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„King’s Indian Defence – the most romantic opening of all times.” So beginnt Victor Bologan seine zweite DVD über die Königsindische Verteidigung. Weltmeister Bobby Fischer und Garry Kasparow machten die Eröffnung berühmt.
„It did improve, did change, but did not give up“, erklärt Bologan die Entwicklung von Königsindisch. Er selbst hat die Eröffnung schon in jungen Jahren gelernt unter anderem von den Großmeistern Ion Solonar, Vyacheslav Chebanenko und Zigurds Lanka. Nun gibt er sein angesammeltes Wissen weiter in Form eines kompletten Repertoires. In etwas über sieben Stunden zeigt Bologan alle wichtigen Varianten der Königsindischen Verteidigung in seiner DVD „King’s Indian – A modern approach“, erschienen im Jahr 2015.
King's Indian: A modern approach
Bologan: "Wenn Sie diese DVD sorgfältig studieren und die interaktiven Aufgaben lösen, dann erweitern Sie ihr Schachverständnis und Ihr Königsindisch-Vokabular und gewinnen mehr Partien."
Gegliedert ist die DVD in 26 Videos, die jeweils nicht länger als 20 Minuten dauern. Für Hauptvarianten wie den Fianchetto Aufbau oder das Klassische System sind mehrere Videos vorgesehen. Nach den Erklärvideos folgen noch zehn Stellungen, mit der man sein erlerntes Wissen testen kann. Darüber hinaus enthält die DVD weiter ausanalysierte Datenbanken zu den besprochenen Varianten und fast 200 Beispielpartien, 10 von Bologan selbst. Die Sprache der DVD ist Englisch, davon sollte sich aber niemand abschrecken lassen. Bologans Englisch ist langsam, deutlich, mit einem starken russischen (?) Akzent, aber sehr gut verständlich.
Victor Bologan ist ein moldawischer Großmeister und gilt als Eröffnungsexperte. Unter anderem hat er Bücher über Katalanisch, Rossolimo Sizilianisch und Chebanenko Slawisch veröffentlicht. Bei ChessBase ist neben dieser DVD noch eine Reihe weiterer DVDs zu verschiedenen Eröffnungen erschienen, unter anderem auch über den Königsindischen Angriff mit Weiß. Seine Vortragsart wird dem ein oder anderen monoton vorkommen. Sachlich und nüchtern zieht er die Züge am Brett und zeigt nur bei einem seiner eher selten vorkommenden Witze ein kleines Lächeln. Auf mich wirkt er ernst, aber sehr charismatisch. Um diese Beschreibung nachzuvollziehen, würde ich empfehlen, das Beispielvideo zur DVD anzuschauen, entweder auf YouTube oder über die Chessbase Shop Seite.
Mir hat gefallen, dass Bologan nicht nur die Züge zeigt, sondern immer wieder inne hält und erzählt, worum es in der Stellung geht und warum welche Züge richtig sind. Trotzdem hätte ich mir als Königsindisch Anfängerin noch mehr von diesen Erklärungen gewünscht.
Nach einer kurzen hörenswerten Einführung, die man nicht einfach überspringen sollte, beginnt Bologan mit Nebenvarianten wie dem frühen Lg5 oder Lf4. Über 5.h3, Averbakh System, Vierbauern-Angriff und Sämisch kommt er langsam zu den Hauptvarianten mit Fianchetto und schließlich dem klassischen System mit e4, Sf3 und Le2. Wen diese Reihenfolge stört, kann die Videos in einer beliebigen anderen Reihenfolge anschauen. Auch für die spezielle Partievorbereitung kann es nützlich sein, sich das Video zu einer bestimmten Variante anzusehen. Wenn man Bologans Varianten als eigenes Repertoire übernehmen möchte, was durchaus möglich ist, sollte man sich mit Benoni und Wolga-Gambit Strukturen anfreunden. Denn einige gezeigten Varianten gehen darin über, zum Beispiel gegen den Vierbauernangriff empfiehlt Bologan mit 5…c5 in den Dreibauern Benoni zu wechseln.
Auch nach frühem Lg5 und Lf4 entstehen mit c5 Benoni-Strukturen. Den „modernen Ansatz“ wie im Titel versprochen beweist er unter anderem in einem Leichtfigurenopfer gegen Sämisch.
12... Sc4
Kritik
In vielen Varianten, wie zum Beispiel im Vierbauern Angriff, empfiehlt Bologan nicht die Hauptvariante, sondern einen selteneren Zug. Ich hätte mir gewünscht, dass er dazu sagt, warum er den anderen Zug bevorzugt oder kurz auf den Hauptzug eingeht. Außerdem zeigt er sehr wenige Beispielpartien in den Videos. Stattdessen gibt es nur die Datenbank mit rund 200 Partien, die aber nicht nach Varianten gegliedert ist und deswegen ein bisschen unübersichtlich erscheint.
Was mich am meisten gestört hat, ist, dass ich selbst noch keine Erfahrung mit Königsindisch habe. Daher habe ich mich in vielen Stellungen schwer getan, die gespielten Züge nachzuvollziehen. Deshalb habe ich mir auf Grundlage der Videos eigene Datenbanken gebastelt mithilfe der Engine und der Online Datenbank. Ich habe mir viele Partien zu den Varianten gesucht und das hat mir sehr geholfen, das Gezeigte besser zu verstehen und zu merken. Wer schon (Grund-)Kenntnisse im Königsindisch hat, tut sich da wahrscheinlich sehr viel leichter und profitiert mehr von der DVD.
Wer wie ich Anfänger in dieser Eröffnung ist, dem würde ich auf jeden Fall empfehlen, sich Beispielpartien anzuschauen und Bologans Varianten mithilfe einer Datenbank zu überprüfen, wann seine Züge als Nebenvariante gelten und welche Alternativen es auch gibt, zum Beispiel zu seinem Figurenopfer im Sämisch. Durch das Erscheinungsjahr 2015 gibt es natürlich mittlerweile auch noch modernere Ansätze.
Insgesamt hat mir die DVD gut gefallen und ich habe sehr viel über Königsindisch gelernt. Vorher wusste ich fast nichts, jetzt fühle ich mich schon wie eine Expertin für diese Eröffnung. Ob das wirklich stimmt, wird sich in Partien zeigen. Ich habe auf jeden Fall vor, Bologans Repertoire auszuprobieren, werde mir aber in einigen Varianten auch noch Alternativen anschauen.
Bologan selbst empfiehlt seine DVD für jeden, unabhängig von Spielstärke und Vorwissen zu Königsindisch. Ich glaube, er hat es geschafft, diesbezüglich einen guten Kompromiss zu erreichen. Man tut sich aber auf jeden Fall leichter, wenn man Grundlagen der Königsindischen Verteidigung bereits kennt. Seine Varianten halten der Engine stand und ich möchte an dieser Stelle auf jeden Fall noch die zahlreichen Fernschachpartien erwähnen, die im Königsinder gespielt wurden. Die Eröffnung ist einer der beliebtesten in E-Mail Meisterschaften und man kann viel aus diesen Partien lernen.
Was aber laut Bologan am wichtigsten ist: „Practice”. Man darf nicht erwarten nach der DVD gleich alle Partien zu gewinnen mit Königsindisch, sondern braucht Übung und Erfahrung.
„I wish you good luck and play King’s Indian!”, wünscht Victor Bologan.
King's Indian: A modern approach
Bologan: "Wenn Sie diese DVD sorgfältig studieren und die interaktiven Aufgaben lösen, dann erweitern Sie ihr Schachverständnis und Ihr Königsindisch-Vokabular und gewinnen mehr Partien."