Weltmeister Ponomariov will kneifen, Linares klagen

von ChessBase
01.02.2002 – Ursprünglich war Ponomariov begierig in Linares mitzuspielen. Den Organisatoren liegt eine feste Zusage vor. Doch nun hat der FIDE-Weltmeister per Fax Linares eine Absage erteilt. Er müsse zur gleichen Zeit eine Schachschule in Kramatorsk einweihen. Sollte Kasparov recht behalten, der auf kasparov.com verkündete, er rechne nicht mit der Teilnahme Ponomariovs? Leontxo Garcia hat engen Kontakt zu den Organisatoren in Linares und weiß mehr. Artikel von Leontxo Garcia...

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Nachdruck des folgenden Artikels in deutscher Sprache mit freundlicher Genehmigung von El Pais....

Ponomáriov will aus seinem Linares Vertrag aussteigen
LEONTXO GARCÍA
Übers.: Nadja Woisin

Der achtzehnjährige ukrainische Fide Weltmeister Ruslan Ponomariov hat per Fax mitgeteilt, dass er das Turnier in Linares vom 22. Februar bis 10. März nicht mitspielen wird, obwohl er sich am 24. Dezember - auch per Fax - dazu verpflichtet hatte. Die Organisatoren haben ihm 48 Stunden Bedenkzeit eingeräumt, um seinen Entschluss rückgängig zu machen und sind nun dabei, eine Klage über eine Million Dollar vorzubereiten (1,1 Millionen Euro). Gary Kasparov, Nummer eins der Weltrangliste, stellt Ponomariovs Titel in Frage.

Der neue Champion, der letzte Woche seinen Landsmann Vasili Ivanchuk im Finale mit 4,5 - 2,5 in Moskau bezwang, gibt als Grund an, er müsse in der letzten Februarwoche eine Schachschule in seiner Heimatstadt Kramatorsk einweihen, die seinen Namen tragen soll. Die Ausrede ist sehr dünn angesichts der beindruckenden Namensliste des Turniers, das doppelrundig durchgeführt wird: Kasparov, Ivanchuk, der Inder Viswanathan Anand (Dritter der Weltrangliste und Champion 2000), der Engländer Michael Adams (Vierter) und die Spanier Alexéi Shírov (Vize Weltmeister 2000) und Francisco Vallejo (Champion unter 18 im Jahr 2000).

In einem Artikel, den Kasparov am Samstag auf seiner Internetseite veröffentlichte, versicherte er, dass Ponomariov die Weltmeisterschaft nur deshalb gewonnen habe, weil mit dem neuen Zeitrhythmus gespielt wurde (schneller als beim Klassischen Schach) und dass ein Rivale mit stärkeren Nerven als Ivanchuk sie hat, Ponomariov besiegt hätte. Kasparov, mit der FIDE verfeindet, deutete an, dass Ponomáriov sich nicht trauen wird, in Linares zu spielen.

Eine nahe Quelle Ponomariovs versicherte dieser Tageszeitung (El País), dass der Spieler selbst eigentlich in Linares mitspielen möchte, sich aber durch seine Familienangehörigen unter Druck gesetzt sähe, die meinen, der neue Champion sei noch nicht erwachsen genug für das „Wimbledon des Schachs“. Der Ausdruck "Ein Käfig voller hungriger Löwen", den der Gründer des Turniers, Luis Rentero, vor langer Zeit einmal aufbrachte, beschreibt sehr gut das hohe Niveau an Kampfgeist, welches fast immer in dieser Stadt zu herrschen pflegt. Die Befürchtungen, die in Ponomariovs Umgebungen laut werden, erscheinen durchaus begründet, jedoch erschwert der unterschriebene Vertrag die Situation erheblich. Zwischen zwei Feuern gefangen, muss der frischgebackene Champion jetzt entscheiden, ob er sich schon traut, die anderen Raubtiere herauszufordern.


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