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Auch Schachspieler sind den Gräueln des „Großen Krieges“ von 1914-1918 erlegen. Für den Monarchie-Österreicher Ing. Josef Hrdina (1882 - Dez.1914) war er das Ende einer hoffnungsvollen Schachkarriere.
Ing. Josef Hrdina war Monarchie-Österreicher (wahrscheinlich Wiener) und Bahninspektor. Der junge Meisterspieler wurde schachlich von der Eisenbahn etwas gefördert und in Österreich mehrfach zu Orten mit Schachklubs versetzt. 1905/6 wird er als 23-jähriger bei der Grazer Schachgesellschaft (1877) erwähnt (WSZ). 1910 war der 28-jährige Meisterspieler letztlich Initiator der Gründung der Salzburger Schachgesellschaft und dortiger Sachwart im Vorstand. Der höhere Bahnbeamte Adolf Mehrer (Ehrenmitglied der Schachgesellschaft im Jahr 1913) dürfte in Salzburg sein Mentor gewesen sein.
Die Salzburger Schachgesellschaft von 1910 hatte zunächst ihren Sitz im Café Corso, das zwischen der Salzach und der Imbergstraße auf Höhe des Mozartstegs gelegen hatte, und vom Wiener Cafetier Georg Krimmel gegründet worden war. 1923 zog der Klub in das neu gegründete Café Mozart um.
Salzburg 1910
Turniererfolge:
1910 in Salzburg: Hrdina spielt gegen den Steirer Endspieltheoretiker Johann Berger im Cafe Krimmel eine Partie: remis. 1
1911 wird er Bayerischer Meister in München (für das bayerische Traunstein spielend).
1912 ist er Klubmeister des Innsbrucker SK (14,5/15). Beim 18. DSB-Kongress belegt er im Hauptturnier-A in Breslau den 4. bis 6. Platz. 1913: 5. beim Wiener Trebitsch-Memorial (Sieger: Carl Schlechter vor S. Tartakower).
Im Nov. 1912 wurde er von Salzburg nach Wörgl/ Tirol versetzt und übersiedelte bald darauf nach Wien, was sein Wunschtraum war, um näher den Meistern zu sein. Die Salzburger ließen ihn nur ungern ziehen. Hrdina war mit seiner Gattin Petronella verheiratet.
Im Dezember 1914 ist der 32-jährige Josef Hrdina dann am russischen Kriegsschauplatz in Galizien schwer verwundet worden, in Gefangenschaft geraten und danach verschollen. Nach Mitteilungen seiner Gattin und des Roten Kreuzes.
Frontverlauf 1914
Österreichische Infanterie in Galizien
Die Salzburger Schachgesellschaft hat mittels Eingabe an das Internationale Rote Kreuz noch Nachforschungen betrieben, leider erfolglos. Hrdina wurde nur 32 Jahre alt. So endete eine hoffnungsvolle Schach Karriere zu frühzeitig.
Deutsche und österreichische Verwundete beim Briefschreiben vor dem Abtransport, Tarnow. Bild: Österreichisches Staatsarchiv
Von Hrn. Udo Güldner (Pressewart des Schachbezirks Mittelfranken) erhielt ich dankenswerterweise die näheren Daten zu Ing. Josef Hrdina.
DSZ (Deutsche Schachzeitung) 4.4.1903 S 128.
Hinweis zum Jubiläumsturnier der Grazer Schachgesellschaft: „ Herr mech. Josef Hrdina bildete eine Gruppe für sich, indem er alle Partien (18) und somit den von Herrn Reininghaus (Anmerk.: Brauerei) gestifteten Hauptpreis von 100 Kronen gewann.
WSZ (Wiener Schachzeitung) Nr.17/20 v. Sept./Okt. 1012 S 285 „ Dipl (?) Ing. Hrdina als Sieger der Innsbrucker Klubmeisterschaft (14,5/15).
P. Schellenberg.Der 16.17. u. 18. Kongress des Deutschen Schachbundes, Düsseldorf 1908, Hamburg 1910, Breslau 1912. Hrsg. Schellenberg/ Ranneforth..(et al) Nachdruck Zürich 1984 S 18: Hrdina nahm am 18. DSB Kongress in Breslau im Hauptturnier A teil und wurde geteilter 4.-6.
DSZ 1911, August Heft, S254: Turnierbericht zum Bayerischen Kongress 1911 in München. Dabei findet sich der Zusatz Hrdina-Salzburg (Klub Traunstein). Hrdina gewann mit 5,5/7 vor P. Müller und S. Schapiro. Im Sept. Heft S 284 die Tabelle.
Nachrufe: Jeremy Gaige, Chess Personalia. A Biobibliography, Jefferson –Londeon 1987, S 181; Hrdina, Josef geb. 1882, gest 12/1914 gefallen in Polen. Quellen. Bachmann, Schachjahrbuch 1914 2. Teil S 253-254. BritischChess Magazine 1915 S74; Deutsche Schachzeitung 1915 S 25-26 u. S 190; Deutsches Wochenschach 20.12.1914, S 412; The Field 13.2.1915, WSZ 1914, S 221.
In Diels Chronik des Bayerischen Verbandes findet sich kein Hinweis auf Hrdina als Bayerischer Meister 1913 nur auf S 49 der Hinweis auf den Bayerischen Kongress in Kitzingen 1913: „Einen von der süddeutschen Meistern ausgetragenen Wettkampf gewann Andreas Duhm (Neckargmünd) vor Otto ? Hrdina (Wörgl-Tirol) (richtig: Josef Hrdina) und Franz Köhnlein (Nürnberg).
In: Diel, Alfred: Der Bayerische Schachbund. Aufbruch ins dritte Jahrtausend, Beyer, Hollfeld 2000. ISBN 3888052912, wird Hrdina kurz als Bayerischer Meister 1911 erwähnt.
Nachtrag:
Nach dem von den ÖBB am 4.2.2014 dankenswerterweise übermittelten Unterlagen und dem Dienst- und Standesausweis legen folgende ergänzende Daten vor.
Ing. Josef Hrdina wurde am 17.3.1882 in Tata, Böhmen, damals (Österreich- Ungarn) heute Tschechien, geboren und ist seit 12/1914 am galizischen Kriegsschauplatz vermisst. Sein Vater Peter Hrdina war Musiklehrer. Nach der Realschule 1893-1900 in Graz mit Matura studierte er in Graz Maschinenbau. 1904 trat er mit Befürwortung des dortigen Schachspielers der Grazer Schachgesellschaft und Grazer Vizebürgermeisters Romuald Magg, Oberinspektor i. Pension der kuk Staatsbahnen, in den Dienst der Staatsbahnen. Er war in der Steiermark, Salzburg und Wörgl (Tirol) tätig. 1907 heiratete er Petronella Hildmann.
Links:
Österreichisches Staatsarchiv: Es war halt Krieg...
ORF: Erster Weltkrieg: Leiden & Umbrüche...
Kurier: Gestellte Wirklichkeit...
Salzburger Nachrichten: Der Untergang einer Welt (Buchbesprechung)...