Wer steht denn nun besser?

von ChessBase
29.05.2009 – Manchmal wachsen einem im Schach die Probleme über den Kopf, und am Ende kennt man sich gar nicht mehr aus. Das passiert vor allem dann, wenn sich durch Figurentausch asymmetrische Materialverhältnisse auf dem Brett gebildet haben. Denn hier kommt eine Frage zur anderen: Gibt es Schwächen im gegnerischen Lager, die sich aufs Korn nehmen lassen? Wie steht es um die Figurenkoordination auf beiden Seiten? Gibt es freie Linien für Schwerfiguren? Wie steht es um die Bauernstruktur, und gibt es Bauern auf beiden Flügeln des Brettes? Bieten sich den verbliebenen Leichtfiguren gute Stützpunkte? usw. usw. Und selbst wenn man jede einzelne Frage beantworten kann, taucht schon die nächste Komplikation auf: Wie muss man all diese Aspekte gewichten, um zu einer korrekten Einschätzung der Stellung zu gelangen? - Kein Wunder, dass selbst Spieler auf gehobenem Vereinsniveau in der Praxis oft vor asymmetrischen Materialverteilungen zurückschrecken. Wer sich  mit dieser faszinierenden Thematik befassen und dabei eine Menge für sein Verständnis tun will, dem empfiehlt Rezensent Jürgen Jordan in der Schach-Zeitung die DVD "Schwerfiguren gegen Leichtfiguren" aus Daniel Kings "Powerplay"-Reihe. Daniel King: "Powerplay 9 - Schwerfiguren gegen Leichtfiguren" im Shop kaufen... Videoausschnitt aus der Einleitung ansehen...Zur Rezension...

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Daniel King: Powerplay 9 - Schwerfiguren gegen Leichtfiguren

Rezension von Jürgen Jordan (Schach-Zeitung)

In seiner neuesten DVD aus der Power-Play Serie bespricht der englische Großmeister Daniel King das Thema „Schwerfiguren gegen Leichtfiguren“, das heißt Stellungen mit dem Materialverhältnis Dame gegen Turm und Leichtfigur, Dame gegen Türme sowie Turm gegen Leichtfiguren incl. Qualitätsopfer. Man kennt das selbst aus der eigenen Praxis. Es stellt sich zum Beispiel die Frage, ob es Sinn macht, die eigene Dame für 3 Leichtfiguren oder sogar weniger zu geben. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit so ein Tausch Sinn macht?

Daniel King beantwortet diese Frage und vieles mehr auf der DVD. Explizit erklärt er, dass die Dame im Spiel gegen Leichtfiguren Angriffsziele braucht. Gibt es Schwächen im gegnerischen Lager, die sie aufs Korn nehmen kann? Sind die gegnerischen Leichtfiguren koordiniert oder nicht? Ist die gegnerische Bauernstruktur kompakt oder geschwächt? All‘ diese Aspekte müssen zur Beurteilung der Frage, ob eine Materialänderung auf dem Brett bei Leicht- und Schwerfiguren erfolgen soll, berücksichtigt werden. Ist ein Turm gegen eine Leichtfigur überlegen oder nicht? Es macht keinen Sinn die Qualität zu gewinnen, nur um nachher zu erkennen, dass dieses nominelle Materialübergewicht nicht zum Sieg reicht. Viele Faktoren müssen berücksichtigt werden. Haben die gegnerischen Leichtfiguren Stützpunkte? Hat der Turm offene Linien, um in die gegnerische Stellung einzudringen? Gibt es Spiel an beiden Flügeln?

All‘ das beantwortet Daniel King auf der DVD wieder in höchst lehrreicher und kurzweiliger Art. Er erklärt sehr schön und unterhaltsam diese wichtigen Fragen und man hat das Gefühl, nach Durchsicht der Videoclips doch einiges mehr über diese Materialverhältnisse zu wissen, sodass man in seinen zukünftigen Partien besser abschätzen kann, ob sich ein entsprechender Materialtausch auch lohnt oder nicht.

Ein weiterer Punkt, den King hervorragend darstellt, ist das Qualitätsopfer an sich. Hierzu zeigt er u.a. Partien von Petrosjan und Topalov, die dafür ja bekannt sind. Zudem stellt er auch die Unterschiede in der Intention der beiden Spieler bei den Qualitätsopfern heraus, denn nicht jeder Tausch von Turm gegen Leichtfigur ist gleich motiviert. Wo Petrosjan fast immer eine positionelle Kompensation hat, opfert Topalov oft die Qualität ohne entsprechende direkte Kompensation, nur um nicht die Initiative zu verlieren, die ja im modernen Schach so wich tig ist. Auch hier hat man nach Durchsicht der Videos wieder das Gefühl, doch einiges mehr verstanden zu haben. Vor allen Dingen schärft es den Blick für zukünftige Fälle, vielleicht doch selbst mal so ein Qualitätsopfer anzubringen.

Daniel King versteht es wieder einmal, seine DVD mit vielen Tipps und Plänen für beide Seiten zu versehen. Abgerundet wird das Ganze durch 15 Teststellungen für den Zuschauer, wo der sein Wissen selbst unter Beweis stellen kann. Diese Stellungen sind teilweise recht schwierig, doch ist der AHA-Effekt nach der Lösung umso größer.

In insgesamt 35 Clips mit einer Laufzeit von 4 Stunden 15 Minuten bekommt man einen Einblick in die Welt der Schwer- und Leichtfiguren. Man kann nur hoffen, dass Daniel King noch viele weitere DVDs in seiner Power-Play Serie macht. Rundum empfehlenswert.

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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