Von André Schulz
Fotos: Frank Jarchov und Georgios Souleidis
Tabelle:
1. OSG Baden Baden 10 18 57½
2. SG Solingen 10 18 50½
3. Werder Bremen 10 18 48½
4. SV Mülheim Nord 10 15 48½
5. Hamburger SK 10 13 46½
6. SV Wattenscheid 10 13 45
7. SC Remagen 10 12 44
8. SK Turm Emsdette 10 10 42
9. SF Katernberg 10 10
37
10. SC Eppingen 10 9 41½
11. Schachfreunde Be 10 6 35½
12. SG Trier 10 6 34
13. FC Bayern Münche 10 4 31
14. SK Heidelberg Ha 10 4 29
15. SK König Tegel 10 2 25
16. Erfurter SK 10 2 24½

Heute kam es zum Spitzenkampf zwischen Titelverteidiger Baden-Baden und
Verfolger Werder Bremen. Nach der Logik des Bundesliga-Spielplans, der die
Heim-Wettkämpfe auf die jeweiligen Reisepartner verteilt, fand dieser in
Heidelberg statt. Aufsteiger Heidelberg-Handschuhsheim ist der Reisepartner des
OSC Baden-Baden und war diesmal eben als Ausrichter an der Reihe. Die
Heidelberger wird es gefreut haben. Über 200 Zuschauer fanden den Weg in die
Stadthalle. Im Internet sahen weit mehr zwar nicht die Stars, aber immerhin die
Partien.

Frühling an der Heidelberger Bastei (Fotos: Frank Jarchov)

Topambiente für den Bundesliga-Gipfel



Der erste Zuschauer ist da

So wird gespielt

Viswanathan Anand mit seinem Sekundanten Peter Heine Nielsen
Alexei Shirov, der in der Woche davor in Hamburg Lektionen für eine neue DVD
aufgenommen hatte, glaubte sich zu erinnern, dass er schon einmal in der
Stadthalle von Heidelberg gespielt hatte - damals gegen Kirchheim.

Außerdem dachte er laut darüber nach, ob nicht er internationaler
Rekordhalter beim Gewinn von Mannschaftsmeisterschaften sei. In Deutschland hat
er mit Lübeck und nun mit Baden-Baden mehrere Titel geholt und in Spanien hat er
ebenfalls mehrfach mit seinem Team die Mannschaftsmeisterschaft gewonnen.
Werder Bremen hat sich in letzter Zeit mehr und mehr verstärkt und ist
nominell eigentlich die einzige Mannschaft, die es den Namen nach mit dem
Starensemble des Titelverteidigers einigermaßen aufnehmen kann. Zu den früher an
der Spitze spielenden McShane, Efimenko und Areshchenko kamen inzwischen u.a.
Roiz, Eljanov, Mamedyarov und Gashimov hinzu.

Efimenko


Areshchenko

Mamedyarov
Die Aseris sind beide in der Weltrangliste unter den Top Ten platziert.
Allerdings haben die Spitzenmannschaften jeweils einen "Sonntagsanzug" und einen
"Alltagsanzug", sprich: es gibt die Bestbesetzung, die wegen des finanziellen
Aufwandes oder vielleicht auch wegen anderer Turniere seltener an den Brettern
sitzt und es gibt die Stammbesetzung, der Mannschaftskern ohne die Topstars. Und
im Alltagsanzug hat Werder im Verlauf der Saison schon zweimal einen Punkt
abgegeben, u.a. sehr überraschend trotz ordentlicher Besetzung gegen
Reisepartner Hamburg.




Bremen spielt in Grün




Trotzdem würde ein Sieg über Baden-Baden zumindest für einen Stichkampf um den
Titel reichen - wenn sonst nichts mehr schief geht. Natürlich reisten die Bremer
zum Spitzenkampf in der bestmöglichen Aufstellung an. Und der Titelverteidiger
nahm seinen Verfolger sehr ernst und bot ebenfalls (fast) alles auf, was an
Stars verfügbar war - und das ist eine Mannschaft mit einem Eloschnitt von über
2700, Weltmeister inklusive. Nur Magnus Carlsen fehlte.
An Brett Eins traf Weltmeister Anand (Baden-Baden) auf Werders Nr. 1 Vugar
Gashimov, der vom Turnier in Linares herbeigeeilt war.

Anand
Der dritte 2700plus-Mann Aserbeidschans hat inzwischen sogar seine schon
früher erfolgreichen Kollegen Radjabov und Mamedyarov überflügelt. Die Partie,
in der Spanischen Tkachiev-Variante oder Modernen Archangelsk-Variante (6...Lc5)
gespielt, endete im 40. Zug remis. Im 16. Zug wich Anand mit Schwarz von einer
Vorgängerpartie Caruana-Lahno, Cap d'Agde 2008, ab und in der Folge wurden
einige Figuren getauscht. Am Ende entstand ein Remis-Turmendspiel.
Schnell remis endeten die Partien von Fressinet-Movsesian und Bacrot-Efimenko,
beide um den 20. Zug. Nicht viel länger dauerte die Partie Svidler-Mamedyarov in
der Spanischen Breyervariante: Remis im 28. Zug.



Analyse von Movsesian und Fressinet


re: Wolfgang Grenke
Nach drei Stunden wurde also noch an folgenden vier Brettern um den Sieg
gespielt: Eljanov-Shirov (Brett 3), Adams-Areshchenko (6), Roiz-Naiditsch (7)
und Nielsen-Nybäck (8), somit je zweimal Schwarz und zweimal Weiß für jedes Team
in den verbleibenden Partien.
In Eljanov-Shirov stand die Halbslawische Verteidigung auf dem Brett. Mit 6.Dc2
war der Ukrainer zwar den forcierten Abspielen der Meraner Variante ausgewichen,
aber die Struktur ähnelte später dann natürlich doch den Partien dieses
Variantenkomplexes. Shirov war am Damenflügel mit seinen Bauern vorgestoßen und
behielt einen Freibauern auf b4. Eljanov besaß einen solchen auf d5, außerdem
hatte er das Läuferpaar, Shirov dagegen Springer und Läufer. Zudem waren noch
Dame und je ein Turm auf dem Brett. In Adams-Areshchenko hatte der Engländer
etwas Raumvorteil und einen leichten strukturellen Vorteil in der Najdorfvariante.
Roiz-Naiditsch spielte sich auf dem Terrain der Englischen Eröffnung ab. Schwarz
hatte hier keine Probleme und in Nielsen-Nybäck besaß Weiß vielleicht ebenfalls
das etwas bequemere Spiel, mehr aber auch nicht. Zu diesem Zeitpunkt sah es
nicht so aus, als könne Werder dem Meister die Butter vom Brot nehmen.
Eljanov-Shirov endete dann nicht unerwartet mit einem Unentschieden. Ebenso die
Partie der beiden Wikinger, sofern die Finnen sich auch als solche sehen,
zwischen Nielsen und Nybäck.

Doch in Roiz gegen Naiditsch war etwas passiert. Hier hatte Weiß am
Damenflügel einen Mehrbauern erhalten. Naiditsch versuchte dies durch Spiel
gegen den weißen König zu kompensieren. Allerdings wurde dann im entstandenen
Schwerfigurenendspiel ein weißer Freibauer auf der c-Linie immer ungemütlicher.
Im 39. Zug, kurz vor der Zeitkontrolle, übersah der Deutsche dann offenbar eine
Rettungsidee mit der Möglichkeit eines Turmopfers und folgendem ewigen Schach
(39...Df4 mit der Idee 40.c7 Txh2! 41.Dxh2 Dxe4 und Dauerschach auf e4, h4 und
e1), was ihn zumindest noch im Spiel gehalten hätte. Danach musste er aufgeben.

Nun hing der Ausgang des Kampfes an der Partie Adams gegen Areshchenko. Hier
hatte der Ukrainer den weißen Druck abgeschüttelt und sich sogar einen weit
vorgeschobenen Freibauern auf der d-Linie verschafft. Um den 40. Zug war das
Brett noch recht voll, aber von weißem Vorteil keine Spur.


Und dann übersah Adams in komplizierter, aber ausgeglichener Situation eine
Mattdrohung. Werder gewinnt. Die Meisterschaft ist wieder offen.
Der Spitzenkampf war ein Aufgebot von absoluten Topspielern und
Spitzengroßmeistern und für die Zuschauer vor Ort und im Internet ein tolles
Spektakel. Leider war mit Arkadij Naiditsch nur ein einziger deutscher Spieler
mit dabei.
Morgen werden Jan Gustafsson und Niclas Huschenbeth in einer Sondersendung
von TV ChessBase einige Partien des Bundesliga-Wochenendes zeigen und
analysieren.
Im parallel gespielten Kampf zwischen Hamburg und dem Gastgeber blieben die
Hanseaten siegreich. Kempinski und Ghaem Maghani holten die entscheidenden
Punkte. Morgen müssen die Heidelberger und Hamburger gegen Bremen und
Baden-Baden antreten und werden wohl als Kollateralschäden in der Luft
zerrissen. Besonders die Baden-Badener werden sehr, sehr wütend sein...

Robert Kempinski (Fotos: Georgios Souleidis)

Ghaem Maghami (Hamburg)

David Baramidze

Dirk Sebastian

Niclas Huschenbeth

Gennadi Ginsburg (Heidelberg)
OSG Baden Baden 3 - 5 Werder Bremen
1 Anand,Viswana ½ : ½ Gashimov,Vuga 1
3 Svidler,Peter ½ : ½ Mamedyarov,Sh 2
4 Shirov,Alexei ½ : ½ Eljanov,Pavel 4
5 Bacrot,Etienn ½ : ½ Efimenko,Zaha 5
6 Movsesian,Ser ½ : ½ Fressinet,Lau 6
7 Adams,Michael 0 : 1 Areshchenko,A 8
8 Naiditsch,Ark 0 : 1 Roiz,Michael 9
10 Nielsen,Peter ½ : ½ Nyback,Tomi 10
SK Heidelberg Ha 3 - 5 Hamburger SK
1 Ikonnikov,Via 0 : 1 Kempinski,Rob 2
2 Svetushkin,Dm 0 : 1 Ghaem Maghami 3
3 Ginsburg,Genn ½ : ½ Baramidze,Dav 4
4 Gurevic,Vladi ½ : ½ Rogozenco,Dor 6
5 Chernov,Vadim ½ : ½ Heinemann,Thi 11
7 Gerigk,Erasmu ½ : ½ Reeh,Oliver 13
8 Schwalfenberg ½ : ½ Huschenbeth,N 14
10 Vatter,Hans-J ½ : ½ Sebastian,Dir 15
SV Mülheim Nord 4 - 4 FC Bayern Münche
5 Landa,Konstan ½ : ½ Bromberger,St 2
6 Fridman,Danie ½ : ½ Schenk,Andrea 3
10 Berelovich,Al ½ : ½ Marcelin,Cyri 4
11 Levin,Felix ½ : ½ Belezky,Alexa 9
12 Hausrath,Dani ½ : ½ Meissner,Bern 10
13 Saltaev,Mihai 1 : 0 Meister,Peter 11
14 Schebler,Gerh ½ : ½ Reich,Thomas 12
17 Wittenberg,An 0 : 1 Jorczik,Julia 17
SF Katernberg 5 - 3 Erfurter SK
2 Chuchelov,Vla ½ : ½ Romanov,Evgen 1
3 Firman,Nazar 0 : 1 Michiels,Bart 3
4 Seel,Christia 0 : 1 Casper,Thomas 5
5 Bischoff,Klau ½ : ½ Enders,Peter 7
7 Glek,Igor V 1 : 0 Mueller,Matth 8
8 Zaragatski,Il 1 : 0 Schoene,Maria 10
12 Siebrecht,Seb 1 : 0 Troyke,Christ 11
13 Scholz,Christ 1 : 0 Schuetze,Norm 12
SG Solingen 5 - 3 SV Wattenscheid
3 Nikolic,Predr ½ : ½ Najer,Evgeniy 2
4 Buhmann,Raine ½ : ½ Macieja,Bartl 3
5 Werle,Jan 0 : 1 Johannessen,L 7
7 Jussupow,Artu 1 : 0 Appel,Ralf 8
9 Ragger,Markus 1 : 0 Handke,Floria 10
10 Ernst,Sipke 0 : 1 Straeter,Timo 14
11 Naumann,Alexa 1 : 0 Thiel,Thomas 15
12 Hoffmann,Mich 1 : 0 Koerber,Matth 17
SC Remagen 5½-2½ SK Turm Emsdette
5 Parligras,Mir ½ : ½ Giri,Anish 2
6 Huebner,Rober 1 : 0 Janssen,Ruud 6
8 Dgebuadze,Ale 0 : 1 Brandenburg,D 9
10 Swinkels,Robi 1 : 0 Breder,Dennis 10
11 Teske,Henrik ½ : ½ Fiebig,Thomas 11
12 Popovic,Petar ½ : ½ Pruijssers,Ro 12
15 Schulz,Klaus- 1 : 0 Richter,Chris 14
16 Bok,Benjamin 1 : 0 Zumsande,Mart 15
SC Eppingen 6 - 2 SK König Tegel
3 Berkes,Ferenc 1 : 0 Rabiega,Rober 1
5 Gyimesi,Zolta 1 : 0 Stern,Rene 2
8 Braun,Arik ½ : ½ Muse,Mladen 3
9 Bindrich,Falk 1 : 0 Von Herman,Ul 4
10 Medvegy,Zolta ½ : ½ Fruebing,Stef 6
12 Muzychuk,Anna ½ : ½ Sarbok,Torste 9
13 Paehtz,Elisab 1 : 0 Breier,Andrea 10
15 Vogt,Lothar ½ : ½ Kachibadze,Ge 17