Weltmeister geschlagen, Serie gebrochen!

von ChessBase
05.01.2021 – „Die Analyse“ ist seit nunmehr zwei Jahren eine feste Rubrik im Heft des ChessBase Magazins. Die Redaktion kürt damit „die beste“ unter den meist über 30 kommentierten Partien einer Ausgabe. In der aktuellen Ausgabe CBM #199 ist es zudem eine besondere Partie: Mit Duda-Carlsen (Norway Chess 2020) riss die Serie des Weltmeisters von 125 klassischen Turnierpartien ohne Niederlage. Der Gewinner, unser Autor Jan-Krzysztof Duda, kommentiert. Schauen Sie rein und siegen Sie mit!

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Spezial: Themenschwerpunkt AVRO 1938. "All in One": Anish Giri und Igor Stohl sezieren zwei topaktuelle Eröffnungsabspiele. Analysen von Duda, Firouzja, Nielsen u.a. Videos von Erwin l'Ami, Daniel King und Mihail Marin. 11 Eröffnungsartikel u.v.m.

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Weltmeister geschlagen, Serie gebrochen!

Jan-Krzysztof Duda kommentiert seine Partie gegen Magnus Carlsen (Norway Chess 2020)

1.e4 Der Turnierstart war extrem schlecht für mich gewesen, denn ich hatte 0.5 aus 4 und musste nun zweimal nacheinander gegen Magnus antreten. Zum Glück gab es dazwischen einen freien Tag. 1...c6 2.d4 d5 3.Sc3 dxe4 4.Sxe4 Sf6!?

Aber das war ein echter Schocker. Es ist mir immer schwer gefallen, an dieses System zu glauben, obwohl ich es ein paarmal selbst versucht habe.

5.Sxf6+ exf6 6.c3 Ld6 7.Ld3 0–0 8.Dc2 Te8+ 9.Se2 h5

So spielen sie es heutzutage, und es ist der Grund für die Renaissance genau dieser Variante.

10.Le3 Sd7 11.0–0–0 Vielleicht war kurze Rochade passender, aber irgendwie schien mit der König dort in größerer Gefahr :)

11...b5!?

Das ist die Idee. Statt des üblichen Sf8–Rückzugs strebt Schwarz sofortigen Gegenangriff an.

12.d5 c5 13.Lxb5 Tb8 14.c4 a6

14...Txe3!? ist eine sehr interessante Idee, die ich in l'Amis Videokurs schon gesehen hatte. Ehrlich
gesagt war ich ein bisschen überrascht, dass Magnus diesen Zug nicht gespielt hat.

15.La4 Te7 16.Sg3 Se5 17.Se4

17.Ld2! scheint besser zu sein, um nicht die Tb4–Idee aus der Partie zu erlauben.

17...Teb7 18.b3 Tb4!

Dies überraschte mich, aber in Wirklichkeit ist es eine brillante Idee, die gutes Urteilsvermögen von Magnus zeigt.

19.Ld2 19.Sxd6 Dxd6 ist okay für Schwarz.

19...Txa4! 20.bxa4 Lf5

Schwarz braucht nicht sofort zu kassieren, er kann hier auf langfristige positionelle Kompensation setzen. Außerdem näherten wir uns beide der Zeitnot, daher ging es im Grunde von jetzt an drunter und drüber.

21.Tde1 Träumt von dem Te3–Tb3–Manöver.

21...h4 21...Sg4! hält die Balance laut Computer.

22.h3 Sg6 23.Te3 Sf4 24.g4 Lg6 25.Kd1 f5!

Obwohl es objektiv nicht gut ist, irgendwas musste er tun.

26.Sxd6 Dxd6 27.gxf5 Lh5+ 28.f3 In Computersprache steht Weiß auf Gewinn, aber bei so vielen Zielen auf beiden Flanken sowie Zeitknappheit (nur +10 Sekunden Inkrement) ist es alles andere als einfach, die schwarze Aktivität zu reduzieren.

28...Df6 29.Lc3?! 29.The1 war vielleicht logischer, um mehr Spielzeug zur Party mitzubringen.

29...Dg5 30.De4? Objektiv ein schwacher Zug, allerdings gewann er die Partie ziemlich direkt aufgrund einiger glücklicher taktischer Umstände auf dem Brett. 30...Dg2? Die Stellung ist total unklar nach sowohl 30...f6 (!) oder 30...Kh7.

31.The1

Dass ich diesen Zug hatte, war Glück.

31...Dxa2? Eine verlockende Fortsetzung, aber sie ist sogar noch schlechter als einen Zug vorher. 31...f6! wäre ein echter Test gewesen.

32.Dc2! Jetzt ist die Sache fast gelaufen. 32...Dxc4 33.Te8+ Kh7!? 33...Txe8 34.Txe8+ Kh7 35.Th8+! Kxh8 36.Lxg7+ muss ein taktischer Trick gewesen sein, den Magnus von weitem übersah.

34.Txb8 Dxd5+ 35.Dd2!+–

Lxf3+ 36.Kc1+– Dxf5 37.Te3 Se2+ 38.Kb2 Sxc3 39.Dxc3 Df4 40.Dd3+ 40.De5! f5 41.Tf8 Db4+ 42.Kc1 Le4 43.Db3 Dd4 44.Dc3 Dd6 45.Tf7 Dg6 46.Td7 Dg1+ 47.Kb2 c4 Magnus verteidigt kreativ, aber die Stellung ist einfach selbst für +10 Sekunden Inkrement zu gewonnen.

48.Txe4!? Wenn man etwas tauscht, stellt man es später nicht ein :)

48...fxe4 49.Td4 Df2+ 50.Dd2 c3+ 51.Kxc3 Dg3+ 52.Kb2 Dxh3 53.Txe4 Dg3 54.Dd4 Dg2+ 55.Kc3 Df3+ 56.Kb4 Df8+ 57.Ka5 Df5+ 58.Kxa6 g5 59.a5 h3 60.Te7+ Kg6 61.Dg7+ Kh5 62.Dh7+ Kg4 63.Te4+  1–0

Eine nervenaufreibende Partie, aber diesmal saß ich auf der Sonnenseite. Es war ein tolles Gefühl, derjenige zu sein, der Carlsens Rekord von 125 ungeschlagenen Partien bei klassischer Bedenkzeit in 801 Tagen (oder 802, weiß keiner ganz genau :)) gebrochen hatte. 

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