Vishy Anands Triumphe in Wijk aan Zee

von Carlos Colodro
21.01.2025 – Die große Karriere von Vishy Anand ist untrennbar mit seinen außergewöhnlichen Leistungen beim Schachturnier in Wijk aan Zee verbunden. Mit fünf Turniersiegen über drei Jahrzehnte hinweg hat der indische Großmeister seine Klasse in einem Feld der weltbesten Spieler unter Beweis gestellt. Im Rahmen der 87. Ausgabe blicken wir auf Anands bemerkenswerte Leistungen zurück. | Foto: Rob Bogaerts / Anefo (1989)

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Ein echter Markenname

Das jährliche Schachturnier in Wijk aan Zee, oft als „Wimbledon des Schachs“ bezeichnet, markiert traditionell den Jahresauftakt für die Scha-Elite. Die 87. Ausgabe der Veranstaltung hat gerade begonnen und bietet trotz der Abwesenheit von Magnus Carlsen ein hochkarätiges Teilnehmerfeld. Unter den Teilnehmern befinden sich der frischgebackene Weltmeister Gukesh Dommaraju, die Nummer zwei und vier der Weltrangliste, Fabiano Caruana und Arjun Erigaisi, sowie Titelverteidiger Wei Yi.

Bemerkenswert ist, dass fünf der 14 Teilnehmer des Tata Steel Masters aus Indien stammen. Ein bedeutender Name fehlt jedoch: Vishy Anand. Der legendäre indische Großmeister, der zuletzt 2020 in Wijk aan Zee gespielt hat, hat sich im Alter von 55 Jahren vom Wettkampfschach halb zurückgezogen hat.

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Als Viswanathan Anand auf der europäischen Schachbühne erschien, hatte er in Indien schon einige Erfolge erzielt, die indischen Jugendmeisterschaften und als Jugendlicher auch die Landesmeisterschaften der Erwachsenen gewonnen. Mit gerade einmal 14 Jahren wurde Anand 1984 für die Schacholympiade in die indische Nationalmannschaft berufen. 1987 wurde er Juniorenweltmeister, 1988 verlieh die die FIDE dem 19-jährigen den Titel eines Großmeisters.

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Indiens Aufstieg zur Schachmacht ist unverkennbar und wird durch Gukeshs Weltmeisterschaftssieg und das Doppelgold der Nationalmannschaft bei der Olympiade im letzten Jahr unterstrichen. Die jungen Stars treten in Wijk aan Zee nun das Erbe ihres Idols Anand an. Anands fünf Turniersiege, die zweithöchste Zahl hinter Carlsens acht Siege, sind ein Beweis für seine Beständigkeit und Brillanz. Bis 2017 wurde bei diesem Turnier im Falle eines Gleichstands der Sieg geteilt. Anand teilte sich den Titel dreimal und gewann ihn zweimal alleine.

Seinen ersten Triumph in Wijk feierte Anand 1989 bei seinem Debüt beim Hoogovens Chess Tournament, so der ursprüngliche Name der Veranstaltung. Damals war er 19 Jahre alt und mit einer Elo von 2515 der drittniedrigste Spieler im Feld. Anand teilte sich den ersten Platz mit drei der Favoriten (alle über 2600) und läutete damit die Ankunft eines Wunderkindes auf der Weltbühne ein. Seine darauffolgenden Siege erstreckten sich über die verschiedenen Phasen des Turniers, einschließlich eines geteilten Titels mit Vladimir Kramnik im Jahr 1998 während der letzten Jahre der Hoogovens-Ära. In der Corus-Ära (2000-2010) holte Anand 2003 und 2004 jeweils den Gesamtsieg und teilte sich 2006 den ersten Platz mit Veselin Topalov.

In der Tata Steel-Ära, die 2011 begann, konnte Anand seine Siegesserie zwar nicht ausbauen, aber er beeindruckte weiterhin mit starken Leistungen. Er sicherte sich 2011 den zweiten Platz und teilte sich 2013 den dritten Platz, während er bei seiner (bisher) letzten Teilnahme 2020, kurz vor dem Ausbruch der Covid-Pandemie, bemerkenswerte Siege gegen die aufstrebenden Stars Alireza Firouzja und Jeffery Xiong errang. Wenn wir auf Anands fünf Siege in Wijk aan Zee zurückblicken, feiern wir seine bemerkenswerten Leistungen bei einem der prestigeträchtigsten Schachturniere der Geschichte.

Viktor Korchnoi, Viswanathan Anand

Vishy Anand gegen Viktor Kortschnoi mit den schwarzen Figuren beim Hoogovens-Turnier 1990 | Foto: Fotoburo De Boer

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Viswanathan Anand

Vishy Anand während Runde 7 des Tata Steel Masters 2019 | Foto: Alina l'Ami

1989: Was für ein Debüt

Anand gab 1989 ein beeindruckendes Debüt beim Hoogovens Chess Tournament, als er mit 7½/13 Punkten den ersten Platz mit Predrag Nikolić, Zoltan Ribli und Gyula Sax teilte. Mit 19 Jahren war er der am drittniedrigsten eingestufte Teilnehmer nach Elo, besiegte aber vier höher eingestufte Spieler: Kiril Georgiev, Tony Miles, Joel Benjamin und Ivan Sokolov.

Das Turnier endete damit, dass alle vier Co-Champions ihre Endrundenpartien remis spielten. Anand sicherte sich seinen Platz an der Spitze mit einem 31-Züge-Sieg gegen Joel Benjamin in Runde 12, der ihm den Anschluss an die Spitzengruppe sicherte. Seine Partien gegen die Co-Champions Nikolić, Ribli und Sax endeten remis.

Wijk Aan Zee Chess Tournament

1998: Duell mit Kramnik

Bis 1998 hatte sich Vishy Anand vom „Lightning Kid“ der 1980er Jahre zu einem universellen Spieler entwickelt, mit hervorragender Vorbereitung und Anpassungsfähigkeit. Beim Hoogovens-Schachturnier ging Anand als zweitbester Spieler nach Elo hinter Vladimir Kramnik ins Rennen und gehörte zu den Favoriten auf den Sieg.

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Im Verlauf der Einzelrunde erzielte er 8½/13 Punkte und lag damit gleichauf mit Kramnik auf dem ersten Platz. Anand erzielte fünf Siege und erlitt eine Niederlage, als er in Runde 6 gegen die 21-jährige Judit Polgar verlor.  In der direkten Begegnung zwischen den späteren Siegern einigten sich Anand (mit Weiß) und Kramnik in einer Theorievariante der Sizilianischen Verteidigung auf ein 30-Züge-Remis.

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2003: Alleiniger Sieger

Im Jahr 2003 holte Anand seinen ersten Alleinsieg in Wijk und blieb mit 8½/13 Punkten ungeschlagen. Mit vier Siegen und neun Unentschieden war dies das einzige Mal, dass Anand das Turnier gewann, ohne eine einzige Partie zu verlieren. Judit Polgar, die Anand 1998 besiegt hatte, belegte den zweiten Platz, ebenfalls ungeschlagen und mit nur einem halben Punkt Rückstand.

Ein entscheidender Moment in Anands Kampagne kam in Runde 10, als er Alexei Shirov mit Schwarz besiegte. In einer zweischneidigen Caro-Kann-Verteidigung meisterte Anand die Komplexität der Stellung und sicherte sich einen wichtigen Sieg.

Wijk Aan Zee Chess Tournament

2004: Zweiter Sieg in Folge

Im folgenden Jahr wiederholte Anand seinen Erfolg und gewann das Turnier mit der gleichen Punktzahl von 8½/13. Wiederum als zweithöchstbewerteter Spieler hinter Vladimir Kramnik angetreten, sah sich Anand starker Konkurrenz von Peter Leko und Michael Adams gegenüber, die mit nur einem halben Punkt Rückstand den zweiten Platz belegten.

Anand war nach 11 Runden mit 5 Siegen ungeschlagen, erlitt aber in Runde 12 einen Rückschlag, als er mit Schwarz gegen Veselin Topalov verlor. Diese Niederlage ermöglichte es Leko und Adams, in die letzte Runde einzuziehen. Während Anand seine Partie gegen Ivan Sokolov mit Weiß remis hielt, konnten seine engsten Konkurrenten mit Schwarz in ihren jeweiligen Partien nur ein Remis erreichen.

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2006: Topalov am zum Schluss eingeholt

Bei seinem letzten Turniersieg in Wijk 2006 teilte sich Anand den ersten Platz mit Topalov, wobei beide mit beeindruckenden 9/13 Punkten abschlossen. Die beiden Elo-besten Spieler im Feld, Topalov (2801) und Anand (2792), erzielten jeweils sechs Siege und erlitten eine Niederlage. Ihr direktes Aufeinandertreffen in der vorletzten Runde endete mit einem Remis, wobei Topalov mit Weiß spielte.

Vor der letzten Runde hatte Topalov einen halben Punkt Vorsprung vor Anand. Während Topalov seine Partie mit Schwarz gegen Leko remis hielt, holte der indische Star seinen Kollegen an der Tabellenspitze ein, indem er Boris Gelfand mit den weißen Steinen besiegte.

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    Carlos Colodro stammt aus Bolivien und ist Spanisch-Philologe. Seit 2012 arbeitet er als freier Übersetzer und Autor. Schach, Literatur und Musik sind seine großen Leidenschaften.
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