Wer war der beste deutsche Schacholympionike?

von ChessBase
05.09.2016 – Wer war eigentlich der erfolgreichste deutsche Schachspieler bei Schacholympiaden? Michael Dombrowsky ist dieser Frage nachgegangen und hat gleich drei Antworten entdeckt, je nachdem, welchen Aspekt man untersucht. Ein Spieler hat die besten Medaillen gewonnen, einer die meisten und ein dritter Spieler hatte die meisten Einsätze. Mehr...

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Wer war Deutschlands Nr. 1 bei Schach-Olympiaden?

Von Michael Dombrowsky

Die Antwort ist nicht einfach. Je nachdem, welches Kriterium man zur Auswahl heranzieht, ergeben sich unterschiedliche Resultate. Geht man nach der Wertigkeit der Medaillen, so liegt Robert Hübner an der Spitze. Der 67jährige Großmeister aus Köln hat zweimal die Goldmedaille für die beste Leistung am ersten Brett gewonnen: 1972 in Skopje und 1990 in Novi Sad.

Robert Hübner

Skopje 1972

Best board results in Skopje 1972

1st Board

no. name flag code fin. pts gms %
1. GM Hübner, Robert GER A 15 18 83.3
2. GM Hort, Vlastimil CSR A 14½ 18 80.6
3. GM Browne, Walter Shawn AUS C 17½ 22 79.5


Robert Huebner 1989, mit John Nunn und Zoltan Ribli

Novi Sad 1990

Best Rating Performance in Novi Sad 1990

1. GM Hübner, Robert Germany GER Perfomance: 2734
2. GM Chandler, Murray Graham England ENG   2726
3. GM Ivanchuk, Vasyl Soviet Union URS  2711
 

 

 

 

In Skopje erzielte er in 18 Partien ein Resultat von 12 Siegen und 6 Remis ohne Niederlage. Dabei schrieb er noch Geschichte. Der Kölner Großmeister brachte dem Ex-Weltmeister Tigran Petrosjan die einzige Niederlage bei. Petrosjan erzielte bei seinen zehn Olympia-Starts in 129 Partien 78 Siege, 50 Remis und verlor nur gegen Hübner.

In Novi Sad genügten vier Siege (darunter gegen Ivanchuk und Short) und sechs Remis (Timman, Grigoriev, Ljubojevic, Seiravan u. a.) für den Gewinn der Goldmedaille. Dabei zog man neben den Punkten auch den Elo-Durchschnitt der Gegner für die Medaillenvergabe heran.

Mit der Mannschaft sicherte sich Hübner 2000 in Istanbul die Silbermedaille. Er gehörte über den längsten Zeitraum der deutschen Olympiamannschaft an. Zwischen 1968 und 2000 nahm er an elf Schach-Olympiaden teil. Seine 122 Partien endeten mit: + 48, = 65, - 9J

Artur Jussupow und Robert Hübner bei der WM 2008 in Bonn. Beide gewannen Silber in Istanbul 2000.


Sucht man nach dem erfolgreichsten Medaillenhamster, wäre Großmeister Lothar Schmid (* 10. Mai. 1928 in Radebeul + 18. Mai. 2013 in Bamberg) die Nummer eins.

Lothar Schmid

Er gehörte nicht nur den Mannschaften an, die 1950 in Dubrovnik und 1964 in Tel Aviv Bronze gewonnen haben, sondern sammelte auch in der Einzelwertung eine ganze Silbermine zusammen. Viermal - neben 1950 auch in Helsinki 1952, in Lugano 1968 und in Siegen 1970 – wurde er Zweiter am zweiten Brett.

Schmid, unvergessen als Schiedsrichter beim WM-Kampf Fischer – Spasski 1972, trat zwischen 1950 und 1974 elf Mal für Deutschland an. Das Ergebnis aus 139 Partien: + 66, = 51, - 21.

Stellt man aber den Spieleifer für Deutschland in den Vordergrund, dann wäre Wolfgang Unzicker (*26. Juni 1925 in Pirmasens + 20. April 2006 in Albufeira/ Portugal) unbestritten an der Spitze.

Uhlmann und Unzicker, Leipzig 1960

Der Großmeister, der den größten Teil seines Lebens in Bayern verbrachte, spielte zwischen 1950 und 1982 13 Mal bei Olympia für Deutschland. Unzicker gehörte auch zu den Bronzemedaillengewinnern von 1950 und 1964. Außerdem erhielt er 1950 für seine Leistung am Spitzenbrett – neun Siegen, vier Unentschieden ( gegen Euwe/Niederlande, Reschewski/USA, Najdorf/Argentinien und O’Kelly/Belgien) und einer Niederlage – die Goldmedaille.

Bei seinen 13 Olympia-Auftritten spielte er zehnmal am ersten und dreimal am zweiten Brett. Die 206 Partien endeten mit folgendem Resultat: + 69, = 110, - 27.

Mit insgesamt 386 Einsätzen in der Nationalmannschaft ist Wolfgang Unzicker bis heute die unbestrittene Nummer eins.

 


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