Wer die Simultanpartien auf dem Fritz-Server verfolgt hat, wunderte sich vielleicht
über die "zahme" Eröffnungswahl von Garry Kasparov in seiner
Partie gegen Gähwiler. Nach 1.e4 c5 2.Sf3 d6 verzichtete Kasparov darauf
zu zeigen, wie gut er sich noch an die scharfen Varianten im offenen Sizilianer
erinnert und zog 3.Lb5+. Aber das Mattsetzen hat Kasparov nicht verlernt. Als
nur noch wenige Figuren auf dem Brett waren, spielte sein Gegner einen sorglosen
Zug und wurde im Endspiel Matt gesetzt.
Gähwiler spielte
33...Td8? und gab nach
34.Sf6+ Kh8 35.Th5
auf.
Auch gegen Bredl demonstrierte Kasparov geradliniges Angriffsschach:
Kasparov-Bredl, Zürich Simultan
1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 dxc4 4.e3 Le6 5.a4 Sf6 6.Sc3 g6 7.e4 h6 8.Le2 Lg7 9.0-0
0-0 10.Le3 Sbd7 11.Sd2 a5 12.Sxc4 Lxc4 13.Lxc4 e6 14.Le2 De7 15.Dd2 Kh7 16.e5
Sd5 17.Sxd5 exd5 18.f4 Tfe8 19.Ld3 f5
Stellung nach
19...f5
20.g4 De6 21.gxf5 gxf5 22.Tf3 Te7 23.Kh1 Tf7 24.Tg1 Sb6 25.b3 Sc8 26.Tfg3
Se7 27.Dg2 Tg8 28.Lc1 Kh8 29.La3 Kh7 30.Dh3 Tgf8 31.Dh5 Kh8 32.Lc5 Kh7 33.Lxe7
Txe7 34.Tg6 Dc8 35.e6 1-0
Schlussstellung
Die meisten Punkte holte jedoch Ruslan Ponomariov - er gewann alle 25 Partien.
Hübsch war sein Sieg gegen Mäser:
Ponomariov - Mäser, Zürich Simultan
1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sd2 c5 4.Sgf3 Sc6 5.exd5 exd5 6.Lb5 Ld6 7.dxc5 Lxc5 8.0-0
Sge7 9.Sb3 Lb6 10.Te1 0-0 11.Lg5 h6 12.Lh4 f6 13.Sfd4 Sxd4 14.Sxd4 Lxd4 15.Dxd4
Sf5 16.Da4 Db6 17.Lg3 a6 18.Ld3 Sxg3 19.hxg3 Dxb2 20.Da5 Dd4 21.Dc7 b5
Jetzt zog Ponomariov
22.Te7. Das dürfte seinen Gegner überrascht
haben, denn schließlich hat der Turm auf e1 eine Aufgabe, nämlich
seinen Kollegen auf a1 zu beschützen. Doch nach 22...Dxa1+ 23.Kh2 steht
Schwarz auf Verlust, denn nach 23...f5 24.c3 kann er g7 nicht mehr decken. Also
spielte Schwarz
22...f5 aber konnte sich im weiteren Verlauf nicht vom
weißen Druck befreien:
23.Tae1 Df6 24.T1e5 d4 25.f4 Kh8 26.a3 Dg6 27.Kf2
Df6 28.Dc5 h5 29.Dxd4 Tb8 30.Le2 h4 31.De3 Tb7 32.Te8 Tbf7 33.Dc5 hxg3+ 34.Kxg3
Lb7 35.Lh5 g6 36.T8e6 gxh5 37.Txf6 Txf6 38.Dd4 Le4 39.Kh4 T8f7 40.Te6 1-0
Ergebnisse im Simultan:
Ruslan Ponomariov: 25:0
Vladimir Kramnik: 23,5:0,5
Garry Kasparov: 23:2
Vishy Anand: 23:2
Viktor Kortschnoi: 22,5:2,5
Veselin Topalov: 21,5:3,5
Anatoly Karpov: 20,5:4,5
Boris Spassky: 19,5:5,5
Nur vier der insgesamt 200 Simultanspieler konnten einen Sieg gegen die Weltmeister
erzielen. Das waren Gérard Nüesch (gegen Karpov), Holger Namyslo
(gegen Viktor Kortschnoi) sowie Mohajerin Payman und Sebastian Müer (beide
gegen Topalov).