ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Von Nils Decker
Es gibt bekanntlich immer mehr Eröffnungstheorie, täglich kommen Neuerungen dazu, und gleichzeitig gibt es – auch hier auf Chessbase - immer mehr Angebote für Eröffnungs-DVDs, die einem "ein komplettes Repertoire" und "viele neue Siege" in kurzer Zeit versprechen.
Es gibt viele gute Sachen, aber Amateure wie ich sollten sich nicht blenden lassen: Wie oft hört man am Ende eines Video-Clips "and black is okay", oder "Weiß hat dank XYZ einen schönen positionellen Vorteil" oder "der Druck auf der c-Linie sichert Schwarz genügend Gegenspiel". In der Realität stellt sich dem Amateur aber doch oft die Frage: Der Gegner spielt einen neuen (?) oder sogar "falschen" Zug ("wie kann er nur" J) - Oder noch besser: man hat selbst mal wieder was durcheinander gebracht - und die Frage ist: Was nun? Was tun?
Ein Vorschlag für diesen Sommer – Mittelspiel-Studium! Oder "Lernen im Doppelpack". Konkret habe ich mir Nicholas Pert´s "Attacking with the French Defence for the Tournament Player" (ausführliche Rezensionen hier: https://shop.chessbase.com/de/products/pert_franzoesisch_fuer_den_turnierspieler) zusammen mit Sam Collins´"Know the terrain – Volume 4: The Advance French Structure" angeschaut. Das kombiniert einerseits einen konkreten Vorschlag für ein ambitioniertes Französisch-Repertoire für Schwarz mit einer DVD aus der Rubrik für Mittelspiele/ Strategie, die gut zu der Eröffnung passt.
Die Französische Verteidigung für den Turnierspieler
Seine gesamte Karriere hat GM Nick Pert Französisch gespielt und bündelt seine Analysen klassischer und hochmoderner aktueller Varianten jetzt auf einer DVD. Der englische GM verrät die besten Varianten und zeigt, wie man im Franzosen punktet.
Strategie-Kompass Band 4: Die Französische Vorstoßvariante
Die Struktur der Französischen Vorstoßvariante kehrt in vielen Eröffnungen wieder (im Dameninder, Katalanen u.v.m.) IM Collins weiht sie auf dieser DVD somit in ein vielfältig anwendbares Wissen ein, das Ihnen am Brett als roter Faden dienen wird.
Nachfolgend ein paar Kommentare und Hinweise als Anregung zum kombinierten Lernen.
Nicholas Perts DVD ist immer noch hochaktuell, egal ob es die Bauernraubvariante in der Winawer Variante ist (erst kürzlich gab es ein Remis beim Super-GM-Turnier in Dortmund, das gezeigt hat, dass die Variante auch heute noch gut spielbar ist für Schwarz) oder ein Tarrasch-Franzose – Pert gelingt es, nicht nur einen prima Überblick über die verschiedenen Varianten und seine ambitionierten Vorlieben auf Basis eigener Erfahrungen zu geben, er erklärt auch warum und wann typische Figurentäusche, Hebel wie f6 oder Zentrumsauflösung durch cxd4 angebracht, oder eben nicht angebracht, sind. Überzeugt haben mich auch explizit seine Empfehlungen für einige vermeintliche Nebenvarianten, sei es in der verzögerten Abtauschvariante (1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Lb4 4. exd5) oder das Ablehnen des Flügelgambits (2. Sf3 d5 3. e5 c5 4. b4).
Allerdings kann Pert natürlich nicht auf sämtliche Konsequenzen der sich ergebenden Strukturen für das Mittelspiel eingehen, das würde den Rahmen sprengen. Dafür eignet sich dann aber Sam Collins´ Mittelspiel-DVD zur Französischen Bauernstruktur (weiße Bauernkette auf d4-e5 versus schwarze Bauern auf d5-e6). Colins bereitet verschiedene Themen gut strukturiert, übersichtlich und mit frischer Ausdrucksweise auf. Zugegeben, als Muttersprachler hat er es mit dem Englischen leichter, dennoch zeigt er sich in den Clips durchweg gut vorbereitet, bringt auch eigene Analysen mit ein und glänzt mit unaufgeregter, flüssiger Vortragsweise.
Nach einer kurzen Einführung nutzt Collins verschiedene lehrreiche Großmeisterpartien, um wichtige Mittelspiel-Strategien zu erklären. Dabei geht es ihm nicht nur um überragende Gewinnpartien oder Kombinationsfeuerwerke, sondern insbesondere darum, Partien auszuwählen, die Beispielcharakter haben und gut im Gedächtnis bleiben. So zeigt er beispielsweise eine scheinbar langweilige und höhepunktarme Partie (Adams-Ragger), um daran dann doch anschaulich zu zeigen, wie mühelos Schwarz in einer bestimmten Variante im Caro-Kann zum Ausgleich kommen kann, eben weil er die richtigen Entscheidungen in der Mittelspiel-Phase trifft.
Weitere Partiebeispiele behandeln unter anderem: Das Spiel mit den Leichtfiguren, z.B. guter Springer gegen schlechten weißfeldrigen schwarzen Läufer, Überführung des weißfeldrigen schwarzen Läufers über e8 auf den Königsflügel, typische Figurentäusche (weißer Läufer schlägt schwarzen Springer auf h6, schwarzer Springer schlägt weißen Läufer auf e3), die Bedeutung der c-Linie oder typische Hebel wie f6 oder c5.
Besonders hilfreich für den Schwarzspieler erscheint mir insbesondere die Vorbereitung auf typische weiße Bauernvormärsche am Königsflügel (h4, f4 oder f4+g4), was Collins in insgesamt vier kurzen Clips bespricht. Die DVD ist sicherlich nicht allumfassend (Laufzeit 3:36 Std.), und es würden sich weitere Beiträge anbieten, um zum Beispiel noch weitere Strukturvarianten zu besprechen (was bedeutet es bspw. wenn Schwarz mittels Bauernvorstoß c5-c4 das Zentrum schließt, oder am Damenflügel aktiv wird mittels typischer Figurenausfälle wie La4, Da4 oder Sc6-a5-c4 in bestimmten Varianten, auch den Übergang vom Mittelspiel zum Endspiel könnte man vertiefend behandeln), dennoch ist Collins' DVD eine absolute Bereicherung, wenn man ein tiefergehendes Verständnis für das Mittelspiel erlangen will - gerade wenn man wie ich Französisch spielt (aber nicht nur für Französisch-Spieler zu empfehlen – die Struktur kommt sehr oft vor, wie auch im Caro-Kann, Katalanisch, Slawisch, Damenindisch usw.)
Fazit: Die Entwicklung, dass Theorie für alle immer einfacher zugänglich wird, hat seine positive Seiten, aber auch seine Tücken. Einerseits eröffnen die vielen Eröffnungs-DVD´s Amateuren wie mir die Chance, von den Besten zu lernen und in kurzer Zeit viele Varianten und korrekte Theorie einzustudieren. Viele Amateure scheitern aber nicht an mangelndem Eröffnungswissen, sondern an fehlendem Schachverständnis. Das Runterblitzen von gut gelernter Theorie hilft wenig, wenn man von den aus den Eröffnungen resultierenden Bauernstrukturen keine Ahnung hat oder die relevanten Strategien für das Mittelspiel – oder sogar Endspiel - nicht verstanden hat. Kombiniertes Studium von Eröffnungstheorie mit Mittelspiel-Strategien kann helfen, und bietet zudem eine willkommene Abwechslung vom schnöden Theorie-Einpauken.
01: Intro
02: c-file Part 1 - Kuzubov,Y - Jobava,B
03: c-file Part 2 - Sargissian,G - Yu,Y
04: Good knight vs. bad bishop - Bologan,V - Gwaze,R
05: h4 - Kuderinov,K - Kokarev,D
06: ...Be8! pawn sacrifice - Pavasovic,D - Kraemer,M
07: Bishop pair - Svidler,P - Hebert,J
08: f6 opening position - Predojevic,B - Nikolaidis,I
09: Bxh6 - Svidler,P - Nguyen,N
10: fxe3 Part 1 - Giri,A - Dgebuadze,A
11: fxe3 Part 2 - Caruana,F - Vallejo Pons,F
12: f4 Part 1 - Adams,M - Rodriguez Vila,A
13: f4 Part 2 - Ahmadinia,E - Amin,B
14: f4 + g4 - Sasikiran,K - Wang Yue
15: hxg6 Part 1 - Matlakov,M - Inarkiev,E
16: hxg6 Part 2 - Matlakov,M - Popov,I
17: Knight trade Part 1 - Adams,M - Ragger,M
18: Knight trade Part 2 - Adams,M - Laznicka,V
19: Material imbalance - Adams,M - Gurevich,M
20: Closed Catalan - Nyback,T - Lputian,S
21: Queen's Indian Defence - Kogan,A - Tiviakov,S
22: Conclusion
Nils hat mit 12 in der Schach-AG bei Herrn Svitek (schöne Grüße!) angefangen Schach zu spielen und hat mit 18 immerhin mal den Berliner Junioren-Vize-Meister-Titel erreicht. Das war cool, denn dadurch durfte er mal nach Willingen fahren. Jetzt er ist ambitionierter Amateurschachspieler mit einer DWZ um die 2100 und träumt davon, das Ganze noch auf über 2300 steigern zu können.