1.
November 2006 - 11. Februar 2007
Di - So
9 - 19 Uhr
Eintritt frei
„Mancher, der sich für einen
Schachspieler der Weltpolitik hält, ist in Wirklichkeit bloß eine
Schachfigur“. Das Zitat des amerikanischen Diplomaten und
Historikers George F. Kennan weist neben vielen historischen
Beispielen auf die enge Verknüpfung von Schach und Politik hin.
Dabei wird das Schachspiel nicht nur als symbolische
Projektionsfläche für politische und gesellschaftliche Vorgänge
genutzt, es diente seit seinen Anfängen im 7. Jahrhundert auch stets
als reale Schule für militärisches und strategisches Denken. Die
Ausstellung Schach und Politik spannt mit rund 400 Exponaten einen
Bogen von den Persern bis zu hochkomplexen Computer-Schachprogrammen
der Gegenwart.
Die Araber machen das Schachspiel in Westeuropa populär, es dient im
Mittelalter als Metapher für die Welt und als Modell der
gesellschaftlichen Ordnung. Schach ist zunächst ein Spiel der
Adligen: Seit dem 12. Jahrhundert werden Kenntnisse des Schachspiels
beim vollkommenen Ritter vorausgesetzt, die Miniaturmalerei der Zeit
entdeckt das Sujet bald für sich. Im 15. Jahrhundert ändern sich das
Regelsystem und die Spielweise grundlegend in Richtung der heute
gültigen Regeln. Als Spiel der Strategie und Vernunft sieht die
Aufklärung das Spiel, es wird in bürgerlichen Kreisen populär
Die
Nationalsozialisten versuchen, Schach als „Nationalspiel der
Deutschen“ zu etablieren, die Schachvereine der verschiedenen
Organisationen werden gleichgeschaltet, jüdische Mitglieder
ausgeschlossen. Im Zweiten Weltkrieg erlangt Schach eine besondere
Bedeutung: Für viele Soldaten wird es Teil der Überlebensstrategie
in Krieg und Gefangenschaft. Verfolgten der nationalsozialistischen
Diktatur dient das Spiel in Gefängnissen und Konzentrationslagern
als Mittel geistiger Selbstbehauptung gegenüber Erniedrigung und
brutalen Schikanen.
Der Kalte Krieg wird auch auf dem
Schachbrett ausgefochten: Das Schachduell zwischen dem Amerikaner
Bobby Fischer und dem Russen Boris Spasski 1972 ist ein
Medienereignis. Zum ersten Mal in der Geschichte berichtet das
Fernsehen ausführlich von Schach-Titelkämpfen, die Medien
stilisieren das Match zum „Kampf der Systeme“. Auch die Duelle
zwischen dem russischen Dissidenten Viktor Kortschnoi und Anatoli
Karpow spiegeln den Ost-West Konflikt.
Die Entwicklung von
leistungsfähigen Computern und Schachprogrammen seit den 1970er
Jahren verschiebt die politischen Dimensionen des Spiels in eine
Auseinandersetzung zwischen Mensch und Maschine mit offenem Ende.
1997 gewann mit „Deep Blue“ erstmals ein Schachcomputer ein Turnier
gegen den Weltmeister der Professional Chess Association Garri
Kasparow.
Zug um Zug. Schach – Gesellschaft – Politik
Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
1.11. 2006 – 11.2.2007
Dienstag – Sonntag, 9.00 – 19.00 Uhr
Eintritt frei
Eröffnung am 31. Oktober 2006 mit Viktor Kortschnoi und Matthias
Deutschmann
Auch in der
Bundeskunsthalle spielt Schach in diesen Wochen eine große
Rolle. Ab dem 25. November bietet
Weltmeister Wladimir Kramnik im Duell mit dem Schachcomputer „Deep
Fritz“ sein Können dar.
www.kah-bonn.de