ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
“Wie war es denn letztes Jahr in Reykjavik?” fragte Anish, während wir auf unseren Icelandair-Flug warteten.
“Erwin und ich fahren jetzt zum zweiten Mal hintereinander hin. Offensichtlich hat es uns gefallen.” Wie es meine Art ist, begann ich nur Sekunden später überschwänglich zu gestikulieren, um die Schönheiten Reykjaviks zu verdeutlichen!
Unterdessen erwähnte mein Mann das starke Teilnehmerfeld, das dieses Jahr mit Spielern über 2700 (oder sollte ich ‘Monster’ sagen?!) sogar noch stärker als letztes Jahr sein sollte.
Ich fürchte, ein solches Bombardement an Informationen war keine leichte Aufgabe für die Ohren von Anish. Eine knappe Beschreibung wäre wahrscheinlich hilfreicher gewesen – “Einfachheit ist die höchste Form der Raffinesse”. Mit dieser Überlegung im Sinn erlaubte ich mir noch einen weiteren Vergleich, der alle anderen Metaphern und Allegorien verdrängte, die sich mir hartnäckig auf die Zunge legten.
“Reykjavik ist wie eine…Frau. Immer gleich und doch stets verschieden!”, aber Anishs Miene nach zu urteilen, verwirrte ihn diese Aussage noch mehr.
Natürlich ist Island unglaublich schön; ich möchte hier nicht die endlosen Naturwunder aufzählen, sondern nur eines davon erwähnen, das ich aber für das wichtigste halte: das Licht!
Sonnenaufgang auf Island
Unglaubliche Lichtspiele (Fotos: Richard Stuivenvolt)
Vor meiner Reise nach Island konnte ich mir nicht vorstellen, dass sich Landschaften und Gebäude durch die magische Berührung mit dem Zauberstab der Natur so dramatisch verändern können. Alles ist gleich geblieben und doch ist alles ganz neu…
OK, die Zeit fürs Boarding war gekommen.
Ich setzte mich an meinen Platz, griff zum Bordmagazin und blätterte die bunten Seiten durch…”Walbeobachtung, Nordlicht, Tagesausflug ‚Golden Circle’, die Blaue Lagune, es gibt so viele Dinge, die man in Reykjavik tun kann” – verkündete die Werbung. “Sie ist...” SIE?!
Reykjavik ist eine sie! Ich weiß nicht, ob das weibliche Pronomen ein Tippfehler ist, etwas mit der Übersetzung oder verborgenen sprachlichen Feinheiten zu tun hat oder ob ich vielleicht doch nicht die einzige bin, die die nördlichste Hauptstadt der Welt mit… einer Frau vergleicht! Die uns übrigens auch dieses Mal nicht enttäuscht.
Ein ganzes Jahr ist seit dem letzten Turnier bereits vergangen, doch ich habe das Gefühl, ich war nur eine Woche fort! Neue Orte zu erforschen ist wunderbar, aber unterschätzen Sie es nicht, die gleichen Dinge mit anderen Augen zu sehen, mit den Augen der Einheimischen, der ‘Connaisseurs”. Die Stadt gleicht den russischen Puppen, den “Matrjoschkas”. Man glaubt, man ist bei der letzten angekommen, aber dann entdeckt man eine weitere und dann noch eine…
Typische...
... isländische Häuser
Kleines Schauspiel zwischendurch
Die Perle (Perlan) in Reykjavik
Ein Wahrzeichen Reykjaviks
Im Inneren der Kirche
Über den Dächern von Reykjavik
Blick bis in den Hafen
Dort wird lackiert
Warten auf die Freizeitkapitäne
So gerne ich mehr über die Geheimnisse des sich stets verändernden Lichts dieser Insel erzählen würde, so fürchte ich doch, dass meine Aufmerksamkeit von ernsteren Dingen in Anspruch genommen wurde: der Schach-Saga. Das Reykjavik Open ist dieses Jahr unglaublich stark, wie ein rascher Blick auf die Startrangliste bestätigt! Wohin ich auch schaue (ich schreibe diese Zeilen im Spielsaal während ich darauf warte, dass mein Mann seine Partie beendet), so sehe ich unweigerlich einen Großmeister.
Eröffnungsfeier
Die isländische Premierministerin
Viele hochrangige Offizielle waren anwesend – Botschafter, Abgesandte etc.
Der Bürgermeister von Reykjavik
Der erste Zug am Brett von Anish
Anish Giri
Ding Liren
Erste Runde für Anish
Wesley So
WGM Guo Qi aus China
Irina Krush
Turkan Mamedjarova, die kleine Schwester des Großmeisters
Yelizaveta Orlova aus Kanada
Schachfans beobachten die Partie in völliger Stille aus der Nähe
Was macht dieses Open so beliebt? Liegt es am Ort, dem perfekten Reiseziel für Urlaubsfreunde? Oder an der anhaltenden Faszination für Fischer? Oder am starken Teilnehmerfeld, das für interessante Partien sorgt? Meine Vermutung lautet: wahrscheinlich von allem ein bisschen. Es sind die kleinen Dinge, die den Unterschied ausmachen.
Ich kann es nicht verhindern, doch während ich diese Zeilen schreibe, geht mein Geist auf Wanderschaft…ein rascher Blick durch die getönten Glasfassaden des Harpa-Konferenzzentrums (wo gespielt wird)…ein anderer zu den konzentrierten Gesichtern der Spieler…zurück zur Glasfassade, dann wieder zurück zu den Brettern…inspirierender kann ein Ort zum Schachspielen kaum sein!
Harpa, das Spiellokal
Im Inneren von Harpa
Anish beobachtet die Partie seiner Freundin, Sopiko
IM Sopiko Guramishvili aus Georgien
Wir zermartern unser Hirn direkt am Wasser, in einem wunderbaren Gebäude, das Fischernetzen oder Fischschuppen ähnelt. Und natürlich fällt mir noch eine weitere Assoziation ein. Genau wie die Fischer brauchen wir, die Schachspieler, viel Geduld und Planung, um unsere Schachnetze so zu werfen, dass wir unsere Opfer fangen. Größere Probleme scheinen aufzutauchen, wenn sich zeigt, dass unser Gegner ein Killerwal ist oder, schlimmer noch, ein Hai... Ein Mittel dagegen ist eine Menge Phosphor und Omega 3, und wo findet man diese Dinge? Natürlich in Reykjavik, einem wahren Mekka für Fischliebhaber! Wenn das doch nur unmittelbar dazu führen würden, Punkte zu machen…
Der Fisch hier ist wirklich gut!