Weltmeisterschaft Ding gegen Gukesh: Auftakt mit Knalleffekt: Ding gewinnt 1. Partie

von André Schulz
25.11.2024 – Nach dem Gewinn der Schach-Weltmeisterschaft geriet Ding Liren in eine mentale Krise und so sahen viele den Herausforderer Gukesh als Favoriten im WM-Kampf in Singapur an. Doch Ding überraschte Gukesh in der 1. Partie mit der Französischen Verteidigung und folgte hier einer Empfehlung aus Michael Prusikhins Fritztrainer. Am Ende stand es 0:1. | Foto: Eng Chin An (FIDE)

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Nun hat er also begonnen, der mit Spannung erwartete Wettkampf um die Weltmeisterschaft 2024 zwischen dem Titelverteidiger Ding Liren und seinem Herausforderer Gukesh Dommaraju. Gastgeber ist der Schachverband von Singapur. Der Wettkampf findet im Resorts World Sentosa statt, das auf einer Insel vor der Südküste von Singapur liegt. Der Stadtstaat Singapur liegt selber auch auf einer Insel, durch die Straße von Johor an der Südspitze von der Halbinsel Malaysia getrennt. 

Der Wettkampf zwischen Ding und Gukesh wird über 14 Partien mit klassischer Bedenkzeit gespielt. Sollte es danach unentschieden stehen, folgt ein Stichkampf mit Schnellschachpartien. Der Gesamtpreisfonds umfasst 2,5 Mio. US-Dollar, mit Google als Hauptsponsor.

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Zu dieser Weltmeisterschaft gibt es einige Geschichten zu erzählen. Hier spielt ein Chinese gegen einen Inder, Vertreter der zwei Staaten der Welt mit den höchsten Einwohnerzahlen. Erstmals in der Geschichte der Schachweltmeisterschaften ist kein europäischer Spieler beteiligt. Ding Liren, 32 Jahre alt, ist der beste chinesische Großmeister einer Generation von starken Spieler aus dem Reich der Mitte, die sich in den 2000er Jahren nach und nach in die Weltspitze vorgespielt haben. Die chinesischen Männer dominieren das Schach nicht so sehr wie die chinesischen Frauen, gehören aber zu den führenden Nationen.

Die neue Schach-Großmacht ist indes Indien. Viswanathan Anand hat mit seinen Erfolgen in den 1990er und 200er Jahren, mit mehreren Weltmeisterschaften, einen ungeheuren Schachboom in seinem Heimatland ausgelöst und Schach zu einer der beliebtesten Sportarten gemacht. Unzählige junge Menschen eifern ihm nach, darunter große Schachtalente. In großer Zahl stürmten die Inder die Schachturniere in der Welt und die besten jungen Spieler eroberten rasch Plätze in die Weltspitze, darunter auch Gukesh Dommaraju, mit 18 Jahren einer der Jüngsten. Bei der vorletzten Schacholympiade 2022 holten die jungen Inder die Silbermedaille, in Budapest 2024 war es schon Gold.

Nach seinem Sieg im Weltmeisterschaftkampf 2023 gegen Ian Nepomniachtchi fiel Ding Liren in ein mentales Loch. Er verschwand aus der Turnierarena und berichtete in raren Interviews vage von gesundheitlichen Problemen. Schließlich kehrte er zurück, doch Ding war nicht mehr der alte. In seiner besten Zeit war Ding kaum besiegbar, legte eine Serie von 100 Partien ohne Niederlage hin und hatte wegen seiner Unüberwindbarkeit den Spitznamen "Chinesische Mauer". Doch nun machte er unerklärliche Fehler. Die Sicherheit war dem Chinesen abhanden gekommen und er rutsche in der Weltrangliste bis auf Platz 23 ab. Nie zuvor hatte ein amtierender Weltmeister einen Platz soweit hinten in der Weltrangliste belegt.

Im Gegensatz dazu wird Gukesh auf Platz fünf der Weltrangliste geführt. Das ist noch kein Platz an der Spitze der Liste, aber Gukesh hat in seiner Entwicklung das Ende der Fahnenstange gewiss noch nicht erreicht.

Das sind also die Ausgangsbedingungen beim WM-Kampf 2024 in Singapur. Und so galt den Experten Gukesh als Favorit auf den Sieg. Allerdings haben Zweikämpfe ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten.

Die Auslosung bei der Eröffnungsfeier ergab, dass Gukesh in der ersten Partie die weißen Steinen führen durfte, sicher ein Vorteil.

Sir Demis Hassabis, Nobelpreisträger für Chemie und Mitbegründer und CEO von Google DeepMind, eröffnete das Match mit dem symbolischen ersten Zug in Partie 1 des FIDE-Weltmeisterschaft 2024.

  

    

Der Herausforderer eröffnete mit 1.e4 und Ding wählte als Antwort die Französische Verteidigung. Diese hatte er zuletzt von über zehn Jahren gespielt. Das war also sicher eine Überraschung für Gukesh.

Der Titelverteidiger Ding Liren

Herausforderer Gukesh

Weiter ging es mit der Klassischen Variante (4... Sf6) und hier wich Gukesh nun mit 6.Sce2 den Hauptvarianten und auch der Vorbereitung von Ding aus dem Weg. Ding folgte dann bis zum 9.Zug einer Empfehlung von Michael Prusikin aus dessen Französischkurs.

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Ding macht in der Folge überraschend schnell Fortschritte am Damenflügel und drang mit seinen Figuren in die weiße Stellung ein. Dem hatte Gukesh wenig entgegenzusetzen. Eine Ungenauigkeit von Ding, nach der Gukesh noch etwas Kompensation hätte erreichen können und blieb unbestraft und so landete Gukesh in einem aussichtslosen Endspiel mit Damen und Leichtfiguren und zwei Minusbauern bei schlechterer Stellung.

Offizielle Seite der FIDE...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.
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