Der Weltmeisterschaftskampf zwischen Titelverteidiger Ding Liren und Gukesh Dommaraju ist schon ein ganz besonderer in seinem Verlauf. Wegen Dings nicht-weltmeisterlichen Ergebnissen nach dem Gewinn des Titels galt vielen Experten vor Beginn des Wettkampfes der 18-jährige Herausforderer Gukesh als Favorit. Manche befürchteten sogar einen völlig einseitigen Verlauf des Matches, eine frühe klare Führung des Inders und vielleicht sogar ein vorzeitiges Ende. Diese Befürchtungen dürften nach der 1. Partie aber verflogen seine. Es war nicht nur das Ergebnis, dass die Auguren nachdenklich machte, es war auch der Verlauf der Partie. Mit den schwarzen Steinen hatte der Weltmeister den 18-Jährigen Inder in einer sehr einseitigen Partie überspielt.
In der dritten Partie lagen die Vorteile nach der Eröffnung ebenfalls bei Ding, aber er nutzte sie nicht. Stattdessen wurde ihm ein Läufer, der sich nach c2 verlaufen hatte, zum Verhängnis. In den folgenden Partien schien es, als ob Gukesh mehr um einen weiteren Sieg bemüht war, während Ding vor allem nicht verlieren wollte.
In der 12. Partie wurden Gukeshs Bemühungen vom Erfolg gekrönt. Auch hier stand Dinge nach der Eröffnung eher besser, bevor ihm die Partie in taktisch anspruchsvoller Stellung aus den Händen glitt.
Attack like a Super Grandmaster
In this Fritztrainer: "Attack like a Super GM" with Gukesh we touch upon all aspects of his play, with special emphasis on how you can become a better attacking player.
Mehr...
Nach 11 Partien lag also der Herausforderer vorne, bei drei noch zu spielende Partien. Nun hätte man erwarten können, dass Gukesh in der nächsten Partie mit Schwarz ein Remis anstreben würde, eine möglichst solide und langweilige Eröffnung wählen, um dann durch Tausch langsam die Luft rauszulassen. Doch das machte der Herausfordere nicht. Er ließ sich so wie Ding am Tag zuvor auf die Reti-Eröffnung ein und wurde dort vom Weltmeister in einer ebenfalls einseitigen Partie ausgespielt. Ausgleich.
Richard Reti hätte sich gefreut, wie seine Spielstrategie hier erneut zum Sieg geführt wurde. In der 13. und vorletzten Partie führte Gukesh nun wieder die wieder die weißen Steine, zum letzten Mal in den regulären Partien dieses WM-Matches.
Doch diesmal gab es keine Reti-Eröffnung. Gukesh kehrte zum Beginn dieser Weltmeisterschaft zurück, zur Eröffnung der ersten Partie, die er so schlimm verloren hatte, und zog 1. e4.
Ding wählte wieder die Französische Verteidigung. Anders als in der ersten Partie zog Gukesh diesmal aber schon 5.Sce2. Mit 7.a3 wählte er dann einen eher selten gespielten Zug gegenüber 7.f4, was mit Zugumstellung zur Variante der ersten Partie geführt hätte.
Ding legte hier seine erste etwas längere Denkpause ein.
Gukesh erhielt im Laufe des Mittelspiels die bessere Partie und hatte dann mit einem Springer gegen den schlechten französischen Läufer plus Schwerfiguren die bessere Leichtfigur und verfügte über einigen Druck.
Bei knapper Bedenkzeit konnte Ding aber seine Stellung einigermaßen zusammenhalten. Allerdings verpasst Gukesh im 31. Zug eine deutlich bessere Möglichkeit, die ihm einen großen Vorteil gegeben hätte.
Vor der morgigen letzten regulären Partie steht es also gleich. Wenn die 14. Partie am Donnerstag auch remis endet, folgt am Freitag ein Stichkampf mit Schnellschachpartien.
Ergebnisse
|
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
6 |
7 |
8 |
9 |
10 |
11 |
12 |
13 |
14 |
Stand |
Gukesh |
0 |
½ |
1 |
½ |
½ |
½ |
½ |
½ |
½ |
½ |
1 |
0 |
½ |
|
6½ |
Ding |
1 |
½ |
0 |
½ |
½ |
½ |
½ |
½ |
½ |
½ |
0 |
1 |
½ |
|
6½ |
Alle Partien
Turnierseite...