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Mir gefiel der Beitrag von José Ramón Trillo zum Internationalen Bildungskongress 2021 in Spanien. Was uns als Schachspielern gefühlt schon lange bekannt ist, belegt er mit wissenschaftlichen Arbeiten, nämlich das Schach eine gleichberechtigte Sportart ist. Schon allein wegen diesen Faktes, sollte Schach in der öffentlichen Wahrnehmung mehr Aufmerksamkeit zukommen. Soweit die Theorie, doch wie sieht es in der Praxis aus?
Die deutschen Schachverbände wollen mehr weibliche Mitglieder gewinnen. Ist es sinnvoll, getrennt von den Jungen Mädchenschachgruppen zu gründen und zu trainieren? Der Blätterwald ist voll von den Ansichten der Spitzenspielerinnen, dass sie es befürworten, dass Mädchen und Jungen gemeinsam spielen, trainieren und an Wettkämpfen teilnehmen. Sie alle betonnen, dass bei den Jungen und Männern härter Schach gespielt wird und die Damenwelt hier eher höhere Leistungsniveaus erreichen. Führen in Mädchen und Jungen getrennte Schachgruppen nicht am Ende zu neuen Ungerechtigkeiten und Ungleichgewichten? Echte Gleichberechtigung ist doch, wenn Mädchen und Jungen einander ebenbürtig sind. In meinem Verein gibt es einen behinderten Schachspieler, der allein deshalb Mitglied wurde, weil er mit „normalen“ Menschen umgehen will, aus dem bisherigen Umfeld einfach mal ausbrechen will.
So entstand am Ende ein Beitrag über den aktuellen Stand der Wissenschaft und zu möglichen Gründen, warum weniger Mädchen Schach spielen als Jungen. Der Beitrag soll zum Nachdenken, Diskutieren anregen und der Ideensuche dienen. Den ultimativen Lösungsweg wird es nicht geben. Deshalb ist der Erfahrungsaustausch zwischen den Trainern, Übungsleitern, Pädagogen und Wissenschaftlern wichtig.
Meiner Meinung nach können alle Übungsleiter und Trainer, mit recht wenig Mühe, ganz viel für mehr Mädchen im Schach tun. Wir müssen nicht warten, bis die Medien eine Schachikone küren. Suchen wir einfach selbst und nutzen die vorhandenen Möglichkeiten.
Die deutschen Schachverbände wollen den Anteil der Mädchen und Frauen im Schach erhöhen. Auf welche Weise kann es gelingen? Die Forscher haben in den letzten Jahren viel zu Unterschieden und Gemeinsamkeiten der Geschlechter im Schach geforscht. Wo stehen die Schachspieler in der Genderdiskussion? Was zeichnet den Schachsport gegenüber anderen Sportarten aus?
Inhaltsübersicht
Schach ein gleichberechtigter Sport für alle
Wahrnehmung von Klugheit und Brillanz im Kindesalter
Weitere mögliche Gründe, warum weniger Mädchen als Jungen Schach spielen
Vorurteil, dass Männer klüger als Frauen sind
Anregungen, wie der Mädchen- und Frauenanteil im Schach erhöht werden kann
Lesenswerte Artikel zu „Mädchen im Schach“:
Referenzen
Schach kann jeder erlernen, unabhängig von Alter und Geschlecht. Der Gesundheitszustand spielt im Breitenschach eine untergeordnete Rolle. Mit anderen Worten, Schach bringt die besten Voraussetzungen für ein gleichberechtigtes Miteinander von Männer und Frauen, Mädchen und Jungen mit.
Aus der Erfahrung wissen die Schachspieler, dass es im Schach kaum Barrieren gibt. Diese Erfahrung, dass Schach eine gleichberechtigte Sportart ist, bestätigt der spanische Forscher José Ramón Trillo in seinem Vortrag beim Internationalen Bildungskongress 2021 in Spanien [1], die den Schwerpunkt „Pädagogische Erkenntnisse, die die Welt verbessern“ hatte. Beide Geschlechter können gleichberechtigt am Schach teilhaben, weil die Voraussetzungen für alle gleich sind. Die Hormone, allen voran das Testosteron, und das Alter haben keinen Einfluss auf den Schacherfolg, anders als in den körperbetonten Sportarten wie Gewichtheben, Ringen, Rugby, Wasserball. Schach ist dem Grunde nach eine gleichberechtigte Sportart, die integrativ wirkt, das Selbstbewusstsein stärkt. Hinzu kommen die positiven Einflüsse auf das Sozialverhalten, Lernmotivation und Konzentrationsfähigkeit. Dies unterstreicht, welche große Rolle das Schach in der Gesellschaft einnehmen kann. In anderen Ländern wird Schach als ein Attribut der allseitigen Persönlichkeitsentwicklung angesehen.
Der erwähnte Konferenzvortrag von José Ramón Trillo [1] gibt dem Schachpraktiker gute Argumente, denn was er als Schachspieler aus der Erfahrung heraus wusste, wird nun mit Hinweis auf Forschungsergebnisse belegt und ins Bewusstsein gerückt. Zur deutschen Übersetzung bitte dem Link folgen.
Die Studie von Andrei Cimpian 2017 gemeinsam mit anderen Kollegen [2] stützt die Idee, dass Vorbilder eine wichtige Rolle für Kinder spielen. Die Stereotypen, die Männer, aber nicht Frauen mit Brillanz und Genialität zu assoziieren, können sich auf die Karrieren von Frauen auswirken; in Disziplinen, deren Mitglieder großen Wert auf schiere Brillanz legen (z. B. Mathematik, Physik, Philosophie), ist der Anteil der Frauen, die einen Bachelor- oder Doktortitel erwerben geringer.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Vorstellungen der Kinder über Brillanz im Alter von 5 bis 7 Jahren schnell ändern. Im Alter von 5 Jahren assoziierten Jungen und Mädchen Brillanz in ähnlichem Maße mit ihrem eigenen Geschlecht. Die Wahrscheinlichkeit, dass Mädchen im Alter von 6 und 7 Jahren Brillanz mit dem eigenen Geschlecht assoziierten, war deutlich geringer als bei Jungen. Das Stereotyp „Brillanz = männlich“ kann also bereits Kindern im Alter von 6 Jahren vertraut sein und von ihnen übernommen werden. Das Stereotyp, dass Frauen mit Liebenswürdigkeit in Verbindung gebracht werden, scheint analog zuzutreffen.
Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die aufkommenden Vorstellungen kleiner Kinder darüber, wer wahrscheinlich brillant ist, einen Einfluss darauf haben, welchen Spielen und Beschäftigungen sie nachgehen. Die Wissenschaftler stellen weiter fest, dass Mädchen stärker den Bescheidenheitsnormen unterliegen als die Jungen. Die Bescheidenheitsnormen geben vor, dass man nicht mit Intelligenz und Klugheit prahlen soll.
Unter dem Eindruck der Ergebnisse der eben zitierten Forscher habe ich das seit 11 Jahren stattfindende Schachturnier, dass nur für Grundschüler der Region offen, genauer intersucht. In den letzten Jahren nahmen zwischen 80 und 110 Grundschüler am Turnier teil.
Wie sind die Ergebnisse zu bewerten? Im prozentualen Vergleich der erreichten Platzierungen schneiden die Mädchen immer schlechter ab, als es nach der prozentualen Teilnehmerzahl zu erwarten wäre. Wie das Jahr 2022, nach 2 Jahren Pandemiepause, zu bewerten ist, werden zukünftige Turniere zeigen. Das Teilnehmerfeld umfasst Schüler, die regelmäßig in der Schul-Schach-AG und Schüler, die zusätzlich noch im Verein trainieren. Möglicherweise sind für das „schlechtere“ Abschneiden die Gründe anderswo zu suchen, zum Beispiel weil die Mädchen weniger Selbstbewusstsein und Ehrgeiz als die Jungen an den Tag legen, geringere Schachkenntnisse besitzen, nervöser sind, …
Übersicht und Statistiken zum Schachturnier der Grundschulen des Vogtlandkreises von 2010 bis 2022: Grundschulturnier-Statistiken
Wie sind die Ergebnisse zu bewerten? Im prozentualen Vergleich der erreichten Platzierungen schneiden die Mädchen immer schlechter ab, als es nach der prozentualen Teilnehmerzahl zu erwarten wäre. Wie das Jahr 2022, nach 2 Jahren Pandemiepause, zu bewerten ist, werden zukünftige Turniere zeigen. Das Teilnehmerfeld umfasst Schüler, die regelmäßig in der Schul-Schach-AG und Schüler, die zusätzlich noch im Verein trainieren. Möglicherweise sind für das „schlechtere“ Abschneiden die Gründe anderswo zu suchen, zum Beispiel weil die Mädchen weniger Selbstbewusstsein und Ehrgeiz als die Jungen an den Tag legen, geringere Schachkenntnisse besitzen, nervöser sind, …
Übersicht und Statistiken zum Schachturnier der Grundschulen des Vogtlandkreises von 2010 bis 2022: Grundschulturnier-Statistiken
Da, wie eben dargelegt, Schach keine typische Männer- oder Frauensportart ist, muss es andere Gründe geben, weshalb das weibliche Geschlecht im Schach unterrepräsentiert ist. Einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Alter, in dem mit dem Schachspiel begonnen wurde, der Teilnahme an Turnieren und der Mitgliedschaft in der Schulmannschaft wurde in einer türkischen Studie [3] festgestellt. Je jünger das Alter ist, in dem mit dem Schachspiel begonnen wird, desto höher ist die Teilnahme an Turnieren und das Spielen in der Schulmannschaft. Da sportliche Erfolge zusätzlich motivieren, wecken Sie den Ehrgeiz bei den Kindern, spornen sie zu zusätzlicher Beschäftigung mit Schachproblemen an und führen zu einer länger anhaltenden Vereinsmitgliedschaft.
Der Zugang zum Schach im öffentlichen Raum spielt ebenfalls eine Rolle. Seitdem der Internethandel boomt und in der Folge der innerstädtische Handel ausgedünnt wird, gibt es weniger Spielzeugläden und Buchhandlungen. Nicht mehr alle Spielzeugläden bieten Schachspiele an. Lobend wird erwähnt werden, dass viele Spielesammlungen das Schachspiel enthalten. Die gewillten Eltern, die keine Verbindung zu einem Schachverein haben, stehen bei der Suche nach einer kindgerechten Schachliteratur vor der nächsten Herausforderung, denn der örtliche Buchhandel hat nur in wenigen Fällen Schachliteratur in seinen Regalen stehen. Bei großen Portalen findet man eine Unmenge an Schachliteratur, doch wie können diese Eltern herausfinden, welches Schachlehrbuch tatsächlich das Kind versteht, begeistert und zu den ersten Erfolgen führt?
Weitere Probleme, die aus dem Schulalltag bekannt sind und über die auch in anderen Sportarten geklagt wird, sind der Faktor Zeit und die gemeinsame Beschäftigung in der Familie. Es gibt nicht wenige Eltern, die im Bestreben, das Beste für ihr Kind zu wollen, auch überziehen. Die Kinder haben eine durchgetaktete Woche (z. Bsp. Mo – Tanzen, Di – Musikschule, Mi – Fußball, Do – Schach, Fr – Schwimmen) mit wenig Freiraum, sich mit Dingen aus einer Laune heraus zu beschäftigen. So manches Wochenende ist mit Auftritten und Wettkämpfen ausgebucht. Um Erfolg in einer Sache zu haben, braucht es zusätzliche Betätigung in der Freizeit und auch freie Zeit, einfach mal nur Löcher in die Luft zu starren, was laut Psychologen für die Herausbildung der Kreativität wichtig ist. Kinder möchten erworbenes Wissen und Können zeigen, aber wenn die Eltern kaum Zeit haben oder sich keine Zeit nehmen, dann wirkt sich das auch nachteilig auf das Hobby, dem Schach, aus.
Trotz intensiver Forschungen, gibt es bisher keine sehr belastbare Begründung, warum mehr Jungen als Mädchen Schach spielen. Fernand Gobet führt in seinem Buch „The Psychology of Chess“ (2019) verschiedene Erklärungsmuster für den Geschlechterunterschied wie biologische Gründe, soziokulturelle Gründe, psychoanalytische Gründe oder Motivationsgründe an. Ihm erscheinen Motivationsgründe sehr plausibel, d.h., schachspielende Frauen haben oft noch viele andere Interessen wie eine anerkannte Berufstätigkeit, Freunde und Familie. Die Frauen sagen das nicht nur in Interviews, ihre Lebensläufe bestätigen es auch.
Vorurteil, dass Männer klüger als Frauen sind
Wichtig: Studien haben inzwischen nachgewiesen, dass kein Geschlecht für sich reklamieren kann, dass es klüger oder intelligenter wäre. Dem wird sich ein späterer Beitrag widmen.
Hinderlich könnte das sich hartnäckig haltende Vorurteil sein, dass Männer klüger wären als Frauen. Ist das tatsächlich so?
Der egozentrische Schachweltmeister Bobby Fischer äußerte sich einst vernichtend über Frauen im Schach:
„Sie sind alle schwach, alle Frauen. Sie sind dumm verglichen mit Männern. Sie sollten nicht Schach spielen. Sie spielen wie Anfänger.“
Der charismatische Schachweltmeister Garri Kasparow fand 1990 wenig anerkennende Worte für das Frauenschach, obwohl er das Talent von Judit Polgar anerkannte:
„Es ist unvermeidlich, dass die Natur gegen sie arbeitet, und das sehr bald. Sie besitzt phantastisches Schachtalent, aber sie ist trotz allem eine Frau. Das liegt alles an den Unvollkommenheiten der weiblichen Psyche. Keine Frau kann einen längeren Kampf durchhalten. Sie kämpft gegen die Gewohnheit von Jahrhunderten und Jahrhunderten, seit Anbeginn der Welt. (Zitiert in Alex Dunne, 2010 Chess Oddities , S.78)“ [4]
2002 folgte die schallende Ohrfeige für Garri Kasparow. „Judit Polgar brauchte 42 Züge und der große Kasparow gab auf“ hieß es in der Presse weltweit. Diese historische Partie wurde am 08.09.2002 beim Match „Russland gegen den Rest der Welt“ gespielt. Chessbase.de hat diese Schachpartie mit englischen Kommentaren veröffentlicht.
In einem Interview 2008 zollte Garri Kasparov seinen vollen Respekt gegenüber den Frauen im Schach:
„Frauen können genauso strategisch und logisch denken wie Männer. Judith Polgar ist dafür ein gutes Beispiel. Zwar ist es noch einzigartig, dass es eine Frau unter die Top Ten schafft. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis die Frauen ganz an der Spitze stehen.“ [5]
Ganz anders sieht es der russische Dichter Alexander Puschkin:
„Ich danke Dir, meine Liebste, dafür, dass Du Schach lernst. Das ist unbedingt nötig in jeder gut eingerichteten Familie.“ (1832, im Brief an seine Frau).
Das Vorurteil, dass Männer besser denken können als Frauen, wirkt lange nach, auch wenn wir uns darüber nicht immer im Klaren sind. Vieles deutet darauf hin, dass das weibliche Geschlecht seine Interessen und Hobbies nicht immer in dem Umfang ausleben kann wie das männliche Geschlecht. Kurzum: Oft haben die Jungen bessere Rahmenbedingungen sowohl im schulischen als auch im häuslichen Umfeld, um im Schach erfolgreich zu sein. Damit sind wir am wunden Punkt „Sozialisation“ und wie er sich auf den sportlichen Erfolg im Schach auswirkt.
Zunächst ein kleiner Test: Schreibe innerhalb von 2 Minuten in einer zweispaltigen Tabelle links die Namen bekannter Weltklasse-Schachspielerinnen und rechts die Namen bekannter Weltklasse-Schachspieler. Ich bin der Überzeugung, dass mehr Männer- als Frauennamen auf dem Papier stehen werden.
Auf Grund des geringen Frauenanteils sind mehr Männer als Frauen in der Nachwuchsarbeit aktiv. Der Übungsleiter spielt mit den Kindern Partien der Großmeister nach, lässt Taktikaufgaben aus realen Partien lösen oder bespricht Schachstudien. Jetzt wird auf die für die Übungen herangezogenen Vorbilder geschaut: Wie oft handelt es sich dabei um Schachspieler und um Schachspielerinnen? Auch wenn es keine offizielle Studie dazu gibt, so zeigt die Erfahrung, dass meistens Partiebeispiele von männlichen Schachspielern vorgestellt werden. Als Gründe kommen Unachtsamkeit, fehlende eindrucksvolle Partiebeispiele von Frauen oder der Zeitaufwand zur Recherche in Betracht. Adrian Iqbal [6], der viel zu Ästhetik und Schönheit im Schach forscht, stellte 2015 fest, dass Partien zwischen weiblichen Spielern von geringerer ästhetischer Qualität sind als Partien von männlichen Spielern. Möglicherweise haben Männer ein besseres künstlerisches Empfinden für das Spiel und schätzen es daher mehr. Dies könnte erklären, warum es deutlich weniger weibliche Komponisten von Schachprobleme gibt. Dass zukünftige Forschungsarbeiten zu anderen Ergebnissen kommen, schließt Adrian Iqbal nicht aus, weil neue Technologien die Forschungsmöglichkeiten erweitern und weil es zu wenig veröffentlichte Schachkompositionen von Frauen gibt.
Genau da kann jeder Verein und Übungsleiter ansetzen – gezielt Partien und Studien von Frauen vorstellen. So können die Übungsleiter, recht einfach und ohne sich zu verbiegen, die Mädchen für das Schach begeistern, das Selbstbewusstsein der Mädchen stärken und subtil Einfluss nehmen, dass mehr Mädchen und Frauen Schach spielen. Mädchen bleiben länger dem Schach treu, wenn wenigstens ein weiteres Mädchen in der Trainingsgruppe ist. Je mehr Mädchen, desto besser.
Vorbilder für starke Schach-Frauen gibt es, doch wer kann ohne lange nachzudenken, interessante Fakten und Geschichten zum Besten geben?
Judit Polgar wurde mit 15 Jahren jüngster Großmeister aller Zeiten und brach den Rekord von Bobby Fischer. 2014 wurde ihr Rekord ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen:
„Die längste Zeit, in der eine Spielerin hintereinander die Nummer eins der Schachwelt war, beträgt 25 Jahre und 1 Monat und wurde von Judit Polgar erreicht.“ So lautet das offizielle Zertifikat der Guinness-Organisation.
Chaudé de Silans qualifizierte sich mehrfach für die Endrunde der französischen Einzelmeisterschaft (sie blieb jahrelang die einzige Frau, der dies gelang).
Link zu Wikipedia oder den Stuttgarter Schachfreunden
Vera Menchik war die erste Schachweltmeisterin. „….hatte Vera Menchik mit Frauenfeindlichkeit und Diskriminierung in der von Männern dominierten Welt des Schachs zu kämpfen. Viele Männer machten sich über sie lustig, und der Wiener Meister Albert Becker schlug zu Beginn bei einem Turnier im Jahr 1929 spöttisch vor, dass jeder männliche Spieler, den Menchik in einem Turnier besiegt, Mitglied im Vera-Menchik-Club werden sollte. Den letzten Lacher hatte jedoch Becker, als er das erste Mitglied des Clubs wurde, gefolgt von Dutzenden männlicher Spitzenspieler der Welt. Vera ließ sich von all dem Spott nicht einschüchtern und erklärte vor einem Turnier, sie freue sich darauf, „etwas Männerblut zu trinken“.
Mehr über ihr Leben erfährt der Leser mittels dem Link
David Smerdon misst Vorbildern eine große Bedeutung bei, um Kinder, vor allem Mädchen bei der Stange zu halten und sie zu Leistungen zu motivieren. In seinem Vortrag bei der FIDE in 2022 [7] zeigte er, dass die in Frankreich eingeführte Frauenquote erfolgreich war. Offen ist, ob dies auch in anderen Ländern der Fall wäre. Weiterhin schlägt er für die Verbände vor, behutsam Quoten in den Ligen einzuführen. Hilfreich könnte seiner Meinung nach auch ein regelmäßiges Treffen talentierter Mädchen mit Schachidolen sein. Die talentierten Jungen würden dies sicherlich auch als Motivationsschub wünschen.
Dem weiblichen Geschlecht wird mehr Sinn für Schönheit und Ästhetik zugesprochen. Warum nicht dieses Klischee bedienen? Es gibt wunderbare schachografische Schachaufgaben, die eine fantastische Bilderwelt auf das Schachbrett zaubern.
Ein Prachtexemplar von Hund wurde auf dem Schachbrett verewigt. Das Kunstwerk trägt den Titel „The Barker“, was auf Deutsch so viel wie „bellender Hund“ heißt. Von wegen, „Hunde, die bellen, beißen nicht“ Dieses Hündchen ist ein treuer Diener seines Herrn und erweist sich als außerordentlich angriffslustig: Viermal scharf bellen und der Gegner liegt am Boden. Wer findet am schnellsten die Lösungen?
Die Verfasserin der obigen Schachstudie Ellen Gilbert (1837-1900) war eine starke amerikanische Schachspielerin mit dem Beinamen „Königin des Schachs“. Biss zeigte Ellen Gilbert zu damaliger Zeit, als es noch üblich war, dass Frauen und Männer sich in getrennten Schachklubs trafen. Sie gründete in ihrem Heimatort Hartford den „Hartford Chess Club“, wo sich Schachspieler beiderlei Geschlechts trafen. Im Fernschach stellte sie ihre herausragenden analytischen Fähigkeiten mehrfach unter Beweis. So kündigte sie beim Fernschachturnier 1878 an, den Gegner einmal in 23 Zügen und das andere Mal in 35 Zügen mattzusetzen. Ob Ellen Gilbert eine große Hundeliebhaberin war, ist nicht überliefert.
Mehr Informationen zu der „Queen of Chess“: Link
Lösung zu der obigen Schachstudie „The Barker“: Link
Wer kennt den Namen Edith Elina Helen Baird?
Edith Elina Helen Baird (1859 – 1924) war eine englische Schachkomponistin. Sie war die weltweit produktivste Komponistin von Schachproblemen. Sie schuf über 2000 Schachprobleme. Ihre Kompositionen erhielten viele Auszeichnungen.
Informationen zu der Studie siehe [8] und [9]
Lösung zu der obigen Schachstudie„Das Herz“: Link
Der Beitrag soll zum Nachdenken, Diskutieren anregen und der Ideensuche dienen. Den ultimativen Lösungsweg wird es nicht geben. Deshalb ist der Erfahrungsaustausch zwischen den Trainern, Übungsleitern, Pädagogen und Wissenschaftlern wichtig.
Lesenswerte Artikel zu „Mädchen im Schach“:
Austin Allen (22.10.2014). Chess Grandmastery: Nature, Gender, and the Genius of Judit Polgár (Schachgroßmeister: Natur, Geschlecht und das Genie von Judit Polgár). URL: https://daily.jstor.org/chess-grandmastery-nature-gender-genius-judit-polgar/
Sean Ingle (29.11.2021) „It is not biology“: Women’s chess hindered by low numbers and sexism („Es ist nicht die Biologie“: Frauenschach wird durch niedrige Mitgliederzahlen und Sexismus behindert). URL: https://www.theguardian.com/sport/2021/nov/29/womens-chess-sexism-misogyny
Referenzen:
[1] Trillo-Vílchez, J.R., Trillo-Vílchez, F. (2021), Ajedrez Un Deporte Profesional, Igualitario y Feminista. CIMIE21: IX Congreso Internacional Multidisciplinar de Investigación Educativa. URL: https://amieedu.org/actascimie21/wp-content/uploads/2022/02/Trilla-Vilchez.pdf
[2] Bian, L.,Leslie S.J., Cimpian, A. (2017). Gender stereotypes about intellectual ability emerge early and influence children’s interests. SCIENCE, Volume 355 | Issue 632, 389-391. – URL: URL: DOI: 10.1126/science.aah6524
[3] Gökkaya, M.B. (2022) EVALUATION OF THE RELATIONSHIP BETWEEN PLAYING CHESS RATE, THE AGE OF STARTING CHESS AND GENDER, DEPARTMENT, AND REGION IN UNIVERSITY STUDENTS, Aksaray University Journal of Sport and Health Researches, 3(1), 79-91 URL: https://hdl.handle.net/20.500.12451/9546
[4] URL: https://at.wikimannia.org/Frauen_beim_Schach
[5] Rexer. A. (05.04.2008). Schachikone Kasparow im Interview, URL: https://www.profil.at/home/schachikone-kasparow-interview-202256
[6] Iqbal, A. (2016) Which Gender Plays More Beautiful Chess?, In: Social Sciences and Interdisciplinary Behavior, 2016 URL: https://www.researchgate.net/publication/283570575_Which_Gender_Plays_More_Beautiful_Chess
[7] Smerdon, David C. (2022) FACTS AND MYTHS ABOUT GENDER IN CHESS, FIDE. URL: https://www.fide.com/docs/presentations/2022%20FIDE%20Exchange%20Forum%20-%20Smerdon.pdf
[8] Edith Elina Helen Baird: „The Twentieth Century Retractor, Chess Fantasies, and Letter Problems “, Verlag H. Sotheran (London), 1907
[9] Deutsche Übersetzung der Shakespeare-Zitate mittels „Projekt Gutenberg-DE“ URL: https://www.projekt-gutenberg.org/autoren/namen/shakespr.html
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