22.10.2019 – Erst in der Schlussrunde des FIDE chess.com Grand Swiss fielen die Entscheidungen. Wang Hao besiegte David Howell, wurde Turniersieger und qualifizierte sich zum Kandidatenturnier. Die Plätze belegten Fabiano Caruana und Kirill Alexeenko.| Foto: John Saunders
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Spannung bis zur letzten Runde beim FIDE chess.com Grand Swiss auf der Isle of Man. Das Turnier hat sich in den letzten Jahren ohnehin zu einem der best besetzten Open entwickelt und in diesem Jahr noch dadurch eine besondere Bedeutung erhalten, dass die FIDE es als eine Qualifikationsmöglichkeit für das Kandidatenturnier angesetzt hat. Die Isle of Man in der Irischen See wurde so im Oktober 2019 für zwei Wochen zum Punkt mit der höchsten Schachprofidichte in der Welt. Alle waren sie da.
In Turnieren, die im Schweizer System gespielt werden - in einem großen Feld werden punktgleiche Spieler bekanntlich gegeneinander gelost - gibt es viele Zufallseffekte, aber meistens sind die besten Spieler am Ende dann doch oben, auch hier. Vor der Schlussrunde führte der Weltranglistenzweite Fabiano Caruana das Feld an. Der Weltranglistenerste Magnus Carlsen gehörte mit einem halben Punkt weniger zu den unmittelbaren Verfolgern. Einige andere, die in der Setzliste ganz oben waren, waren es aber in der Tabelle vor der Schlussrunde nicht, wie zum Beispiel Wesley So, Viswanathan Anand, Yi Yangyi, Sergey Karjakin und Alexander Grischuk. Mit ihren sechs Punkten waren sie zwar nicht kilometerweit von der Spitze entfernt, konnten aber in den Kampf um den Turniersieg und den Qualifikationsplatz nicht mehr eingreifen.
Ein paar Überraschungen
Das Open-Format bietet aber auch Platz für Überraschungen. Wang Hao, der für die chinesische Nationalmannschaft zuletzt nicht mehr berücksichtigt wurde, zeigte auf der Isle of Man große Stärke und überflügelte seinen Landsmann Yu. Mit seiner ausgezeichneten Zweitwertung war Wang Hao der Top-Kandidat für den einen Qualifikationsplatz, der hier vergeben werden sollte. In der Schlussrunde traf der chinesische Großmeister auf David Howell. Auch der Engländer gehört zu den positiven Überraschungen des Turniers. Howell hatte in den letzten drei Runden Blübaum, Kasimdzhanov und Grischuk besiegt.
Noch mehr trifft die Bezeichnung "Überraschungsmann" auf den russischen GM Kirill Alekseenko zu. Ihm war in der 10. Runde ein Sieg über Sergey Karjakin gelungen, nachdem er sich in den Runden davor von Magnus Carlsen, Wesley So und auch Anand nicht hatte besiegen lassen. Alekseenko musste in der Schlussrunde gegen Nikita Vitiugov antreten.
Levon Aronian und Hikaru Nakamura durfte man in der Spitzengruppe erwarten. Sie hatten aber die beiden schwersten Lose der 11. Runde: Aronian spielte gegen Carlsen und Nakamura gegen Caruana.
Auch in der Gruppe der Spieler mit 6,5 Punkten gab es ein paar neue Gesichter, zum Beispiel David Paravyan. Der 17-jährige russische GM ist ein mehr oder weniger unbeschriebenes Blatt, hat Elo 2602 und im Turnier eine Eloleistung von 2770. Er konnte in den letzten drei Runden Ruslan Ponomariov, Tamir Nabaty und Luke McShane schlagen.
Einer muss gewinnen
Die Ausgangsbedingungen waren für alle Bewerber auf den Qualifikationsplatz klar: Wer die Fahrkarte zum Kandidatenturnier lösen wollte, sollte in der Schlussrunde am besten gewinnen.
Caruana und Carlsen, beide mit den schwarzen Steinen, gaben gegen ihre Herausforder jedoch nicht mehr als einen halben Punkt her. Remis in beiden Partien.
Nakamura erreichte gegen Caruana in einer anspruchslosen Variante der Russischen Verteidigung gar nichts und im 31. Zug war die Partie in einem spannungsarmen Endspiel mit Türmen und ungleichfarbigen Läufern angekommen und versandete in die Punkteteilung.
Die Partie zwischen Aronian und Carlsen bot deutlich mehr Adrenalin, endete aber auch ohne Sieger.
Carlsen schnappte den Bauern auf d5 - 18...Sxd5 und Aronian brachte nun mit 19. Tc4 etwas taktische Würze ins Spiel, was den Weltmeister aber nicht beeindruckte.
Carlsen und Aronian | Maria Emelianova/ chess.com
Die entscheidende Partie spielte sich am Brett von Wang Hao und David Howell ab. Georgios Souleidis hat die Partie im Video kommentiert.
Mit dem Sieg erspielte sich Wang Hao nicht nur die Qualifikation zum Kandidatenturnier, er überflügelte auch noch den punktgleichen Fabiano Caruana in der Zweitwertung und gewann das Turnier. Kirill Alexeenko hielt seine Partie gegen Nikita Vitiugov remis und wurde Dritter.
Bilanz der deutschen Spieler
Die deutschen Spieler bekamen in der Schlussrunde auch noch einmal reizvolle Aufgaben zugelost. Matthias Blübaum traf auf Harika Dronavalli, Dietmar Kolbus auf Vera Nebolsina. Niclas Huschenbeth erhielt mit Daniil Dibov einen schweren Brocken zugelost und Vincent Keymer hatte es mit dem fünfmaligen Weltmeister im Problemlösen Kacper Piorun zu tun.
Niclas Huschenbeth versuchte seinen Gegner im Zweispringerspiel zu überraschen, doch der Schuss ging nach hinten los.
Eröffnungslexikon Dubov | Foto: Maria Emelianova/chess.com
Auch bei Vincent Keymer war zum Schluss vielleicht etwas die Luft raus. Der jüngste deutsche Großmeister probierte diesmal die Sizilianische Kan-Variante und kam hier gegen Kacper Piorun schon aus der Eröffnung heraus in eine schwierige Stellung. 0-1, aber Großmeistertitel in der Tasche, also was soll's?
Die Normengewinner | Foto: John Saunders
Die Partie zwischen Matthias Bluebaum und Harika Dronavalli endete remis.
Bluebaum wurde mit 5,5 Punkten 81ter. Keymer und Huschenbeth landeten in der Tabelle mit 4,5 Punkten als Nachbarn auf den Plätzen 119 und 120. Dietmar Kolbus wurde nach einem Remis in der Schlussrunde 148ter.
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