Vincent Keymer gestalkt (II)

von Thorsten Cmiel
25.01.2019 – Für Vincent Keymer ist das Challenger-Turnier in Wijk aan Zee das bisher stärkste, bei dem er je mitgespielt hat. Thorsten Cmiel beobachtet das Spiel des jungen Meisters und berichtet von seinen Eindrücken.

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Vincent in Wijk an Zee (II)

Vincent spielt in den Niederlanden sein bisher stärkstes Turnier überhaupt (Kategorie 14, 2580). Bei seinem Sensationssieg im Grenke Open kamen seine Gegner auf einen Schnitt von 2447. Das ist stark, aber es ist etwas anderes, wenn einem ständig neue Herausforderungen vorgesetzt werden. Zudem ist Wijk ein traditionell langsames Turnier. Das gilt sowohl für die Bedenkzeit: 100 Minuten für 40 Züge, gefolgt von 50 Minuten für 20 Züge, danach 15 Minuten für den Rest der Partie, plus 30 Sekunden Zeitzugabe (Inkrement) pro Zug ab dem ersten Zug. Die Organisatoren haben außerdem drei Ruhetage eingebaut. Das Thema Eröffnungsvorbereitung spielt daher eine große Rolle.

Runde 8

Heute spielt Vincent mit Weiß gegen Dinara Saduakassova. Die junge Kasachin, Jahrgang 1996, lag bei -3 (vier Remis) hatte jedoch teilweise Gewinnstellungen gehabt, die sie allerdings nicht verwerten konnte. Am Tag zuvor schien sie gegen Erwin L‘Ami zu gewinnen, der wehrte sich allerdings erfolgreich nach langem Kampf. Die Kasachin spielt genau wie Lucas von Foreest Nimzoindisch, es war also interessant zu sehen, ob Vincent Keymer erneut die Mikenas-Variante spielen würde. Und tatsächlich Vincent wiederholte seine Eröffnungswahl , beschäftigte sich aber diesmal nicht sonderlich mit dem Thema Zugfolgen. Nach der Eröffnung drückte Vincent dauerhaft,  opferte einen Bauern und stand klar vorteilhaft. Dann folgte eine Ungenauigkeit und sein ganzer Vorteil war nach einem Qualitätsopfer der Gegnerin weg. Beide Seiten fanden in heraufziehender Zeitnot – Vincent lag diesmal bezogen auf den Zeitverbrauch besser im Rennen – nicht die besten Züge. Die Kasachin verlor dann irgendwann den Faden und Vincent ließ sich nicht ein zweites Mal bitten.

 
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1.c4 Nf6 2.Nc3 e6 3.e4 d5 4.cxd5 exd5 5.e5 Ne4 6.Nf3 Be7 6...Bf5 7.d3 Nxc3 8.bxc3 c5 9.d4 Qa5 10.Bd2 Nc6 11.c4 Qd8 12.Qb3 Be6 13.Qxb7 Rc8 14.Ng5 Nxd4 15.Nxe6 fxe6 1/2-1/2 (43) Nepomniachtchi,I (2768)-Anand,V (2771) Batumi 2018 7.d4 Diesmal lässt sich Vincent auf keine Experimente ein und stabilisiert sofort sein Zentrum. 7.Qa4+ Bd7 8.Qb3 Nc5 9.Qd1 Bf5 10.d4 Ne4 11.Bd3 0-0 12.0-0 c5 13.Be3 1/2-1/2 (33) Keymer,V (2500)-Van Foreest,L (2502) Wijk aan Zee 2019 [ChessBase] 7...c5 7...Bf5 8.Bd3 wäre identisch mit der Partie von Vincent zwei Tage zuvor gewesen. Die Kazachin hat jedoch andere Pläne und lässt sich sofort einen Isolani andrehen. 8.dxc5N Eine radikale Lösung: beide Seiten besitzen in der Partiefolge einen schwachen Bauern. Vorgänger: 8.Bb5+ Nc6 9.Qa4 0-0 10.Bxc6 Nxc3 11.bxc3 bxc6 12.0-0 Bg4 13.Be3 Qd7 1/2-1/2 (40) Volosin,V (2278)-Gonda,L (2507) Hungary 2008 Vorgänger: 8.Bd3 Bf5 8...Nxc3 9.bxc3 Bg4 10.0-0 Nc6 11.h3 Bh5 11...Bxf3 12.Qxf3 cxd4 13.Qg4!? 12.Rb1 12.dxc5!? 0-0 13.g4 Bg6 12...Qd7 1/2-1/2 (30) Salov, V-Sokolov,A Groningen 1981 9.Qb3 Nc6 10.Qxd5 Qa5 11.Bxe4 Rd8 12.Qc4 Bxe4 13.b4
Diese bedarf einer genaueren Analyse. In der Partie behielt Weiß die Oberhand. 13...Nxb4 14.Nxe4 Nc2+ 15.Ke2 Nxd4+ 16.Kf1 b5 17.Qd3 c4 18.Qb1 Qa4 19.Be3 Nxf3 20.gxf3 b4 21.Kg2 0-0 22.Rc1 Qb5 23.Nd2 Rc8 24.Qf5 Rfd8 25.Ne4 Rc6 26.Rd1 Rxd1+- 1-0 (26) Oll,L (2570)-Bandza,A (2380) Helsinki 1990
8...Nxc3 8...0-0!? 9.Qxd5 Nxc3 10.Qxd8 Rxd8 11.bxc3 Bxc5 ist eine interessante Alternative: Schwarz hat zwar einen Bauern mehr, aber seine Entwicklungsprobleme sind gelöst. Zumal weiß erst einmal seinen Mehrbauern verteidigen müsste. Schwarz entwickelt sich beispielsweise mit Lg4 und Sc6 weiter. 12.Bg5 Re8 13.Bf4 Nc6 14.Bb5 Bd7 droht auf e5 zu nehmen. 15.Rb1 g5!? 9.bxc3 0-0 10.Bd3 Nd7 11.0-0 Nxc5 12.Nd4 Qc7 12...Nxd3 13.Qxd3 ist eine prinzipiellere Fortsetzung. Der Nachziehende sichert sich das Läuferpaar, aber Weiß wird f2-f4 folgen lassen und über ein agiles Bauerzentrum verfügen. 13.Bf4 Be6 14.Bc2 Rac8 15.Rc1 Rfd8 16.f3
Ein vorsichtiger Zug, der dem Springer das Perspektivfeld e4 verwehrt. 16.Qh5 g6 17.Qf3 Qd7 18.Qe3 Rc7 19.f3 Na4!? Vielleicht gefiel Vincent hier folgende Variante nicht: 16.Bg3 Ne4 17.Nxe6 fxe6 18.Qg4 Qd7 19.Bxe4 dxe4 20.Qxe4 Qd5 16...Nd7?! Dieser Zug gefiel mir während der Live-Übertragung gar nicht. Tatsächlich müssen die schwarzen Figuren irgendwie umgruppiert werden, wenn man dem Weißen, der sonst seine Figurenstellung langsam verstärkt, etwas entegensetzen will. 16...Bd7!? 17.Bg3 Ne6 18.Qd3 g6 19.Bb3 Nxd4 20.e6!? 20.cxd4?! Qxc1 21.Rxc1 Rxc1+ 22.Kf2 Bg5
Der Computer hat hier keine Bedenken den Bauern d5 mit oder ohne das Einschalten von f3-f4 für Figurenaktivität zu opfern. Schwarz besetzt dann einfach die c-Linie mit seinem Grundreihenturm und setzt den Angriff weiter fort.
20...Ne2+ 21.Qxe2 Qb6+ 22.Bf2 Qxe6 mit gutem Spiel für den Nachziehenden.
17.Kh1 Der König wird prophylaktisch aus der gefährlichen Diagonalen gezogen. Ba3 Der Computer will hier als beste Fortsetzung seinen Springer zurück nach c5 beordern. 17...Qxc3?! 18.Bxh7+ Kxh7 19.Rxc3 Rxc3 mit dem bereits an die Öffentlichkeit gezerrten König und dem Blockadespringer dürfte Weiß hier klar vorteilhaft stehen. 18.Rb1 Be7?! Dieser Rückzug wäre nur gut, wenn Weiß hier nichts Besseres hätte als den Bauern c3 mit Tc1 erneut zu decken. Das sieht zunächst so aus, denn Vincent wiederholt zunächst die Stellung. 18...Bc5 sieht natürlich aus. Diesmal droht ebenfalls gelegentlich das Nehmen auf d4, was der weiße natürlich mit leichter Hand abwehren kann, aber dennoch bringt ein Tausch auf d4 für Schwarz eine gewisse Entlastung. Aber Weiß kann ziemlich energisch fortsetzen: 19.Nb5 Qa5 20.Bg5 Rf8 21.f4!? 19.Rc1 19.Bg3 bot sich an, um nach Schlagen auf c3 den Bauern auf b7 wegzunehmen, danach wird der f-Bauer mobilisiert. Weiß hat ähnlich wie in der Partie später gezeigt wird eine gefährliche Initiative am Königsflügel. 19...Kh8?! 19...Ba3 Die Nachziehende konnte hier zumindest das Unentschieden anbieten. Ich vermute, dass Vincent abgewichen wäre. 20.Bg3 Qxc3 21.f4! So wollen wir den deutschen Teenager spielen sehen. Weiß droht f4-f5. g6 21...Nf8 22.f5 Bd7 23.f6 gxf6 24.exf6 Ba3 25.Rb1 ist keine Verbesserung für den Nachziehenden, der jetzt neben Tb7 auch Tb3 abwehren muss. 22.f5 gxf5 23.Rf3! Qc7 23...Qc4!? 24.Bf4! Ein starker Zug, der den Turmschwenk nach h3 vorbereitet und den Turm auf c1 deckt. Qa5 24...Nxe5? 25.Rh3+- 25.Rh3 Hier kommt g2-g4 als mögliches Motiv ins Spiel. Nf8 26.Qh5?
Bis hierhin hat Vincent seine Gegner aus einer etwa gleichen Stellung nach der Eröffnung überspielt. Ein taktisches Übersehen von Vincent, der diesmal über ausreichend Zeit verfügte, gibt den gesamten erarbeiten Vorteil wieder zurück. Es folgte eine Phase in der Vincent relativ schnell spielte und seine Gegnerin, die weniger Zeit hatte, unter Druck setzte. 26.Bh6! 26...Rxc2! 27.Nxc2 27.Rxc2?? Qe1# 27...Rc8! Droht erneut mit Txc2. 28.Qd1 Qxa2 28...Qa4 greift den Läufer f4 an, war eine Alternative an dieser Stelle. 29.Qd2 Rc4!? g2-g3 will Weiß angesichts des Turmes auf h3 und der Diagonalschwächung nicht gerne spielen, aber was sonst? 30.Bh6 30.Rf3 Ng6 30...Qxa2 und das ansonsten wünschenswerte Sd4 scheitert an Dxd2. 29.Nd4 Rc4?!
Klarer wird die Sache nach Turmtausch zu den eigenen Konditionen: 29...Rxc1!? 30.Bxc1 30.Qxc1 Qc4 31.Qa1 Bc5 30...Qa1 und Schwarz verbleibt mit einer kompakten und festen Stellung, die von der Engine als etwas besser für den Nachziehenden bewertet wird. 30.Rhc3 30.Ra1 Qb2 31.Nxe6 Nxe6 32.Rb3± 30...b5! 31.Bh6 Qa6 32.Rxc4 dxc4 32...bxc4?! 33.Ra1 Qb7 33...Qb6 34.Rb1 Qc7 35.Qh5 Qxe5?! 35...Ng6 36.Nxf5± 36.Nc6! neben dem Schlagen auf e5 und e7 kommt jetzt nach einem passiven Rückzug die Invasion auf der Grundreihe. Qe4 37.Rc1 Der schwarze Läufer ist mit seinen Deckungsaufgaben überfordert. Die beschriebene Fortsetzung entspricht dem Angriff, den Vincent in der Partie nach dem richtigeren Schlagen auf c4 inszeniert. Ba3 38.Qg5 Ng6 39.Qf6+ 34.Qa4 Bc5 35.Nxe6 fxe6 36.Qe8 Qe7 37.Qxe7 Bxe7 38.Rxa7 Mit dem abgeklemmten König hat Weiß hier klaren Vorteil, muss aber noch etwas "Technik" zeigen. 33.Qf3 Weiß stellt die Drohung Sc6 auf, die den Läufer e7 in Bedrängnis bringt, der die Diagonale h4-d8 und den Springer f8 verteidigen muss. Qb6?? ignoriert die Drohung. Vielleicht ist es schwierig das Potential eines Großbauern (Le6) zu erkennen. 33...Bd7 34.Bxf8 Bxf8 35.Qd5 Be6 36.Qxb5 Qxb5 37.Nxb5 Bb4! Bietet gute Chancen auf ein Unentschieden. Beispielsweise funktioniert der direkte Weg für Weiß nicht: 38.Nxa7 Bd2 39.Rc2 c3 40.Nb5 Bb3 41.Rxc3 Bxc3 42.Nxc3 34.Nc6! Bc5 34...Ng6 35.Nxe7 Nxe7 36.Qg3 Ng6 37.Qg5 Kg8 38.Qf6 35.Qg3 Ng6 36.Qg5 Bf8 37.Bxf8 Kg8 37...Nxf8 38.Qf6+ Kg8 39.Ne7# 38.Bh6 Nach Dxc6 folgt einfach Df6 nebst Matt.
1–0
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Keymer,V2500Saduakassova,D24721–02019A1881st Tata Steel Challengers 20198

Fazit zur Runde 8: Vincent machte erneut ein taktisches Übersehen zu schaffen. Der Sieg war dennoch verdient. Er liegt nun wieder bei fünfzig Prozent.

Es folgte der zweite Ruhetag.

Jetzt hatte Vincent noch Evgeny Bareev, Vladislav Kovalev, Erwin L‘Ami, Anton Korobov und Parham Maghsoodloo vor sich - fünf bärenstarke Großmeister.

 

Runde 9

Evgeny Bareev, 52, inzwischen Kanadier, hatte beispielsweise 2002 noch das Chorus-Turnier in Wijk aan Zee vor Alexander Grischuk, Alexander Morozevich und Peter Leko gewonnen. Bareev war 1982 U16-Weltmeister und laut Eloliste einmal Nummer 4 der Welt. Eine echte Legende also. Gegen Vincent wich er jeglichem theoretischen Wettstreit aus und spielte eine harmlose Variante im Londoner System. Er gab Vincent später die Chance auf eine asymmetrische Materialverteilung und der griff beherzt zu. Nach einer Ungenauigkeit sahen die Fans in Deutschland schon einen weiteren prestigeträchtigen Skalp an Vincents Gürtel. Der ging leider an seiner Chance vorbei und die Partie endete Remis.

 
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1.d4 d5 2.Nf3 Nf6 3.c3 Bareev spielt mit Schwarz Caro-Kann und ist einer der größten Experten in slawischen Strukturen. Der dritte Zug von Weiß ist allerdings auch etwas harmlos. 3.Bf4 e6 4.e3 Bd6 5.Bg3 c5 6.c3 Qc7 7.Nbd2 Nbd7 8.Bd3 b6 9.Qe2 Bb7 10.Bxd6 Qxd6 11.e4 dxe4 12.Nxe4 Qc7 13.Nxf6+ Nxf6 14.dxc5 Qxc5 15.0-0 0-0 16.Rad1 Rfd8 17.h3 h6 18.Bc2 a5 19.Rxd8+ Rxd8 20.Rd1 Rxd1+ 21.Qxd1 Qd5 22.Qxd5 Bxd5 0-1 (47) Golubov,S (2482)-Carlsen,M (2835) Blitz-WM St. Petersburg 2018. 3...e6 4.Bf4 Bd6 5.Bg3 0-0 6.Nbd2 c5 7.e3 Qc7!? 8.Ne5 8.Bd3 Nbd7 9.Qc2 h6 10.Rd1 Bxg3 11.hxg3 e5 12.dxe5 Nxe5 13.Nxe5 Qxe5 14.Qa4 Bg4 15.Nf3 Qe6 16.0-0 Rfd8 1/2-1/2 (30) Zhou,J (2617)-Vallejo Pons,F (2694) China 2018 8...b6 8...Nbd7!? 9.f4 Ne4 10.Nxe4 dxe4 11.Nc4 Be7 12.f5 Qc6 13.fxe6 fxe6 9.Bd3 Ba6 10.Bxa6 Nxa6 11.Qe2 11.Rc1 Rac8 12.0-0 Nb8 13.c4 cxd4 14.exd4 Qb7 15.Qf3 Nc6 16.Nxc6 Bxg3 17.Ne5 Bxe5 18.dxe5 Ne4 19.Nxe4 dxe4 20.Qe3 1/2-1/2 (60) Vachier Lagrave,M (2778)-Giri,A (2780) Shenzhen 2018 11...Nb8 12.Rd1N Vorgänger: 12.0-0 Nc6 1/2-1/2 (37) Paehtz,E (2513)-Jackson,J (2371) Douglas 2018 12...Nc6 13.Nxc6 Qxc6 14.Bxd6 Qxd6 15.e4 dxe4 16.Nxe4 Nxe4 17.Qxe4 Rad8 18.0-0 Rd7 19.g3 Rfd8 20.Qe2 h6 21.dxc5!? Objektiv ist die Entscheidung vielleicht völlig zufriedenstellend, aber aus praktischer Sicht ergab das entstehende Spiel nur eine gute Chance für Schwarz. Möglicherweise unterschätzte Bareev auch einfach seinen Gegner und erwartete Dxc5 nebst Generalabtausch auf der d-Linie. Weiß verbleibt dann in einem gleichen Endspiel mit den etwas besseren Perspektiven wegen de Majorität am Damenflügel. Abwarten kam in Betracht: 21.b3 g6 22.Rfe1 h5 23.h4 Kg7 24.dxc5 24.Kh2 cxd4 25.Rxd4 Qc5 26.Rxd7 Rxd7 27.c4 Rd3 28.Kg2 Qc6+ 29.Kg1 Qd6 30.Qe5+ Qxe5 31.Rxe5 Rd2 32.a4= 24...Qxd1 überzeugt hier weniger als in der Partie, da sofort ein Bauer (c5) wegen Schach auf e5 verloren geht. 25.Rxd1 Rxd1+ 26.Kg2 21...Qxd1!?
Vincent spielt furchtlos. So kann er auf Gewinn spielen, wenn es auch nicht leicht sein wird. Zwar sind die zwei Türme stärker, da sie einzelne Punkte zweimal attackieren können, dafür ist die Dame agiler. 22.Rxd1 Rxd1+ 23.Kg2 bxc5 24.Qb5 R1d5 25.h4 g5 26.hxg5 hxg5 27.a4 Kg7 28.a5 Re5 29.b4 Rd2 30.g4 a6 31.Qc4 cxb4 32.cxb4 Ree2 33.Qc5 Kg6 33...Rxf2+? 34.Qxf2 Rxf2+ 35.Kxf2 Kf6 36.b5+- Dieses Motiv, dass Schwarz nicht beide Türme für die Dame und den f-Bauern geben darf, da der entfernte Freibauer entscheidet, wird später in der Partie weiter eine wichtige Rolle spielen. 34.Qb6?! Hier steht die Dame etwas abseitig, zudem unterschätzt dieser Zug die Aktivierung des schwarzen Turms, die wir gleich in der Partie sehen werden. 34.Kf3 Ra2 35.Kg3 Rec2 36.Qd4 Es ist schwierig für Weiß hier Fortschritte zu machen. 34...Re4! Ein starker Zug, denn den Bauern g4 kann die Dame nicht decken. 35.Kg3
35...Rd3+! 36.f3?
36.Kg2 Rxg4+ 37.Kf1 Ra3! Der Zug wird direkt auf die Linie gebracht auf der er benötigt wird. Im Zweifel folgt noch Ta4. 37...Rb3 38.Qxa6 Rgxb4 39.Qc8 wäre deutlich schwieriger. 38.Qxa6 Rxb4 Nebst Ta4. 39.Qc8 Kg7 40.Qd8 Rg4 bedarf noch etwas Arbeit, sollte aber nicht zu schwierig sein. 36...Rf4?! Schade. Vincent hat hier den vollen Punkt bereits in der Hand. Sein Gegner war auf Inkrement heruntergewirtschaftet, während er selbst noch knapp fünf Minuten zur Verfügung hatte. Der Zug des Turmes nach f4 ist zu passiv. Dass Schwarz nicht auf f3 die Türme gegen die Dame tauschen kann, wissen wir bereits und Vincent wusste es auch, daher überrascht sein letzter Zug. 36...Re2! Es war notwendig den Mattangriff einzuleiten. Es droht T3d2 und f3-f4 wird immer mit einem Mattzug eines Turmes auf der dritten Reihe beantwortet. 37.Qg1 Rdd2 38.Qh1 So verhindert Weiß zwar das sofortige Matt, aber Schwarz hat jetzt alle Zeit der Welt um seine Stellung zu verbessern. Kg7 39.Qa1+ Rb2 40.b5 f5 41.gxf5 Rg2+ 42.Kh3 exf5 43.bxa6 Rh2+ 44.Kg3 f4+ 45.Kg4 Kg6 nebst Matt. 46.Qxb2 Rh4# 37.Qb7! Rb3 38.b5! Weiß stört durch seinen Freibauern die Koordination der schwarzen Kräfte und gleicht dadurch aus. axb5 39.a6 Ra3 40.a7 Rfa4 41.Qb8 Rxa7 42.Qg8+ Kf6 43.Qd8+ Ke5 44.Qxg5+ Kd6 45.Qxb5 R3a5 46.Qb4+ Kc6 47.Qe4+ Rd5 48.g5 Ra1 49.Qc4+ Kd7 50.Qf4
50...Rxg5+!? Ein letzter Trick. 51.Kh4 Rag1 Weiß nimmt auf f7 weg und gibt Dauerschach. 51...Rf5? 52.Qd4+
½–½
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Bareev,E2650Keymer,V2500½–½2019D0281st Tata Steel Challengers 20199

Fazit zur Runde 9: Ein souveränes Remis gegen einen Großmeister der Stärke von Bareev ist ein gutes Resultat. Leider war mehr drin.

Runde 10

Heute hieß der Gegner Vladislav Kovalev, von dem mehr als 100 Partien im Königsinder bekannt sind. Der Weißrusse ist zehn Jahre älter als Vincent und seit fünf Jahren Großmeister mit einer aktuellen Rating von 2687. Die beiden hatten wenige Monate zuvor in der zweiten Runde beim Superopen auf der Isle of Man bereits eine Partie gegeneinander gespielt. Im Oktober 2018 verzichtete Kovalov auf seine bevorzugte Verteidigung, wählte eine riskante Variante und wurde die meiste Zeit der Partie von Vincent in einem Endspiel gequält.

Runde 10 wurde letztlich für die zwei Teenager im Turnier zu einer Art Lehrstunde im Hinblick auf das Treffen von praktischen Entscheidungen. Beginnen wir die Betrachtung zunächst mit dem Inder Praggnanandhaa. "Pragg" brach einen vielversprechenden Königsangriff ab, um ein Endspiel mit einem Mehrbauern zu spielen. In früheren Zeiten wäre das undenkbar und vermutlich auch nicht ehrenvoll gewesen. Die alten Meister hätten jedenfalls nicht gezögert den Angriff fortzusetzen. Selbst Pragg wäre in einer Bulletpartie vermutlich seiner Intuition gefolgt und hätte weitere Angriffszüge auf das Brett geknallt. Die Stellung erwies sich als schwierig, wobei sein Gegner Maksim Chigaev in Zeitnot zunächst nicht immer die beste Verteidigung fand. Pragg blitzte mit und wurde kurz vor der Zeitkontrolle böse überrascht. Er reagierte zunächst richtig, fand einen forcierten "Bail out", blitzte jedoch ohne Not noch weiter und patzte dann grob. Eine lehrreiche Partie, nicht nur für Pragg.

 
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17...Qc6 Prag hat bis hierher seinen Gegner glatt überspielt. An hier versucht er statt seinen Königsangriff fortzusetzen den Übergang in ein Endspiel. Eine bekannte Schwäche von Prag. 18.Ne4 Bis hierhin hat Prag die Messer gewetzt und jetzt sollte er weiter nachlegen. In jeder Bulletpartie würde Prag vermutlich den Angriff weiter fortgesetzt haben. Er will es stattdessen besonders sicher machen. 18.Rf3! dxc3 18...Kh8 19.Qe5 dxc3 20.Bxc3 Qxc3 21.bxc3 Bxf3 22.Rf1+- 19.Bxc3 Rfd8 20.Rxf6 Bxf6 21.Qg4+ Kf8 22.Bxf6 h5 23.Qg7+ Ke8 24.Re3+- 18...Nxe4 19.Bxe4 Qxe4 20.Qxe4 Bxe4 21.Rxe4 h5 22.Rxd4 Rfd8 23.Rxd8+ Rxd8 24.Be3 f5
Weiß hat einen Bauern mehr, aber immerhin besitzt der Nachziehende einen Freibauern in der Mitte und beherrscht die einzige offene Linie. Schwarz hat durchaus Chancen auf Ausgleich. 25.Kg1 Rc8 26.c3 Kf7 27.Rd1 e5 28.Rd5 Ke6 29.Ra5 Rc6 29...f4 30.Rxa6+ Kf5 30.Kf1 Bd8 31.Rc5 Rd6 32.Rc8 f4?! 32...Kd7 33.Ra8 Rd1+ 34.Ke2 Rb1 33.Bc5 Rd7 34.Ke2 Kf5 35.Bf2 Be7 36.Ra8 h4 37.Rxa6 37.h3! 37...h3 38.g3? 38.gxh3 sieht gefährlicher aus mit den zwei verbundenen Freibauern als es tatsächlich ist. Weiß sollte gewinnen. 38...Bg5! 39.Ra5 39.gxf4 Bxf4 40.Be3 Bxh2 41.Rh6 Kg4 42.b3 Bg3 43.Rg6+ Kh4 44.Rh6+= 39...Rd2+‼ Diesen starken Zug hat der junge Inder vermutlich übersehen oder zumindest unterschätzt. Jetzt muss er sogar genau spielen, um das Remis zu halten. 39...fxg3 40.Kxd2 fxg3+ 41.Kd3 41.Ke2?? verstellt fatalerweise die e-Linie für den eigenen Turm. gxh2 42.Rxe5+ Kf6‼-+ 41...gxh2 42.Rxe5+ Kxe5 43.Bg3+ Bf4 44.Bxh2 Bxh2
Wegen des falschen Läufers ist die Stellung Remis. Aber es kommt noch schlimmer. Prag spielt schnell weiter und begeht einen groben Fehler. 45.Ke3?? Zu schnell gespielt. Der Inder hatte zu diesem Zeitpunkt noch etwa eine Stunde an Restbedenkzeit. 45.Ke2 Bg3 46.Kf1= 45...Bg3! 46.Kf3 Be1 Der schwarze Läufer muss nur auf der Diagonalen e1-h4 pendeln und irgendwann ist der Weiße in Zugzwang und kann den Bauern nicht mehr aufhalten. 47.a4 Kd5 48.a5 Kc5 49.b3 Kb5 50.b4 Bh4 51.c4+ Ka6 51...Ka6 52.c5 Kb5 53.c6 Kxc6 54.a6 Kb6 55.b5 Ka7 56.b6+ Kxb6 57.a7 Kxa7 Weiß hat keine Verteidigung mehr. Der schwarze Bauer wird umgewandelt. Eine teure Lektion für den Junggroßmeister.
0–1
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Praggnanandhaa,R2539Chigaev,M26040–12019B4681st Tata Steel Challengers 201910

Vincent und sein Gegner begannen mit einigen Tricksereien bei der Zugfolge, um den Gegner in die richtige Richtung zu locken. Letztlich gewann Vincent in der Eröffnung in einer Nebenvariante einen Bauern und befand sich die nächsten Züge am Drücker. Zuschauer und Computer waren mit dieser Spielweise sehr zufrieden. Kovalev setzte auf Figurenspiel und beschäftigte Vincent ständig mit neuen schwierigen Aufgaben. Vincent hatte mehrere gute Möglichkeiten, geriet in Zeitnot seines Gegners aber zunehmend unter Druck, verlor schließlich die Initiative an seinen Gegner und hatte pünktlich zur Zeitkontrolle eine Verluststellung, die sein Gegner dann ohne größere Mühe zum vollen Punkt verdichten konnte.

 
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1.c4 g6 Drei Monate vorher spielten die beiden Spieler in der zweiten Runde bei einem starken Open gegeneinander: 1...Nf6 2.Nc3 e6 3.Nf3 d5 4.d4 dxc4 5.e4 b5 6.e5 Nd5 7.Nxb5 Nb6 8.Be2 Nc6 9.0-0 Be7 10.Be3 0-0 11.Nc3 Bb7 12.a3 Na5 13.Qc2 Nd5 14.Rad1 Nxe3 15.fxe3 c5 16.d5 exd5 17.Nxd5 Bxd5 18.e4 Bxe4 19.Qxe4 Qc8 20.Bxc4 Nxc4 21.Qxc4 Rb8
Diese Stellung war deutlicher Vorteil und Vincent übte erheblichen Druck gegen seinen starken GM-Gegner aus. ½-½ (48) Keymer,V (2491)-Kovalev,V (2664) Douglas 2018
2.d4 Bg7 3.Nf3 d6 4.g3 Vincent spielte bisher vor allem Sämisch-Angriff und das Fianchetto-System gegen Königsindisch. Mit seinem frühen Springerzug ist die Entscheidung natürlich früh getroffen. In dieser Partie versucht Kovalev die weiße Zugfolge auszunutzen. Schwarz opfert einen Bauern und erhält dafür die etwas bessere Entwicklung. Ob das genügend Kompensation bietet mag am Ende Geschmacksache sein. Weiß hat schwierige Entscheidungen zu treffen und muss irgendwie seine Entwicklung zuende bringen. Das gelingt Vincent zunächst besser als seinem Gegner. e5 5.Nc3 Nc6 6.dxe5 dxe5 6...Nxe5 7.Nxe5 Bxe5 8.Bg2 Ne7 9.0-0 0-0 10.Bh6 Bg7 11.Bxg7 Kxg7 12.Qd4+ f6 13.Rad1 Nc6 14.Qd2 Be6 15.Nd5 Qd7 16.Qc3 Qf7 17.b3 a5 1/2-1/2 (65) Rakhmanov,A (2665)-Sachdev,T (2429) Dubai 2017 7.Qxd8+ Kxd8 8.Bg5+ f6 9.0-0-0+ Ke8 10.Nb5 Kf7 11.Nxc7 Rb8 12.Be3 Nh6! 13.Nb5N Von hier greift der Springer nicht nur d6 an, sondern bedroht auch einen zweiten Bauern. Vorgänger: 13.Bg2 Ng4 14.Bc5 1/2-1/2 (68) Gregor,J (2269)-Kulhanek,T (2302) Czech Republic 2018 13...Nf5 13...Bf8!? 14.Bxh6! 14.Bg2 Ng4 14...Bxh6+ 15.e3 Der Tausch auf h6 ist eine aus meiner Sicht überraschende Idee, die eine Engine hier vorschlägt. Auf der anderen Seite kann weiß mit Sd6+ und Sxc8 das gegnerische Läuferpaar eventuell im Gegenzug eventuell selbst halbieren, zumindest wenn Schwarz jetzt nicht den Läufer zieht. Die Varianten zeigen wie schwierig die Abschätzungsentscheidungen für Weiß in dieser Variante sind. Bg4 15...a6 16.Nd6+ Ke7 17.Nxc8+ Rhxc8 18.Nd2 f5 19.g4!? e4 19...f4?! 20.Ne4 fxe3 21.g5± 19...fxg4 20.Ne4 20.gxf5 gxf5 21.Bh3 16.Be2 a6 16...Rhd8 17.Ng5+!? 17.Nc3 13...Ng4!? 14.Nd6+ Kg8 15.Nxc8 Nxe3 16.fxe3 Rxc8 17.Bh3 Rc7 14.Bc5 Weiß konnte hier kurzfristig einen zweiten Bauern zu gewinnen. Vincent entscheidet sich dagegen: 14.Bxa7!? Nxa7 15.Nxa7 e4 15...Be6 16.e4 Nh6 17.h3!? Ra8 18.Nb5 Rxa2 19.Kc2 Ke7 20.Rd6 mit der Idee Tb6. 16.Nd4 Rd8 17.e3 Nxd4 18.Nxc8 Rbxc8 19.exd4 f5 20.d5 b5 21.b3 Bf8 Die Kompensation für die geopferten Bauern ist hier möglicherweise nicht ausreichend, wenn auch zunächst die Kontrolle der schwarzen Felder dem Weißen das Leben schwer macht. 14...a6 15.Nd6+ Nxd6 16.Bxd6 16.Rxd6?! Bf8 16...Ra8 17.e3 Be6 18.Nd2 Rhd8 19.Bc5 19.c5!? bot mehr Stabilität und war ein anderes Konzept hier, das darauf beruht, dass der Bauer a2 nicht geschlagen werden kann. b5 19...Bxa2? 20.b3 20.Bg2 Rac8 21.Kb1 19...f5 20.Be2 e4 20...b5!? gefiel mir während der Partie noch besser. Weiß hat danach einige Schwierigkeiten, seinen Bauernvorteil festzuhalten. 21.cxb5?! 21.g4!? ist hier erneut der Vorschlag der artifiziellen Freunde. e4 22.gxf5 22.f3 exf3 23.Nxf3 Bxc4 24.Bxc4+ bxc4 25.Ng5+ Kg8 26.gxf5 Rdb8 22...gxf5 23.Rhg1 Ne5 21...axb5 22.Bxb5 Rxa2 23.Bxc6 Rc8 wäre sogar schwarzer Vorteil. 21.Bb6 Rdc8 22.Kb1 Ne5 23.b3 a5 24.f3?!
Dieser Zug mag objektiv nicht zu kritisieren sein - aus Sicht eines Computers, aber der Zug ist sehr verpflichtend und geht unnötige Risiken ein, wie wir gleich in der Partiefolge sehen werden. Es bietet sich an: 24.a4! zu spielen und erst später die Entscheidung für die Bauernstruktur zu treffen. 24...a4 25.Bd4! Nc6 26.Bxg7 Kxg7 27.fxe4 fxe4 28.Kb2 Nb4! 29.Nxe4?! Furchtlos nimmt Vincent hier nach einigem Nachdenken einen zweiten Bauern. Mehrere Engines geben ihm hier Recht. Die Entscheidung ist aus praktischer Sicht allerdings falsch. Schwarz nagelt danach den Gegner auf der Grundreihe fest. a3+ 30.Ka1 30.Kb1 Bf5 31.Bf3 Re8 32.Rd4 Nc6 30.Kc3 kam natürlich im Kontext der vorherigen Entscheidungen nicht in Betracht. Zumal Weiß danach seinen König freiwillig in die Fesselung ziehen muss, um nicht zu verlieren. Nxa2+ 31.Kd2 31.Kc2 Bf5 32.Bf3 Re8 33.Rd4 Nb4+ 34.Kd2 Nc6 35.Nd6= 31...Rd8+ 32.Ke1 Rxd1+ und der a-Bauer entscheidet. 30...Rf8
Peter Svidler kommentierte beiläufig, dass in dieser Stellung der Schwarzspieler wegen des schlecht postierten Königs auf a1 in jedem Fall Kompensation habe. Eine spontane Bewertung sei jedoch schwierig, es könne aber sein, dass hier Weiß auf Verlust steht. Er sollte Recht behalten, zumindest was die praktische Umsetzung betrifft. Tatsächlich darf man davon ausgehen, dass ein erfahrener Großmeister die Stellung mit einem König auf a1 frühzeiitig vermieden hätte, selbst wenn er keine rechnerische Widerlegung gefunden sieht. 30...Bf5?! 31.Nd6 Nc2+ 32.Kb1 Nxe3+ 33.Nxf5+ Nxf5 34.Rd7+ 31.Nc5?! Der Springer stand auf e4 optimal postiert, da er das Eindringen des gegnerischen Turms auf der zweiten Reihe verhindert hat. 31.h4 war ein sinnvoller Wartezug an dieser Stelle. Der Computer bevorzugt die weiße Stellung leicht. Es folgt eine Variante, die keineswegs erzwungen, aber plausibel erscheint: Ra5!? mit der Idee Te5. 31...Bf5?! 32.Nd6 Nc2+ 33.Kb1 Nxe3+ 34.Nxf5+ Rxf5 35.Rd7+± 32.Nc3 Re5 ≤32...Nc2+ 33.Kb1 Nxe3 34.Rd2 Re5 35.Rg1 Rc8 33.e4 Rf2 34.Rhf1 Rh2 35.Rd2 Rg2 31...Rae8 32.Rd2 Rf2 33.Ne4 Vincent hält gerade noch die Puppen zusammen. Schwarz macht mächtig Druck, obwohl seine Restbedenkzeit bei weniger als einer Minute (+ Inkrement) war. Vincent wiederum hatte erneut die bessere Zeiteinteilung bewiesen. 33.Nxb7? Bg4!-+ 33...Rg2 34.Bf3 Rxd2 35.Nxd2 Rd8 36.Ne4?
36.Bd5!? verstopft die d-Linie und bot noch Chancen auf Ausgleich. Eine Beispielvariante zeigt eine mögliche Folge: Bxd5 37.cxd5 Rxd5 38.Nc4 Rf5 Der Turm will auf die zweite Reihe. 39.Nxa3 Rf2 40.Nb5 Rxa2+ 36...Rd3! Nach diesem starken Zug wird die Überlegenheit des Springer-Turm-Duos als Angriffsformation vor allem mit dem Bauern a3 sich als entscheidend erweisen. 37.Nc5 Rxe3 38.Nxe6+ 38.Bxb7? Bf5-+ 38...Rxe6 39.Kb1 Vergiftet wäre 39.Bxb7? Re2-+ 39.Rd1!? Rf6! 39...Re3 40.Rf1 Erneut scheitert: 40.Bxb7? Re2-+ 40...b6 41.Bg4 h5!
Traurige Bilanz: Schwarz nagelt den Gegner auf der Grundreihe fest und verstärkt langsam seinen Druck. 42.Bf3 Kh6! 43.h3 g5 44.Ka1 44.Kc1!? war ein anderer Versuch, der aber auch nicht mehr ausreichen sollte: Nxa2+ 45.Kd2 Rxb3 44...Rc3 45.g4 45.Be4 Rxg3 46.Rh1 45...Rc2 46.Be4 Das Gegenspiel mit Tf7 nebst Matt ist mit einem König, der auf der Grundreihe auf Matt steht, nicht ausreichend. Es folgten noch einige weitere Züge: Rxa2+ 47.Kb1 Rb2+ 48.Ka1 Ra2+ 49.Kb1 Re2 50.Bf5 h4 51.Rd1 Kg7 52.Ka1 Ra2+ 53.Kb1 Rh2 54.Be4 Re2 55.Bf5 Kf6 56.Rd6+ Ke7 57.Rd7+ Ke8 58.Rd1 Rh2 59.Re1+ Kd8 60.Rd1+ Kc7 61.Rd7+ Kc6
0–1
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Keymer,V2500Kovalev,V26870–12019A4181st Tata Steel Challengers 201910

Fazit zur Runde 10: Vincent wurde von seinem starken Gegner in eine komplexe, praktisch äußerst schwierige Partie verwickelt und verlor irgendwann den Faden. Er wird aus dieser Partie viel lernen können und bei der nächsten ähnlichen Situation Gefahren vermutlich früher bemerken. Zum Glück hat er einen erfahrenen Großmeister an seiner Seite und muss sich nicht auf einen Computer als Sparringspartner stützen. In einer Hinsicht hat es bereits erste Anpassungen gegeben. Vincent zeigte in den letzten drei Partien eine bessere Zeiteinteilung als zuvor.

 

 


Thorsten Cmiel ist Fide-Meister lebt in Köln und Milano und arbeitet als freier Finanzjournalist.

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