Verpasste Chancen: Team-EM, Runde 5

von Johannes Fischer
10.10.2025 – Die fünfte Runde der Mannschaftseuropameisterschaften in Batumi lief nicht gut für die deutschen Mannschaften. Im Open kam Deutschland gegen die nominell deutlich schwächeren Bulgaren über ein 2-2 Unentschieden nicht hinaus, und im Frauenturnier verlor das deutsche Team knapp mit 1,5-2,5 gegen Polen. Beide Kämpfe waren Kämpfe der verpassten Chancen. | Foto: Vincent Keymer | Foto: Finn Engesser, Deutscher Schachbund

Ihr persönlicher Schachtrainer. Ihr härtester Gegner. Ihr stärkster Verbündeter.
FRITZ 20: Ihr persönlicher Schachtrainer. Ihr härtester Gegner. Ihr stärkster Verbündeter. FRITZ 20 ist mehr als nur eine Schach-Engine – es ist eine Trainingsrevolution für ambitionierte Spieler und Profis. Egal, ob Sie Ihre ersten Schritte in die Welt des ernsthaften Schachtrainings machen oder bereits auf Turnierniveau spielen: Mit FRITZ 20 trainieren Sie effizienter, intelligenter und individueller als je zuvor.

Open

Im offenen Turnier der Mannschaftseuropameisterschaft ist Deutschland als Nummer 1 der Setzliste ins Rennen gegangen, und auch gegen Bulgarien war Deutschland nominell klarer Favorit - alle vier Spieler im deutschen Team hatten eine Elo-Zahl von 2600 und mehr, im bulgarischen Team hatte keiner der vier Spieler eine Elo-Zahl von mehr als 2600.

Allerdings hatte Arkadij Naiditsch, die Nummer 1 der Bulgaren, zu seinen besten Zeiten eine Elo-Zahl von 2737. Damals war er auch die deutsche Nummer 1. Von 1998 bis 2015 spielte Naiditsch, der 1985 in Lettland geboren wurde, für den Deutschen Schachverband, dann spielte er für Aserbaidschan und seit 2024 steht er in den Diensten des bulgarischen Schachs.

So kam es am Spitzenbrett zu einer Begegnung zwischen der alten und der neuen Nummer 1 im deutschen Schach. Naiditsch, der in Batumi mit 0 aus 3 gestartet war, spielte mit Schwarz, aber verschärfte die Partie von Beginn an. So kam es schnell zu einer Stellung, in der Keymer mit dem Läuferpaar gegen das Springerpaar von Naiditsch spielte. Nach langen Manövern übersahen beide Spieler dann kurz vor der Zeitkontrolle im 40. Zug einen taktischen Trick, der die Partie zugunsten von Naiditsch hätte entscheiden können. Nach diesem kurzen Moment gegenseitiger Schachblindheit kam es dann schnell zu einer Zugwiederholung und einem Remis.

Auch die Partie zwischen Martin Petrov und Rasmus Svane am zweiten Brett endete mit Remis. Petrov hatte Weiß und verschärfte kurz nach der Eröffnung mit einem zweischneidigen Bauernopfer das Tempo. Das führte zu einer taktisch komplizierten Stellung, die unerwartet schnell im 25. Zug mit Zugwiederholung endete.

Rasmus Svane | Foto: Finn Engesser, Deutscher Schachbund

An Brett drei mussten die Deutschen allerdings eine Niederlage hinnehmen. Dmitrij Kollars stand nach der Eröffnung gegen Radoslav Dimitrov aussichtsreich, aber dann entglitt ihm die Partie allmählich und er wurde von seinem Gegner überspielt.

Dmitrij Kollars | Foto: Finn Engesser, Deutscher Schachbund

Für den 2-2 Ausgleich sorgte Frederik Svane, der mit Schwarz gegen Kiril Georgiev spielte. Svane kam schon in der Eröffnung in Vorteil und konnte seine bessere Stellung dann nach sehr langem Manövrieren am Ende doch noch in einen Sieg verwandeln.

Frederik Svane | Foto: Finn Engesser, Deutscher Schachbund

In der Gesamtwertung übernahm die Ukraine mit einem klaren 3-1 Sieg die alleinige Tabellenführung. Deutschland liegt mit 5 von 10 möglichen Mannschaftspunkten auf Rang 15 und braucht in den letzten vier Runden ein starkes Finish, um noch in die Medaillenränge zu kommen.

Die bisherigen Ergebnisse der deutschen Spieler

Snr Name Land Elo 1 2 3 4 5 Pkt. Rg.
143 GM Keymer Vincent GER 2755 ½ 1 1 ½ ½ 3,5 17
144 GM Bluebaum Matthias GER 2687 1 0 0 1 172
145 GM Svane Frederik GER 2638 ½ ½ 1 ½ 1 3,5 14
146 GM Kollars Dmitrij GER 2642 0 ½ 0 0,5 188
147 GM Svane Rasmus GER 2614 ½ ½ 1 ½ 2,5 69

Stand nach 5 Runden

Rg. Snr Team Anz   +    =    -   Wtg1   Wtg2   Wtg3 
1 9
Ukraine 5 4 1 0 9 61 12,5
2 2
Netherlands 5 3 2 0 8 64 12,5
3 7
Serbia 5 4 0 1 8 59 11
4 11
France 5 4 0 1 8 49,5 11,5
5 15
Romania 5 3 1 1 7 56,5 12
6 10
Greece 5 3 1 1 7 56 11,5
7 4
Azerbaijan 5 2 3 0 7 55 11,5
8 6
Armenia 5 2 3 0 7 54 12
9 3
Hungary 5 3 1 1 7 52 13,5
10 8
Spain 5 2 2 1 6 54,5 11
11 18
Turkiye 5 2 2 1 6 53 12,5
12 5
England 5 3 0 2 6 51,5 11
13 12
Slovenia 5 3 0 2 6 42,5 10,5
14 23
Georgia 1 5 3 0 2 6 40,5 10
15 1
Germany 5 2 1 2 5 56,5 11
16 14
Czech Republic 5 1 3 1 5 52,5 10,5
17 16
Croatia 5 1 3 1 5 47,5 11
18 20
Italy 5 2 1 2 5 43,5 11
19 21
Denmark 5 1 3 1 5 41,5 10
20 29
Georgia 2 5 2 1 2 5 41 12,5
21 28
Switzerland 5 1 3 1 5 37 9,5
22 24
Slovakia 5 2 1 2 5 36 10
23 30
Moldova 5 1 3 1 5 35 10,5
24 22
Bulgaria 5 2 1 2 5 35 9,5
25 26
Lithuania 5 2 1 2 5 33,5 10
26 27
Montenegro 5 2 1 2 5 33,5 9,5
27 13
Poland 5 1 2 2 4 45,5 9,5
28 19
Israel 5 1 2 2 4 38 10,5
29 25
Sweden 5 2 0 3 4 36 10
30 17
Austria 5 2 0 3 4 34 10,5
31 31
Belgium 5 2 0 3 4 31 10
32 34
Portugal 5 2 0 3 4 21 10,5
33 33
Iceland 5 1 1 3 3 29,5 10
34 38
Georgia 4 5 1 1 3 3 21 5,5
35 32
Finland 5 1 1 3 3 19,5 7,5
36 37
Kosovo 5 1 1 3 3 15,5 7,5
37 35
Georgia 3 5 1 0 4 2 20 7,5
38 36
Faroe Islands 5 1 0 4 2 11 6
39 40
Ireland 5 1 0 4 2 4 3,5
40 39
Scotland 5 0 0 5 0 9,5 3,5

Partien

Frauenturnier

Im Frauenturnier erlitt Deutschland im Spitzenspiel gegen Polen eine knappe 1,5-2,5 Niederlage. Lara Schulze verlor nach einem taktischen Versehen, Kateryna Dolshykova, Josefine Safarli und Dinara Wagner spielten Remis.

Allerdings verpasste Dinara Wagner, die zwischenzeitlich gegen Alina Kashlinskaya auf Verlust gestanden hatte, am Ende ihrer Partie in einem schwierigen Endspiel die Möglichkeit zum Gewinn.

So musste das Frauenteam die erste Niederlage im Turnier quittieren.

Die bisherigen Ergebnisse der deutschen Spielerinnen

Snr Name Land Elo 1 2 3 4 5 Pkt. Rg.
121 IM Wagner Dinara GER 2410 ½ ½ ½ ½ 2 79
122 WGM Dolzhykova Kateryna GER 2300 1 ½ 1 ½ 3 33
123 WGM Klek Hanna Marie GER 2328 ½ ½ 1 ½ 2,5 59
124 FM Schulze Lara GER 2319 ½ 1 ½ 0 2 90
125 WGM Safarli Josefine GER 2276 1 ½ ½ ½ 2,5 48

In der Gesamtwertung liegt die deutsche Mannschaft jetzt hinter Spitzenreiter Polen zusammen mit Georgien und der Ukraine auf dem geteilten zweiten bis vierten Platz.

Stand nach 5 Runden

Rg. Snr Team Anz   +    =    -   Wtg1   Wtg2   Wtg3 
1 2
Poland 5 5 0 0 10 71 13,5
2 1
Georgia 1 5 4 0 1 8 72 14
3 6
Germany 5 4 0 1 8 62,5 12
4 3
Ukraine 5 3 2 0 8 55 13,5
5 8
Armenia 5 3 1 1 7 55 10,5
6 17
Romania 5 3 1 1 7 43 12
7 9
France 5 2 2 1 6 52,5 10,5
8 4
Azerbaijan 5 2 2 1 6 51 12
9 5
Bulgaria 5 3 0 2 6 50,5 11,5
10 12
England 5 2 2 1 6 49 11,5
11 7
Spain 5 2 2 1 6 46,5 11,5
12 14
Greece 5 2 2 1 6 45,5 11
13 26
Estonia 5 2 2 1 6 45 12
14 15
Netherlands 5 2 2 1 6 37 12,5
15 13
Hungary 5 3 0 2 6 37 10,5
16 19
Georgia 2 5 3 0 2 6 28 11
17 10
Switzerland 5 2 1 2 5 49,5 12
18 11
Serbia 5 1 3 1 5 46 10,5
19 18
Israel 5 2 1 2 5 45,5 11,5
20 16
Turkiye 5 2 1 2 5 45 12
21 21
Austria 5 2 1 2 5 41,5 10
22 22
Slovenia 5 1 3 1 5 32 9,5
23 20
Italy 5 1 2 2 4 41 10
24 24
Georgia 3 5 2 0 3 4 37 11
25 27
Belgium 5 2 0 3 4 34 10,5
26 23
Czech Republic 5 2 0 3 4 29 9,5
27 29
Lithuania 5 2 0 3 4 27 7,5
28 28
Montenegro 5 2 0 3 4 16 7,5
29 31
Portugal 5 2 0 3 4 13,5 7,5
30 25
Slovakia 5 1 1 3 3 40,5 8
31 35
Finland 5 1 1 3 3 9,5 5,5
32 32
Iceland 5 0 2 3 2 25,5 7
33 30
Croatia 5 1 0 4 2 10 6
34 34
Sweden 5 1 0 4 2 3,5 4
35 33
Monaco 5 0 1 4 1 14 5,5
36 36
Scotland 5 0 1 4 1 12,5 5,5

Partien

Links

Interviews und Berichte:


Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".
Diskussion und Feedback Senden Sie Ihr Feedback an die Redakteure