ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Das halbe Feld teilt ersten Platz in Oslo
Von Leif E. Johannessen.
Der Oslo Schakselskap – gegründet am 4. Februar 1884 - ist Norwegens ältester
Schachklub und zugleich einer der traditionsreichsten. Mit Hilfe einer 1918 von
dem Bankier Johs G. Heftye (Präsident von 1886-89) gemachten Spende hat der
Verein seit 1952 seine eigenen Räume, die im Zentrum Oslos ideal gelegen sind.
Die 250 qm Schachgeschichte und Seele dieser Räume haben schon immer bewundernde
Blicke von Besuchern hervorgerufen. Der Klub ist jeden Nachmittag für alle Arten
von Schachfans geöffnet. Ich wage zu bezweifeln, dass irgendein anderer
Schachverein auf der Welt mit diesen Räumen konkurrieren kann!
"Hurra, mein Gegner hat gepatzt! "Offensichtlich läuft die Mitgliederwerbung
beim Oslo Schakselskap gut.
Magnus’ große Schwester Ellen Oen Carlsen (links) und Julia Almer
suchen im Buchladen nach einem frühen Geburtstagsgeschenk für Magnus (Foto:
Oystein Brekke).
In der Vergangenheit war Oslo Schakselskap auch der stärkste
Schachklub Norwegens, aber dieser Status ist in letzter Zeit in Frage gestellt
worden. Dieses Jahr konnte der Schachverein Moss Chess mit den bezahlten
Legionären GM Miezis und GM Kveinys an den Spitzenbretter die Wagschale zu
seinen Gunsten neigen und die norwegische Mannschaftsmeisterschaft ganz knapp
vor Oslo Schakselskap für sich entscheiden.
1984, zur Feier des 100. Geburtstages des Vereins, gelang es, ein phantastisches
Feld berühmter Großmeister zu versammeln, das von dem damaligen Weltmeister
Karpov angeführt wurde. Karpov gewann das Turnier in souveränem Stil vor Miles,
Hübner, Hort, Adorjan, De Firmian, Makarichev etc.
Anatoli Karpov und der damalige Präsident Knut Bockman unterhalten sich bei den
Feiern zum 100-Jährigen Jubiläum von Oslo Schakselskap 1984 (Foto: Oystein
Brekke).
Der damals 17-Jährige Simen Agdestein (zu der Zeit Mitglied von Oslo
Schakselskap) holte eine GM-Norm und machte das Turnier so zu einem großen
Erfolg für die Veranstalter. Mit Blick auf die Geschichte wollte das
Vereinskomitee 2009 zur Feier des 125. Geburtstages eine ähnliche Veranstaltung
auf die Beine stellen, wenngleich in kleinerem Umfang. Das Ergebnis war ein Feld
von sieben etablierten GMs, die, wie man zugeben muss, allerdings nicht die
gleiche Reputation hatten wie die oben erwähnten Großmeister. Dazu kamen noch 3
starke lokale Spieler. Nach Unterstützung durch seinen Gedenkfond taufte man die
Veranstaltung Arnold Eikrem Gedenkturnier in Erinnerung an den berühmten
Organisator das Turniere in Gausdal.
Zeit für Action im Arnold Eikrem Gedenkturnier (Foto: Oystein Brekke).
Außerdem gab es noch ein offenes Turnier – den Knut Bockman Cup – das nach dem verstorbenen Knut Bockman benannt wurde, ein in Norwegen bekannter Politredakteur und Kommentator, der 19 Jahre Präsident des Oslo Schakselskap gewesen war.
Ein Überblick über die Teilnehmer des Knut Bockman Cups (Foto: Ole Valaker/Nettavisen).
Da sie erkannten, dass das Turnier Kategorie XX wahrscheinlich nicht erreichen würde, konzentrierten sich die Organisatoren darauf, freundliche, offene Teilnehmer zu finden, die am Schachbrett jedoch aggressiv und kämpferisch waren. Ich glaube, wir waren dabei voll und ganz erfolgreich. Die Remisquote war mit 42% rekordverdächtig und auf diesem Niveau selten niedrig und die Zahl schneller Remisen fällt kaum ins Gewicht.
Ist es Al Pacino? John Travolta? Nein, es ist ein super-cooler Schwede, GM
Emanuel Berg! (Foto: Torstein Bae/Sjakkhuset).
Ein entspannter FM Andreas Moen vor der Runde (Foto: Torstein Bae/Sjakkhuset).
Ein sehr konzentrierter FM Kristian Trygstad.
Nahaufnahme von GM Leif E. Johannessen vs GM Bartek Macieja (Foto: Ole Valaker/Nettavisen).
GM Leif Ogaard gehörte vor etwa 30 Jahren zu den besten 50 Spielern der Welt.
Heutzutage spielt er einfach gerne Schach und schaut nicht allzu sehr aufs
Ergebnis. Dennoch hatte er ein sehr ordentliches Turnier.
Guck-guck. IM Frode Elsness (Foto: Torstein Bae/Sjakkhuset).
Moen, Kveinys und Macieja wollen einfach nicht aufhören zu analysieren… (Foto:
Oystein Brekke).
Ein gut gelaunter und patriotisch gesinnter GM Aloyzas Kveinys in den
Nationalfarben seines Landes (Foto: Torstein Bae/Sjakkhuset).
Ein paar der Komiteemitglieder entspannen sich nach einem gut organisierten
Turnier auf der Veranda.
Von links: John Kristian Johnsen, Präsident Ole Christian Moen und Webmaster
Tarjei Joten Svensen.
Nicht alle Teilnehmer konzentrierten sich während der Osterwoche nur aufs Schach.
Am Vorabend des Osterfests bereiteten die Jungs den Mädels ein Osteressen.
Oder war es andersherum? Von links nach rechts: Julia Almer, Bartek Macieja,
Emanuel Berg und Ellisiv Reppen.
Florian Handke aus Deutschland zum Beispiel war zusammen mit seiner Freundin Tanya nach Oslo gereist. Sie stammt ursprünglich aus der legendären russischen Schachstadt Archangelsk, beteuerte aber jedoch unaufhörlich, dass sie überhaupt kein Schach spielen kann!
Florian Handke und seine Freundin Tanya im Skulpturenpark
Meiner Meinung nach, eine ziemlich zweifelhafte Behauptung. Wie auch immer, die beiden waren das erste Mal in Oslo und schauten sich zahlreiche Touristenattraktionen, zum Beispiel den Vigeland Skulpturenpark und das brandneue Opernhaus.
Eine der berühmtesten Skulpturen Vigelands, Sinnataggen (was so viel
bedeutet wie “ein wütender kleiner Kerl”).
Der Vigeland-Skulpturenpark mit dem mächtigen Monolithen im Hintergrund.
Der Park besteht aus 214 Skulpturen, die von Gustav Vigeland vor allem in den
1920ern und 30ern angefertigt wurden, und die den Zyklus des Lebens von der
Geburt bis zum Tode mit dem gesamten Spektrum der menschlichen Emotionen
darstellen.
Tanya und Florian
Oslos Stolz, das brandneue Opernhaus, direkt am Ende des Fjords gelegen.
Eine gute Gelegenheit, um ein paar Worte über Oslo zu verlieren. Die Stadt wurde vor ungefähr 1.000 Jahren gegründet und ist seit 1314 norwegische Hauptstadt. Sie liegt am Ende des Oslo Fjords. Hier tauchten am Morgen des 9. April 1940 deutsche Kriegsschiffe auf und ein exzentrischer Colonel – Birger Eriksen – avancierte zum Nationalhelden, als er befahl, zwei Kanonenschüsse abzufeuern, die die Blücher zum Sinken brachten, was der königlichen Familie und Mitgliedern der Regierung erlaubte, nach London zu fliehen, um den Widerstand gegen die deutsche Besatzung von dort aus fortzuführen. Der Legende zufolge erteilte der Colonel den Befehl mit den Worten: “Entweder stellen sie mich vor ein Kriegsgericht oder machen mich zum Helden. Feuer!”.
Das königliche Schloss, wo die königliche Familie den Großteil des Jahres lebt.
Die Statue von Henrik Ibsen vor dem Nationaltheater, wo seine Stücke
schon über ein Jahrhundert unterhalten und für Aufregung sorgen.
Am Ende des Fjords gelegen, befindet sich die Stadt in einer Niederung und ist
von Hügeln und Seen umgeben. Das macht die Stadt sehr grün und gar nicht so
selten trifft man in relativ städtischer Umgebung auf wilde Elche. Über Oslo
wurde gesagt – meiner Meinung nach zu Unrecht –, dass es die Mentalität einer
Metropole ohne deren Einwohnerzahl hat (die nur etwa eine halbe Million
beträgt). Ich weiß, dass ich hier wahrscheinlich voreingenommen bin, aber meiner
Erfahrung nach sind Stadt und Leute warmherzig, offen und freundlich.
Zurück zum Schach. Zwei junge Spieler müssen erwähnt werden, die über Ostern
bewiesen haben, dass sie noch lange leuchtende Sterne am norwegischen
Schachhimmel sein werden. Während GM Jon Ludvig Hammer (18) wahrscheinlich
mittlerweile nicht mehr vorgestellt werden muss, so ist FM Frode Urkedal (15)
den meisten wohl noch unbekannt.
GM Florian Handke und GM Jon Ludvig Hammer beim Kampf gegeneinander.
GM Jon Ludvig Hammer analysiert seinen Sieg in der letzten Runde im Freien
(Foto: Ole Valaker/Nettavisen).
FM Frode Urkedal analysiert eine seiner Partien.
Der Trainer von Vebjorn Rodal, dem norwegischen Goldmedaillengewinner im 800
Meter Lauf bei den Olympischen Spielen in Atlanta 1996, erzählte seinem
Schützling einmal, dass er sich unbedingt die Haare schneiden lassen müsste,
wenn er besser werden wollte. Gilt das auch für Frode?! (Foto: Ole Valaker/Nettavisen)
Sein Talent ist bereits seit
Jahren unbestritten, aber erst seit kurzem erblüht es zum Leben. Natürlich hat
er einen ausgezeichneten Trainer (Mich! Tatsächlich trifft es Trainingspartner
sehr viel besser…).
Dieses Turnier absolvierte er mühelos und holte am Ende 8 Punkte. Man riskiert
nicht viel, wenn man darauf wettet, dass dieser junge Mann bald IM-Normen
sammeln und die Herzen vieler norwegischer Fans erobern wird. Jon Ludvig Hammer
begann 2009 mit dem Gewinn des sehr starken Neujahrsturniers in Gjovik, dem er
bald darauf eine überragende 2.700 Performance beim Open in Cappelle la Grande
folgen ließ. Er hat vor kurzem Simen Agdestein als Norwegens Nummer 2 abgelöst
und nähert sich in rasantem Tempo der Elo-Marke von 2.600 (aufpassen, Magnus!).
Im Moment scheint ihn nichts davon abhalten zu können, die Elo-Listen weiter
hoch zu stürmen. Natürlich haben 3 Jahre auf der Sportschule mit Simen als
Mentor und Magnus als Klassenkamerad Früchte getragen.
Das nächste Turnier, das in den Räumen des Oslo Schakselskaps ausgetragen wird,
ist das Svein Johannessen Gedenkturnier vom 19. bis zum 23. Juni, das
nach dem brillanten, talentierten IM benannt ist – der einzige Norweger, der
Bobby Fischer je am Brett gegenüber gesessen hat (bei der Schacholympiade in
Havanna 1966 haben sie zwei Mal gegeneinander gespielt). Dies wird ein
9-ründiges internationales Turnier nach Schweizer System sein, das auf 64
(natürlich!) Teilnehmer beschränkt ist. Zugesagt haben bereits die GMs Hebden,
Hoi und Westerinen mit Hammer und Kveinys “auf der Warteliste”. Für mehr
Informationen wenden Sie sich bitte an den Organisator IM Bjarke Sahl (Email
bjarke@sahl.no) oder besuchen Sie die Turnierseite im Internet:
http://sveins2minneturnering.blogspot.com/ (norwegisch).
Die 5 Sieger des Arnold Eikrem Gedenkturniers. Sitzend (von links): GMs Bartek
Macieja,
Emanuel Berg und Aloyzas Kveinys. Dahinter stehen GMs Jon Ludvig Hammer und
Leif E. Johannessen (Foto: Oystein Brekke).
Die Sieger des Knut Bockman Cups unter einem Porträt Knut Bockmans.
Von links: Nikolai Getz, Inge Skrondal, Frode Urkedal, Hans Krogh Harestad
und das beste Mädchen, Schwedens Julia Almer (Foto: Oystein Brekke).
Knut Bockman Cup Oslo (NOR), 6-12 iv 2009 |
|||||||||||
1 |
FM |
Frode Olav Olsen Urkedal |
M |
2299 |
8 |
42 |
47 |
52 |
45.5 |
2419 |
(+14) |
2 |
|
Inge Sandstad Skrondal |
M |
2204 |
6.5 |
43 |
48 |
50 |
35.75 |
2134 |
(+11) |
3 |
|
Hans K Harestad |
M |
2235 |
6.5 |
40 |
44 |
47.5 |
31.5 |
2074 |
( +4) |
4 |
|
Nicolai Getz |
M |
2205 |
6.5 |
40 |
43.5 |
47 |
29.75 |
2144 |
( +3) |
5 |
|
Anh-Dan Doan Trinh |
|
|
6 |
40.5 |
45 |
48 |
28.5 |
2124 |
(+121) |
6 |
|
Ornulf Stubberud |
M |
2197 |
5.5 |
43 |
48 |
52 |
28.5 |
2113 |
(-14) |
7 |
|
Vegar Koi Gandrud |
1 |
2124 |
5.5 |
41 |
44.5 |
47.5 |
24.5 |
2028 |
(-16) |
8 |
|
Daniel Jakobsen Kovachev |
M |
2256 |
5.5 |
39 |
42.5 |
46 |
26.25 |
1916 |
(-38) |
9 |
|
Hakon Bentsen |
M |
2159 |
5.5 |
38.5 |
42.5 |
45 |
25.75 |
2016 |
( +4) |
10 |
|
Anders G Hagen |
M |
2109 |
5 |
40.5 |
45.5 |
49.5 |
25.5 |
2023 |
(-15) |
11 |
|
Carl Peter Kirkebø |
M |
2158 |
5 |
39 |
43 |
46 |
21.75 |
1921 |
(-33) |
12 |
|
Martin Valla |
1 |
2050 |
5 |
37.5 |
41.5 |
45 |
21.75 |
1947 |
( +6) |
13 |
|
Tore Langmyhr |
1 |
|
5 |
37.5 |
41.5 |
44 |
21 |
1836 |
(+24) |
14 |
|
Gregor Taube |
3 |
1762 |
5 |
36.5 |
40.5 |
44.5 |
21 |
1801 |
(+45) |
15 |
|
Helge E. Theting |
1 |
1984 |
5 |
34 |
37.5 |
40.5 |
18.5 |
1804 |
( +1) |
16 |
|
Viggo Guddahl |
1 |
2118 |
5 |
32 |
35.5 |
38.5 |
20 |
1788 |
(-19) |
17 |
|
Jathavan Suntharalingam |
2 |
1950 |
5 |
31 |
34 |
36 |
19 |
1693 |
(-23) |
35 players |
Ein sehr froher Organisator nachdem alles vorbei ist: GM Leif E. Johannessen,
Vizepräsident des Oslo Schakselskap.
GM Leif E. Johannessen
Vizepräsident des Oslo Schakselskap