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Der Wettergott meinte es am Freitag nicht gut mit den Besuchern des Freestyle Chess Turniers im Weissenhaus in Ostholstein. Wer am Freitag früh mit dem Auto anreiste, musste sich durch dichten Schneeregen zum Zielort kämpfen. Der Winter war noch einmal zurückgekehrt, um sich auf die für ihn charakteristische Weise zu verabschieden.
Man kann es natürlich auch anders sehen und sagen: allerbestes Schachwetter, um im Warmen ein paar Partien zu spielen.
Das Weissenhaus ist ein größeres Areal, nach einem großen weißen Haus benannt, einem großen Landhaus, eher ein Schloss. Drumherum stehen insgesamt 40 weitere Häuser, Gästehäuser, Restaurants, Eventhäuser, verbunden mit einer Reihe von Straßen aus schönem Kopfsteinpflaster. Das ganze Ensemble ist mehr Dorf als Landgut, fast schon ein kleiner Ministaat.
Hier fand 2022 die G7-Außenministerkonferenz statt. Jetzt ist das Gut Schauplatz eines G8-Schachgipfels. Dieser ist mindestens genauso international, mit Teilnehmern aus Norwegen (Magnus Carlsen), den USA (Fabiano Caruana), aus USA/Armenien (Levon Aronian), China (Ding Liren), Usbekistan (Nodirbek Abdusattorov), Indien (Dommaraju Gukesh), Frankreich/Iran (Alireza Firouzja) und Deutschland (Vincent Keymer). Sie alle gehören zur Crème de la Crème des internationalen Turnierschachs.
Carlsen, Firouzja, Aronian und Keymer hatten noch am Dienstag und Mittwoch die Finals des Chessable Masters bestritten, ein großes Online-Turnier. Carlsen gewann dort gegen Firouzja in Division I und Keymer gegen Aronien in Division II. Es könnte gut sein, dass alle vier, mindestens aber Carlsen und Firouzja, das Turnier vom Weissenhaus aus gespielt haben und deshalb nur virtuell anreisen mussten, ohne Schneegestöber.
Am Freitag morgen empfingen Turnierdirektor Sebastian Siebrecht, der Spiritus Rector des Turniers Jan Henric Buettner, Magnus Carlsen und Vincent Keymer die Journalisten in einer Pressekonferenz in der Reetscheune.
Hier wird auch das Turnier gespielt. Für die Partien war auch schon alles aufgebaut, Tische und Stühle standen bereit. In den kleinen Ruheräumen daneben - jeder Spieler hat einen eigenen Ruheraum, in den er sich zurückziehen kann, so wie die Rennfahrer beim Formel 1 ihre Box haben - waren die Snack-und Obstschalen schon gefüllt.
Jan Henric Buettner (li.) beobachtet, wie die Spieler sich vor der Partie zu einer Stellung beraten
Es gibt einiges Interesse am Turnier seitens der Presse und so war die Konferenz trotz des miesen Wetters gut besucht. Neben der Printpresse waren auch einige Fernseh-Teams Vor Ort. Jan Henric Buettner berichtete, wie die Idee zu diesem Turnier entstand. Der Hamburger ist ein erfolgreicher Unternehmer, der sich für Dinge begeistern kann. Wenn er etwas macht, dann muss es 100% perfekt sein, meinte Buettner. Sonst lohne sich die Investition nicht. Das Weissenhaus-Gelände hatte er vor etwas mehr als zehn Jahren gekauft und das heruntergekommene Gut im Laufe der Zeit mit viel Aufwand auf Hochglanz poliert. Jetzt will er das prächtigste Schachturnier organisieren lassen. Wenn schon, denn schon. Seit Vorbild ist der Formel-1-Zirkus. "95% der Berichte beschäftigen sich dort mit dem Drumherum, nur 5% mit dem eigentlichen Rennen. Auch im Schach kann man die Spieler so in den Vordergrund stellen.
Damit die Spieler diese Aufmerksamkeit bekommen, hat Buettner das Turnier von einer erstklassige Kulisse einrahmen lassen. Die Reetscheune, the Barn, ist ein schönes, altes, neues und geräumiges Gemäuer, oben mit einem sehr modernen Tonstudio und im Erdgeschoss mit einer Eventfläche, die mit vielen Details ausgeschmückt, nun ganz im Zeichen des Schachs steht. Die Ausgangsstellungen der Freestyle-Partien werden mit einer eigens dafür gebauten Slotmachine ausgelost.
Die Slotmachine, rechts
Die Auslosung nimmt Teresa Sara, Miss Angola, vor.
Zuschauerplätze gibt es nur ganz wenige für einige V.I.P.-Gäste. Sie können das Geschehen aus gediegenen Ledercouches verfolgen.
What a way to choose the new @chess_freestyle position! pic.twitter.com/qTI6cZkpbv
— Peter Doggers (@peterdoggers) February 9, 2024
Magnus Carlsen wurde als erster Spieler gefragt, ob er mitmacht. "Ja, aber ich möchte Chess 960 unter Turnierbedingungen spielen", hatte er gefordert. So geschah es.
In der Pressekonferenz erklärte Carlsen, warum: "Chess 960 oder Freestyle-Chess ist nicht unbedingt besser als das normale Schach, es ist anders. Man kann endlich ohne lange vorbereitete Eröffnungsvarianten spielen. Die Partie beginnt mit dem ersten Zug." Die Spieler werden sicher viel öfter in Zeitnot kommen, meinet er. "Sadistischerweise haben sie uns auch das Inkrement gestrichen - damit wir in Zeitnot kommen."
Auch Vincent Keymer glaubt, dass Zeitnot und Fehler bei knapper Zeit eine Rolle spielen werden.
An den ersten beiden Tagen wird ein Vorturnier gespielt, mit Schnellschachbedenkzeit. Am Sonntag geht es mit einem K.o.-Turnier und langer Bedenkzeit weiter.
Live-Video von der Pressekonferenz
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