuten dauerte es, bis van Wely wieder online spielen konnte. Dank einer längeren Pause verlor der Führende nur zwei Partien kampflos gegen Karl Muranyi und ausgerechnet Riff.  

Weil der Titelverteidiger zu diesem Zeitpunkt aber schon eine Hand voll Punkte mehr als der Fünfte auf seinem Konto verbucht hatte, fiel dies kaum ins Gewicht. Schließlich qualifizierten sich vier der 74 Teilnehmer für die Play-offs. Nach der Vorrunde (24:1 Punkte) wie nach weiteren 23 Partien in der A-Gruppe lag van Wely mit insgesamt 43:5 Zählern in Front. Riff kam auf 41,5 Punkte, dahinter folgten Yannick Gozzoli (39) aus Marseille und der Eppinger Bundesligaspieler Maximilian Meinhardt (38,5) vor den Franzosen Cyril Marzolo und Patrice Lerch (je 37,5). Überraschend chancenlos blieben die beiden Großmeister Wladimir Gurewitsch (Bochum/35) als Neunter und Michail Iwanow (Bad Mergentheim/30,5) auf Rang zwölf.

Im Halbfinale schaltete van Wely nach einem Remis Meinhardt mit 1,5:0,5 aus. Im Endspiel unterlag Riff trotz einer Führung mit 1:2. Zuvor hatte der französische IM gegen IM Yannick Gozzoli dreimal remisiert. Weil Riff in der Gruppe A Platz zwei vor seinem Freund und Trainingspartner belegt hatte, reichte ihm das dritte Unentschieden. In der dritten Final-Partie musste dann aber Riff unbedingt ein Remis vermeiden, weil ansonsten die 1.000 Euro (inklusive eines Chessbase-Softwarepakets) an den Vorrundensieger gefallen wären. Die dritte Partie verlief jedoch einseitig zugunsten van Welys. Erfrischt durch den Hattrick nahm er all die Aufregung mit Humor: „Etwas mehr Spannung war gut für das Kuppenheimer Blitzturnier!“

Mit der Teilnehmerzahl zeigte sich Rochade-Präsident Alexander Hatz unzufrieden. Einst pilgerten bis zu 159 Spieler nach Kuppenheim. Der Negativrekord von 72 Startern in der Geschichte des Sparkassen-Cups wurde am Freitagabend nur dank zweier Akteure mehr vermieden. Dennoch lag der Preisfonds wieder bei fast 3.000 Euro. Ein Drittel davon verleibte sich van Wely ein, der sich am Sonntag gut erholt von dem zwölfstündigen Marathon-Kampf am Brett und gegen die Carabinieri zeigte. Zum Auftakt der Schach-Olympiade in Turin verfolgte der niederländische Spitzenspieler das 4:0 des Europameisters über die Färöer-Inseln. Ein Italiener hatte ihn aber doch während der Blitz-Nacht ausgebremst. Der befand sich aber glücklicherweise in Kuppenheim: Pedro Pace aus Mailand schlug im fünften Durchgang als einziger in der Vorrunde den Weltranglisten-52. Danach wusste allerdings van Wely, wie man sich aller Attacken der Mannen vom Stiefel erwehrt …

Endstand nach 48 Runden, Gruppe A: 1. Loek van Wely (Niederlande) 43 Punkte, 2. Jean-Noel Riff 41,5, 3. Yannick Gozzoli (beide Frankreich) 39, 4. Maximilian Meinhardt (Eppingen) 38,5, 5. Cyril Marzolo, Patrice Lerch (beide Frankreich) je 37,5, 7. Karl Muranyi, Ahmed Wahedi (beide Nied) je 37, 9. Angelo Damia (Italien), Wladimir Gurewitsch (Bochum) je 35, 11. Josef Gheng (Böblingen) 33,5, 12. Michail Iwanow (Bad Mergentheim), Anatoli Dontschenko (Sömmerda) 30,5, 14. Jochen Wege (Nied), David Ortmann (Böblingen) je 30, 16. Vladimiro Paleologu (Schweiz) 28,5, 17. Frank Bellers (Rhede) 25,5, 18. Alain Genzling (Frankreich), Eric Lutz (Gernsbach) je 25, 20. Pedro Pace (Italien) 24, 21. Thomas Ahner (Lindenberg), Arnaud Helstroffer (Frankreich), Frank Drill (Raunheim) je 22, 24. Efim Brants (Karlsruhe) 21,5.

 

 

 

 


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